Full text: Arbeiter-Jugend - 6.1914 (6)

Arbeiter -Jugend 
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mehr volkstümlicher, derbwikßiger Art, aber immer von fkuitiichem 
Charakter wohl ſhon im ſiebenten vor<rifilichen Jahrhundert 
gebt wurden. 
In dieſer Zeit, nämlich dem fiebenten und ſechſtien Sahr- 
hundert, trat nun im Hellas allgeniad) eine Sottheit in den Borver 
Grund der Verehrung, die, wie ſ<gon ihr Name Diony1o8 (de 
- Jpäter jein Gefolge bilden, erziehen ihn. 
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im Rahmen der D 
Goti von Nyſa) andeutet, ganz gewiß keine einheim1] ice fondern 
eine fremde war und, wohl aus Aſien ſiammend, im Saufe Der 
Zeit über das Wein- und Deibauerniand Bösotien in Griechenland 
Cingang gefunden haite. Diejer Gott, der ur jprünglich wohl ein 
Gotti der Sonne, ein Gott ver zeigenden, treibenden NRaturfraft, 
cin göttlicher Befruchter des Acfer3 und der Herde war und nur 
in jeiner Anpaijſ jung an die griechiſchen Verhältniſſe ſpeziell zum 
Go't der berauſchenden Traude, die ivr begeiſterndes Geuer nach 
einfacher Naturbeobachtung ja auch von der Sonne hat, wurde, = 
dieſer Gott Dionyſos nun hatte einen ſehr reich und üppig blühen- 
Sen Legenventranz. 
crzeugt, wird er ſdon im Mutterleibe von der eiferſüchtigen 
Gattin des Zeus, des Götterfönigin Hera, verfolgt. Hera ver- 
ſteht e8, Semele zu vernichten, und Zeus fann jeinen mo un- 
geborenen Sohn nur dadurch erretten, daß er ihn fich in 
Sceniel einnähen läßt, um ihn zur geeianeien Zeit zu „gebär 'cn 
So iſt Diony193, wie jeder göltliche Vertreter der auf- und Unter- 
gebenden Sonne, der Verlorene und wieder Erettete, deſſen Verluit 
man in fultiſcher Handlung verzweifelt beklagt, deſien Neugeburt 
man mit ausgelaſſenem Freudenüberi<wang Zeiert. Und dieſer 
Dionygſo93 tut die farbigſten Wunder und erlebt die bunteſten Aben- 
[euer. Bergnymphen und Waldgaotter, ſchone Oreaden (auf Bergen 
haufende Feen) und bodbeinige, bodagehörnte Satyrn, die aich 
15 FZüngling inter- 
iiimmt er, von Oſten nach 8eſten ziehend (der ſcheinbare Sonnen- 
lauf!), auf einem bengalif jen Königstiger rottend, umdrängt 
vom Goewinmnel der Seikabtier jeiner Begleit ig, einen Sicges- 
zug über die ganze Erde, bei dem die phantaimihſten Zeichen nd 
Wunder geſchehen. 
(FZ iſt begreiflich, daß eine jolc<h reiche Legande willkomn nenen 
Stoff zur Geſtaltung im JNahmen der dem "Dionyſos geiveihieon - 
Gotteadien? te bot, und tatiächlich beginnt, kur nachden der 
athenijche Tyrann Beaiſiſtraios um die WVeitte des ſecmſten ZJahr- 
hundert8 in Athon den Kult des böotiſe:n Dionyſos eingeführt 
hatte, hier im Anlehnung an die Demeterſpiele zu Eleuſis die 
eigentliche Tragodia, der Gejang der Bee: denn weil der 
zeugungstrafiige Boc? Hes Dionyſo8 heiliges Tier war und 
jene bodgeſtaltigen Satyrn, die vergotteicn wilden Beraziegen 
Griechenlands, ca der Cegende des Gottes weſentlichen Anteil 
batten, mummte ſich ver Chor diefer Eultaufſührungen, der ju 
nichts anderes als die Begleitung des Dionyſo3 vorſtellen ſollte, 
ſinngemäß in Bockfelle. 
Und von dem Goitesdienſt zu Chren des Dionyſos hat fich 
die athentide Dramatik nmi2 lo3getrennt. Nur zu den „heiligen 
Zeiten“ diejes Gotie3, zur „Zeit dor R adtiſchen Tionyſic I im März 
zur Zeit der Lenaien im Jamiar, wii -den Sramatiiche D ichtungen 
aufgeführt, uu immer waren ſie ein ganz offizieller Beſtandteil 
des Kultfeſices, an dem teilzun ehn en Bürgerpflicht war, auh in 
der jpätcren Zeit. als dieſer Gottesdienſt ſchon ganz und aar ver- 
welt (ät IG worden war. 
Wie Diony1o8 ſelbſt ztr ei Seiten hat, eine diuſter myſtiſche 1 und 
eine dei 'bjinnlich ausgel affe! e, 19 entwidelten ſich auch die Feit- 
geſänge nac beiden Nit Dtngan nach der ernſten Tragödio einer- 
jeit3, nach der luſtigen Komödie, in dem die weinranſ<higen Satyr 
den Hauptpart hatten, andererſeits5. DeS8halb folgte der ernſten, 
dreiteiligen großen Tragödie auch ſpäterhin noch ſtets das Heiter 
Satyrſpiel al8 RNbſchluß. 
Sobald ſich der leichtbewegliche Geiſt der attiſchen Joner*) 
Diony[93feſie de3 tragiſchen und Fomiſchen Ge- 
janges bemächtigt Hatte, kam die Entwickelung der aricchiſchen 
Dramatik in rajche Knojpung. Immer mchr wurde mit echter 
Kunſtabſicht danach geſtreht, in dieſen Kulthandlungen Schönheits- 
werte zu erzielen. Die alten 5 Texte WULDEN abgeändert, gewandelt, 
ganz neu gedichtet, und ſ9 dramatiſch? Dichtungen geſchaffen, die 
iiur mehr loſe, zuleßt gar nicht mehr mit der ſ<on bis zur Ex- 
jDspfung ausgeſchroteten Legende de8 Dionyſos zuſammenbiüngen. 
Da aber der Prieſter ſelten ein guter Dichter, nicht immer auch 
ein guter Sänger und Rezitator war, bildete ſich ein eigener Beruf 
von Dichtorſchauſpielern, die bei den Dionyſosfeſten ihre Dich- 
tungen gegen Honorar vortrugen. Einer der erſten diejer Gattung 
jol Thes p18 geweſen Jein, ein fahrender Gomödiant, der auf 
jeinem Karren von Stadt zu Stadt fahrend bald da bald dort 
jeine Tragödien und Satyrſpicle aufführte. Nach und nach trat 
zu dem einen Schauſpieler, dem Protagoniſten, ein zweiter, der 
Deuteragoniſt, und Über drei Schauſpieler hinau3, von denen 
dann allerding38 der zweite und dritte mehrere Rollen über- 
Von Zeus mit der irdiſchen Mutter Semele*) . 
| einen 
nehmen mußte, hat es die 
gebracht. | 
Aber auch der Geſang der frommen Gemeinde war nicht 
immer fdön und fein geweien, und ihre Witwirkung oft minder 
erfreulich. Rl35 nun gar immer neue Dichtungen zum Vortrag 
gebrad x wurden, war es felbſtverjtändlich, daß auß für die U1uſ- 
gabe des Chors die Allgemeinheit nicht mehr in Betracht fommen 
griechiſche Dramatik überhaupt niemal3 
konnte. Geübte Sänger und Tänzer, die von den reichſten 
Bürgern foftümiert und vom Tichter-Schau uſpicler uU jeder 
Aufführung eincxerziert wurden. traien an vie Stelſe der 
Gemeinde. Aber auch die Aufgaben des Dichters und des 
Schaupieler3 wurden voneinander getrennt. Eigene Schau- 
jpielertruppen bildeten ficß, die in der Aufführung von 
fremden Tictingen im TDienite der Feſileitung irgend- 
einer Stadt gegen Honorar ihre € ena zige Aufgabe erblicfien, 
von Deren gelicher oder mnüunder glid (icher Löſung die 
Größe ihres Rufes und Verdienſtes abhing. So dehnen n fich denn 
im fünften Jahrhui 11DECrt allüberall die weiten amph ityeatraliichen 
Theaterbauten der Hellenen aus, die, meitt a aus Jen namrfidmen 
Jels gehauen, die Bevölferung einer ganzen Siadt unter freien 
Himmel um das Szencingebäude verſammeln: im Aiben aber, der 
geiſtigen Hauptitadt der helleniſchen Welt, führen die „Stars“ de 
die Werke 
attiſchen Theaters, Polos, Temetrios 1 ind Kallipit d28, 
der Drei größten Drai natiter Der Anti fe auf: Aiſchylos 5 
Sophokles, GüripiDde Otto Koenio " 
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1) ögl. den Auffas „Im atüc entfern Tbeator 
vorigen Jahrgangs. 
?) Nbythmus nennt man ven regelmäpigen Wechſel zwiichen be= 
ionten und unbeionicn Silben. 
in Nummer * 
3) Metrum = Maß, bedontet hier Silbenmat, acmefen nach Länge 
oder Tonſtärke. i 
. Rai on, wörtlich: Leiden, beſonders das Leiden Chrifii - 
5) Reim iſt der völlige Gleichklang „zweicr odor mebrerer Worte 
vom Selbitiaut der betonte n Silve an. Diefes VWersband, exit in 
jpatrömiſcher Zeit entſtande - iannten die Griecgen noch nicht. 
6) Semele ijt ein phrt giſccer Namo und bedeutet Crde (zemein). 
7) Das Wort Tyrann cat R ex, im Sinne der alten Grieben SC 
braucht, feine üble Rebenbedeutung, ſondern itt einfach ein Titel für 
gKomg, Alloinherric<er 
8) Die Joner (Aißonor, Atiifer und Fleinafatiiche Grieveon) 
waren im Gegen aB zu Don Nitoigen, einen, fonijoawatiipven Zorern 
(Späxrtaner, Zafoner, Relgpunneſeri das vewegl: de, TIrtiqarittiice, 
geittig am weiteſte 1 jich ontwidelnde Clomont unier dein Stämmen Dor 
Helle: en. 
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Geo] Gicht e nigt 
tand. Wir müſſen da abienen 
von dein gemialeoin Kt ojetten des im Jahre 1519 veorſftortenen 
italieniichen Maiers ind Ingoenieiits Leotardo da Viner, 
himantgegen bis zum Jahre 1670, ebos wir auf Tatfamen iü 
der Geſmichte Des Viel henflugs |toBen. UU dieſen! Jahre war 
es der Jeſuit Franzi8to da Lana, der in einer aufichen= 
erregenden Schritt das Krojeit der Luſifahrt erörterte. Lata 
ſtüßte fich auf die Unterſuchungen Toricellis über dis Scinvero 
der Luft md ſchlug vor, eine leichte hölzerne Gon de durc vier 
große Metallkugeln in die Höhe zu beben: Sogol m Nuder 1ollte 
DIC Tortbewegung und die Steuerung vel inten. 
wurde in 
Ein Verſueh unterblieb, aber die Anx eau a Lanas 
Portugal im Jahre 1:09 von GuSmao anſgegriffen. GusSitiao 
batte indetten kain Gli mit feinem kühnen Unternehmen. Bet 
.. 
der Auffahrt flog der Apparat gegen den Königs5palaſt und wurde 
zerſtört. Anfanas viel gefeic t, dann verpottet, verſchwand DIE 
Erfindung wieder geraume Zeit aus dem Gedächt nis der Menſchen, 
b138 dann anm 9. Juni JTi88 Stefan Montgolfier*) zu“ 
Annonay in Frankreich einen Ballon ſteigen licß, der mit er- 
wärmter Luft gefüllt war. Der Erfinder wurde nach Pari8 ac- 
rufen und wiederholte dort ſeinen Verjuch. Der erjte Paſſagier, 
*) Sprich ungefähr: mongolfjeh.
	        
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