Full text: Arbeiter-Jugend - 2.1910 (2)

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Arbeiter-Jugend 
 
 
liche Zukunftsbilder erblickt: ſie ſchildert ihm dieſe in- „ven leb- 
hafteſten Farben und ſchließt: 
„Die Welt iſt jezt ei n Vaterland, die Seelen - 
Von heiliger Begeiſterung 'durchbebt. 
Und ſanft ein Gried: ns8jang aus taufend -Rehlen 
Von einem Ufer an das andere 7chwebt. 
Der. Rauch ſteigt auf und durch der Erde Schollen - 
Sieht man die Pflugſc<har ihre Furchen - ziehn. 
Man hört von ferne der Maſchine Grollen .. 
Und feurig rot die Schmiedeöfm glühn. 
Und über all dem wilden, rauhen Toben 
Dex Grde, die in vollem Gärungs8braus, 
Da breitet ſtolz, im Winde flatternd, droben 
Die Freiheit ihre weißen Flügel aus.“ 
Wenn Ada Negris Gedichte ſelbſt in den Kreiſen des Bürder- " 
inſoweit e8 noc< nicht. durc< die tolle Jagd nach dem Broßit 
großen Beifall gefunden" 
tums, 
vollfommen gefühllo3 geworden iſt, 
-„dahn.. 
h aben, welche Begeiſterung ſollten ſie erſt bei der Arbeiterſugend" 
erweden, deren ihönſten Hoffnungen und edeljtem Streben fie j9 
herrlichen AuSdruck verleihen! - 
Die“ beiden Bände, die in deutſcher Ueberſetzung erſchienen 
ſind,*) dürfen in keiner Arbeiterbibliott bet fehlen: Zugleich äber 
jollten alle Jünglinge und Mädchen der „Arbeiterſchaft: danach 
trachten, dieſe Gedichte ſelbſt zu beſißen, um ſie immer wieder zu 
lefen und aus ihnen Begeiſterung“ jhöpfen zu können. Unſere. 
jungen Arbeiter können aus dieſen: Gedichten lernen, wie ein 
Mann geartet ſein muß, um die Liebe eines hoc<geſinnten Weibe3 
zu erwerben, und unjere Mädchen mögen aus ihnen da3 Verſtänd- 
nis für den höchſten Sinn der Liebe und. der Mutterſchaft ge- 
winnen. . . There efe Schleſinger. 
X) Ada Regri, „Schi>fal“. Deutſche 
(Alexander Duncer. | j894) . . . 
- (Von Der gleichen Uleberſekerin und im gleichen Verlag. . 
Übertragen von Hedwig 
„Stür me“ 
1898.) 
 
Wie Sven Hedin in Tibek enfdedt wurde. 
Wie. gewöhnlich von Kopf bis zu Fuß verkleidet und im 
Geſicht ſ<warz angetuſcht, ging ic< langſamen Schrittes gerade - 
auf den Kreis der Tibeter zu. Als ich ganz dicht bei ihnen war, 
erhoben ſich alle, als fühlten ſie; daß ſie es nicht mit einem ge- 
wöhnlichen Ladaki zu tun hätten. 
„Seßen ſie ſich!“ fagte ich mit einer von oben herab dazu 
auffordernden . Handbewegung und nahm ſelber zwiſchen den 
beiden Vornehmſten Plas. In dem zu meiner Rechten ſizenden 
Herrn erkannte ich ſofort Pemba T4) ering (tibetiſcher 
Häuptling) vom vorigen Jahr! I< klopfte ihm auf die Schulter 
und ſagte: „Kennen Sie mich denn nicht mehr, Pemba Tſering?“ 
Er erwiderte kein Wort, 
ſah aber ſeinen Gefährten 
mit weit geöffneten Augen 
an und warf den Kopf nach 
meiner Seite hin zurück, 
wa3 ſoviel bedeutete wic: 
„Er iſt e8!“ Sie waren 
außerordentlid) verblüſſtund 
beſtürzt; keiner ſprach, einige 
guckten ſich an, andere 
ſtarrten ins Feuer, einer 
ſchob zwei Brände wieder 
zwiſchen die Steine und ein 
anderer „fürite langſam 
ſeinen. Tee. 
Nun ergriff | ich wieder 
das Wort: „Ja freilich, 
Pemba Tſering, Sie haben 
recht, ich bin Hedin Sahib, 
derjelbe, der im vorigen 
Jahre Saka-dſong beſuchte. 
-Nun haben Sie mich wieder. | 
Was gedenken Sie nun mit 
mir anzufangen?“ " 
Abdul Kerim, Lobſang - 
und Kutus8, die hinter mir 
ſtanden, zitterten wie Eſpen- 
laub ünd glaubten, der 
nächſte Schritt, der nun 
folge, werde die Vorbereitung 
zur Hinrichtung ſein. 
Auch jekt antworteten" 
ſie nicht, begannen aber 
gruppenweiſe untereinander 
zu flüſtern. - Der jüngere 
Beamte, der ſichtlich der 
Haupthahn der Geſellſchaft 
war -- denn die anderen 
fahen ihn an und warteten 
auf ſeine. Antwort: --, be- 
gann nun in ſeinen Pa- 
pieren zu- kramen : und 
390g eines' heraus, worauf 
er e3 ſchweigend durchlas.. 
'Da es eine Weile dauerte, 
bis ſie ſich -von ihrem erſten | 
Erſtaunen erholt hatten = | 
denn mich ſo leicht zu 
fangen, hatten fie ganz“ 
Reihe nach! . 
nicht etwa -mit Pulver geladen waren. 
 
Hedin als Schafhirt. verkleidet. - 
-(Schluß.) 
gewiß nicht erwartet --, ließ i< mir von Kutus eine Schachtel 
ägyptiſcher Zigaretten bringen. und präſentierte ſie ihnen der 
Sie nahmen jeder eine, dankten und zündeten ſie 
an, nachdem 'i< ihnen mit gutem Beiſpiel vorangegangen war 
und ihnen damit den Beweis geliefert hatte, daß die Zigaretten 
Danltit. war. das Ei3 ge- 
brochen, und der Führer begann zu iprechen, mit - fehr leiſer 
Stimme und ohne mich anzuſehen. 
„Geſtern kam ein fehr ſtrenger Befehl vom Devaſchung (Ober- 
haupt von Tibet), der Statthalter von, Sakäa ſei dafür verant- 
wortlich, daß ſich kein Europäer von Weſten her in-das Land ein- 
ſchleiche. Jeder Europäer, 
der ſich hier zeige, müſſe 
augenbliklich - gezwungen 
werden, auf demſelben 
Wege, auf demerge- 
kommen ſei, wieder 
abzuziehen. Als das 
Gerücht von Ihrer Kara- 
wane vor zwei Tagen nah 
Saka drang, argwöhnte der 
Statthalter, daß Sie es ſein 
könnten, Hedin Sahib, und 
wir haben jetßt unſeren Auf- 
trag ausgeführt. Jm Namen 
des Statthalters verbieten 
wir Jhnen, auch nur einen 
Schritt weiter nach Oſten 
zu gehen! Wir bitten. Sie, 
“ſich na unſeren Anord- 
„nungen. zu richten. : -Es 
handelt ſich um unſere Köpfe 
und um Ihre eigene perfön- 
liche Sicherheit. Morgen-be- 
gleiten Sie: uns Über den 
Kintſchen-la nach Saka- 
dſong.“ - 
. „Ich habe Ihnen im 
vorigen Jahre geſagt, daß 
ic< die imNorden der 
Provinz Saka lie- 
genden Gebirgs8ge- 
genden ſehen wolle 
umd ſehen müſſe. Da 
Sie es mir nicht erlaubten, 
beſchloß ic wiederzukommen. 
Jetzt habe ich ſie geſehen. 
und Sie haben es nicht 
verhindern können. Sie 
ſehen alſs, daß ich größere 
- Macht in Ihren Lande, 
habe als Sie ſelber. J< 
beabſichtige nun. nach Zn1- 
dien zurückzureiſen;-- Über. 
den Weg, auf dem dies ge- 
ſchehen wird, hat nur Lien 
Darin, der Amban (Statt- 
halter) von- Lhaſa (Haupt- 
ſtadt von Tibet), allein zu 
beſtimmen. - Es iſt- daher 
y 
vb 

	        
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