Sonne. Dieſe führen der Sonne beträchtliche Energie- und damit auch
Wäarmevorräte zu. Aber das würde natürlich nicht genügen, um die un-
gehcueren Verluſte zu deen, welche der Sonne beſonders durch die
Waärmeausſtrahlung erwachſen. Auch die Sonne ſelbſt trägt durch ihre
Zuſammenziehung dazu bei. Jedes Sonnenteilhen fällt gegen den
PVeitielpunkt der Sonne und dadurch werden cbenfalls gewaltige Enexrgic-
mengen frei, die der Sonne zugute fommen. Aber auch das würde
keinesfalls genügen. Der Sonnenkörper birgt auch noch gewaltige
Gnergien in den <emiſichen Verbindungen, die ihn ſelbſt zuſammenſeßen.
Gs iſt befannt, daß unter großen Dru>den und hohen Temperaturen
demiſche Verbindungen entſtehen, die zu ihrer Bildung ſehr viel größere
Wärmemengen verbrauchen, al8 die gewöhnlichen <emiſc<en BVerbin-
Dungen, die wir fennecn. Unter den unvorſtellbar großen Druc>en und
Temperaturen, die im Sonneninnern herrichen, können Verbindungen
entſtehen, die in fleinſtem Volumen ſo enorme Wärme- und CEnergic-
mengen bergen, daß Dynamit und Vikratpulver dagegen Hharmloje
Körper ſind. Wir wiſſen, daß in den Sonnenprotuberanzen Stoffe mit
Geſc<hwindigfeiten emporgeſchleudert werden, welche die unſerer ſchnellften
Geſchoffe um das Taufendfache übertreffen. Dabei iſt die Schwere auf
der Sonne faſt dreißigmal ſo groß wie bei uns. GS folgt Daraus, daß
dic Kraft, welche dieſe .Schleuderungen hervorruft, viele millionenmal jo
groß jein muß wie die unferer Wiunition.
Die Sonne ſtellt ficß alfo als ein ungeheuere8 Dhynamiimagazin dar,
da3 durc< den Naum ſauſt, nur daß dieſes Dynamit gegen das unferc
ven millionenfacher Wirkung iſt.
Und wie die Sonne nur eincr der unzähligen Sterne iſt, die un3
das Fernrohr im Weltenraum enthülli, 19 ſchwebt jeder dieſer Sterne
ebenfalls als ein fürchterliches Gxploſivmagazin im Raume einher, in-
Deut er Unmengen von Energie vergeudet und in den Raum hinaus ver-
fireut. Der Sonnenzuſtand erſcheint uns alſo als ein höchſt unökfonvo-
mijcher Zuſtand der Himmels8körper, und wir müſſen vermuten, daß
irgendivo anders in der Welt dieſer Verſchwendung geſteuert wird. Denn
wo jollte dieſc ganze Energiemenge bleiben? Verloren gehen kann ſie
ja nicht. (Fortſezung folgt.)
Die Jugenöbiidung auf joyialbemofrafiiGen Sarfeitagen.
UU. -
&S eicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Raume
vp , ſtoßen ſic) dies Sachen.“ Dies fatale Dichterwort bewahr-
beitete fim auch im der Frage der Jugendliteratur. Der
1874 in Koburg gefaßte Beſchluß blieb unaus8geführt. Das8
lag keineSweg3 allein an der ungenügend erkannten Tatſache, daß
wic ander3wo, jo auch in der Sozialdemokratie für eine der
iG<wierigſten Aufgaben im Bereiche der Schriftſtellerei ſo ſc<wer
die geeigneten Kräfte zu finden waren.
der Ausführung de3 Planes ebenfall35 hindernd in den Weg. Der
Kongreß von 1875 galt ausſc<licßlich der langerſehnten Eini-
gung zwiſchen den gegenſäßlic<en Richtungen der damaligen
Arbeiterbewegung, den Eiſenachern und Laſſalleanern. Dann
kamen die Vorbereitungen zu den ReichStag8wahlen von 1877 und
mit der unverhofft ſ<nellen Ausbreitung der Partei die kaum zu
bewältigenden YAgitation8aufgaben, die ſich nun einmal auf das
notwvendigſte beſ<hränfen mußten. Und dann folgte die Kirc<hof8-
ruhe des AnSnahmezuſtandes8. Gewiß, von den be-
taubenden Schlägen, die gleich nac Erlaß des Sozialiſtengefſete3
fielen, erholte fich die Partei bald. Aber die zwölf Jahre des
Kampfes auf Leben und Tod, unter denen die Sozialdemokratie
zum Itiejen heranwucs, drängten den Gedanken an cine heſondere
JZugendorganiſation völlig in den Hintergrund. Daß aber dor
Gedanke in allem Unwetter lebenskräftig gebrieben war, zeigte
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fic) gar bald nach dem j<mählichen Fall des Sozialiſtengeſcexc38.
Dem Parteitag zu Erfurt 1891 unterbreiteten die Partei-
genojjen von Bres8lau und Dortmund den folgenden Antrag:
„Da die Sozialdemokratie eine ihrer edelſten Aufgaben daiit
erfüllt, Durch gute, den Volksklaſſen zuzuführende Lektüre die Menſch-
beit für eine beſſere Zukunft zu erziehen, möge der Kongreß beſchließen,
den befähigten Mitgliedern der Partei e8 zur Pflicht zu machen, iür
Augenmerk mehr wie bisher darauf zu richten. daß eine Jugend-
literatur zuſtande Fommt, welche in unterhaltender Weiſe, dem Wejen
der Kindheit entſprechend, den Geiſt und das Fühlen der Jugend
zugunſten des SozialiSmus wedt und bildet. Wir beantragen, die3
Unternehmen dadurch zu organiſieren, daß eine Kommiſſion ernannt
wird, welcher die Pflicht obliegt, dafür zu ſorgen, daß nach Möglichkeit
Literatur in dieſem Sinne geſchaffen, reſp. daß ſolche in anderer
Sprache erſ<einende Werke in unſere Landesſprache überſeßt und
dieſe Literatur agitatoriſch der Jugend zugänglich gemacht wird.“
114 Arbeiter-JIugend.
Aeußere Umſtände traten
Der Parieitag ſtimmte den Anträgen zu, nachdem der Dele-
gierte Winkler-Bre8lau zu ſeiner Begründung folgendes au3-
geführt hatte:
„Al3 unter Antrag in einer großen Verſammlung ange-
nommen wurde, ging ein Schrei der Entrüſtung durc
einen Teil der gegneriſchen Preſſe, wir wollten nicht
bloß dic Arbeiter, ſondern auch die Kinderherzen ver-
aiften. Die „Deutſche Schulzeitung“ ſprach auch darüber und
meinte, das einzige Mittel, dieſem Verjuche entacgenzutreten, ſei
eine Reviſion der jeßt eingeführten Schulbücher. Sie
jehen aljo, daß der Antrag ſ<on zinen Zwe gehabt hat; das
allein würde genügen, den Antrag anzunehmen.“
Der Rarteitaag zu Berlin 1892 gab diefem Beſchluß eine
präziſere Faſſung durch die dem Rarteivorſtand auferlegte Ver-
pflichtung, die Serau8gabe einer wirkſamen, den Kenntniſſen und
dem Jaſſung3vermögen der Arbeiterjugend angepaßten Jugend-
literatur zu beſorgen. |
Der Wille war da, wie man ſicht, genau fo wie ſc<on achtzehn
Jahre vorher, aber der Weg war ſchwer gangbar zu machen. Von
neuem ſcheiterte die Ausführung de8 Beſchluſſes an der Schwierig-
Leit, die geeigneten Verſonen zu finden.
Auf dem Varteitag zu Köln 1893 äußerte Auer ſich über
diele Schwierigkeit mit folgenden Worten:
„Es iſt vom vorigen NRarteitage beſchloſſen worden, einc
geeignete Jugendliteratur zu ſchaffen. Wir haben uns redlich
bemüht, diefen Beſchluß zur Ausführung zu bringen; cs waren
ſogar ſ<on die Proſpekte gedru>t, das Papier für die erſten
Probehefte war ſchon gekauft, und ſchließlich hat aus rein perſön-
lichen Verhältniſſen das Blatt doch nicht erſcheinen können. Wir
haben im Parteivorſtande das Beſtreben, nur das Beſte zu geben,
andererſeit3 haben wir tauſend Rücſichten zu nehmen, jeder Be-
ſchluß in dieſer Beziehung hat Konſequenzen im Gefolge, die uns
das Beſchließen und Entſcheiden außerordentlich ſ<wer machen.
Wir tragen dieſe Konfequenzen nicht perſönlich, jondern wir be-
laſten damit immer die geſamte Partei, und das macht die
Entſcheidung für un8 viel ſchwerer al3 für jeden beliebigen Privat-
oder Geſchäft3mann.“
Bei dieſer Sachlage mußte denn der von verſchiedenen Seiten
dem Kölner Parteitage unterbreitete Antrag, „unter allen
Umſtänden für eine gute Jugendliteratur Sorge zu tragen“,
unau8geführt bleiben.
Ein Antrag der Parteigenoſſen von Eſſen, wonach der
Parteivorſtand bald die Herausgabe einer zwecentſprechenden
Sugendliteratur bewerfftelligen ſollte, wurde vom WPartiteitage zu
Hannover 1899 ohne beſondere Erörterung abgelehnt.
„Gut Ding will Weile haben,“ heißt e8 nun einmal. Erſt
der Parteitag zu Bremen 1904 trat der Frage der JugendD-
literatur wieder näher. Im Verlage des VWarteigenoſien Wal -
fiſch in Dre8den war 1902 eine vortreffliche und wahrhaft
künſtleriſc< ausgeſtattete Jugendzeitichrift „Dic Hütte“ er-
iGienen. Leider war das Intereſſe an dieſem Unternehmen jo
jhwach, daß die Zeitſchrift nach etiva einjährigem Beſtehen ein-
ging. E83 bleibt aber ein .unboſtreiibares Verdient von Walfiſch,
daurd) fein opfermütiges8 Beiſpiel von neuem das Intereſſe an dem
Jugendvroblem gewe>t zu haben.
Dem BParteitage von Bremen 2904 waren verſchiedene, auf
vicſe ſchwierige Frage abzielende Anträge unterbreitet worden.
Von dieſen Anträgen überwies man zwei, die ſich für die Grün-
dung einer Jugendzeitſchrift erklärten, dem Varteivorſtand zur
Erwägung. Die Schwierigkeiten de8 Vorhabens8 legte der Leiter
ver Vorwärt3-Buchdruckerei, Reichöiag8abgeordneter Richard
Ftſ<er dar, indem er ſagte: „Wer für die Jugend ſ<reibt, muß
den Stoff vollkommen beherrſchen, er muß die Gabe haben, das
Weoſentlichſte abgerundet, ſozuſagen vlaſtiſch darſtellen zu können,
er muß gleichſam in der Jugend aufleben. Wir haben
auh in der bürgerlichen Welt ſehr wenig gute Jugendſhriften.“
Wie ſich weiter die Partei mit den Fragen der Jugendbildung
beſchäftigt hat, iſt beſonder3 den Leſern dieſcr Zeitſchrift noch in
friſcheſter Erinnerung und braucht hier nicht dargelegt zu werden.
An der arbeitenden Jugend ſelbſt liegt es jezt, au8 den von ihren
Sachwaltern geſchaffenen Bildung8möglichkeiten den nötigſten
Vorteil zu ziehen. Aber die Beherzigung dieſer Lehre war nicht
der einzige Zweck unſerer knappen geſchichtlichen Darlegung. Eine
andere „Moral aus der Geſchichte“ iſt niht minder belangvoll.