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Und man muß geſtehen, dieſer Gedanke, im darſtellen-
ven Unterrichie, ſogar an lebenden Modellen, unter Eichen
und Buchen und auf grünem Raſen erarbeitet, eine Schil-
derung von Kampf und Not und Sieg und Tod und un-
beſieglichem Humor im Spiegel unſerer Eiſenzeit wieder-
ſtrahlen zu laſſen, iſt ſo aus der Zeit herausgeboren, ſo
organiſq; aus ihr emporgewachſen, daß eigentlich jede
Schule nach Maßgabe ihrer Kräfte dieſe Pfade wandeln ſollte.
„Bruk ümmer flietig diene Kraft !*
„Man leewt blot, wenn man düchtig ſchafft !*
Und das tut Frig Müller mit ſeinen Jungen im Wil-
helm-Gymnaſium von unten an bis zu den „Herren“
Jungen nach oben hin in der Prima.
Davon legt, wie ſchon ſo häufig, auch dieſe intereſſante
Ausſtellung wiederum ein beredtes Zeugnis ab. =- Alles
in planmäßiger Vorbereitung erarbeitete Dinge, die dort
zur Darſtellung kamen, teils farbig, teils in Schwarz-weiß-
kunſt. = |
Man ſah zum Teil geradezu künſtleriſch hervorragende
Zeichnungen und Bilder, vor allem von dem Primus
omnium, einem zeichneriſch jedenfalls ganz beſonders be-
gabten Schüler Reyersbach, der eine geradezu verblüffende
Ideenfülle in ſeiagen Zeichnungen (allein 54 farbige Poſt-
kartenentwürfe) und Modellierarbeiten zur Darſtellung bringt.
Ganz beſonders iſt noch zu erwähnen, daß auch, ſowohl
in den Zeichnungen als auch in den Plaſtiken, der geſunde
deutſche „ Humor“ zur lebendigen Betätigung kommt. Das
ſollte nie im darſtellenden Unterrichte verſäumt werden!
„Schafft Sonnenſchein ins Haus hinein!“ Auch in die
Schulhäuſer, und das möglichſt viel! Jeder Lehrer und
jede Lehrerin ſollte das Prinzip auf jedem morgendlichen
Schulwege beherzigen: „Wenigſtens einmal am Tage ſollten
Kinder in der Schule herzhaft gelacht haben.“
Das kann man auch, wenn man in der Ausſjtellung
im Wilhelm-Gymnaſium „The germans“, „Im Dienſte
der Kultur“ (Ein frierender Sepoy) und „Die Strategen“
nebſt manchen anderen Bildern kindlichen Humors betrachtet.
Bei den Modellierverſuchen dominiert auch in hervor-
ragender Weiſe der vorhin erwähnte Hans Reyersbach,
deſſen Jdeenreichtum und darſtellende Kraft neben anderen
ſehr guten Leiſtungen unzweifelhaft künſtleriſch zu großen
Hoffnungen berechtigt. „Hagenbeck's neueſte Tiertransporte
vom Kriegsſchauplas“, der „galliſche Hahn“, der japaniſche
Affe, der engliſche Bullenbeißer, der ruſſiſche Bär, nebſt all
den andern dahin gehenden Dingen verraten guten Humor
als belebendes Element in der darſtellenden Seelenkraft.
Paul Orlamünder.
»Geſellſchaft der Lreunde““. Vortrag von Otto Ernſt
am Mittwoch, den 3. Februar, im Curiohaus.
Den Vortrag über „Die Revolution der deutſchen Seele“
hat Otto Ernſt bereits in der „Litter. Geſellſchaft“ gehalten.
Die Tageszeitungen haben ihn beſprochen, und wir brauchen
deshalb auf den Inhalt nicht weiter einzugehen. Wir
hörten vor Jahren in einer Verſammlung der „Friedens-
geſellichaft“ ſeligen Andenkens einen Vortrag von Otto
Ernſt, in dem er beſonders dem alten Ernſt Moritz Arndt
zu Leibe ging, deſſen rachedurſtige Berſe gegen Frankreich
nicht ſeinen Beifall finden konnten. Damals hat uns
Okto Ernſt nicht gefallen. Aber ſeitdem ſchlug mancher an
jeine Bruſt, und ſo kam es bei vielen zu einer Revolution
der Deutſchen Seele. Dem Vortrage über dieſen Gegen-
ſtand konnten wir freudigen Herzens zuſtimmen ; das be-
zeugte auch der lebhafte, ehrliche Beifall, der leider nicht
großen Zahl von Zuhörern. Der Vortrag war eine Tat
des Herzens, kein =- Bericht. M.
Ein muſtergültiges Schulgeſangbuch iſt uns durch
Zufall in die Hände gefallen; es iſt das Feldgeſang-
buch für die evangeliſchen Mannſchaften des deutſchen
31 -
Heeres. Es enthält 30 unſerer bekannteſten und ſchönſten
Geſänge : Ein feſte Burg, =- Jeſus, geh voran, -- Jeſus,
meine Zuverſicht =- und andere mehr, außerdem einige Gebete
und 10 geiſtliche Bolkslieder, wie Harre, meine Seele, =-
Ich bete an die Macht der Liebe, = Bater, ich rufe dich, =
Wir treten zum Beten. =- Das Büchlein wiegt 20 8 und
enthält reichlichen Stoff für unſere Volksſchule. Möge
man, wenn man es in Rückſicht auf den Geſangsunterricht
für zweckmäßig hält, die Weiſen in Noten dazu ſeßen!
Daß unſere Schüler ſich mit einem Buch mit über 500
Geſängen abſchleppen, iſt wirklich überflüſſig; es gibt kein
zweiies Schulbuch, von dem ein ſo geringer Teil in der
Schule wirklich gebraucht wird. Wir möchten die Auf-
merkſamkeit des behördlichen Ausſchuſjes, der für die Be=-
ſchaffung unſerer Schulbücher zu ſorgen hat, auf die An=
gelegenheit lenken; der Staatskaſje und den Kindern wäre
eine weſentliche Erleichterung gegeben. S-e.
Iundſchau.
Der Legrer im Teide als Geſangsmeiſtter. In
der „Köln. Bolksztg.“ veröffentlicht der Kreisſchulinſpektor
Dr. Renſing aus Eſſen eine Anzahl Feldbriefe von Lehrern,
um an ihnen zu zeigen, mit welchem Geiſte unſere Kollegen
unter den Fahnen ſtehen. Er kommt zu dem Urteil: „Dem
Lehrerſtande fällt ein guter Teil an den herrlichen Erfolgen
zu, die bisher errungen worden ſind. Er hat in die Herzen
der Jugend den Willen zur opferſreudigen Baterlandsliebe
gepflanzt, der über anderthalb Millionen Freiwillige auf
den Plan rief. Die Krieger aus dem Lehrerjtande tragen
auch jetzt zum guten Geijte unſerer Truppen weſentlich bei,
wie mir bereits von mehreren höheren Offizieren berichtet
wurde. Und die vielen Auszeichnungen von Lehrern mit
dem Eiſernen Kreuze beweiſen, daß die Lehrerſchaft an
Tapferkeit hinter keinem andern Stande zurückſtieht.“
In einem der Briefe ſchildert ein Lehrer feine Tätigkeit
als Geſangsmeiſter :
Vor einigen Tagen habe ich einen Chor in meiner
Kompanie gegründet. Unſer Hauptmann, dem wir ein
Ständchen brachten, zollte uns viel Anerkennung und DanK.
Er äußerte den Wunſch, wir möchten die Lieder am nächſten
Abend Seiner Kaiſerlichen Hoheit dem Kronprinzen vor-
tragen. Am nächſten Tage entwickelte ſich nun eine rege
Ueberei, jo daß meine Sänger bald um ihre ſchönen
Stimmen kamen. I< habe hier ein brillantes Stimm=-
material. Unſer Revier, ein franzöſiſcher Vereinsſaal, wurde
prächtig dekoriert. Seine Kaiſerliche Hobeit freute ſich,
ſeine Wachtkompanie ſingen zu hören und erſchien pünktlich
zur angeſagten Stunde: Freitag nachmittag 5 Uhr. Ich
begann beklommenen Herzens zu dirigieren. Leiſe, weh-
mütig ſette das erſte Lied ein, das an einigen Stellen zu
freudiger Entſchloſſenheit wuchs, um ergeben zu enden. Die
Sänger folgten meinem Stab, einem Stück Billardqueue,
genau. Die Erregung jſ<wand. Sofort ſezte ich mit dem
zweiten Liede ein. Freudig, von edler Begeiſterung ge-
tragen, durch den hohen Augenblick geſteigert, klangen die
echt deutſchen Worte, die durch den zeitgemäßen Inhalt
und durc< klangvolle Kompoſition zum Ausdruck gebracht,
bei allen eine begeiſterte Stimmung hervorriefen. Leiſe,
faſt reſigniert rollten die Schlußakkorde durchg den Raum :
Fahr wohl, mein teures Heimatland, fahr ewig, ewig wohl!
Nun no<h das dritte Lied: „Es brauſt ein Ruf!“, mit
elementarer Wucht, hinreißend! I< machte meine Ehren-
bezeigung. Seine Kaiſerliche Hoheit löſte ſic) aus der
Gruppe der ihn umgebenden Offiziere, kam auf mich zu,
reichte mir, freudig winkend, die Hand und lobte vor allem
die Auffaſſung der Geſänge und die herrlichen Tenöre.
Dann wandte er ſich freundlich grüßend und dankend zu
den Sängern und verabſchiedete ſich mit: Ade, Kameraden!
== Kurz nac< 8 Uhr kam die Meldung, daß Antwerpen
gefallen ſei. Welch ein Zubel!