" | Arbeiter - Jugend. 15
ermmeenenen
antennen
ieoſigfeit nicht als politiſche Machtloſigkeit angeſehen wird und Taten=-
loſigkeit zeitigt. Wen ſie erfaſſen, in dom müſſen ſie jene glühende
Sampfesfreude erweten, die in dem Wiſſen wurzelt, daß die leßte
entſcheidende Macht, weiche das politiſche und ſoziale Leben vorwärt3
treibt, außerhalb der Pariamente und Verwaltungskörperichaften in
den Maſſen ruht. Bereitfein zum Handeln, ſchrankenlofer JdeakliSmus
im Handeln, das iſt es, was die ſozialiſtiſche Jugend=- wie FLrXaucn-
bewegung in ven Mahnen „entzünden muß, an die ſic ch wendet.
Im Bewußtſein dex Tragweite, welche der ſozialijtijſchen Juigend-
bewegung innewohnt, der verbindenden Fäden gedentend, welche zwiſchen
ihr und der proletariſchen Fraucnbewegung hin- und herläufen, worden
div Genottinnen mit ganzer Seele beſtrebt fein, den Zufammantgglut
und die Bildung der jungen Proletar icx im Zeichen des Sozialismus
zu untcrſtüßen, in dem allein die Arbeiterklaſſe fegen kann. Die
proletariſche Jugendbewegung wird es ihnen danfen, und zwar micht
„um wenioften anch dadurch, daß fie neue &Kräfte löſi, welche das
Vorurteil von dex Minderirortigfeit des weiblichen Geſchlechts aus-
rviton und Proletarier und Proletariexinnen von früh au als gleich=
berechtigte und gleichverpflichtete Kameraden bei Arbeit und Kampf
nebeneinander ſtellen. So cexwoiſt ſich wieder einmal, daß die lebendige
Flut des KReben38 trennt, um auf höherer Stufe wieder zu vereinigen.
Die Wirtichaft8oxrdnung der Ausbeutung lodert und zorreißt die aiteit
Bande zwiſchen Mauiter und Kind, indem ſie die eine hier, vas andere
dort exbarmungs3lo98 dem Räderwert der Profitmacherei einglicdert; fü
rect Mann und Weib als Konkurrenten um Arbeit und Brot ein-
ander entgegen. Sie zeugt aber auc< den proletariſchen Befreiungs-
fampf, welcher mit dex Macht feiner Jdeale Muiter und Kind, Mann
und Weib als Bildungsſchnfüchtige und Kämpfende fe]terx und dauernder
zuſammenfügt, al3 der Kitt de3 Blutes, als der Zauber der Liebe allvin
c8 vermöchte. =-
Die proleiariſche Frauenbewegung galoicht nicht Zbjen3s Baumeinter
SolnePB, den die nachrüdende Jugend ſ<re>t. Sie weiß ſich rüſtig genug,
um noch die Höchſten Türme zu baren und die Zinnen mit ihren
Kränzen zu frönen. Gerade aber weil ihr aus leivenichaftlicheim Wün-
ichen die feitie Zuverſicht cxwächſt, daß die Jugend höher in die Zufkunft
hinauf bauen kann als ſie ſelbſt, ruft ſic ihr freudig entgegen: Will-
formen! Clara Zetfin.
Die Vorläufer der „Arbeiter-Jugend“.
11.
Die „Arbeitende Jugend“.
Am 1. Januar 1905 trat die „Arbeitende Jugend“ in dic
Oeffentlichkeit, als Organ de3 „Verein3 der Lehrlinge und jugend-
lichen Arbeiter Berlins“, der nah dreimonatigem Beſtehen 500
Veitglieder zählte. Jm Format wie die „Arbeiter-Jugend“, vier
Sciten ſiarf, würde ſie in einer Auflage von 10000 Eromplaren
in die Maſſie der Berliner jugendlichen Arbeiterſchaft geſchleudert,
ver int Ürtilol „Woch amf!“ die Beitrebungen der Zeitung wie
folgt Jüizziert wurden:
„“„-.. Diec Erziehung der jüugendlichen NAr-
beiter 21! felbſtändig denfenden, furc<tlo3
handelnden Menſchen it das Ziel dier Zeitſchrift,
ini die Anfgabe der Organiſation, der jugendlichen Arbeiter.
Aber von dieſen aufwärts führenden Zielen bligden wir in die
Abgründe des Leben3; wir wollen den Finger in jene Wunde
des. GfelliGaftsförpers legen, vie man das Lehrlingsolend
nennt. Die Schäden, die Mißſtände. die Mängel, unter denen
d12 Jugendlichen Arbeiter zu leiden haben, die wollen wir her-
vorzerren au3 dem Dunkel der Werkſtätten und Faodbrifett, aun
den Pranger wollen wir jene Verbrecher an der arbeitenden
Jugend heften, die den Profit über die Gebote der Menſchlich-
Feit fielſen.“
Diciem brem Programm ſuchte die „Arbeitende Zugend
ire zu bleiben bi8 zu ibrom Ende. JIhre zündenden Worto
faniden begeiſterter Widerhall bei der Jugend und ſ<lugen wie
Bomben ein im Lager der pießbürgerlihen Geaner, die chon die
„PDanimterteſel unigeſtürzt“, die „Throne wanfen und krachen“
jahen („Staatsbürgerzeitung“).
Wir wollen auf die inneren Kämpfe, die die „Arbeitende
Jugend“ wie jedes nene Unternehmen zu überſtehen hatte, bier
nicht näher eingehen. Die erſten Nummern wurden unter der
Redaktion H. Lehmanns bergeſtellt, von der vierten Nummer ab
redigierte Karl Itter da5 Blatt. |
Anläßlich des einjähricen Beſtehens der Berliner Jugend-
orgamjation wurdo die Septembhernummer in einem Umfang von
12 Seiten und in zivei Auflagen von in8geſamt 8500 Exemplaren
berausaegeben. Sie verfehlte nicht ihre gute Wirfung auf die
Sefſentlichfeit. Unter vielen anderen Beiträgen fand ſich die
BereinsgelGichte, Inhaltlich und in der Form entwickelte ſic da8
„Saqeblättchen“ ſtetig weiter, von ſeinen Gegnern, beſonders Der
Negierung nut wachtender „ließevoller“ Aufmerkſamkeit bedacht.
Bon der Novembernummer ab erſchien die Zeitung ad<tjeitig, ab
und zu gar zwolfieitig.
Zuzwiſchen hatte die „Arbeitende Jugend“ abermals einen
Rjedaltion3w edel durc<zumacen, aber zum letzten Male: von der
Marznummer ab wurde das Blatt bis zu ſeinem Ende von Max
MWoatGrs redigiert.
Leim im ſelben Zahre im Mannheim tagenden Parteitag
ver 1ozialdemofratiſchen Kartei Deutichlands, der ſich mit der
FLAge Der Jugendorganifation befaßte, war dite zwolf Seiten
ſtarfe, in 7000 Erenmvplaren gedruckte Septembernummer gewiDd-
net, VW der m einem bejonderen Artifel „Theorie und Praxri5“
DIC Notwenbigfeit 'eibſtändiger „Ugendorganmnitationen dargeleat
WWNrD
Ler Sanien, deit die „Arbeitende Jugend“ ausgeſtreut, be-
gann bereits aufzugehen. Tem Beiipiel der Berliner Jugend
folgte bald die anderer Städte. Weibnachten 1907 1<hloſten ſich
drei damals im Norddeutichland beſtehende Jugendorganiſationen
zu ver „Bereinigung der freien vugenborgamationen Deut]<-
lands“ zuſammen, deren Organ die „Arbeitende Jugend“ wurde.
Jun aina es rapid aufwäris. Von Monat zu Weonat ſtieg die
Auflage der „Arbeitenden Jugend“: Von 59060 im FXanuar 1907
brachte ſie es bis Dozember 1907 auf 8509 Exemplare und exr-
reichte int Juni 1308- eine fändine Auflage von 10 000 Crem-
plaren. Aber auch die „feindlichen Mächte“ machten ſich jezt un-
lebſam bGemerfbar. Gegen den Verfaſter eines Mai-Artifels
wurde cin Ermittelungsverfahren eingeleitet, jedom bald gin-
geſtellt, als die Vernehmung des Redatteurs fruchtlos verlief.
Ruch dem diesſährigen Parteitag wurde die September-
geummer dargebracht, dieSmal 16 Seiten ſtarf und in 20 690
Exemplaren hergeſtellt. Sie enthielt zum erſten WMale einen „Ge-
werkfſhaftlichen Wegtieaiter“ für die jugendlichen Leſer und zur
beſſeren Veranſc<haulichung der behördlichen Schifanen eine ce Statiſtif,
nach der in der Zeit vom Jamiar 1995 bi5 Auguſt 1207 met
weniger als acht Verjammlungen des Berliner Vereins polis BITE
veibeten und zwol? auſgeloſt worden waren. Als ein Pr oduf: d Dor
Angſt vor der aufiftrebenden Jugendbewegung itt aum der Hoch-
verrat8prozeß gegen Dr. Karl Licbknecht anzuſehen. Der Pro-.
ze ſollte die Zugendorgamiation troffen, und Die reafidnarc
Preſſe gab jich die aroößzte Mühe, nnt Grfolg die „Arbeitende
Ingend“ als ein anvimlitaritti?ches HDetblatt zu denunzieren, weil
ſie „Gedanken über den Krieg“ micht nach Gelmma> und Sinn
der Hurrapatrioten zu autßern gewagt hatte.
Anläßlich des 25 jährigen : TodeStages Kar! Marr widinere
dit „Arbeitende Jugend“ ihre März-Nummer 1908 deim Andenfen
des Vorfämpfer3 der proletar iſchen Internationale, indem "Re imm
der ; Jugend als leuchtendes Vorbild darſtellte.
IUuzwiſc<en hatten die Gegner das Ausnahmeavies gogo: ie
vroſetariiche Jugendorganitation ausgehedft. Und als cs nele
in Sicherheit gebracht worden, da triumphierten die kürznchnge
NReaktionäre in hoben Tonen. Aber wie gawöhnlicy, 19 auch hier
zu ſrüh. E3 mag ihnen argen Verdruß bereitet haben, als nc 11
der „Arbeitenden Jugend“ zu leſen befamen, daß dies AriSttahme-
geſeß die freic Jugendvorganiſation Norddeutichlands nicht be-
rühre, und gleichzeitig dargeiegt wurde, wie kinderleicht die proic-
tariſc<he Jugend Süddentſ<hlands ihre Organitationen vor den
Stri>en des Geſetzes retten könne, womit die Vorbedingung für
die langerſehnte einheitliche Jugendbewegung in Teutichland ge-
ichaffen fei. Als indes wider Erwarten der Vannbheimer Veor-
band auf ſeiner Generalverſammlung in Darmttadt feine Auf-
löſung Leſichloß, hielt cs die „Arbeitende Jugend“ für geboten, für
div Erbaltung der JIugendorgamiſationen enorgitch cinzuireten.
Der befannte Beſchluß des Hamburger Gaewerkſchaftskongreites
zeitiate damt Auseinanderſezungen, deren Berlauf und Retultatce
noch in zu friſcher Erinnerung ſind, ol5 daß darauf an dieter Stellv
eingegangen werden müßte. Es fei nur auf die impoſante KunD-
gebung der geſamten Jugend Deutichland8 hingewieſen, als welche
ſich die zweite Konferenz der freien Jugendorganitationen, die am
GG. Se ptember in Borlin tagte, darſtellte. Genug, der Notſchrei der
Jngend wurde von ihren erwachſenen Klaſſengenoſjon gehört, 1117
die „Arbeiter-Nugend“, deren zweite Nummer jekt vor uns liegt,
iſt die Antwort auf diefen Notſchrei. So konnte denn in der
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