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nicht, dann hört der Spaß auf; darin iſt der Landſturm-
mann ſehr empfindlich. |
Bei einem vorübergehenden Aufenthalt in der Kajerne
liegen wir natürlich nicht auf der Bärenhaut, ſondern
dann gilt es „Fußſport“, Exerzieren, Felddienſt uſw. Dann
ſieht der Kaſernenhof mitunter aus, als würden dort Rekruten
ausgebildet. Das liegt aber den meiſten nicht. Sie freuen
ſich deshalb, wenn es wieder auf Wache geht.
Du ſiehſt, das ſind alles ſehr friedliche Bilder in
ſtürmiſcher Zeit. Sie erinnern wenig an Schüßengraben
und Krieg, und von Heldentum iſt darin nichts zu be-
merken. Außer an den Stellen, die bisweilen das Ziel
feindlicher Fliegerangriffe ſind, wird unſer Tun ſelten durch
Gefahren geweiht. Man kommt dabei eher in die Geſahr,
daß man ſich in ſeinem Kleindienſt verliert, ihm innerlich
verfällt, oder ſeiner auch ſo überdrüſſig wird, daß man ſich
die Laune verdirbt, in jedem Falle den Anſchluß an die
große Bewegung der Zeit verliert. Mancher erliegt dieſer
Gefahr, und es iſt eine hohe Aufgabe der Offiziere, ihr
entgegenzuwirken und den Geiſt der Truppe [ſo zu beein-
fluſſen, daß die innere Verbindung mit den Gefühlen, den
Gedanken und Ideen des Volksganzen nicht verloren geht.
Das iſt natürlich nicht leicht und nicht jedermanns Ding.
Glücklicher Weiſe wirken dafür auch andere? iFFaktoren.
Der Verkehr mit Truppen, die an der Front geweſen ſind,
das Zuſammentreffen mit Transporien, Verwundeten, Ge=-
fangenen, die Tatſache, daß man in Feindesland und von
Feinden umgeben iſt, und dazu die Nachrichten von den
Kriegsſc<auplägen und aus der Heimat. Das alles wirkt
dem Kleinmut und Kleinſinn entgegen. Da iſt auch für
uns Lehrer ein Feld, auf dem wir neben unſerm Dienſt
Erſprießliches leiſten können und müſſen. Letzten Endes
gewährt es dem Landſturmmann immerhin eine Befriedigung,
daß er, der es vielfach im Leben ſchon zu etwas gebracht
hat und ſich manche Bequemlichkeit hat leiſten können,
daß er doch auch Opfer bringt. Mögen ſie im Bergleich
zu den Kameraden an der Front, zu denen auch mancher
Landſturmmann gehört, klein ſein ; es iſt wenigſtens etwas.
Auch er ſteht an einem Plate, der nicht unbeſetzt bleiben
darf. Nun lieb Baterland, magſt ruhig ſein. Ruft ihn
die Pflicht einmal zu ernſteren Aufgaben, dann wird er
dem Rufe ernſt und freudig folgen. . . - . -
Dein A. P.
Aus Hamburg.
Hilfsausſchuß der Hamburger Lehrerſchaft. Unter
den vor der zweiten Prüfung und der feſten Anſtellung
ſtehenden Kollegen iſt die Befürchtung laut geworden, daß
ſie durch die Einberufung zum Heeresdienſt in ihren An-
ſtellungsverhältniſſen geſchädigt werden könnten.
Der Hilfsausſchuß hat ſich an zuſtändiger Stelle er-
kundigt und iſt zu der Erklärung ermächtigt, daß durch
die Oberſchulbehörde alles geſchehen wird, um irgendwelche
Benachteiligung durch den Heeresdienſt zu verhindern.
Hamburger Lehrer-Geſangverein. Obwohl weit
Über die Hälfte ſeiner Sänger im Felde ſtehen, hatte der
Hamburger Lehrer-Geſangverein ſich doch nicht entmutigen
laſſen, ſondern war mit unverdroſſenem Fleiß an die Vor-
bereitung ſeines 2. Konzertes gegangen, das am 18. und
19. Februar in der Muſikhalle ſtattfand und am 23. Fe-
bruar als Volkskonzert wiederholt wurde. Wäöhrend im
erſten diesjährigen Konzert ein Programm aufgeſtellt
war, das durchweg zu dem Kriege in unmittelbarer Be-
ziehung ſtand, ſo waren für dieſes 3 w eite Konzert auch
einige Werke zum Vortrag gewählt, die der Größe der
Zeit nur durch ihre ernſte Grundſtimmung Rechnung trugen,
ohne direkt kriegsmäßigen oder vaterländiſchen Charakter
zu haben. Dieſe Aufgabe konnte kaum treffender gelöſt
werden als es der hochkünſtleriſche Zuſchnitt des vom Chor-
meiſter mit gewohnter Meiſterſchaft aufgeſtellten Programms
tat. Wohl ſelten hat der H. L.-G. ein Konzert gegeben,
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das als Ganzes einen ſo tiefen Eindruck auf die Zuhörer
ausübte als dieſes leßtere. Wie linder Balſam legten ſich
die zarten, herrlichen Melodien von Sch uberts „Geſang
der Geiſter über den Waſſern“ und „Ruhe, ſchönſtes Glück
der Erde“ um die Seele und wirkten beruhigend auſ die
von den gewaltigen Ereigniſſen unſerer Zeit aufgepeitſchten
Nerven. Unterſtüßt durch die ehernen Klänge des großen
Orcheſters wirkte der Chor von Hugo Wolf „Dem
Baterland“ hinreißend und gewaltig. Die beiden ſchweren
Chöre von Franz Liſzt „Der Gang um Mitternacht“
und „Wir ſind nicht Mumien“ mochten ſich auf einem
Programm des H. L.-G. ſeltſam genug ausnehmen, war
doch der Name Liſzt bis vor kurzem ängſtlich vermieden
in den Konzerten des Lehrer - Geſangvereins. Dabei war
„Der Gang um Mitternacht“ mit ſeinem von Herrn H. Worm-
bächer wundervoll geſungenen Tenorſolo am Schluß von
ergreifendſter Wirkung. Die größte Ueberraſchung, die daß
Konzert bot, war aber ohne Zweifel die Aufführung der
„D-IRoll-Symphonie“ von G. Göhler. Ein Jugendwerk
des trefflichen Muſikers, iſt ſie, um mit Ferdinand Pfohl
zu ſprechen, „eine wirkliche Tond ic chtung, ein Bekennt-
nis zum ſittlichen Jdealismus, ein Werk, deſſen Programm
ein Menſchenſchickſal aufrollt, das ſich dem Materialismus
und dem Gemeinen entreißt und die höheren Kräfte des
Lebens feiert.“ Die Wirkung dieſes ſchönen Werkes auf
die Zuhörer war an allen drei Konzertabenden ganz außer-
gewöhnlich groß und immer von neuem rief man den her-
vorragenden Komponiſten und Dirigenten vor die Rampe.
Das Datum, der 18. Februar, hatte Beranlaſſung gegeben,
das „Matroſenlied“ (Dichtung von Herm. Löns) von G.
Göhler zu ſingen. Der zündende Kehrreim dieſes Liedes:
„Denn wir fahren gegen Engeland“ rief iubelnde Be-
geiſterung hervor und braufſender Beifall belohnte den Kom-
poniſten. Es ſei übrigens auch an dieſer Stelle darauf
hingewieſen, daß die „9 Soldatenlieder für Männerchor“
von G. Göhler, venen das „Matroſenlied“ entnommen iſt,
in dieſen Tagen auch 1-, 2- und 3ſtimmig für den Schul-
gebrauch herausgegeben ſind. (Hermann Kampen. reis
des Heftes 10 Pf.) Den Beſchluß des Konzertes bildeten
die immer dankbar aufgenommenen „Altniederländiſchen
Kriegslieder“ mit Orcheſterbegleitung. Die große Zeit, in
der wir leben, gab den herrlichen Liedern noc< ihr be-
ſonderes Gepräge und erhebend wirkte es, als die Zuhörer
ſich bei der Schlußſtrophe des wunderbaren und doch jo
ſchlichten „Dankgebets“ von ihren Pläßen erhoben und in
tiefer Ergriffenheit einſtimmten in den Ruf: „Herr, mach'
mach' uns frei!“ --hSs.
Geſeilſichaft der Freunde des vaierländiſchen
Scqul- und Erziehungsweſens. Mittwoch, den 3. März,
71/3 Uhr im Curiohauſe Vortrag von Prof. Dr. Thomae:
„Wie kann die Volksſ<huledenUebertritt
der S<hülerin das Leben vorbereiten?“
Schon vor dem Kriege hat ſich eine Kommiſſion der
Patriotiſchen Geſell ſ<aft mit der Frage der Jugendlichen
beſchäftigt. Zur Frage der Lehrſtellen - Vermittlung der
ſchulentlaſſenen Jugend kam die der Berufsberatung. Biele
Städte haben bereits Verſuche auf dieſem Gebiete gemacht.
Der Krieg hat die Frage ſtark in den Vordergrund ge-
drängt. Zu ihrer Löſung iſt die Mithilfe der Lehrerſchaft
durchaus nötig. Es muß in Zukunft heißen: Vom Kinde
aus zum Volke hin! Auf dem Lande tritt die Beruſs-
frage weniger hervor ; ganz anders liegen di“ Verhältniſſe
in der Großſtadt, wo die Tradition fehlt. Die wenigſten
Kinder wiſſen, was der Vater in ſeinem Berufe tut.
Deshalb können ſie aus eigener Anſchauung heraus keinen
Beruf wählen. Am beſten kennen die Kinder noh die
Lohnverhältniſſe der Eltern, und ſo wird in vielen Fällen
der Beruf ergriffen, der am meiſten einbringt. Undere
wieder drängen ſich in ſogenannte Modeberufe (Maſchinen-
bauer, Elektrotechniker), die dann natürlich überfüllt ſind.
In neuerer Zeit hat ſich der Blick beſonders auf die wiſſen-