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Arbeiter-Jugend
liche Zukunftsbilder erblickt: ſie ſchildert ihm dieſe in- „ven leb-
hafteſten Farben und ſchließt:
„Die Welt iſt jezt ei n Vaterland, die Seelen -
Von heiliger Begeiſterung 'durchbebt.
Und ſanft ein Gried: ns8jang aus taufend -Rehlen
Von einem Ufer an das andere 7chwebt.
Der. Rauch ſteigt auf und durch der Erde Schollen -
Sieht man die Pflugſc<har ihre Furchen - ziehn.
Man hört von ferne der Maſchine Grollen ..
Und feurig rot die Schmiedeöfm glühn.
Und über all dem wilden, rauhen Toben
Dex Grde, die in vollem Gärungs8braus,
Da breitet ſtolz, im Winde flatternd, droben
Die Freiheit ihre weißen Flügel aus.“
Wenn Ada Negris Gedichte ſelbſt in den Kreiſen des Bürder- "
inſoweit e8 noc< nicht. durc< die tolle Jagd nach dem Broßit
großen Beifall gefunden"
tums,
vollfommen gefühllo3 geworden iſt,
-„dahn..
h aben, welche Begeiſterung ſollten ſie erſt bei der Arbeiterſugend"
erweden, deren ihönſten Hoffnungen und edeljtem Streben fie j9
herrlichen AuSdruck verleihen! -
Die“ beiden Bände, die in deutſcher Ueberſetzung erſchienen
ſind,*) dürfen in keiner Arbeiterbibliott bet fehlen: Zugleich äber
jollten alle Jünglinge und Mädchen der „Arbeiterſchaft: danach
trachten, dieſe Gedichte ſelbſt zu beſißen, um ſie immer wieder zu
lefen und aus ihnen Begeiſterung“ jhöpfen zu können. Unſere.
jungen Arbeiter können aus dieſen: Gedichten lernen, wie ein
Mann geartet ſein muß, um die Liebe eines hoc<geſinnten Weibe3
zu erwerben, und unjere Mädchen mögen aus ihnen da3 Verſtänd-
nis für den höchſten Sinn der Liebe und. der Mutterſchaft ge-
winnen. . . There efe Schleſinger.
X) Ada Regri, „Schi>fal“. Deutſche
(Alexander Duncer. | j894) . . .
- (Von Der gleichen Uleberſekerin und im gleichen Verlag. .
Übertragen von Hedwig
„Stür me“
1898.)
Wie Sven Hedin in Tibek enfdedt wurde.
Wie. gewöhnlich von Kopf bis zu Fuß verkleidet und im
Geſicht ſ<warz angetuſcht, ging ic< langſamen Schrittes gerade -
auf den Kreis der Tibeter zu. Als ich ganz dicht bei ihnen war,
erhoben ſich alle, als fühlten ſie; daß ſie es nicht mit einem ge-
wöhnlichen Ladaki zu tun hätten.
„Seßen ſie ſich!“ fagte ich mit einer von oben herab dazu
auffordernden . Handbewegung und nahm ſelber zwiſchen den
beiden Vornehmſten Plas. In dem zu meiner Rechten ſizenden
Herrn erkannte ich ſofort Pemba T4) ering (tibetiſcher
Häuptling) vom vorigen Jahr! I< klopfte ihm auf die Schulter
und ſagte: „Kennen Sie mich denn nicht mehr, Pemba Tſering?“
Er erwiderte kein Wort,
ſah aber ſeinen Gefährten
mit weit geöffneten Augen
an und warf den Kopf nach
meiner Seite hin zurück,
wa3 ſoviel bedeutete wic:
„Er iſt e8!“ Sie waren
außerordentlid) verblüſſtund
beſtürzt; keiner ſprach, einige
guckten ſich an, andere
ſtarrten ins Feuer, einer
ſchob zwei Brände wieder
zwiſchen die Steine und ein
anderer „fürite langſam
ſeinen. Tee.
Nun ergriff | ich wieder
das Wort: „Ja freilich,
Pemba Tſering, Sie haben
recht, ich bin Hedin Sahib,
derjelbe, der im vorigen
Jahre Saka-dſong beſuchte.
-Nun haben Sie mich wieder. |
Was gedenken Sie nun mit
mir anzufangen?“ "
Abdul Kerim, Lobſang -
und Kutus8, die hinter mir
ſtanden, zitterten wie Eſpen-
laub ünd glaubten, der
nächſte Schritt, der nun
folge, werde die Vorbereitung
zur Hinrichtung ſein.
Auch jekt antworteten"
ſie nicht, begannen aber
gruppenweiſe untereinander
zu flüſtern. - Der jüngere
Beamte, der ſichtlich der
Haupthahn der Geſellſchaft
war -- denn die anderen
fahen ihn an und warteten
auf ſeine. Antwort: --, be-
gann nun in ſeinen Pa-
pieren zu- kramen : und
390g eines' heraus, worauf
er e3 ſchweigend durchlas..
'Da es eine Weile dauerte,
bis ſie ſich -von ihrem erſten |
Erſtaunen erholt hatten = |
denn mich ſo leicht zu
fangen, hatten fie ganz“
Reihe nach! .
nicht etwa -mit Pulver geladen waren.
Hedin als Schafhirt. verkleidet. -
-(Schluß.)
gewiß nicht erwartet --, ließ i< mir von Kutus eine Schachtel
ägyptiſcher Zigaretten bringen. und präſentierte ſie ihnen der
Sie nahmen jeder eine, dankten und zündeten ſie
an, nachdem 'i< ihnen mit gutem Beiſpiel vorangegangen war
und ihnen damit den Beweis geliefert hatte, daß die Zigaretten
Danltit. war. das Ei3 ge-
brochen, und der Führer begann zu iprechen, mit - fehr leiſer
Stimme und ohne mich anzuſehen.
„Geſtern kam ein fehr ſtrenger Befehl vom Devaſchung (Ober-
haupt von Tibet), der Statthalter von, Sakäa ſei dafür verant-
wortlich, daß ſich kein Europäer von Weſten her in-das Land ein-
ſchleiche. Jeder Europäer,
der ſich hier zeige, müſſe
augenbliklich - gezwungen
werden, auf demſelben
Wege, auf demerge-
kommen ſei, wieder
abzuziehen. Als das
Gerücht von Ihrer Kara-
wane vor zwei Tagen nah
Saka drang, argwöhnte der
Statthalter, daß Sie es ſein
könnten, Hedin Sahib, und
wir haben jetßt unſeren Auf-
trag ausgeführt. Jm Namen
des Statthalters verbieten
wir Jhnen, auch nur einen
Schritt weiter nach Oſten
zu gehen! Wir bitten. Sie,
“ſich na unſeren Anord-
„nungen. zu richten. : -Es
handelt ſich um unſere Köpfe
und um Ihre eigene perfön-
liche Sicherheit. Morgen-be-
gleiten Sie: uns Über den
Kintſchen-la nach Saka-
dſong.“ -
. „Ich habe Ihnen im
vorigen Jahre geſagt, daß
ic< die imNorden der
Provinz Saka lie-
genden Gebirgs8ge-
genden ſehen wolle
umd ſehen müſſe. Da
Sie es mir nicht erlaubten,
beſchloß ic wiederzukommen.
Jetzt habe ich ſie geſehen.
und Sie haben es nicht
verhindern können. Sie
ſehen alſs, daß ich größere
- Macht in Ihren Lande,
habe als Sie ſelber. J<
beabſichtige nun. nach Zn1-
dien zurückzureiſen;-- Über.
den Weg, auf dem dies ge-
ſchehen wird, hat nur Lien
Darin, der Amban (Statt-
halter) von- Lhaſa (Haupt-
ſtadt von Tibet), allein zu
beſtimmen. - Es iſt- daher
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vb