427
Arbeiter-Jugend
-2= Bauern, Ritter und Landsknechte." =29
Der arme Kunrad.
I< bin der arme Kunrad
und komm von nah und fern,
von Hartematt, vom Hüngerrain
mit Spieß und Morgenſtern.
Ich will nicht länger ſein der Knecht,
leibeigen, frönig, ohne Recht.
Ein gleich Geſet, das will ich han,
vom Fürſten bis zum Bauersmann.
Ich bin der arme Kunrad,
Spieß voran
drauf und dran!
Ich bin der arme Kunrad
in Aberacht und Bann,
den Bundſchuh trag ich auf der Stang,
hab Helm und Harniſch an.
Der Papſt und Kaiſer hört mich nicht,
ic) halt nun ſelber das Gericht,
es geht an Schloß, Abtei und Stift,
nichts gilt als wie die heilge Schriftk.
Ich bin der arme Kunrad,
Spieß voran
drauf und dran!
Ich bin der arme Kunrad,
trag Pech in meiner Pfann.
Heijoh! Nun gebts mit Senſ und Axt,
an Pfaff und Edelmann.
Sie ſchlugen mich mit Prügeln platt
und machten mich mit Hunger ſatt,
ſie zogen mir die Haut vom Leib
und taten Schand an Kind und Weib.
I< bin der arme Kunrad,
Spieß voran
drauf und dran!
„as
Bauernkrieg.
Kaldauen, Grüße, Habermus,
und Kuttelfle> mit Kreſſen,
das iſt für einen Edelmann
ein ganz erbärmlich Freſſen.
Im Keller ſind die Fäſſer leer,
im Bannwald zieht kein Hochwild mehr,
im Teich gibts keine Karpfen.
Der Schmalhans ſitt an meinem Tiſch,
läßt hängen tief den Rüſſel,
es ſchmecken ihm die Linſen nicht,
er ſtochert in die Schüſſel.
Im Silberbecher blinkt kein Wein,
dafür im Henkelktrug von Stein
zum Trunk nur Brunnenwaſſer.
Stolz ſaß der Graf von Stahremberg im Schloß mit hohen Mauern,
von wo er wie ein Staudenhecht auf Kramer fiel und Bauern.
Gedichte von Heinrich von Reder.
Die alte Mähre ſteht im Stall
und knuſpert an dem Barren,
ſie kann nicht aus dem Düngerſtroh
ſich Haberkörner ſcharren.
Buhurt, Geſtech und Ringelſpiel,
der Stolz auf Wehr und Waff verfiel,
im Buſch herum zu kleppern.
Wie prächtig war es beim Turnier
am Hof der deutſchen Fürſten;
dort konnt ich noch mit Malvaſier,
die tro>ne Kehle bürſten.
Wie üppig war es beim Konzil,
da gabs gelüſtger Fräulein viel
zum Tanz nach dem Bankette.
Die Burgerſchaft iſt worden reich,
der Adel iſt verkommen,
der Bäuer, der uns eigen war,
hat jezt den Spieß genommen.
Fürs Stegreifreiten auf der Straß
beißt mancher Staudenhecht ins Gras,
ſobald er wird gefangen.
Vorbei iſts mit der Herrlichkeit
vorbei mit Schild und Lanze.
Was blieb vom edlen Rittertum,
von ſeinem alten Glanze?
Der Zunker nur von Hadbenichts,
der kummervollen Angeſichts
gedenkt vergangener Zeiten.
&
Lied der Landsknechte.
Die frummen Landsknecht ſind wir genannt,
das macht uns weder Schimpf nog Scand,
dieweil wir ſind die Herren,
Dazu hat uns der Spieß gemacht
auf freiem Feld in blutger Schlacht
allerorten nah und fern.
Die Trummen ſchlägt um
mit Pummerlein pum!
Zahlt uns der Kaiſer guten Lohn,
ſo fechten wir für ſeinen Thron
mit Stoß und Schwerterſtreich.
Doch hat er nicht im Säcel Geld,
ſind wir auf ander Seit geſtellt,
in Trümmer geht das Reich.
Mit Pummerlein pum
wart Kaiſer, ich kumm!
Zu Rom wenn wird ein Plan gebet,
ſo halten wir den Spieß geſtrect,
drei Männer iſt er lang.
Wir rücken an im Sturmesſchritt
Der Graf von Stahremberg.
und füllten es bis an
und für<ten Ac<t und Bannſtrahl nit,
Sankt Petern wird es bang.
Mit Pummerlein pum
wart Pfaffe, ich kumm!
Kein König, Fürſt und Biſchof iſt,
der auf den Frundsberg je vergißt,
zum Streiten wenn es geht.
Sobald der Leutefreſſer kummt,
nicht Harniſch und nicht Gleve frummt,
wo unſer Fahnlein weht.
Mit Pummerlein pum
wart Ritter, ic kumm!
Das Waſſer macht uns keinen Spaß.
Im Keller hat der Wirt ein Faß,
gefüllt mit firnem Wein.
Den bürſten wir mit Scherz und Spott
und ſagen dann: Vergelt es Gott,
wir kehren wieder ein
mit Pummerlein pum.
Wart Vürger, ich kumm!
Der Bauer hat im Stall ein Schwein,
wir ſte>en unſern Spieß hinein
und ſ<lufen Schöps dazu.
Llnd hat er weiters noc< ein Kalb,
ſo gilt für uns das anderthalb,
wir nehmen zum Kalb die Kuh.
Mit Pummerlein pum
Wart Bauer, ich kumm!
Der Spieß des Landsknecht Ellen iſt,
womik er Samt und Seide mitt
den Kramern zum Verdruß.
In bunter Tracht ſtolzieren wir
und geben Gold und Silberzicer
der Dirn für einen Kuß.
Wart Mädel, ich kumm
mit Pummerlein pum.
Die Welſchen halten auf dem Plan,
der helle Haufen rü>t heran,
heiß durſten Spieß und Speer.
Wir werfen Erde auf den Grund
zum Tod bereit zu jeder Stund
und rufen laut: „Her, Her!“
Mit Pummerlein pum
wart Welſcher, ich fumm!
Der Hemden ſind wir jetßzo los,
zerſchliſſen iſt die Pluderhos,
der lezte Heller hin.
Die Feder ſtolz vom Hute ni>t,
wenn auch der Lodenwams geflickt,
der Freßauf fährt darin
mit Pummerlein pum
im Lande herum.
den Rand, es war nicht leer zu ſchöpfen.
Film Hilfe ſchrie der edle Graf mit aufgehobnen Armen,
Er liebte nur das Recht der Fauſt, geſtüßt auf Schwert und Lanze,
das Weggeld war ihm nicht genug, drum nahm er ſtets das Ganze.
Er liebte auch ſein treues Weib und zeugt' ein Dutzend Kinder,
9b ſeines Horſtes reicher Brut ward er ein Leuteſchinder.
Er nahm dem Fiſcher aus dem Netz die Karpfen, Hecht und Renken,
und wenn der mucſſte, droht er ihm, am Galgen ihn zu henten.
Der Wildrer, den im Forſt er traf, konnt nicht ſein Leben kaufen,
er ließ ihn binden mit dem Kopf auf einen Ameishaufen.
Nach Seeshaupt fuhr einmal der Graf und wollt die Burger ſc<aßen,
er brauchte wieder Geld und Gut, um ſeir“ Brut zu atzen.
Im alten Einbaum fuhr er hin, ein ſchlechtes Roß für Ritter.
Da ballte ſich im Süden auf ein ſchwarzes Ungewitter.
Die Wogen ſchlugen in das Boot mit giſchtgeſchwellten Köpfen
die Burger ſtanden an dem Strand und hatten kein Erbarmen.
Mit Hallebarten, Spieß und Stern ſie auf und nieder rannten
und wehrten ihm an jeder Stell, zum Kampf bereit, das Landen.
Das Boot verſank, mit ihm der Herr und ſeine beiden Knechte,
der tiefe See behielt die drei im Wurzelgrundgeſlechte.
Die Brut verließ das Ahnenſchloß und ſtob umher im Lande,
ſie fielen alle nicht vom Stamm, das galt für keine Schande.
Die Alte trat ins Kloſter ein, iſt bald Aebtiſjſin worden,
die Buben lebten von der Straß beim Stegreif= Ritter Orden,
die Mädel aber, jung und arm, ſind weit umher gelaufen,
bis ſie in Zucht der Waibei nahm bei dem verlornen Haufen,
ich weiß nicht, wo vom Edelgeſchlecht ſich noch ein Sproſſe finde,
im Hofe von dem alten Schloß grünt nur noch eine Linde.
*) Dieſe Gedich“e beziehen ſic auf den Artikel „Junkerwirtſc<haft vor 500 Jahren“ und ſind entnommei? der Sammlung von ausgewählten Gedichten H. von Reders,
die ſoeben im Verlag „Die Leſe“, München, zum Preiſe von 1,50 Mk, erſchienen iſt.