Arbeiter - Jugend.
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Lorübergehenden blieben ſtehen, ſchauten fie an und lächelten auch,
freundlich und voll milder Güte. Wie ein Dornrö3s<en ſtand ſie
da, mit ihrem Korbe voll von Sc<hneebällen und Roſen, mitten im
Winter unter rieſelndem Schnee auf offener Straße.
Da hoben die Leute, die dichtgedrängt vor ihr ſtanden, ihre
Kinder auf den Arm und riefen: „Seht das Chriſtkind dort unter
Koſen ſtehen!“ |
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Aber da tauchte Piddel Hundermark plößlich unter den
Leuten auf und j<rie: „Da3 iſt ja Klara Dinghammer au8 der
Winkelgaſſe.“
Da erwachte ſie, noch ſelig von dem Glück, das ihr der Traum
zugetragen hatte, und während ſie ſich im Bette aufrichtete und
ſich noc< nicht wieder in die Wirklichkeit zurückfinden konnte, ſah
ſie ven j<malen Lichtſtreifen, der au8 der Wohnſtube ins Schlaf-
zimmer fiel und hörte plößlich die Worte der Mutter. die ſeufzend
jagte: „Und jelbſt wenn i> nur die Hälfte der Margarine nehme
und de Roſinen ganz rauslaſſe, = i> weeß nich, wie i> de Jeſt-
3 ſiulle fertig kriegen ſoll.“
4 zufjammenberufen war.
MEERES DIEZ BAILE AIN
FENEEDIIENNESSIEN SEISER
EL will, abfühlend auf die anderen?
3 men in Der anderen Ee, dem immer ein ſpöttiſches Lächeln in den
A "'undwinkeln zu>t, wenn die anderen cinmal in Übermütiger AusS-
Zn dieſem Augenblicke begriff Klara, das es nur ein Traum
| geweſen war, den ſie geträumt, ein ſchöner, ſeliger Traum --
aber nur ein Traum! Stumm ſank ſie in ihr Kiſſen zurück. Aber
X vie graue, lähmende Enttäuſchung, die ihr kleines Herz erfüllte,
4 vich jc<on nach wenigen Minuten der Reſignation, welche nur die
Armut kennt, und al8 ihre Mutter dann ſeufzend die Kammer
I betrat, tröſtete Klara ſie: „Vielleicht, daß ich das nächſte Vral
| mehr verfaufe, Mutter. Es ſind ja noch acht Tage bi8 Weoih-
nachten.“
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Sollen wir ſpielen ?
Neulich war ich in einer Geſellſchaft, die aus fröhlichem Anla
4 Die Abſicht war bei allen die gleiche: fich
während einiger Stunden in Gemeinſchaft mit den anderen fröhlich
und Ungezwungen zu vergnügen.
Aber der löblicße Zwe wurde nicht erreicht. Weiß der Kuckuc,
voran es lag! Die richtige „Stimmung“ wollte nicht auffommen und
verjtohlen 309g bald er eine bald der andere die Uhr. Lag3 daran, daß
emige fremde Geſichter in der Geſellſchaft waren, die die Ungezwungen-=
beit der anderen dämpften? Oder wirkte der Gries8gram in der E>c,
von dem man wußte, daß er fich nie an luſtigen Scherzen beteiligen
Oder war es der kühle Verſtandcs3-
Bz oclaſjenheit den Ernſt des Lebens abſchütteln? Oder kam es daher, daß
J [ciner den Ton für gemeinſame Luſtigkeit anzugeben wußte ?
Denn darauf kommt es an: auf luſtige Unterhaltung, an der jich
3 alle beteiligen und darauf, daß einer friſch und fröhlich fomman-
PY diert.
Gi, wie das anfeuernd wirkt und den Widerſtand einzelner
3 2ußenſeiter bricht, wenn ein ke>er Diktator als mutiger Steucrmann
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.l wenn das ſalzige Naß auf dieſe Weiſe bei ihnen wieder einmal zum
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3 das Ruder der Geſelligkeit ergreift und das Schifflein durch einige
Y (iergiſche Kommando8 ordentlih vor den Wind der allgemeinen
ZE Vveiterfeit bringt!
R Cticepetetes ausſchließen wollen!
Und wenn er es nicht duldet, daß ſich einige
Und wenn es ihm und den anderen
durc< ihre anſte>ende Luſtigkeit gelingt, ſelbſt dieſe Etepetetes in einen
Taumel lachenden Uebermutes zu bringen! Wie da die Stunden
lichen! Mit wütenden Augen wird der Frevler gemeſſen, der in ſchuld-
DB vo vwußter Scheu mit ſt5Fender Stimme zum Aufbruch zu mahnen wagt!
I Denn wann kommen wir ſo fröhlich wieder zuſammen ?
R << ihm entgegen,
-Y |clig, daß wir uns von den ſeltenen fröhlichen Stunden nicht einc
-A Sctunde entgehen laſſen möchten. Und jede Sekunde, die der ſtrahlende
8 Sonnenſchein jubelnden Frohſinns unſer Herz erwärmt, ſtärkt uns für
uch viele Stunden harten und düſteren Kampfes.
| So ſchallt
Das Leben iſt ja ſonſt ſo ernſt, ſo ſchwer, ſo müh-
Auch ernſte Männer und Frauen vergeben ſic<ß nichts, wenn ſie
gclegentlich dem Uebermut die Zügel ſchießen laſſen, wenn ſie wic
Kinder im kindlichen Spiel aufgehen und dabei lachen, daß ihnen dice
Tränen über die Baen rollen. Es tut gut, körperlich und ſeeliſch,
: Stoffwechſel angeregt wird; in Schmerz und Qual zu weinen, haben
R |10 ja doch längſt verlernt, ſo etwas freſſen fie ingrimmig in ſich hinein.
TO habe Männer im engen Freundeskreiſe lachen ſehen, daß ihr
Schnupftuch dem plößlihen Andrange kaum gewachſen war; die Oeffent-
lichfeit aber würde ſolche Menſc<hlichkeiten bei ihnen gar nicht für möglich
halten, glaubt ſie doch, daß dieſe Männer das Lachen ſeit Jahrzehnten
verlernt haben! .
Cs freue jich ein jeder, wenn er den heißen Kämpfen der Zeit noch
| hin und wieder eine Stünde glücklichen Lachen8 abringen kann
Beſonder3 aber hat die Jugend ein Recht auf dieſe3 Lachen, die
arbeitende Jugend. Während glücklichere Kinder eine fröhliche
Kinderzeit: in Spiel und LebenSluſt verjubeln konnten, mußte das Prole
tarierkind entbehren und arbeiten. Jn der kahlen Wohnung voll ſforgen-
ſchwerer Unruhe wollte da8 Lachen nicht gedeihen, und im kreiſchenden
Lärm der Straße ging es unter.
Jeßt aber findet ſich das junge Volk der Arbeiter in freier, ſelbſt-
gewählter Gemeinſchaft wieder zuſammen. Sie reichen ſi9 die Hände
zu gemeinſamem Kampfe, fie neigen in gemeinſamem Lerneifer ihr
Ohr den ernſten Worten des älteren Freundes -- aber ſie wollen auch
ihr Recht auf Sonne, und von Zeit zu Zeit durchbricht bei ihnen der
jugendliche Frohſinn, der ſolange von der Not 5:8 Leben3 jtraff im
Zaum gehalten worden iſt, die Dämme der Gemeſſenheit -- und in
heiterer AuSgelaſſenheit tanzen ſie mitten im Kampfe einen MRingel-
reihen.
Und das iſt gut ſo! Wir älteren freuen uns darüber, und wenn
die Jungen wollen, tanzen wir gern einmal mit. Wenn aber irgendwo
ein Jugendausſ<uß odcr der Leiter ciner Organiſation von Jugend-
lichen nicht weiß, wa8 für Ringelreihen und Spiele und übermütige
Scherze e38 für fröhliche Geſellſchaften gibt, 19 nehme er das Spicel-
buch für die arbeitende Jugend zur Hand, das ſoeben Der -
jugendliche Genoſſe Paul Bött<her in Leipzig (Verlag der Leipziger
Buchdruckerei A.=G., Preis 1 Mk) in zweiter und ſtark vermehrter Auf-
lage hat erſcheinen laſſen. Das nette Büchlein enthält eine jo reiche
Auswahl von Unterhaltungen aller möglichen Art, für ganz kleine und
für große, für Spiele im Freien und im Zimmer, für Spiele ohne
Geräte und mit Geräten, für Scherzſpiele, Rfänderſpiele und PfänDder-
auslöſungen, daß kein Spielleiter in einem Jugendheim oder bei einem
Ausfluge in Verlegenheit kommen fann.
Möge e3 vielen jugendlichen Arbeitern und Arbeiierinnen viele
freundliche Blumen in das graue Ginerlei der täglichen Ürbeit flechten!
+ Heinric9 Stcauailz.
Bier Tage.
Erzählung von W. Garſchin. Aus dem Ruſſiſchen von A. Lampert.
(Schluß.
< begann die Flaſche vom Riemen zu löſen, indem ich mich
"Y vdabei auf den Ellbogen ſtüßte, und al3 ich zufällig das Gleich-
gewicht verlor, fiel ih mit dem Geſi<t auf die Bruſt des
Toten. Er begann ſchon einen ſtarken Verweiungsgeruc< auszu-
ſtrömen.
I< tranf. Das Waſſer war warm, aber no< gut, und es
gab auch vicl davon. So kann ich noch mehrere Tage leben. I<
erinnere mich, in einem populären mediziniſchen Lehrbuch geleſen
31 haben, daß der Menſc< eine ganze Woche ohne Ytahrung zu
leben vermag, wenn er nur genügend Waſſer zum Trinken hat.
Nun, und was dann? Was wird daraus, wenn ich noch fünl
oder fec<3 Tage leben bleibe? Unſere Leute ſind fort, die Bulgaren
ſind geflohen. Schließlich muß ich doch ſterben. Wait dem Unter-
ſchied bloß, daß ich ſtatt eines dreitägigen, einen achttägigen
Tode8kampf zu überſtehen haben werde. Jt es nicht beſer, ein
Ende zu mac<ßen? Neben meinem Nachbar liegt fein Gewehr,
cine gute2 engliſches Gewehr. I< brauche nur die Hand aus-
zuſtreden -- nur einen Augenbli>, und = Schluß. Die Patronen
liegen auc< no< da, er hat ſie nicht alle verbraucht.
Alſo =- ein Ende machen oder warten? Aber worauf warien?
Auf Rettung? Tod? Oder bi3 die Türken kommen und mir die
Haut von den verwundeten Füßen. abziehen? Lieber ſelbſt!
Nein! Nur nicht den Mut ſinken laſſen! J< werde kämpfen,
ſolange ich e8 nur fann. Denn = wenn man mich nur findet, bin
ich gerettet. Vielleicht ſind die Knochen unverlezt. J< werde
geheilt. I<h werde die Heimat wiederſehen, meine Mutter,
Maſcha . . . .
Großer Gott, laß ſie nicht die Wahrheit erfahren! Sie ſollen
glauben, ich ſei auf der Stelle tot gewejen. Was wird mit ihnen,
wenn ſie erfahren, daß icq zwei, drei, vier Tage lang Qualen ge-
litten habe!
Mir ſchwindelt; der Weg zu meinem Nachbar hat mich furcht-
bar angegriffen. Und nod dazu dieſer entjeßliche Geruch! Er
iſt ſc<on ganz ſchwarz; was wird's nur morgen oder übermorgen?
Schon jeßt liege ich hier nur, weil ich keine Kraft habe, mich fort-
zuſ<leppen. J4 will etwas ausriuhen und dann wieder zurüc>
auf meinen alten VWlaß; gut, daß der Wind eine günſtige Richtung
hat und den Geruch fortwehen wird.
J< bin ganz entkräftet. Die Sonne brennt auf Geſicht und
Hände. Nicht3 iſt da, um ſich vor ihr zu ſ<hüßen. Wenn es
wenigſten3 |<hon Nacht wäre! Das wird die zweite ſein, glaub' ich.
Die Gedanke verwirren ſich, das Bewußtſein verläßt mich.
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