der Vergeudung oder gar der Vernichtung durch falſche
Verwendung auszuſeßen, wäre ein Bergehen. an der. Ge-
ſamtheit, darum ſei für Anfänger hier das Wicdhtigſte zur
genauen Beachtung mitgeteilt.
Fachmänniſche Leitung iſt erſtes Haupterfordernis des
Gelingens. Aber nicht nur ausreichende Fachkenntniſſe im
Gartenbau genügen; eine . pädagogiſche Führung iſt ebenſo
NÖtig.
einigt, ſo kann die Geſamtleitung ſehr wohl von einem
Gartenbauverſtändigen und einem Pädagogen unternommen
werden. Das beſte Berhältnis iſt Folgendes : Auf etwa
30 bis 50 Jugendliche ein pädagogiſcher Führer, ein fach“
männiſcher Leiter kann ſogar mit zwei Jugendführern zu-
ſammen die doppelte Anzahl von Jugendlichen anleiten.
Haben die Jugendlichen überhaupt noch keine praktiſche
Vorübung im Gartenbau, ſo ſollte man ſich im erſten Jahr
nur an die einfachſten Aufgaben wagen. Für eine mög
lichſt praktiſche Kriegshilfe beſchränkt man ſich am
beſten nur auf den Kartoffelbau. Einmal iſt die Kartoffel
zur Bolksernährung von allergrößter Wichtigkeit, dann
aber iſt der Kartoffelbau auch ſehr einfac) und braucht
verhältnismäßig geringe Zeit. Wenige Tage bedarf es erſt
zum Legen der Kartoffeln, dann zum Auflockern der Erde
unv ſchließlich zur Ernte. Unter beſonders guten Umſtänden
laſſen ſich auch vielleicht ſogar mehrere Ernten erzielen.
Sehr vorſichtig ſei man bei der Auswahl des Bodens.
Vor zu naſſem Boden muß man ſich hüten, ebenfalls darf
der Boden nicht gar zu trocken ſein. Begießen würde
für Jugendliche zu ſchwierig ſein. Schließlich darf das
Gartenland nicht zu weit von der Stadt entfernt liegen,
denn man ſollte nicht vergeſſen, daß Jugendliche weder als
Schulpflichtige noch als Lehrlinge viel freie Zeit haben.
Für rechtzeitige und ausreichende Gerätebeſchaffung muß
natürlich auch geſorgt werden, mindeſtens müſſen Harken und
Schaufeln vorhanden ſein. Für Jugendliche muß man
auch beſonders leichte Geräte auswählen. Die gewöhnlich
gebrauchten Landarbeiterſachen ſind viel zu ſchwer, am
beſten iſt es, beſondere Kindergartenbaugeräte zu beſtellen.
Eine geeignete Ausſaat ſollte man nur Sachverſtändige
beſchaffen laſſen. Am vorteilhafteſten iſi es, das Land ge-
ackert und gedüngt zu pachten. Kartoffeln gedeihen aller-
dings auch ohne Düngemittel, beſonders wenn entſprechender
Boden vorhanden iſt. Geeignete Düngemittel wird man
in der Nähe einer Großſtadt am leichteſten aus den
ſtädtiſchen Abfuhren beziehen. Nur gut disciplinierte Ber-
einigungen haben Ausficht auf Erfolg. Klaſſen mit ihren
Lehrern zuſammen kommen natürlich auch in Betracht.
Im allgemeinen ſollte man die verſchiedenen Bereinigungen
an verſchiedenen Stellen, wenigſtens aber zu verſchiedenen
Zeiten arbeiten laſſen, ſonſt gibt es gar zu leicht Schwierig-
Reiten und Berwirrungen. Zu junge Kinder (alſo unter
12 Jahren) ſchaden den Ernteergebniſſen meiſt mehr, als
daß ſie nügen. -- Der Eifer der kleinen Gartenbauer wird
durch eigenen Anteil an der Ernte ſehr erhöht. Entweder
läßt man die Kinder jeder für ſich ihre Beete beſtellen,
oder =- namentlich beim Kartoffelbau ſchon aus rein prak-
tiſchen Gründen =- man gibt ihnen je nach ihrer Mit-
arbeit einen beſtimmten Anteil von allem. Träge Kinder
follte man eigentlich gleich wieder nach Hauſe ſchicken.
Daß den erwachſenen Leitern aufs Wort gehorcht wird, iſt
ſelbſtverſtändlich.
Da die Zeit der Jugendlichen wie geſagt, ſehr be-
ſchränkt iſt, ſoll man von vornherein für die Gartenarbeit
nicht mehr als zwei Nachmittage in der Woche anſeßen.
Jetzt in der Kriegszeit *) iſt es auch wohl nicht zu viel
*) Neber Gartenbau in Friedenszeit hat Referent geſchrieben
in: „Der Säemann“, Monatsſchriſt für Jugendbildung und
Zaugendkunde Heft Vll 1913, „Der Jun deutſchlandbund*,
undes - Zeitſchrift Nr. 17, „Der Arzt als Erzieher“ Heft X1
1913. „Hamburgiſche Schulzeitung“ Nr. 4, 1913. „Der Jugend-
garten“ 1914, Buch 29, S. 136--140. „Pfadfinderinnen“ 1914,
. 2 41
Findet man nicht beides in einer Perſon ver- .
82 =
verlangt, wenn man dazu einen Sonntag um den anderen
Gartenbau betreiben läßt.
- Züleßt hat man auch für die nötigen Unterkunftsſtellen
der kleinen Gärtner zu ſorgen. Um etwas zu erreichen,
muß unbedingt verlangt werden, daß an den angejeßten
Tagen bei jedem Wetter zum Verſammlungsorte zu
kommen iſt. Kleine Holzſchuppen ſind nicht zu ſchwer her-
zuſtellen | |
Die Hamburger Pfadfinderinnen *) haben im Gebrauchs-
falle ein größeres Zelt aufgeſchlagen, das ſchnelle Aufrichten
und Abbrechen des Zeltes iſt an ſich ſchon eine gute
Uebung. Will man möglichſt aber Geld ſparen, ſo hat man
das Gartenland eben ſo zu wählen, daß man in mög-
lichſter Nähe ein Gaſthaus zum Schuß aufſuchen kann.
Was für die ſchulpflichtige Jugend gilt, hat bei der
Gartenbauarbeit auch natürlich für die ſchulentlaſſene Jugend
ſeine Bedeutung. Selbſtverſtändlich müſſen neben den
Jugendlichen jetzt in der Kriegszeit ebenfalls alle anderen
Kräfte zum Gartenbau verwendet werden. Die Arbeitsloſen
kommen hier in erſter Stelle in Betracht. Auch Gefangenen-
abteilungen dürften unter richtiger Leitung eine ſehr gute
Berwendung beim Gemüſebau finden. Daß überall Hilfe
zu leiſten iſt, wo man ſie wünſcht, braucht wohl nicht noch
beſonders hervorgehoben zu werden. So 3. B. in Schreber-
gärten, Laubenkolonien, Bauerngütern uſw. Für ſchul-
pflichtige Jugendliche, beſonders Mädchen, kommt aber
dieſe Art der Hilfsleiſtung weniger in Betracht ; einmal haben
die Kinder zu wenig Zeit und dann ſind ſie auch noch zu
ſchwach und ungeſchickt, um ohne pädagogiſche Leitung
nennenswertes zu leiſten.
Damit die Kriegshilfe der Jugendlichen zum Gemülſe-
bau im großen Stil ſchnell und erfolgreich durchgeführt
werden kann, iſt unbedigt die Mithilfe der großen deutſchen
Zentralen für Jugendpflege notwendig. Durch die Bermitt-
lung dieſer Organiſationen muß ein Aufruf ſowohl an die
Jugendvereinigungen, als auch an geeignete Leiter aus
gehen und es muß dafür geſorgt werden, daß der Staat
oder vermögende Privatleute das nötige Land und die
erforderlichen Geldmittel dem Gartenbau zur Berfügung
ſtellen -- große Arbeit wird allerdings zur Erreichung des
Zieles notwendig ſein. Aber wo der Wille, da iſt auch
der Weg. Wo unſere Krieger draußen jo Wunderbares
leiſten, haben die im Lande Gebliebenen auch alle ihr
Aeußerſtes für das Wohl der Geſamtheit zu tun. Das
Vaterland braucht uns alle!
Aus Hamburg.
Unſere Spende. Für März iſt nachträglich noh
eingegangen :
Kriegshilfe Rotes Kreuz
Fuhlsbüttlerdamm 115 . . 145,00 20,00
Morahtſtr. 4 . .- . + + + + + + 1302,00 90,00
Hoheweide 15 . . . . 23,00 25,00
Schwenckeſtr. 100 . . . - + - 85,00 140,00
Herr C. Haack, Erſaßreſerviſt . 10,00 --
Die Aprilſammlung.
Kurze Mühren 39. . 115,00) 175,00
1!) Außerdem ſind 60 Mk. fürs Brockenhaus gezeichnet.
*) eber die Pfadfinderinnenbewegung hat Referent näher ge-
ſchrieben in den Zeitſchriften der Zentrale für Bolkswohlfahrt „Rat-
geber für Jugendvereinigungen“ Nr. 3, 1912, „Körper und Geiſt“
Nr. 5, 1912. „Kunſtwart“ XXV. 18. 1912, „Handbuch für Jugend-
pflege“. Herausgegeben von der Deutſchen Zentrale für Jugend-
fürſorge. VILL Lieferung 1912. „Der Fugendgarten, 1912, Buch
27, S. 88-93. „Der Säemann“, onatsſchrift für Jugend-
bildung, Heft 6, 1914. „Zeitſchrift für reales Leben“, „Körper-
liche Erziehung“, Heft X1 1913. „Monatsſchrift für Turnweſen“,
Heft NI 1913, „Führer-Kur5berich? des Hamburger Landesver-
bandes für Jugendpflege 1913“. „Der Vortrupp“ Nr. 13, 2914.
„Pfadfinderinnen“ Leipzig 1914, Verlag von Otto Spamer-Pfad-
fninderverlag.