Full text: Arbeiter-Jugend - 6.1914 (6)

 
Arbeiter- Jugend 
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vieler Kücken auf ein-- 
' mal aufzunehmen. 
Das Zuſammenraffen 
der Kücken beruht 
auf einem Taſchen- 
ſpielertri>, indem dieſe 
einfac) in eine nicht 
ſichtbare Bertiefung 
hineingeſ<oben wer= 
den, 10 daß der Be=- 
ſider des HühnerhofeS. 
zulcßt nur nod) ein: 
einziges in den Hän 
den behält. DieſeS- 
jre>dt er in ein fünſt- 
liches Ei aus Papier-- 
macßhEe, das danmnr 
wieder hinter der 
Henne verſchwindet. -- 
Wil man das Exr- 
blühen einer Roſe 
zeigen, ſo ſtellt man 
vor die Noſenknoſpe 
einen Kinophotoappa- 
rat, den man jedes 
Veorgen gegen acht 
Uhr in Bewegung ſett. 
Mean nimmt jede3mal 
nur eine tleine An=- 
zahl Photos auf, bis 
die Blume ſich geöffnet 
hat und verwelkt. -- Das3ſelbe gilt für eine Statue, die vor den 
Augen des Publikums ganz allein entſteht. Eine in Ton 
modellierte Figur wird dur< Daumendru> nach und nach ent= 
formt, bis eine formloſe Maſſe übrigbleibt. Nach jedem Daumen- 
dru> wird ein Bild aufgenommen. Bei umgekehrter Vorführung 
de8 Jilm3 ſicht man die Figur fich ſelber modellieren. 
Durch umgekehrte Projektion laſſen ſih überhaupt ſehr ſchöne 
Tri>s8 erzielen. Nimmt man einen Mann, der auf uns zuläuſt, 
Einematograpbhiſd auf, jo wird er immer größer; rollt man den 
Jilm umgekehrt ab, fo wird der Mann immer klemer. Bei 
dieſer Art des Umkehrens8 von Vorgängen ſieht man, wie Greite 
wieder zu Kindern werden, und dergleichen. 
Servorragende3 bietet die Kinematographie auch in Erſchei- 
nungen und Verſchwindungen. Vielen wird das allmähliche Er- 
Heinen, Verſchwinden oder die Verwandlung einer Perſon un- 
erflärlich fein. Dies beruht auf langſamem Schließen des Ob- 
- ieftiv3, während man die Berſon kommen, gehen oder dur< aine 
andere erſegen läßt, und dann das Objektiv wieder öffnet. Soll zum 
Beiſpiel eine Perſon von einem Auto überfahren werden, 19 
benötigt man dazu zwei ähnlich gemachte Perſonen: einen normalen 
dann mit Beinen und cinen Krüppel 
ohne Beine. Dem Krüppel werden 
hölzerne, umkleidete Schenkel ange- 
vunden. Scheinbar betrunken legt fich 
doer Geſunde mitten auf die Straße. 
Da3 Auto raſt heran und hält dicht vor 
-.dem Daliegenden. Bei geſchloſſenem 
Objektiv wird der Geſunde durc<h den 
Krüppel erſeßt. Nachdem das Objektiv 
wieder geöffnet iſt, geht das Auto über - 
die Holzſ<enkel hinweg und hält 
wieder. Man reicht dem Ueberfahrenen 
die Hand zum Aufſtehen. Jundeſſen 
wird bei geſchloſſenem Objektiv der 
Krüppel durc< den Geſunden erſett. 
Der Geſunde ſteht auf und geht zum 
Erſtaunen de3 Publikums davon. =- 
Nicht weniger verblüffend iſt, wie ge- 
fährliche Vorgänge aufgenommen wor= 
den. Ein Einbrecher zum Beiſpiel 
bringt das. unglaublice Kunſtjtück 
fortig, an der ſenfrechten Mauer eines 
Haufe3 cmporzuklettern, um damn. 
dur< das Dachfenſter einzuſteigen. 
Das Publikum iſt rieſig erſtaunt, wie 
ſo etwas möglich ſei. Die Löſung 
des Rätſels iſt ſehr einfa<. Das 
Haus iſt auf Leinwand gemalt und 
liegt auf dem Boden des Ateliers. 
Der: Dieb kriecht an dieſer Kuliſſe 
entlang und wird ſamt ihr vom 
 
 
Auf der Flucht. Der Gipfel der Kletterkunſt. 
 
Die jelbſitäfige Kaffeekanne. 
Schnürboden aus auf- 
genommen. -- Wa3 
iſt wohl intereſſanter 
al38 ein Flug eine3 
Aeroplan3 Über den 
Aermelkanal? Wer 
den Flug Ünemato- 
graphiſch vor ſich ab- 
ſpielen ſieht, fragt 
ſich, ob die Aufnahmen 
von cinem darunter 
hinfahrenden Schiffe 
oder von einem noh 
hößer darüberſliegen- 
den zweiten Aeroplan, 
Quftichiff oder Lenk- 
ballon aus gemacht 
wurden. Da gegen 
beide Aufnahmen ver- 
Ichiedene Bedenten 
Iprechen, bleibt das 
Rätſel ungelöſt. Die 
Sache. läßt ſich ganz 
einfach geſtalten. Cin 
Bli auf unſere Ab- 
bildung zeigt uns, 
wie. Der KAeroplan, 
der über den Kanal 
fegt, itt nie ge- 
flogen und hat das 
Meer nie getehen. 
Er iſt nic<t3 weiter als ein einfaches Kinderſpielzeug. Lin 
viercckiger, mit Waſſer gefüllter Kaſten ſtellt das WMeer und 
ven Kanal dar. In dieie Blechwanne werden zwei große, aus 
der Vogelperſpektive gemalte Landſchaften gejeßt, wovon eine 
die franzöſiſche und eine die engliſche Küſte darſtellt. Zwiſchen 
beiden dehnt ſich der Aermelfanal aus, auf dem einige Schifichen 
ichwimmen. Darüber fliegt der Miniaturaeroplan, der an zwei 
Jaden hängt und mit Hilfe einer Latte langjam von einer Kulte 
zur anderen bewegt wird. Damit nun aud) das Meer einen 
natürlicen Eindruck macht, i<öne Wellen wirft und gubich bewegt 
ift, wird auf ihm künſtliche Wellenbewegung erzeugt. Zu diejem 
Zwe ſteht hinten no< ein Mann, der mitiels eines elektriſchen 
Ventilator3 einen tüchtigen Wind erzeugt. Sobald der Ventilaior 
in raiche Umdrehungen verlekt wird, jtreic il 
Yer, 19 daß hier je nach der S<hnellig- 
Feit, mit der der Ventilator läuft, ebenſowohl ein leichtes Krauteln 
dem Ganzen ſ<webt an einem Gerit der Aufnahmeapparat, deſſen 
Filmband von einer Rolls ab und auf die andere aufgewickelt 
und cs erfolgt Aufnahme um Auf- 
nahme. Selbſtverſtändlich kommt aud) 
hängt, mit auf dic Bilder, imd er 
wird dann nach der Aufnahme weg 
noch auf die Abbildung „Ein Eijen- 
ki 
'eßt wird, ſtreicht der von ihm ver- 
urfachte Wind über das Wa1l 
der Mcere3fläce als auch ein Sturm erzeugt werden fann. Ueber 
wird. Sierbei geht e8 vor dem photographiſchen Objektiv vorbei, 
der Faden, an dem das Flugzeug 
retuſchiert. = Sclicßlic) möchten wir 
bahnunglüd“ zurüffommen. Die Vor- 
führung dieſes Films verletzt 1Un- 
zweifelhaft die Zuſchauer in große 
Spammumng und Aufregung. Die Wir- 
Vorführung ſteht daher 
wiederum im kraſſen Gegenfaß zu 
der Aufnahme dos Films. Cin Land- 
ſchafiömodel, eine Miniatur- vbe- 
ziehung3weiſe Spieleiſenbahn und ein 
gleiches Automobil bilden die Aus- 
ſtattung zu dieſem Senſationsfilm! 
Doch iſt die Benußung des Kinder- 
ſpielzeug3 in dieſem Film leicht er- 
klärlich, da eine Aufnahme in Wirk- 
lichfeit nur durc) Aufwendung ganz be- 
deutender Mittel zu ermöglichen wäre. 
-- Außerdem ſind Aufnahmen im Freien 
mit Gefahren verbunden, und es iſt 
öfters vorgekommen, daß die Aufnahme 
einer Szene wirklich auf dramatiſche 
Weiſe ein Ende fand; ein Kinounter- 
nehmer zum Beiſpiel ließ den Verjuch 
einerExpreßzugentgleiſung wicderholen. 
Die „Attentäter“, Kinoſchauſpieler, 
TUng Der
	        
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