Arbeiter- Jugend
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vieler Kücken auf ein--
' mal aufzunehmen.
Das Zuſammenraffen
der Kücken beruht
auf einem Taſchen-
ſpielertri>, indem dieſe
einfac) in eine nicht
ſichtbare Bertiefung
hineingeſ<oben wer=
den, 10 daß der Be=-
ſider des HühnerhofeS.
zulcßt nur nod) ein:
einziges in den Hän
den behält. DieſeS-
jre>dt er in ein fünſt-
liches Ei aus Papier--
macßhEe, das danmnr
wieder hinter der
Henne verſchwindet. --
Wil man das Exr-
blühen einer Roſe
zeigen, ſo ſtellt man
vor die Noſenknoſpe
einen Kinophotoappa-
rat, den man jedes
Veorgen gegen acht
Uhr in Bewegung ſett.
Mean nimmt jede3mal
nur eine tleine An=-
zahl Photos auf, bis
die Blume ſich geöffnet
hat und verwelkt. -- Das3ſelbe gilt für eine Statue, die vor den
Augen des Publikums ganz allein entſteht. Eine in Ton
modellierte Figur wird dur< Daumendru> nach und nach ent=
formt, bis eine formloſe Maſſe übrigbleibt. Nach jedem Daumen-
dru> wird ein Bild aufgenommen. Bei umgekehrter Vorführung
de8 Jilm3 ſicht man die Figur fich ſelber modellieren.
Durch umgekehrte Projektion laſſen ſih überhaupt ſehr ſchöne
Tri>s8 erzielen. Nimmt man einen Mann, der auf uns zuläuſt,
Einematograpbhiſd auf, jo wird er immer größer; rollt man den
Jilm umgekehrt ab, fo wird der Mann immer klemer. Bei
dieſer Art des Umkehrens8 von Vorgängen ſieht man, wie Greite
wieder zu Kindern werden, und dergleichen.
Servorragende3 bietet die Kinematographie auch in Erſchei-
nungen und Verſchwindungen. Vielen wird das allmähliche Er-
Heinen, Verſchwinden oder die Verwandlung einer Perſon un-
erflärlich fein. Dies beruht auf langſamem Schließen des Ob-
- ieftiv3, während man die Berſon kommen, gehen oder dur< aine
andere erſegen läßt, und dann das Objektiv wieder öffnet. Soll zum
Beiſpiel eine Perſon von einem Auto überfahren werden, 19
benötigt man dazu zwei ähnlich gemachte Perſonen: einen normalen
dann mit Beinen und cinen Krüppel
ohne Beine. Dem Krüppel werden
hölzerne, umkleidete Schenkel ange-
vunden. Scheinbar betrunken legt fich
doer Geſunde mitten auf die Straße.
Da3 Auto raſt heran und hält dicht vor
-.dem Daliegenden. Bei geſchloſſenem
Objektiv wird der Geſunde durc<h den
Krüppel erſeßt. Nachdem das Objektiv
wieder geöffnet iſt, geht das Auto über -
die Holzſ<enkel hinweg und hält
wieder. Man reicht dem Ueberfahrenen
die Hand zum Aufſtehen. Jundeſſen
wird bei geſchloſſenem Objektiv der
Krüppel durc< den Geſunden erſett.
Der Geſunde ſteht auf und geht zum
Erſtaunen de3 Publikums davon. =-
Nicht weniger verblüffend iſt, wie ge-
fährliche Vorgänge aufgenommen wor=
den. Ein Einbrecher zum Beiſpiel
bringt das. unglaublice Kunſtjtück
fortig, an der ſenfrechten Mauer eines
Haufe3 cmporzuklettern, um damn.
dur< das Dachfenſter einzuſteigen.
Das Publikum iſt rieſig erſtaunt, wie
ſo etwas möglich ſei. Die Löſung
des Rätſels iſt ſehr einfa<. Das
Haus iſt auf Leinwand gemalt und
liegt auf dem Boden des Ateliers.
Der: Dieb kriecht an dieſer Kuliſſe
entlang und wird ſamt ihr vom
Auf der Flucht. Der Gipfel der Kletterkunſt.
Die jelbſitäfige Kaffeekanne.
Schnürboden aus auf-
genommen. -- Wa3
iſt wohl intereſſanter
al38 ein Flug eine3
Aeroplan3 Über den
Aermelkanal? Wer
den Flug Ünemato-
graphiſch vor ſich ab-
ſpielen ſieht, fragt
ſich, ob die Aufnahmen
von cinem darunter
hinfahrenden Schiffe
oder von einem noh
hößer darüberſliegen-
den zweiten Aeroplan,
Quftichiff oder Lenk-
ballon aus gemacht
wurden. Da gegen
beide Aufnahmen ver-
Ichiedene Bedenten
Iprechen, bleibt das
Rätſel ungelöſt. Die
Sache. läßt ſich ganz
einfach geſtalten. Cin
Bli auf unſere Ab-
bildung zeigt uns,
wie. Der KAeroplan,
der über den Kanal
fegt, itt nie ge-
flogen und hat das
Meer nie getehen.
Er iſt nic<t3 weiter als ein einfaches Kinderſpielzeug. Lin
viercckiger, mit Waſſer gefüllter Kaſten ſtellt das WMeer und
ven Kanal dar. In dieie Blechwanne werden zwei große, aus
der Vogelperſpektive gemalte Landſchaften gejeßt, wovon eine
die franzöſiſche und eine die engliſche Küſte darſtellt. Zwiſchen
beiden dehnt ſich der Aermelfanal aus, auf dem einige Schifichen
ichwimmen. Darüber fliegt der Miniaturaeroplan, der an zwei
Jaden hängt und mit Hilfe einer Latte langjam von einer Kulte
zur anderen bewegt wird. Damit nun aud) das Meer einen
natürlicen Eindruck macht, i<öne Wellen wirft und gubich bewegt
ift, wird auf ihm künſtliche Wellenbewegung erzeugt. Zu diejem
Zwe ſteht hinten no< ein Mann, der mitiels eines elektriſchen
Ventilator3 einen tüchtigen Wind erzeugt. Sobald der Ventilaior
in raiche Umdrehungen verlekt wird, jtreic il
Yer, 19 daß hier je nach der S<hnellig-
Feit, mit der der Ventilator läuft, ebenſowohl ein leichtes Krauteln
dem Ganzen ſ<webt an einem Gerit der Aufnahmeapparat, deſſen
Filmband von einer Rolls ab und auf die andere aufgewickelt
und cs erfolgt Aufnahme um Auf-
nahme. Selbſtverſtändlich kommt aud)
hängt, mit auf dic Bilder, imd er
wird dann nach der Aufnahme weg
noch auf die Abbildung „Ein Eijen-
ki
'eßt wird, ſtreicht der von ihm ver-
urfachte Wind über das Wa1l
der Mcere3fläce als auch ein Sturm erzeugt werden fann. Ueber
wird. Sierbei geht e8 vor dem photographiſchen Objektiv vorbei,
der Faden, an dem das Flugzeug
retuſchiert. = Sclicßlic) möchten wir
bahnunglüd“ zurüffommen. Die Vor-
führung dieſes Films verletzt 1Un-
zweifelhaft die Zuſchauer in große
Spammumng und Aufregung. Die Wir-
Vorführung ſteht daher
wiederum im kraſſen Gegenfaß zu
der Aufnahme dos Films. Cin Land-
ſchafiömodel, eine Miniatur- vbe-
ziehung3weiſe Spieleiſenbahn und ein
gleiches Automobil bilden die Aus-
ſtattung zu dieſem Senſationsfilm!
Doch iſt die Benußung des Kinder-
ſpielzeug3 in dieſem Film leicht er-
klärlich, da eine Aufnahme in Wirk-
lichfeit nur durc) Aufwendung ganz be-
deutender Mittel zu ermöglichen wäre.
-- Außerdem ſind Aufnahmen im Freien
mit Gefahren verbunden, und es iſt
öfters vorgekommen, daß die Aufnahme
einer Szene wirklich auf dramatiſche
Weiſe ein Ende fand; ein Kinounter-
nehmer zum Beiſpiel ließ den Verjuch
einerExpreßzugentgleiſung wicderholen.
Die „Attentäter“, Kinoſchauſpieler,
TUng Der