Arbeiter- Jugend - 23:
veuten. Ti>--ta>!l , . . Vom Menſchen bleiben nur ſeine Taten zurü>.
Und ſeine Stunden hören zugleich mit ſeinen Wünſchen auf, und es
ireten andere Stunden ein -=-- Stunden der Abrechnung mit dem
Qeben, ernſte Stunden.
T.
Ti>--taäs, tid--tadl
Eigentlich ijt alles ziemlich einfa<ß in dieſer Welt, die ſo voll
Widerſpruch, Lüge und Haß ijt. Und ſie wäre no<h viel einfacher, wenn
vie Menſchen einander genau anſehen würden und jeder einen Freund
hinter ſich hätte.
Der Ginzelne, und iſt er auch noch ſo groß, iſt klein. E83 iſt not-
wendig, daß man einander verſteht. Denn alle reden wir dunkler
und ſchlechter als wir denken. Dem Menſchen fehlen häufig Worte,
um anderen fein Herz zu eröffnen. E3 gehen viele bedeutſame und
wichtige Gedanken verloren, weil man nicht rechtzeitig die nötige Aus-
drucks8form für ſie gefunden hat. Gin Gedanke entſteht, der aufrichtige
Wunſc<, ihn in klare Worte zu kleiden, iſt vorhanden, aber die Worte
-- find nicht dal |
. 8.
Ti>--ta>, ti>--ta>l
G3 lebe der Menſc< mit ſtarker, tapferer Seele -- der Menſ<, der
der Wahrheit, der Schönheit, der Gerechtigkeit dient! Wir kennen
jolHhe Menſchen nicht, weil ſie ſtolz ſind und keinen Lohn verlangen.
Wir ſehen nict, wie freudig ſie ihre Herzen verbrennen. Indem jie
das Leben hell erleuchten, zwingen ſie ſelbſt die Blinden, zu ſehen. E38
iſt notwendig, daß die Blinden ſehend werden, die vielen Blinden.
G3 ift notwendig, daß alles Menſchen mit Grauen und Ekel ſehen, wie
rutal, ungerecht und häßlich ihr Leben iſt. G3 lebe der Menſc<<, der
Herr ſeiner Wünſche iſt! Die ganze Welt -- iſt in ſeinem Herzen. Aller
Schmerz der Welt, alle Leiden dex Menſchen ſind in ſeiner Seele.
Das Böſe und der Schmuß des Lebens, ſeine Lüge und ſeine Brutalität
ſind ſeine Feinde. Alle ſeine Stunden widmet er dem Kampf, und ſein
Leben ift voll ausgelaſſener Freuden, ſchönen Zorne3, ſtolzen Trozes3
voll. . . . Schone dich nicht -- das iſt die ſtolzeſte, die ſchönſte Weisheit
auf der Erde. Es lebe der Menſch, der ſich niht ſchont! Es gibt nur
zwei Formen des Lebens -- verweſen oder verbrennen. Die Feigen
und Geizigen wählen das erſtere, die Tapferen und Freigebigen -- das
andere. Jedem, der die Schönheit liebt, iſt klar, welches Leben er-
habener iſt.
Die Stunden unſeres Lebens8, das ſind langweilige, leere Stunden.
Laßt ſie uns darum, ohne uns zu ſc<onen, mit Heldentaten ausfüllen.
Dann werden wir wunderſchöne Stunden erleben, voll freudiger Er-
regung, voll heißen Siolzes. E3 lebe der Menſch, der ſi? nicht
ſdoanen will!
KE
Jeber die Bſlege der Jnferhalfung und Geſelligieit.
R. Weimann-Dresden.
(Schluß.)
fx 3 kommt nun freilich viel darauf an, was und wie geſungen
2 5 wird. Anſchönen und klangvollen Liedern beſteht jedenfalls kein
=“ Mangel; aber e8 gibt viele, dieſihtroßihrer vortrefflichen Melo-
die für unjereJugend ganz und gar nicht eignen. Vor allem |<Heiden
natürlich geiſtliche ſowie hurrapatriotiſche Lieder ganz und gar
aus. Leider iſt e8 eine traurige Tatſache, daß gerade Lieder Dieſer
Art in der Schule beſonder3 gepflegt und dafür die wirklich guten
and in ieder Beziehung einwandfreien Volkslieder arg vernah-
laſſigt werden. Hier muß nun die Jugendbewegung einſeßen und
das wettmachen, wa38 die Volks8ſchule verſäumt hat. Es gilt, der
Iugend gute Volkslieder, und deren gibt e3 doch viele, 3. B. „Am
Drunnen vor dem Tore,“ „E3 geht bei gedämpfter Trommel
Klang,“ „RöS8lerin rot“ uſw. zu vermitteln. Aber auch no<F eine
andere Art von Riedern -=- die natürlich, wie keiner beſonderen
Erwähnung bedarf, im der Schule durchaus verpönt ſind -- nuam-
lich die Arbeiter- und Kampflieder dürfen nicht vernachläſſigt
werden, denn ſie heben in uns das Solidarität3gefühl
ind erfüllen uns mit Begeiſterung und Ueberzeugungstreue für
unjere Sac<ße. Das von der Zentralſtelle für die arbeitende Ju-
gend beraus8gegebene „Jugend-Liederbuch“ enthält die ſchönſten
und bekannteſten Rieder dieſer Gattung.
Wie der Geſang, ſo iſt auch die Muſik ein autes Mittel, um
die Jugend zu feſſeln. E38 ſollte daher bei geſelligen Zuſammen-
fünften auch für muſikaliſche Darbietungen geſorgt werden. In
dieſer Beziehung kann man vielleicqt manches von den <riſtlichen
ünglings8vereinen lernen, die meiſt ein eigenes Muſikkorp3 be-
ſiken, das fi< aus Yugendlichen zuſammenſeßt und meiſt von
einem muſikaliſchen Fachmann geleitet wird. Die Mitglieder
eine8 ſolchen Muſikkorp38 finden dann durch ſyſtematiſche Uebung
Selegenheit, Ihre muſikaliſchen Talente auszubilden. In unſerer
Jugendbewegung wird es wohl ſelten möglich ſein, dieſe Einrich-
tung nachzuahmen, weil e8 faſt immer an den notwendigen Vor-
ausjeßungen dafür fehlt, nämlich an Zeit, geeigneter Leitung,
Inſtrumenten, Teilnehmern uſw. Außerdem haben wir uns8 ja
au< noch mit viel mehr anderen und wichtigeren Dingen zu be=
ſchäftigen. „Immerhin wird es aber auch in unſeren Kreiſen
Jugendliche geben, die irgend ein Muſikinſtrument ſpielen können.
Denen iſt jedenfalls zu empfehlen, ſich zu gemeinſamem Ueben zu-
jammenzuſ<hließen, um dann bei geeigneter Gelegenheit ihr
Können in den Dienſt unſerer Sache zu ſtellen. Beionder3 wün-
jIenSwert iſt natürlich, daß ſich bier ältere Parteigenoſſen zu
praktiſ<er Mitwirkung bereit finden und, wenn ſie dazu in der
Lage ſind, ihrerſeits zur Verſchönerung der Veranſtaltungen bei-
tragen belfen.
Auf jeden Fall aber möge darauf Bedacht genommen werden,
der Jugend hin und wieder einen gediegenen muſikaliſchen Genuß
zu verſchaffen. E3 ſollte mindeſtens jeden Winter einmal ein
Mujik- oder Geſangabend für die Jugend veranſtaltet
werden. Man jollte in diejer Beziehung auch einige Koſten nicht
ſcheuen, denn ſie dienen zweifello3 einem guten und edlen Zwecke.
Ein tüchtiger Arbeitergeſangverein und eine annehmbare Muſik-
kapelle wird wohl überall zu gewinnen ein.
Nun no<h einige Worte über das Theaterſpiel. Ueber
den Wert einer qauten Theateraufführung wird es wohl feine
Meinungsverſ<r<iedenheiten geben. Auf den „Brettern, die die
Welt bedeuten“, kann jo manches gezeigt und vorgeführt werden,
wa3 einen dauernden Einfluß auf die Zuſ<auer ausSübt. Nur
gilt auch hier das8ſelbe wie bei den Rezitationen: man ſorge für
Tüunſtleriſc; wertvolle Stücke und für gute Aufführungen. Drin-
gend iſt davon *abzuraten, kleinere Theaterſtücke oder ſogenannte
Schwänke zu wählen, die abſolut keinen Wert und Gehalt haben.
Wenn einmal eine derartige Veranjtaltung ermöglicht iſt, dann
nehme man dazu ein größeres, in fich abgeſ<loſſenes und durc
packenden und bedeutſamen Inhalt wirfendes Werk. CEben1o
dringend iſt aber auch davon abzuraten, ein gutes Theaterſtück
etwa dur< Dilettanten aufführen zu laſten. Man kann oftmals
beobachten, daß Jugendliche ſich berufen fühlen, ſelbſt auf der
Bühne aufzutreten. Niemal8 wird dann aber die Darijtellung
eine folhHhe ſein, wie von Berufsi|<auſpielern. Eine tüchtige
Theatergeſelic<haft läßt fich I<ließlich überall finden, und wenn ſidd
die Koſten dadur< auch etwas höher ſtellen, jo hat man doch das
Bewußtſein, daß in eindruk8voller Weiſe etwas wirklich Gutes
geboten wird. Dur< Erhebung eine3 geringen Eintritt5preiſe3s
laſſen fich vielleicht au) die Au8gaben ganz oder teilweiſe deen.
Beſonder3 wünichen3wert iſt es, der Jugend Gelegenheit ZU
geben, die Volks8vorſtellungen, wie ſie in verichiedenen
Städten von den Arbeiterbildungsvereinen arrangiert werden, 311
befuchen.
Wenn ſich im allgemeinen die Jugend mit dem Aufführen von
Theaterſtücken ſelbſt nicht beſchäftigen ſoll, jo iſt ihr dod) das qe
meiniſ<haftliche Leſen 7older Werfe mit verteilten Rollen zu
empfehler. > eilich muß man darauf Bedacht nehmen, daß keiner
ſich zurückgeſeßt fühlt und jeder ſich am Leſen beteiligt. Wenn
dann von berufener Seite eimige Erläuterungen des Werkes und
einzelner Stellen gegeben werden, 1o dürfte ein 1olc<her Leſeabend
gewiß lohnend und zweckmäßig ſein.
Zum Schluſſe möchte im nor; der Geſellſ<Gaft3- und
SEE eee 8 gedenken, die leider noh viel zu
ſi | Bei gejelligem Spiel fühlt fich jeder
wohl. Geſellſchafts] jptele im Freien ſolte man namentlich im
Sommer, der ja ohnehin Veranſtaltungen wiſſen]|<aftliher und
literariſcher Art mehr zurücktreten läßt, recht oft veranſtalten.
Zweifellos lohnen ſich dieſe Spiele, verbunden mit einer kurzen
Wanderung, viel mehr, als wenn, wie man dies leider noch 19
häufig findet, lange ermüdende Märjiche und Partien unter-
nommen werden. Spiele im Walde und im Freien, in der reinen
unverfälſchten Natur bedeuten für jeden eine wahre Freude und
Erholung. Aber auch im. Winter verfehlen Unterhaltungsſpiele
ihren Zwe> niemals. Spiele im Zimmer gibt es eine ganze An-
zahl, bei denen wohl jeder auf ſeine Rehnung kommt. Zur An-
fichaffung empfohlen ſei hierbei das in voriger Nummer bereits be-
ſproH<ene Büchlein: „Sammlung von Geſellihaft8ſpielen im
Zimmer und im Freien“, das eine Reihe der verſchtedentten Unter-
haltungsſpiele enthält.
Bauen wir daher unſere Jugendveranſtaltungen und unſer
Voreins8leben nach Möglichkeit aus, ſuchen wir die Jugend, ſuchen
wir jeden no< fernſtehenden Alter3- und Klaſſengenoſſen zu ge-
winnen und an unſere Sache zu feſſeln! Unſere vornehmſte Aufs=-
gabe iſt es, Wiſſen und A ufklärung zu verbreiten. Sorgen
wir zu dieſem Zwecke dafür, daß die Jugend mit dem modernen
und befreienden Wiſſen vertraut gemacht wird; jorgen wir
aber auch dafür, daß die Unterhaltung im beſten Sinne des
Worte8 in unſeren Reihen gepflegt wird!
SRE RT EE en