Arbeiter -Jugend.
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von einem heimtüdiſchen Leiden untergräben. Von Arbeit überbürdet,
dachte ex nie daran, für ſiß etwas zu tun. Im Gefängnis, bei den
lenden Leben8bedingungen und ohne jede Pflege, wuchs ſeine Kranfbeit
rapid. Er legte ſich nieder, ſtand nicht mehr auf und ſtarb ſc<ließlih in
der Zelle unter fürchtlichen Qualen.: Noc: im Sterben hatte cr Kraft
genug, um das Ancrbieten geiſtlihen Zufpruchs von ſic zu weiſen.
Er fühlte, daß ſein Leben voll Arbeit, Kampf und Leiden keiner Abſo-
[ution bedurfte,
befahl, rächte ſich in ſeiner Weiſe: der Leib des Verbrechers, der nicht
warten wollte, bis ſich der Herrgoti über dem Arbeitervolif erbarmt und
ſich vermaß, fefbſt die Fahne der Rebellion zu entfalten, fanf „Unz-
geweiht“ in die Grde.
Kurz lebte er mit uns, kurz kämpfte er in unſeren Reihen, und
ex iſt nicht mchr da. Sein Leib liegt in der Grde. Und ſcin Geiſt?
Der Geiſt iſt unter uns geblieben, denn cr gehörte nicht ihm allein.
Der Geiſt, der den jungen Kämpfer beſceclte, der ihn aus einem &Kind
in einen reifen Mann verwandelt hatte, das iſt der Geiſt des gejamten
Arbeitervolkes, das um ſeine Befreiung fampft.
Tauſende gehen zugrunde in Gefängniſſen, in der Zwangsarbeit,
anm Galgen. Der Feind triumphiert, weil er glaubt, mit ihnen wäre
auch der Geiſt des Kampfes erſchlagen. Aber jede8 neugefallene Opfer
ruft neuc Streiter auf die Schanze.
Gefallen iſt unſer junger Freund.
lebten fürzen Gruß in die Gruft nachſenden,
LojcBt. . .
Doch während wir hin einen
itt jein Rotten bereits
Der Vortrag als Bildungsmittel.
Wie in der Arbeiterbewegung überhaupt, Jo muß auch in
der modernen Ingendbewequng das aeiprochone Wort, der Wor-
trag, eines der wichtigſten Bildung3-«- und KAufflärung5mittel
bilden.
Das geſchriebene Wort, ein Zeitungsartifel oder cin Buch
bat eimioes vor dem Vortrag voraus. Der Schriftſtellor fanmn
auf den ſprachlichen Ausdruck im einzelnen mehr Bedacht nehmen,
er Fann jich kürzer und beſtinimter ausdrücden; außerdem liegt
da3 Buch oder der Artikel jederzeit für eine nochmalige Lektüre
bereit.
Aber dieſen Nachteilen hat der Vortrag auch einige Vorzüge
gegenüberzuſtellen. Der Redner ſteht in unmittolbarer Fühlung
nnt den Menſchen, auf die er wirken will. Er vermag deshalb
den ſprachlichen Au3dru>, die Färbung des Vortrage8, wenn es
jein muß, fogar die DisSpoſition, die ganze Anlage der Rede der
beſonderen Sitnation anzupaſſen. Er kann hier und da wieder-
holen und einen Gedankengang mit anderen, verſtändlicheren
Ausdrücfen darlegen, wenn er an den Geſichtern ſeiner Zuhörer
merkt, daß ſie ihn nicht verſtanden haben. Er kann auch durd)
die DisSfuſſion oder dur< Frage und Antwort in den denkbar un-
mittelbarſten geiſtigen Verfehr mit den Zuhörern treten.
Jedenfalls werden die Kommiſſionen und Organiſationen,
die für die Arbeiterjugend tätig ſein wollen, dem Vortrag einen
bevorzugten Plaß in ihrem Arbeitsprogramm einräumen müſſen.
Die landläufigſte Form des Vortrages iſt der Einzelvortrag.
Vi8 vor kurzem war er faſt die einzige Form, in der das ge-
'iprochene Wort in den Arbeiterorganiſationen Anwendung fand.
veur ganz vereinzelt famen in früheren Jahren zuſammen-
hängende Vorträge, die ſi) über mehrere Abende verteilten, vor.
Crſt mit dem Erwachen der modernen Bildung8bewegung in der
orgamſierten Arbeiterſchaft tritt in zunehmendem Maßc der
Vortrags8zyklus und der Unterrichtsfurſus an die Stelle von
Cinzelvorträgen.
Der Einzelvortrag wird daneben aber immer ſeine
wichtige Rolle behalten. Abgeſehen davon, daß e3 in der Praxis
Der Arbeiterbewegung zahlloſe Fälle gibt, in denen lediglich ein
Cinzelvortrag in Frage kommen kann, wird auch die beſondere
Bildung8- und die - Jugendbewegung dem Cinzelvortrag eine
Reihe wichtiger Aufgaben nac< wie vor überweiſen. In viele
Orte, beſfonder8 in kleinere und abgelegenere, in denen geſchulte
Kräfte nicht vorhanden ſind, wird nac<ß wie vor gelegentlich der
Cinzelvortrag eines auswärtigen Redner3 die nötige Anregung
und Aufklärung tragen müſſen. In größeren Orten wird der
Cinzelvortrag ſeine wichtige Rolle beſonders für die Aufrüttelung
Gleichgültiger und für- die Heranziehung Fernſtehender bei-
behalten: in Agitation3verfammlungen, ZU denen die große Maſſe
der Jugendlichen eingeladen wird, kann ein einleitender populär-
wiſſenſchaftlicher Vortrag über ein allgemein intereſſantes und
Der Diener jenes Chrijtu8, der ſeine Feinde zu lieben
leicht verjtändliches Thema gute Dienſte leiſten. Der Redner
darf jich dabei aber nicht in die Einzelheiten ſeines Stoffes ver-
lieren, er wird ſonſt leicht zu ausführlich und damit langweilig,
oder er tippt die Einzelheiten nur flüchtig an, und ſeine Au3-
führungen werden oberflählih. Er ſoll deShalb ein Thema
wählen, das eine mehr zuſammenfaſſende, großzügige Behand-
lung verträgt, für die Einzelheiten möge er die Hörer auf ein-
jchlägige, leicht zugängliche und billige Literatur verweiſen. Aber
es iſt auch keim Einzelvortrag, der mit der gebotenen knappen
Zujammenfajſung den Stoff durcheilt, wohl zu unterſcheiden, ob
ein Redner ſeinen Hörern den dürftigen Abflatſc< einer von ihm
jelbit erjt geſtern angelefenen Broſc<hürenwoiäheit darbietet oder
ob er als guter, gewiſſenhafter Kenner des geſamten Stoffes
einen wohldurc<dachten und ſelbſtändig diSsponierten Aus3ug
gibt. Gerade der Jugendbewegung müſſen die gewiſſenloſen Ne-
ferenten, die ohne den läſtigen Ballaſt ernſterer Kenntniſſe über
alles und jedes ſchwäßen, ſtreng ferngehalten werden. Anderer-
jeits bin ich aber durchaus nicht der Meinung, daß die Redner
für die Jugendaufklärung etwa nur afademiſc<h gebildete Ge-
nojfen Jein müßen; es gibt erfreulicherweite fo viele Autodidakten,
alio Männer und Frauen, die ihr Wiſſen mcht dem regelmäßigen
Gange durch eine höhere Lehranſtalt, jondern ihrem eigenen
ſleißigen Selbſtſtudium verdanfen, daß an Rednorn in der
UgeNd ee fein Wangel fein wird.
Wertvoller als der Einzelvortraag iſt für die iyiwematiiche
Vildungsarbeit, betonder5s auc<h in der Jugendbewegung, der
Vortrag38zytklus Der Redner behandolt vielleicht den-
jelben Stoff wie beim Einzelvortrag (3. B. die franzöſiche Revo-
lution). Aber er braucht ſelbſt den ganzen vielfeit igen <toff nicht
in einer Stunde (länger ſollte ein Vortrag möglichſt nicht danern)
zu behandeln, fondern er hat dafür drei oder fe<s5 oder gar zehn
Vortragsabende zur Verfügung. Das ceraibt für den Redner
jelbſt den großen Vorteil, daß er dem Studium vCS Stores viel
mehr Zeit und N tachdenfen widmen Fann und muß. Was er im
Ginzelvortrage mit einer flüchtigen Y obenbemerfung abtun
konnte, für die ſeine allgemeine Kenntnis dos Stoffes ausreichte,
das muß er in einem Zyklus vielleicht in einer viertel- oder halb-
ſtündigen Ausführung behandeln, Jo daß cr die beſondere Lite-
ratur durchzujehen genötigt iſt. Dabei lernt der Redner ſelbſt
jehr viel, wie denn überhaupt nach einer alten pädagogiſchen Er-
fahrung der gewiſſenhafte Lehrer bei gründlic<er Vorbereitung
auf jeinen Stoff perſönlich ebenſo viel profitieren fann wie die,
die er belehren will. I< kann allen Genoſſen und Genoſſinnen,
die als Redner tätig ſind und biSher immer vor der Uebernahme
eines Vortrag3zyklus zurückichreften, nur dringend raten, ihre
Scheu zu überwinden. Sobald ſie erſt über die Schwierigkeit des
Anfanges hinweg ſind, werden ſie bald mit wachſender Luſt und
Liebe die Arbeit fortſeßen, nicht zuleßt deShalb, weil ſie den Ge-=
winn ihres gründlichen Studiums am eigonen Leibe, richtiger:
am eigenen Geiſte ſpüren. |
Aber wichtiger iſt natürlich der Gewinn, den die Hörer eine3
Bortrag5zyklu8 davon nach Hauſe tragen. Und dieſer Gewinn
iſt nicht gering. Schon der Entſchluß, ſic< an cinem Zyklus zu
beteiligen, bedarf einer größeren Willenskraft als der, einen
Einzelvortrag mit anzuhören. Zum Einzelvortrag gebt man oft
mehr dem Zufalle folgend als dem eigenen Triebe. Wer ſich da-
gegen entſchließt, an zehn Abenden einem Nedner zuzuhören, be=-
weiſt dadurc< größeren Ernſt und mehr Freude an der Bildung.
Das Publikum eines Vortrag83yklus hat deShalb von vornherein
offene Ohren und einen empfänglicheren Geiſt als das Zufall3-
publikum eines Einzelvortroges. Wer dem zweiten Vortrage
beiwohnt, hat ſchon das erfreuliche Bewußtſein, der Sache ſelbſt
nicht mehr jo fremd gegenüberzuſtehen, er iſt gleichſam ſchon ein
„Eingeweihter“, der ein Intereſſe daran hat, auch die weiteren
Glieder der Kette kennen zu lernen. Von Vortrag zu Vortrag
wird er ſpüren, wie ſeine Einfic<t in den Stoff wächſt und wie
mit der wachſenden Einſicht in dieſen beſonderen Stoff auch ſein
Verſtändnis für benachbarte Materien zunimmt. Und wenn er
bei der Lektüre einer Zeitung oder eine Buche3 oder im Ge-
ſpräch mit anderen merkt, daß ihm die Teilnahme an dem Vor-
trag8zyklus von Vorteil geweſen iſt, ſo wird er fortan ein noch
fleißigerer und eifrigerer Beſucher derartiger Veranſtaltungen ſein.
Die Teilnehmerzahl an Vortraaszyklen braucht. nicht be-
ſchränkt zu werden. Eine Grenze iſt hier nur dur< die zur Ver-