Arbeiter -Jugend
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der König kam, langjam, zaudernd und mit Widerſtreben; er
mußie Fommen oder die Zeit wäre im Sturm über ihn hinweg
erat. - |
7 Auch fein Nachfolger, König Iriedrich Wilhelm IV., glaubte,
den Forderungen de3 Volkes Trotz bieten zu können. Heftigen Wider-
iand jekte er dem Verlangen des Bürgertums nach einer Ver-
faſſung, nach Mitwirkung bei der Geſetzgebung entgegen, einem
Verlangen, das dem wirtſchaftlichen; Aufſhwung dieſer Klaſſe ent-
jprang. Er verſtieg fich fogar zu der Aeußerung, er werde „nun
und nimmermehr zugeben, daß fich zwiſchen unſeren Herrgott im
Himanel und dieſes Land ein beſ<riebene38 Blatt, aleich-
jam al3 eine zweite Vorjehung eindränge, um un38 mit feinen
Paragraphen zu regieren und dur ſie die alte heilige Treue zuu
erfeßen“. (Unter dem „beſchriebenen Blatt“ meinte er die Ver-
faſſung3urfunde.) Die Entwidelung Eehrte ſich nicht an den Zorn
des König8; die gewaltigen Märzſtürme de38 Jahres 1848 um-
brauſten da8 Haupt de8 König38 und ſeiner Ratgeber, und: dem
3wange der Verhältniſſe mußte er gehorchen.
So könnten wir bei vielen „großen“ Fürſten, wenn wir
ihr Lebensäöwertf mit fritiſchem Auge betrachten, finden, daß von
ihrer Größe wenia übrig bleibt, daß e3 zumeiſt kleinliche, rük-
itundige und gewalttätige Menſchen „waren, die ihrem vorwäri3-
ſtrebenden Volke kein Führer und Wegweiſer, ſondern eher ein
Semmnis3 waren. -
IYaicht Fürſten find es, die die Weltgeſchihte veherricen und
die großen Kämpfe der Menſchheit führen, ſondern das Ringen
der Menſchen um beſjere38 Brot iſt e3, wa38 den großen
Epochen der Geſchichte ihr Gepräge aibt. Die unterdrücte Menſch-
beit Ffäampft gegen ihre Bedrücker. So war e8 im Altertum, im
Veittelalter, und ſo iſt es auch heute. In jahrhundertelangem
Ringen vberfuchen die bedrücten Menſchen, da8 Jo<4 ihrer Be-
drüder abzuſchütteln und ſich Licht, Luft und Freiheit zu ver-
fIcaffen. Unſer Jahrhundert wird aus8gefüllt von dem, Kampfe
der Arbeiterklaſſe gegen die berrichende Geſelichaft. Dieſer
Kampf braucht ſich nict immer in. gewalttätigen Formen zu voll-
ziehen; aber er reißt alle3 in ſeinen Bann. Die Arbeiterklaſſe 1iſt
felbſt ein Kind der “Entwickelung. Sie erſtand mit der Einführung
der Maſchine in3 Wirtſc<haft3leben, und mit der Entwickelung des
WMaſchinenbetriebes zum alles beherrſchenden Großbetriebe ent-
wickelte auch ſie ſich zu einer immer größeren und mäctigeren
Klaſſe. AShre hiſtoriſche Aufgabe iſt e8, der Menſ<beit eine beſſere
Exiſtenz zu erkämpfen; die Herſtellung aller Güter, die Be-
friedigung aller menſchlichen Bedürfniſſe fo zu regeln, daß jedem
da8 zufommt, worauf er al8 Menſ<, gleichberechtigt mit den
anderen, Anſpruch erheben darf.
Dieſes Ziel wird erreicht werden, ob ſich Jürſten und „große“
Männer Sagegen auflehnen oder nicht. Unſere Aufgabe muß es
jein, nach Kräften dazu beizutragen, daß die Entwickelung, die zu
dieſum Ziele führt, ſich möglichſt glatt und raſch vollzieht.
Richard Weimann.
Zukunft.
Von Martin Dreſcher.
Ein Buch der Könige iſt die Geſchichte
Der Völker bis auf digen Tag geweſen.
Auf blutgeiränkien Blättern ſtehn zu leſen
Erobrernamen, Hof- und Kriegsvberichte.
Einſt aber ſteigt die Menge zu Gerichie
Und fegt die Mäcßt'gen aus mit ſcharfem Beſen,
Dann hebt, vom Dru Des Herrentums genejen,
Die Welt ſich ſtolz empor zu hellem Lichte.
Schon glüht voll Kraft ein mutiges Geſchlecht
Für eine Freiheit, gleiches GlüFf und Recht,
Und feine Macht kann dieſe Gluten dämpfen.
. In ihnen fiirbt einſt jeder Völkerzwijſt.
Heil dir, daß du ein Spätgeborner bijt,
Den Einheitskampf der Menſchheit mitzufämpfen!
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Lieit Pfeil und Bogen.
Von Hans von Siüſji.
4& Hon ſeit undentlicßen Zeiten und faſt überall auf Erden, mit
D vSſuySnabhme von Auſtralien, iſt der Pfeilbogen eine Saiupt-
waife der Naturvölker. Er it jo alt, daß er ji im "Qauf
der Jahrbunderttauj ende faſt über den ganzen Crdval verre ten
[onnte. Die Erfindung des Bogens war für die meni<lad
affentecmnif jo werivoll, daß ihr an Bedeuaung eigentlich 1 UL
a die der TFeuerwaff2 gleichfo mmt. Wann und ws9 ſie feil: ..
zum erſtenmal gemacht worden iſt, das iſt heute noc“ cin Raäaitel
und wird e8 wohl auch immer bleiben. Vielleicht, daß die
Schwungkraft eines ſeitwärts gebogenen Vaumitämmens d
Urmenſchen auf den Bogen als Frafterzeuger aufmerkjam gemacht
hat. Holz war wenigſien3, wie einwandfrei angenommen werden
fann, das Ausgangsmaierial, denn heute no< wird Holz 1i1d
Vambu3 überall auf Erden zur Herſtellung des Kfeilbogenzs am
meiſten verwendet.
Neben dem einfachen Bogen, der aus einem einzigen S3
oder Rohr mit großer Sorgfalt zugerichtet wird, aqab cs 1<>v1
Belg ei höhere T Forin, den aulammengelegten T Bogen. Liu
or
Vritte itefs und, viE und „möglich rT unelaftiſch | (abs aber nas
der Seite zu abflacht ind fehr dunn wird. u 2. Stab
verden außen in langwieriger, jorgfälliger Arbeit mehrere Lagen
naſſer Sehnenfajern aufgeklebt, die na dem Trodnen dem Boge:
große Feitigkeit und doc) wieder elaſtijge Nacgiebigfeit ver-
*
zurücd, zur beruflichen Ausbildung ceine3 Scriftſteller38 ſci ein Hoch-
ihulſiudium nicht vonnöten! --
In der Neichstagsſizung am 22. Mai 1912 brachten die Abgeordneten
Heinrich Schulz, Dr. Frank u. a. meine Angelegenheit zur Sprache --
unc ohne ſichtbaren Srfolg. Dor Kriegsminiſter nämlich „ſtellte
reit“, vaß ich vorveſtraſt ſei, daß ich fein Unbeſcholtenheit3zeugnis bei-
bringen könne und auch nich? von der Zivilbehörde (dem Oberpräfſidiunt
in Pots dam) von der Pflicht der Beibringung eines folchen entbunden
worden fei, und daß mir DdesShalb auf Grund der Wehrordnungs-
beſtimmungen der Berochtigung3ſ<ein nicht erteilt werden könne. Der
Herr verſchanzte ſich alfo hinter der „Zivilbehörde“! Daß er ſehr wohl
die Erteilung des Bercechtigungsſ<eines an mich anordnen konnte, geht
aus einem anderen, in meinem Beſiße befindlichen Schreiben de3 Krieg8-
miniſteriums Dervor. Der Herr wollte eben nicht!
Kurze Zeit nach Diejer Neichstagsſikung war die Generalmuſterung,
auf der i< -- zu meinem größten Grſtaunen = ohne jede Unterſuchung
um ein Jahr zurüdgeſeBt wurde. Jeßt ſchien mir meine Ge=
ſchichte wahrhaftig zur Komödie zu werden. Aber das Schönſte kam
nog! Anfang Januar 1913 wurde eincs
zirtf8fommando in Berlin bei. meinem Vater angefragt, ob ich mich wohl
zu einer außerterminlichen Muſterung ſtellen würde und, wenn ja, ob
iQ ſofort fommen könnte. Natürlich madte ich mich unverzüglich auf
den Weg, höchſt geſpannt der Dinge, die da fommen ſollten. Jc< wurde
einem Militärarzt zur Unterſuchung Übergeben, der ſich ſehr erſtaunt
bei mir nach dem Grunde dieſer ungewöhnlichen Muſterung erkundigte.
Doch antwortete an meiner Statt ein Offizier, das geſchähe „auf An =
ordnung von oben!“. Nach der Unterſuchung wurde ich dem --
Landſturm ohne Waffe zugeteilt!
„Markwürdig!“" würde Unkel Bräſig ſagen. J<h war paff. Und
nod) heute zergrüble ich meinen Schädel darüber, auf Grund welcher
geſeßlichen Beſtimmungen ich. ſo plößlich aller Sorge und Not enthoben
Tages telephoniſc; vom Be=
ward. Ob man fürctete, ih würde als gerichtlich a 2
bewußter“ Sozialdemokrat das Yiegiment verpeſien, Dem 1) zur „aus
bildung“ Übergeben worden wäar2? Lder hat die Miliiärb218 1)
mit mir Faß und Maus ſpielen wollen und mich, das Mäuszlei in, weil's 3
ihr T<ließlich unbequem wurde, zuleßt laufen laſten? Daß abcr ails
ſtändige Menſchen -- und als ſoiche wollen ja wobl die Tona angebenen
in den von mir angerufenen Inſtanzen gelten -- cinem Webenmenichen
nur aus Spaß, rein aus Jux, die ſchwerſten ſeeliſwen Qualen bereion
könnten, iſt doch wohl kaum anzunehmen. Jedenfalls: wenn man mid
und andere Leiden8genoſſen damit von unſerer proletarijchen Geſinnung
hat furicren wollen -- dann hat man fich gründlich verrechnet! --
Mir find, al3 die oben geſchilderten Begebenbeiten zuerſt bLofannt
wurden, cine Neivbe von Briefen zugegangen, die von heſtigjten ÜWus=
drücen gegen die preußiſche „Kultur“ wimmelten. Unter den Bricfa
ſ<reibern waren manche, die aus ihrem Beruf wußten, wieviel
moraliſch wirklich unreife und minderwertige Individuen unangefochten
alljährlich ihr Abiturientenexamen machen dürfen. Freilich jind das
immer Leute, die nicht in „perſönlichen Beziehungen“ zu einem ſozials
demokratiſchen Vater ſtehen. --
Auch die Erregung, die über die Art meiner Behandlu ng in den
ſozialdemokratiſchen und auch viclen bürgerlichen Blättern zutage ira,
zeigte deutlich, wie Nichtvoreingenommene von ſolchem Verfahren
denfen. Nur eine einzige Zeitung -- die „Rbheiniſc<-Weſifäliſche
Zeitung“ in Eſſen =-- hatte den Mut, auszuſprehen, mir ſei ſchon recht
geſchehen. Sie mag ſich ſagen laſſen, daß die ganze prolctarijche
Jugendbewegung aus ſolchen „hoffnung3vollen Sprößlingen“, wie ich
einer ſein ſoll, beſteht. =- Und unſere Jugendbewegung wird ſich auch
den Plaß an der Sonne erkämpfen, der ihr gebührt! In Kämpfen 1i1t
ſie entſtanden, in Kämpfen wird ſie fortarbeiten an der geiſtigen und
jittlichen Hebung der in kapitaliſtiſcher Fron ſeufzenden Proletarier
jugend. Und troß Kampf und Anfeindung wird ſie ſich dur<ſegen!