eins hat uns der Berlauf des Krieges mit Flammenſchrift
ins Herz geſchrieben = wenn ein Bolk und ein Heer
Anſpruch erheben darf auf größte Opferwilligkeit und
ſelbſtloſes Handeln aller, ſo iſt es das deutſche. Daß die
Hamburger Volksſchullehrerſchaft das in ſie geſeßte Ber-
trauen gerechtfertigt hat, ſteht außer Frage. Unterſuchen
wir aber nicht weiter, was wir ſchon getan haben; fragen
wir lieber, ob wir nicht no< mehr tun können. Im
Grunde genommen iſt es beſchämend, daß wir um ein
paar Mark rechnen, während draußen die halbe Welt in
Flammen ſteht, täglich unermeßliche Opfer an Gut und
Blut dem VBaterlande dargebracht werden und die unver-
gleichlichen Taten unſeres Landheeres und unjerer Marine
die ganze Welt in Staunen und Bewunderung verſeßen.
Was wir vor weiten Kreiſen des Bürgertums voraus
haben, das iſt die ſtraſſe Organiſation. Müßte jeder von
uns perſönlich fein Scherflein zur Kriegshilfe oder zum
Roten Kreuz tragen, es würde wahrſcheinlich auch nicht
viel dabei herauskommen. Vielfach handelt es ſich nur
Darum, daß der richtige Anſtoß gegeben wird. I< war
vor kurzer Zeit in einer kleinen Geſellſchaft, wo nebenher
auch von den Aufwendungen für die Kriegshilfe und von
der Tätigkeit der Bolksſchullehrerſchaft geſprochen wurde.
Zwei Tage ſpäter erhielt ich von einem jungen Kaufmann,
der auch zugegen war, einen Scheck über 509 Mark mit
folgender Bemerkung : „Meiner Freude über die großen
Opfer, die die Hamburger Lehrer in dieſer ſchweren Zeit
dem Baterlande bringen, möchte ich durch einliegenden
Scheck beſcheidenen Ausdruck verleihen.“ Das Geld iſt,
wie die Liſte zeigt, unſerer Sammlung zugute gekommen.
Geht hin und tut desgleichen !
Der Hilfsausſchuß der Hamburger Lehrerſchaft.
H. Möller, Rechnungsführer.
Mit der Februarſammlung beläuft ſich unſere Kriegs-
ſpende auf
328 496,59 Mark.
Jahresbericht der Hamburger Lehrer-Union.
Aus dem Jahresbericht der Hamburger Lehrer-Union ents-
nehmen wir folgendes :
Es haben im leßzten Arbeitsjahre außer drei Hauptver-
ſammlungz2n dreizehn Arbeitsverſammlungen ſtattgefunden.
An Borträgen wurde geboten : Paſtor Mumſen, die Iin-
fehlbarkeit der Bibel. Vaſtor Pauli, „die lyriſche Poeſie“
des alten Teſtamentes. Rektor Edler, „die neue Ham*-
burger Schulbibel*. Prof. Dr. Spitzer, Legendariſche Bor=-
läufer der Fauſtſage. Lehrer Hartje, die Jugend 1813 und
1914. Aus dem Gebiet der praktiſchen Lehrtätigkeit
ſtammte der Bortrag des Lehrers Buchholz „Meine Exr-
fahrungen im Zeichenunterricht“.
An verſchiedenen Abenden fanden außerdem Be-
ſprechungen über Tages- und Vereinsfragen ſtatt. Lebhaft
waren ſtets die Debatten nach den Vorträgen ; beſonders
als kürzlich die Oſter-Berſezung verhandelt wurde ; ebenſo
beteiligten ſich faſt alle Anweſenden an der Bibelbeſprechung,
die Herr Paſtor Iſenberg über Jeremias 18 abhielt.
Troß ſchlechten Wetters vereinigte ſich eine Zahl von
Mitgliedern im Herbſt beim Ausflug in der Elbſchloß-
Brauerei und an Kaiſers Geburtstag zur Zuſammenkunft
in Ohlsdorf.
Eine Reihe von jüngeren Mitgliedern ſieht im Felde,
mehrere ältere Mitglieder haben ihren Sohn hinausgeſchickt.
In verſchiedenen Familien iſt das eiſerne Kreuz ein-
gekehrt. Drei Angehörige der H. L.-U. haben ihren Sohn
auf dem Felde der Ehre verloren. Mehrere Mitglieder
müſſen no< in die Reihen der Baterlandsverteidiger ein-
treten, falls der Krieg länger dauert.
60 Mark konnte der Kaſſierer für den Bau der Kapelle
im Hammerbrook im Juni einſenden. Bei Beginn des
Krieges beſchloß der Berein, 100 Mark dem Roten Kreuz
zuzuwenden, 50 Mark der Norddeutſchen Miſſion, 50 Mk.
der Leipziger und 50 Mark der Inneren Miſſion.
Durch den Tod iſt ein Mitglied ausgeſchieden, zwei
durch Fortzug aus Hamburg, dafür traten vier neue Mit-
glieder ein. Der Vorſtand ſett ſich fürs kommende Ber-
einsjahr aus folgenden Herren zuſammen :
1. Borſißender : Edeler, 2. Vorſigender : Birkenſtock,
Kaſſenverwalter : Ley, Büchereiverwalter : Kühl, 1. Schrift-
führer : Borbis, 2.. Schriftſührer : Buchholz.
Die nächſte Zuſammenkunft iſt am 6. März im An-
ſchaarſaal (Balentinskamp) 7 Uhr, bei dem dann ſtattfin-
denden Bortrag des Herrn Vaſtor a. D. Balihorn ſind
Gäſte, auch Damen, gern geſehen.
VomBHSamburgiſchen Landesverband für Iugend-
pflege geht uns das nachſtehende Anſchreiben zu :
Sehrgeehrter Herr!
Um Sonnabend wurde im Thalia-Theater zum erſten-
mal „Wandervögel“ von Paul Münch aufgeführt. Aus
einer früheren Beſprechung im Kunſtwart und in den Führer-
heften der Wandervogelbewegung wußte man, daß das
Stück eine unglaubliche Berhunzung des Wandervogelge-
dankens fei, hergeſtellt von einem Manne, der von Jugend,
Jugendbewegung und Jugendpflege keinen blauen Dunſt
hat. Demgemäß fezten ſich unſere Hamburger Wander-
vögel in Bewegung, um gegen den Inhalt dieſes Stückes
im Theater zu proteſtieren. Sie fandten durch die Ge-
ſchäftsſtelle des Hamburgiſchen Landesverbandes für Jugend-
pflege allen Zeitungen Verwahrungen ein und baten um
Abdruck. Keine Zeitung iſt dieſem Wunſch nachgekommen.
-=- Die Form des Proteſtes im Theater können wir nicht
billigen, obgleich es uns verſtändlich iſt, daß die unglaudb-
lich provozierte Jugend die Ruhe verlieren mußte und
weiterging als ſie beabſichtigt hat. Die Beſprechungen in
den Zeitungen ſind dagegen für die Wandervögel günſtig.
Sie verurteilen das Stück und ſeine Tendenz einſtimmig
und betonen, daß die Wandervögel doch jezt ganz etwas
anderes ſind, als ſie hier dargeſtellt werden. Mit Aus-
nahme der Hamburger Nachrichten können wir mit allen
Kritikern zufrieden ſein. -- Um in dieſer ernſten Kriegs-
zeit die Jugend, die fo voll heiligen Eifers auf das Schlacht-
feld 30g, mit dem Geſang „Deutſchland, Deutſchland Über
alles“ vorwärts ſtürmte, vor Beleidigung zu ſchüßen, hat
ſich der Hamburgiſche Landesverband entſchloſſen, Proteit-
einſfprüche zu ſammeln und die Sammlung der Polizeibe-
hörde zu übergeben, damit die Weiteraufführung dieſes
Stückes unmöglich gemacht wird.
Wir nehmen ſchriftliche und mündliche Zuſtimmungs-
erklärungen bis Donnerstag mittag in unſerer Geſchäfts-
ſtelle entgegen und bitien ergebenſt, jich an dieſem Proteſie
zu beteiligen, um die Kundgebung möglichſt eindrucksvoll
zu geſtalten.
Mit vorzügliczer Hochachtung
Der Geſchäftsführer
des Hamburgiſchen Landesverbandes
für Jugendpflege.
K. Kuhlendahl.
Rundſchau.
Leſetunden im Schübengraben. Von allen Liebes-
gaben, die unſere Feldgrauen erhalten, ſind vielen die ihnen.
zugeſandten Bücher und Zeitungen am willkommenſten.
Manche größere und Kleinere Leſegemeinſchaft bildet ſich
da in den Feldbefeſtigungen unmittelbar vor den feindlichen
Geſchoſſen, und wer wollte bezweifeln, daß ein gutes Buch,
ein Zeitungsartikel, ein Gedicht oder Lied die Lebensgeiſter
wieder erweckt und unſere Tapferen zu weiterem Ausharren
ſtärkt. In den Schüßengräben liegt der Arbeiter mit dem
Dr. phil. Schulter an Schulter. Nirgends führt das Leben
ſie wieder ſo nah zuſammen, wie hier. Ein Musketier
Dr. L. ſchreibt der Geſellſchaft für Verbreitung von Bolks-
bildung, die ſeit Beginn des Krieges 43 803 Bücher und
40 086 Bände und Hefte von Zeitſchriften in größeren