14 | Arbeiter= Jugend.
Brüder niederknallt, die für Recht und Freiheit eintreten. Darauf
pochen die Feinde des Volkes. .
Doch fie ſollen ihrer Sache nicht gar fo ſi<er ſein. Die Ge-
Ichichte der Menſchheit lehrt, daß no<% nie eine Volk3bewegung,
die die Befreiung de3 Volke3 von unerträglichem Drucke zum
Ziele hat, durch brutale Gewalt auf die Dauer niedergehalten
werden konnte. Söhne des Volkes find e3, die die Büchic und
das Geſchüß handhaben, und wenn e8 hell und. klar geworden 1ſt
in den Köpfen, dann wird fein Befehl die Hand zwingen zum
Brudermord. |
Und es wird klor und hell! Jen2 Tauſende, die der Gefahr
troßend auf den Straßen für Recht und Freigeit demonſtrieren,
ſie legen Zeugnis dafür ab, daß es vorwärts geht. Vorwärts,
dem großen Ziele der
gegen.
Die proletariſchen Frauen und die
Arbeiteriugend.
Die proletariſche Jugend Deutſhland8 wie anderer Länder drängt
aus Nacht und "Not empor zum Licht, zum bewußten geſchichtlichen
Leben ihrer Klaſſe. Sie, die ſo biiter wenig die Freuden ihres Alters
Tennt, empfindet ſtarf und heiß deſſen Pflichten gegen die Geſamtheit.
Sie beginnt zu wollen, was ſie muß: zu lerxnen, um kämpfen zu
önnen. Lernen, um ſich für den Kampf zu rüſten, das bedeutet aber
für vie Jugend der au2gebeuteten Maſſen nicht8 andere3, al38 ſich ini
zähen Ringen um Kenntniſſe die Einſichten zu eigen machen, welche
die Jogialiſtiſche Lehre über das geſellſ<haftliche Leben und die es be-
herrihenden und vorwärtstreibenden Kräfte vermittelt; das bedeutet
uiichts anderes, als ſich mit dem Geiſt der Solidarität und Brüder-
lichfeit, des Mutes und der Selbſtverleugnung erfüllen, den die ſozia-
lijtijche Weltanſ<auung blühen und reifen läßt. Bildung, Erziehun::
durch den Soziali3zmus und für den Sozgializmus, für die
Geſelſhaft freier und gleichberechtigter Arbeiter, deren Auf-
richtung nur da2 Wert des Proletariat8, nur das Ergebnis
ſeines zielbewußt geführten Klaſſenfampfes ſein kann: das iſt
der nhalt der proletariſchen Jugendbewegung, die mehr und höheres
jein will, als eine Vereinigung zu gegenſeitigem Amüſement oder einc
Drillanſtalt zu knechtſeligex Geſinnung, die vollendet, was die Armelcutc-=
TGule begonnen hat: die geduldige Unterwerfung der Maſſen unter die
AusSveutung und Herrſchaft der beſißenden Winderheit. GEGine prolc-
tariſche Jugend, die mit klarem Blik, glühendem Heorzen und feſtem
Willen ihrem Zuſammenſchluß und ihrer Betätigung dieſen Inhalt gibt, g=
hort zu den bedeutſamſten, hoffnungsrcichſten Aeußerungen des Leben8,
Das, von den verinderten Bedingungen der Arbeit gerufen, mit unwidcer-
teblicß<er Macht aus dem ewia fruchtbaren Mutterboden der Geſellſchaft,
aus den arbeitenden Maſſen, hervorbricht.
Die deutſchen Genoſſinnen begrüßen auf das freudigzſte den jüngſten
Sproß, den der Klaſienfkampf des Proletariats in Geſtalt der Jozialiſti-
ſchen Jugendbewegung treibt. Sie, die der Klaſſenlage Not und «L=
hebente Kraft aus demütigen Dulderinnen in ſtolze Kämpferinnen für
der Menſchheit große Dinge verwandelt hat, ſie, die als Mütter tiefes
Empfinden für jungaufſtrebende3 Leben beſizen, mitfühlende3 Vor-
ſtändnis für das Menſchliche und Menſchheitliche, das Werden, das dex
Zukunft entgegenreifen will: fic betrachten auch dieſe Bewegung vor allem
im Lichte ihrer Bedeutung für die Entwickelung des proletariſchen Nach-
wuchſes und damit für diejenige dex ganzen Arbeiterklaſſe. Scharf er-
- kennen ſie alle, Geiſt und Charakter bildenden Kräfte, denen der Soziali3-
mus als Grziehex im Leben der jugendlichen Proletariecx und Prolc-
tarierinnen das Werdet und Wachſet zuruft. Und ſie werten ſiv doppelt
um des Werkes willen, das dem Proletariat zugefallen iſt.
Gewiß. tiefgewurzelt iſt die Grfenntnis der Genoſſinnen, die ini
Hinbli> auf die größte Tat der Geſchichte, die Aufhebung jeglichex Foxm
und Art der Ausbeutung Und Knechtung des Menſchen dur den Men-
ſchen, mit Heine ſagen laßt: „Die Mengc tut e8.“ Jedoch nicht minder
überzeugt ſagen ſic auch mit Marx: „Niemals 10 hat die Unwiſſenheit
jemand genüßt.“ Der bewußte Wille zur Tat hat ſeine Wurzel in der
ÜHaren GErfenntnis. Gine der jtärfiten menſc<henbildenden Mäcte
iſt abex die Jugend ſelbſt mit dem Stuxm und Drang, in dem ſick
regendes leiblich-geiſtiges Leben nach Entfaltung lechzt, mit der Friſche,
Empfänglichkeit, Begeiſterungsfähigkeit und Kühnheit, der ihren Zauber
ausmacht. Jugend allein iſt ſchon ein Stüc> Bildung, Entwickelung.
Ta3 heranwachſende proletariſche Geſchlecht muß vaher in eine geiſtig
fittliche Atmoſphäre gebracht werden, in der ſeine Jugend ſi< mit der
Gefühl32- und Gedankenwelt des Sozialiomus bis zum Rande füllt. Dice
bildung3bedürftige Jugend von heute wird die fämpfende Genoratior.
von morgen ſein; die Gegenwart der ſozialiſtiſchen Jugendbewegung ift
die Zukunft des proletariſchen Klaſſenkampfes.
In dieſem ihrem Weſen berührt ſic ſich veſonders innig mit der
proletariſchen Frauenbewegung. Dieſe wil ia die Proletarierinnen
- Seele genährt wird.
Befreiung des MWenſhengeſc<lecht3 ent=
Boſſjerces noch.
Banner zu ſcharen, auch dafür Sorge tragen, daß die politiſche Rech?
nicht lediglich um ihrer ſelbſt willen als Kämpferinnen im Dienſie des
Sozialismus ſammeln und ſchulen. Ihr Ziel iſt e38 vielmehr auch, uin
der Srhebung der Frauen ein Stü> Entwi>kelung und Richtung des Ge-
ſchlecht3s vorweg zu nehmen und zu ſichern, das im Mutterſchoß dieſer
Frauen keimt, von den Säften ihres Körper8 und den Kräften ihrer .
Aus ihren Gebeinen ſollen den Proletarierinnen
Nächer im höchſten Sinne des Worte3 erſtehen, jugendfriſche, erxfenktni2-
voie, tatfrohe Träger und Trägerinnen des proletariſchen Befreiungs8-
tampfe3s. Jndem die proletariſche Frauenbewegung danach firebt, Müttcr
zu ſchaffen, welche einen Nachwuchs von Kämpfenden zu erziehen vor-
mögen, bereitet fie die ſozialiſtiſche Jugendbewegung vor, die ihrerſeits
das von den Genoſſinnen begonnene Werk weiterführt. So find dieſc
beiden Zweige des proletariſchen Klaſſenfampfes organiſch feſt mit
einander verfnüpft und durch die Natur ihrer Aufgaben ſelbſt daraut
hingewieſen, fich gegenſeitig zu ergängen und zu fördern. Durch die
tatfräftigite Unterſtüßung der fſogialiſtijichen Jugendbewegung Jett die
Proletarierin nur fort, was fic als Mutter und Bürgerin ihrer Klajie
in Hein und den Organiſationen begonnen hat.
Meußere Umſtände tragen dazu bei, die enge Solidaxität zwiſchen
dex proletariſchen Frauen= und Jugendbewegung zu feſtigen. C3 ſind
dies all die Benachteiligungen und Schwierigkeiten, die für die Ent=
wikelung und Betätigung der einen wic der anderen als Folgen polt-
tiſi<erx Rechtloſigkeit auftreten, die hiex mit der Unreife des Geſchlc<il2,
Dort mit Der Des Alters zu rechtfertigen verſucht wird.
Noch find faum die Zeiten vorüber, wo in dem größten Teil Deut]ch-
lands den Frauen, den Jugendlichen gleich, das Recht zu politiſcher
Vereinigung mangelte, und wo die Spißkfindigkeit und Brutalität der
Behörden miteinander wetteiferten, durc< cine halsbrecheriſch gefünſtelte
Auslegung der reaktionären Geſeße3texte nicht bloß die politiſche Be-
wegungsfreiheit der Proletarierinnen außerhalb der Organijationen aufs
äußerſte zu veſhränten, fondern redyt häufig fogar das Recht zu ver-
uüchten, Gowertfſi<haften anzugehören und an ihrem Leben teilzünehmen.
Die Genoſſinnen können daher den wühlenden Grimm in der Bruſt der
juccndlichen Proletaricr voll nachempfinden, die als angeblich „unreif“
um das Recht zu politiſchem Zuſammenſchluß, das nötig iſt als Mittel zu
volitiſcher Aufklärung und Schulung, gebracht word2on ſind. Und das38
ned) obendrein von dex nämlichen Geſellſchaft, die ihre no< jI<honungZ-
ind erziehungs8bedürftigen Leiber und Seelen reif genug crachtet, fic 3
aller Unbill, allen Gefahren des Kampfes ums Brot und damit Der 3
kapitaliſtiſchen Aus8beutung, zu überliefern! Was die jugendlichen Prole- 8
tarivrx in puncto YMechtSvberweigerung und Rechtsbeugung auf dem
Gebiete des BVereinsSlebens erfahren, das iſt viele Jahre lang das
Schi>ſal der kämpfenden Proletarierinnen geweſen. Dieſe können daher
aus dem reichen Schaß ihrer Erlebniſſe, der jungen ſozialiſtiſchen Garde
gar mande praftiſche Grfahrung darüver geben, Wie das zugeſitandenc
wmaigqe Bißchen Recht zur Organiſation vem Bedürfnis der proſe
tariſchen Jugend auf Bildung und Wehrhaftigkeit der feindlichen Ord
nung der Geſeliſchaft gegenüber nußbar gemacht werden kann. Und
Sie vermögen den Mut, die Aus8dauer und Zahigtkei
der Jugend durc< den Hinweis auf ihre cigenc Bewegung zu ſtärken,
DiC auch, ohne das Recht der politiſchen Vereinigung prächtig gediehen 7
itt. Die proletariſche Frauenbewegung Deutſchlands iſt geradezu ein =
Muſterbeiſpiel dafür, wie Menſchen, die wiſſen, wa3 ſie wollen, ſich durch ;:
hindernde geſeßliche Beſtimmungen; die fie wohl beachten müſſen, di: 3
ſie aber al8 Ausdru> der brutalen Macht der herrſchenden Klaſſen, als Z
einen Hohn auf die Jdes von Recht und Gerechtigkeit verachten, nichi it
zwingen laſſen. Sie konnte mit dieſen Beſtimmungen fertig werden, ſie
fonnte ſie ſogar der Grube zudrängen, weil hinter ihr die unwiderjteh- 3
lihce Macht der umgeſtalteten wirtſchaftlichen und jozialen Verhältniſſ2
ſteht, welche die Frau als ſelbſtändige Erwerbsiätige in die Geſellſchaf:
ſtellt. Der nämliche Untergrund iſt es aber auch, aus dem die ſozialiſtiſche ves
Jugendbewegung einporwächſt und ſowohl ihre Gzxijtenzberechtigung wie
auch die Gewißheit ihrer kraftvollen Gntwicelung herleitet. Nicht bloß : I
da38 Recht, auch die Rechtlofigkeit verpflichtet, und zwar in erſter Linie 8
zur Auflehnung wider die Rechiloſigkeit, zum Kampfe für das Rech:.:
Wie den Proletarierinnen in ihrex Eigenſchaft als Frauen zeit?
ilxe8s Leben38, ſo iſt den jungen Proletfaricen ohne Unterſchied De:
Sides das Wahlen! UND die Wählbarkeit zu „ſämtligen Se
Uno Jugendbewegung haben angeſichts dieſer Lage der Dinge Fe
DCL bereits hervorgehobenen Verpflichtung no< eine andere AufgarB
gemeinfam: die großen Schädigungen, die für die politiſ<y) Ent
rehteten und damit für das geſamte Proletariat entſtehen, möglich]
dadurch auzzugleichen, daß ſie die Gelegenheit zu theorctiſcher Ver
tiefung dex Erkenntnis im größten Umfange nußen. Die Zeit de!
geſeblichen Vumündigfeit in Siaat und Gemeinde ſollte eine ſolch:
eifrigſter Vorbereitung auf die Tage ſein, da der junge Proletarier ſein;
volle politiſche Gleichbere<htigung erhält und die Proletarierin ein
die ihrige erobert haben wird. JInzwiſchen müſſen die Beſtrebung "ff
die Jugend wie die Frauenwelt der Arveiterklaſſe um das ſozialiſtiic-fs