Full text: Arbeiter-Jugend - 2.1910 (2)

428 Arbeiter «Jugend 
 
 
Der Kohlenwagen.. .- 
in großes, ſchwer beladenes Kohlenfuhrwerk fuhr auf dem Tram- 
waygeleiſe, als eben ein Wagen der elektriſchen Straßenbahn 
daherkam. Der Kutſcher des Kohlenfuhrwerkes ſagte: „Wüſt, 
ahös, wüſt!“ und fuhr ſo langſam aus dem Geleiſe, als wäre die 
elektriſ<e Straßenbahn nur eine Straßenwalze. 
Er bewerkſtelligte auch, daß er gerade noc< mit dem hinteren 
Rade an den Wagen ſtieß. Das Rad brach und der Kohlenwagen 
ſenkte ſich krachend 
 
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dig kaput jei. Und 
da er infolge dieſer 
Tatſache die VYeei- 
nung gewann, daß 
ſein Aufenthalt von 
längerer Dauer ſein 
werde, zog er die 
Tabak89feife behut- 
ſam aus der Taſche 
und begann zu 
rauchen. =- Erſt 
jeßt faßte er der: 
Kondukteur näher 
 
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mitten in das „Geo- X bloß ein Lauter. A 
leiſe. „Du NRamn- Zn M7 bach? Wollen & F 
mel, Du gſcherter, IIe vielleicht fagex, wo 
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fahren € irie er SEINS EZES EIE pf 2 et & ein biſſel ge 
Kondukteur. „Jetzt WINE M IE ; nauer fein, Siow 
ninuma, Du JRind- | SEH RG] SES SIEIE 13 2 IEEE) CN 2 önzwiſchen hat:efich 
vieh!“ antwortete | SASE SIEN NRDENTLEATG GD AE die Wengo, 10ol<e 
der Kutſcher. Und E. 5 RANDE Baze WW 37 den Wagen 1m- 
er hatte ganz red, ; M LIS ſtand, immer zmohr 
denneinegroße Koh- 0. vergrößert. Cin in 
lenfracht fann man SS LZ <7 vcr vorderſten teibe 
nichtaufdrei 'ädern Ae 0 ſtohendorHorrunier. 
wegbringen. Der 29 LIE ſuchte mit fa:bver- 
Kondukteur legte = tändiger Mir: den 
dem Fuhrmann nod FeG 7 Schaden. Er vitckte 
einige Fragen vor. EYE ich uud jah den 
Ob er glaube, „daß ee Bil Wagen von ritten 
er das nädjſte Veal <I-- 3 an; dann giva er 
aufpaſſen wolle; ob m. vor und faß.c die 
er vielleimt nicht WAS EE lange Seite i<harf 
aufpaſſentvolle, und << ZT 8. / ES ZZ ZAR ins Auge, und dann 
ob nod) ein folder 77 1.755845 / 7 (202 ERRETTITS bückte er ſich :vicder 
dummer Kerl Fuhre BESSE SALER IE TLAWNT und klopfte mi: ſei- 
mann ſei. DaS alles | 2227 ZUGEIIER SUND nem Stode c1f die 
brachte den „Kut- GZ AZZESLZESESREIDIRT ve y Jr drei ganzen Bäder, 
ſher nicht aus jeiner AIR LEPORYIIRIES NSE NED 900 00.00 089; Und dann fagis er, 
+ ZL “ Id IR T KR I -Vx Gs Y 4, (4 fl » , WIR 
Ruhe. Er ſtieg ab |= ZS ZRIDIIY X 108 es fei bloß ines 
und ſtellte feſt, daß IOD FIQRURIWS: | SUHL H WG faput, und worn es 
das Rad vollſtän- 1!WESSUTEGVEDEUDTEEN | Ed JN wieder ganz wäre, 
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„Was iſt denn das für ein unverſchämtes Gepfeife? Won, A 
S' vielleicht aufhören .zu * pfeifen?“ fragte der Schußmann we = 
- blickte den Schaffner durchdringend an, während er den Bleiſtift 3 
mit der Zunge naß machte. I 
„So,“ ſagte er dann, indem er ſic) wieder zu dem Kirtſche E 
wandte, „jeßt ſagen Sie mir, wie Sie heißen tun.“ -- „Matthias Z 
Küchelbacher.“ -- „Mat--thi--as Kü--<el--bacher. Wo tun Si, A 
geboren ſein?“ -- „Han?“ -- „Wo Sie geboren ſein tun?- - D 
„3 Lauterbach.“ = „So? Inu Lau--ter--ba<ß. Glauben & A 
vielleicht, e3 gibt P 
 
N WISE “ EE 4 fünne man iofort 
V 35 wegfahren. Dis !Im- 
ſtehenden gaps: ihm 
recht. Gin Vrveoiteor 
fagte, man iüile 
verſuchen, ob iman 
den Wagen nicht 
wegſchicben Lünne, 
Er ſpuckte die 
Hände und “-ilte 
ſich an das litiere 
Ende des Waucns. 
Dann ſagte ex: „öh 
ins Auge, und als aan GS 5 EMC SAGUREZzZSS - „QWY R A KZIUF ru! öh ruck!" ind 
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jichtig hatte, er <<=--7 GSA A SGG ZS un ſpuc c 1 m 
Üärte er dem ſich GG << GE RRRRR EIIIe RSE 3 22 === wieder in die &.1nde, 
anſammelnden Pu- = : > <5- IAT j bi8 ihn die Guüniß- 
blikum, daß er nicht == leute zurüctr:.ben. 
aufpaſſe, weder auf 
die Tramway, no 
den Kondukteur. -- 
Und dann lud er 
 
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HTH REE<- jeht eine groß: Tä- 
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acht, daß die Zu- 
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dic Aktiengeſellſchaft 
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ſchauer ſich anftändig 
ſowie deren ſämt- Der Sqhnapphahn. benahmen uu in 
liche Bedienſtete zu 
einer intimen Würdigung ſeiner Rückſeite ein. In dieſem Augen- 
bli> drängte ſich ein Shußmann durc< die Menge und ſtellte 
ſich vor den Wagen hin. „Was gibts da? Was iſt hier 1032?“ 
fragte er. „A hinters Radl is 1lo3“, ſagte der Kutſcher. „So? 
Das wer'n wir gleich haben“, erwiderte der Shußmann, und ich 
glaubte, daß er ein Mittel angeben wolle, wie man einem um- 
geſtürzten Wagen am ſchnellſten auf die Räder hilft. Der Schuß- 
mann zog ein dickes Buch aus der Bruſttaſche, öffnete e8 und 
nahm einen Bleiſtift heraus, der an dem Deckel ſteckte. 
Während er ihn ſpitzte, kam wieder ein elektriſcher Wagen 
angefahren. Der Lenker desſelben machte großen Lärm, als er 
nicht vorwärts konnte, und der Schaffner blies heftig in ſein 
ſilbernes Pfeiſchen. | 
einer geraden Line 
ſtanden. Das war niht leicht. Wenn ſie oben fertig waren, 
drängten unten die Neugierigen wieder vor und deshalb liefe: 1:2 
hin und her und wurden ganz atemlos dabei. 
No< dazu mußten ſie acht geben, daß jeder Schußmann, der 
hinzukam, ſeinen Plaß erhielt; wenn cin Vorgeſetzter erjänen, 
mußten ſie ihm alles erzählen, und wenn ein Tramwaytoa3en 
daherfuhr, mußten ſie dem Konduktour cinſchärfen, daß er ni] 
durd) die anderen Wagen vurchfahren dürfe. 
I< weiß nicht, wie die Sache ausgegangen iſt, weil ich ia) 
zwei Stunden zum Abendeſſen gehen mußte. Aber ich las uam 
nächſten Tage mit Befriedigung in den Blättern, daß der Potizer 
direktor, der Miniſter des Innern und unſere zwei Bürgermeiter 
am Plaß erſchienen waren. Qudwig Thoma. 
== =---> 
 
 
amen" 
 
Berantwortlich ſir die Redaktion: Karl Korn. -- Verlag: Ir, Ebert (Zentralſtelle für die arbeitende Jugend Deutſchland3). =“ Dru>: Vorwärt3 Buchdruckerei u. Berl43*“ 
anſtalt Paul Singer & Co. Sämtlich in Berlin, - 
 
 

	        
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