Arbeiter- Jugend 155
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Sämtliche hier empfohlenen Werke ſind von den Parteibuchhandlungen am Wohnort
des Abonnenten, von den Paxrteikolporteuren und von der Buchhandlung Vorwärts
(Berlin 3SW. 68, Lindenftr. 69) zu beziehen.
Da3 Werden im Weltall. Als im Jahre 1904 der hunderijährige
Todestag de38 großen Weiſen von Königö3berg feierlich begangen wurde,
da war die Preſſe vol von Darſtellungen der Kantſchen Philoſophie.
Aber auch die Aſtronomen meldeten fich. Hat doch Kant dur<h ſeine? „Ul-
gemeine Naturgeſchichte und Theorie des Himmel3“ ſeinen Namen auch
mit der Sternenkunde untrennbar verknüpft. Kant3 Anſchauungen
ſtimmten zum Teil und in weſentlichen Punkten mit denen des großen
franzöfithen Mathematikers und Ajtronomen Laplace (ſprich: Laplap,
Ton auf der Endſilbe) überein, obwohl beider Anſchauungen unabhängig
voneinander entſtanden find.
Die Anſc<auungen von Kant und Laplace hatten über ein Jabr-
hundert faſt unumſchränkte Geltung. In den lekßten Jahrzehnten aber
brödelte Stü für Stück von dieſem Gedankengebäude ab. Die fort-
i<reitende Naturwiſſenſchaft entde>dte immer neue Tatſachen und Gr=
ſcheinungen, die nicht mehr in die genannten Syſteme hineinpaßten.
Die Kritiker erhoben immer mehr ihre Stimme, um das Unzulänglich?
der geltenden Theorie darzulegen. Andere Theorienſc<hmiede machten ſich
daran, neue Syſteme aufzubauen, von denen aber keins imſtande war,
die Kant- und Laplaceſiche Weltanſchauung zu verdrängen. Ert vor
wenigen Jahren trat der ſchwediſche Chemiko-Phyſiker Svante Arrhenius
mit einer neuen Theorie an die Oeffentlichkeit, die einen großen und
genialen Zug aufweiſt. Der Verfaſſer dieſer Zeilen hat dieſe neue An-
'chauungs3weiſe in einer Reihe von Aufſätzen in dieſen Blättern dar-
gelegt. Dieſe Auffäße ſind jekt, erheblich erweitert und mit vielen
Suttrationen verſehen, zu einem kleinen Buche zuſammengefaßt worden,
das bei Theodor Thoma3 in Leipzig unter dem Titel unjerer Ueber-
ichrift erſchienen iſt. JZ erlaube mir, auf diejces Bücholchen, da3 für die
weiteſte Verbreitung beſtimmt und für da3 daher der billige Preis von
: ME. (geb. 1.80 Mk.) angeſeßt ift, hinzuweiſen und es freundlicher Bc-
achtung der Leſer zu empfehlen. Vielleicht fühlt ſich der eine oder der
andere bewogen, mich auf wünſchen3werte Abänderungen oder Vervoll-
iändigung aufmertjfam zu machen. ZJelix Linke.
Kometen. -- Wiſſenſchaft und Aberglaube. -- Von Friß Dübell und
Sranz Diederich. Mit Bildniſſen der Aſtronomen Halley und Palitich
nd 28 Abbildungen im Text. 119 Seiten. Preis 1 Mk. Kaden u. Co.,
Dreo3den.
Am 18. Mai wird unfer Planet Erde dur< den Schweif des Hallcy-
'Hen Kometen ſegeln, am 10. Juni wird der abenteuerliche Geſelle die
Erdbahn Freuzen. Wird die Nähe des Kometen uns Erdenkindern
zefährlich werden ? Kann. e3 einen Zuſammenſtoß geben oder gar einen
Raſſentod in der Blaufſäurcatmoſphäre des Kometenſ<hweifes? Das
ind Fragen, die gegenwärtig zum Tage3geſpräch gehören und ſurc>:-
“amo Gemüter mit Weltuntergangsängſten quälen. Solche Beſürchtungen,
die der nahende Komet nicht nur in religiös umdüſterten Köpren 1puken
/3Bt, beweiſen wiederum, wie wenig das breite Publikum von der Welt:-
Naunendlichfeit, feinen Bewohnern und Geſezen weiß. Da iſt e3 denn
>oppelt erfreulich, wenn der Arbeiterſchaft ein Buch wie das obige dar-
veboten wird. E3 geht in heiterem, gemeinverſtändlichem Plaudertone
n auf all die aftronomiſchen Fragen, die gegenwärtig im Vordergrunoe
ver Debatte ſtehen. C3 erzählt, was ein Komet iſt, woher er fommi,
:voßin er gehi, wie und woraus ſich ſein Schweif entwidelt, wa3 Stern-
icnuppen und Meteore mit Kometen zu tun haben und gibt dazu atir0-
zomiſch und fulturgeſhichtlich intereſante Bilder. Und es führt nicht
nur ein in die Rätſel des Weltgebäudes, ſondern ſtreift auch die Lite-
ratur und die Arbeit der Leute, die ſich biSher mit den Unenvolichkeits-
fragen abgequält haben. Ein Kapitel „Kometendichtung“ zeigt, wv ſich
die fortſchreitende WeltallSerkenntnis in der deutſichen Dichtung äußert.
Tin Abſchnitt „Aberglaube und Politik“ unterſucht an alten Dokumenten,
wie bi3 weit in die heutige Zeit herauf dic Sterndeuterei den Macht-
babern dazu dienen mußte, ihre Herrſchaftszwede und -Ziele himmliſch
zu verklären.
Da2 Buch hat vor anderen gleichartigen den Vorzug, leicht verſtänd-
iim und von Leuten mit ſozialittiſchem Weitbli> geſchrieben zu jein.
Cin Buch alſo, das bei ſeinem billigen Preiſe vor allem unter der Ar-
veiterjugend die weiteſte Verbreitung finden jollte. R. G.
Ein Wort an die Arbeiterjugend. Von Karl Kreibich. Preis 10 Pf.
Verlag der Wiener Volk8buchhandlung Jg. Brand u. Co., Wien VT/1,
Gumpendorfer Straße 18.
Dieſe Agitation3broſchüre iſt zwar für die öſterreichiſche Jugend-
-
vewegung beſtimmt, aber auch unſere deutſche Arbeiterjugend kann
mandjes daraus lernen. Das wirtſchaftliche Syſtem, unter dem die
Lehrlinge, die jungen Arbeiter und Arbeiterinnen ſeufzen, iſt ja do2-
jelbe diesſeit3 und jenſeit3 der ſchwarzgelben und Jc<warzweißroten
Grenzpfähle. Und die bürgerlichen Parteien und bürgerlichen JIntexr=-
etengruppen, die ſich neuerdings an die Arbeiterjugend mit ſo verdächt1-
gem Gifer heranmachen; führen zwar in Oeſterreich andere Namen wie
dei un3, aber unter der fremden MazSke leuchten unverkennbar die auch
uns vertrauten Züge der Heuchelei und der Hinterliſt hervor. Die Be-
weggründe jedenfalls, die die bürgerliche ſogenannte Jugendfürſorge von
der proletariſchen Jugendbewegung abgrundtief ſcheiden, ſind dort wie
hier die gleichen, und ſie werden vom Verfaſſer in rüſichtsloſer Kritik
an den Pranger geſtellt. Die Schrift klingt in einem feurigen Appell
für den SozialiSmus8 au3, und gerad? dieſe Partien des Büchlein3 ſind
für uns ſo begeiſternd und erhebend wie für unſere Öſterreichiſchen
Freunde. Auch das ausführliche Jugendſ<uß- und Fortbildungsſchul-
programm der öſterreichiſchen Jugendorganiſation, wie überhaupt die
Schilderung der öſterreichiſchen Bewegung wird unſere deutſche Arbziter-
jugend ſicherlich lebhaft intereſſieren, .und [ſo bedarf das Schrifichen für
Unſere Leſer feiner weiteren Empfehlung.
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Zufriedenheit.
Cin kalter Morgen in der Winterzeit.
Scharf pfeift der Sturm!
Ih ſchreite durch der Borſtadt breite Straßen,
Arbeitend' Bolk rennt in geſchäft'ger Eile
Wn mir vorbei, der Arbeitsſtätte zu.
Da tönt Geſang!
Ein kleines Mädchen kommt des Wegs daher,
Und auf dem Rücken trägt den ſchweren Korb
Itit Semmeln es von Haus zu Haus.
Mit ſchwachem Schein erhellt ein mattes Lämplein
Bor ſeiner Bruſt
Des Kindes Mühenpfad und ſein Geſicht.
Die Augen müd" und matt, die Wangen bleich,
Die Händchen fröſtelnd unterm Schurz verfteckt.
Und wie ein Ruf: „Ich klage an!“
Ertönet aus dem kleinen Munde
Und durch die Zähne, die vor Kälte klappern,
Gleich bitterem Hohn auf unſere Zeit das Lied:
„Was frag" ich viel nach Geld und Gut
Wenn ich zufrieden bin . . .“ P. B.
PR
Möärtiicher Hükejunge.
Seibiterloebte3 von Kar! DO konskyn.
vwveit 1G) mich erinnern fann, war das Gefühl, mit dem 1
mein Tleines RäanzGen TaGniürte, ein wirklich erbebendes, fa*:
mödte 1O Jagen, männliches. Auf eigenen Jüßen iſteßen,
mir jelbſt mein Brot verdienen, das ſichten mir über alle Maken
groß, und Talit empfand ich eine Art Reiekt vor mir ſelbſt, vor
dem elfjährigen Knirp38, der mit einen: Jahre38gehalt von zwo!"
Talern an barem Gelde und einer Erntehofs an Naturalien
wenn man bei einer Hoije von Naturalien ſprechen fann =- feit-
angeſtellter Hütejunge eines Bauern des märkiſchen Dorfes Haier
felde geworden war. %och ſehe 1c<, als wäre 28 geſiern, meinc
Mutter mit feuchten Augen vor mir fiehen, wie ſie mir den Anzuse
ordnet und nebenbei Mahnungen und aute Ratichläge erteilt. Es
iſt ihr wohl nicht ganz leicht geworden, mich von jich zu laſſen,
aber wa3 1ollte fie tun? Schließlich war e8 ja auch gut, daß eit!
Effer fortfam. Das war ein großer Vortail für die Familie,
deren Ginfommen feinezSweg3s aud) nur zur notdürftigen Exiſien3
ausreichte, ſeitdem der Vater ſeiner „Unbotmäßigkeit“ wegen voni
Gut8hof gewieſen worden war.
Dir, junger Freund, der du kaum der Schule entwachſen an
den Schraubſto& geſtellt wirſt, um deine goldene Jugend hinter
finſteren Fabrik mauern in ſtaubgefüllter, öldunſtiger Atmoſphäre
beim Raſſeln, Stampfen und Kreiſchen der Maſchinen zuzubringen,
dir verdenke ich e3 nicht, wenn du mich meines |heinbar glüälichen
Loſe3 wegen beneideſt. Die Jugend iſt ja ſo gern bereit, den
Shein für das Sein zu nehmen, zudem iſt e8 natiirlich, die
eigenen Schmerzen ſtärker zu empfinden und daher mehr zu wür-
digen, al3 die Leiden der Mitmenſchen. Au< kann man billiger-
weiſe von dir keine beſſere Kenntnis ländlicher Arbeit3verhältmſie
verlangen, al3 ich fie ſeinerzeit ſelbſt beſaß. Meine Meinung vom
idylliſ<en Hirtenleben mußte iM leider nur allzubald und gründ-
lich ändern.
- Wenn iman mit Recht vorausſfeßt, daß vernünftige Eltern
ihr Kind wohl niemals8 ohne zwingende Gründe einer unſicheren
Zukunft, oder beſſer geſagt, einer ſicheren Ausbeutung übergeben,
jo kann man ungefähr ermeſſen, wie ſtark: dieſe „zwingenden