Full text: Arbeiter-Jugend - 6.1914 (6)

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der mit aufftieg, war eine Ziege. Als das Tier unverlett wieder 
berunterfam, baute Montgolfier einen neuen Ballon von ungefähr 
3000 Kubikmeter Inhalt, in dem Menſc<en aufſteigen ſollten. Der 
Ballon war unten offen und enthielt einen Roſt, auf dem FXFeuer 
von feuchtem Stroh und. Wollflo>en unterhalten wurde. Unter 
dem Roſt hing eine korbähnlihe Gondel, in der zwei (Edelleute, 
VWilätre de Nozier und Marquis 
12 | | Arbeiter« Jugend 
'man glaubte, e3 ſei nur nötig, Segel und Steuerruder anzu- 
bringen, um der Lenkbarkeit und. Fortbewegung de3 Luftſchiffes 
ſicher zu ſein. Man bedachte aber nicht, daß durd). die kleine Fläche 
der Ruder, die man gegen die Luft anwendete, unmöglich Der 
Widerſtand derſelben Luft überwunden werden konnte, die gegen 
die viel größere Jläche de8 Ballonkörpers drückte. In den fuünf- 
ziger Jahren jſuchte man dann durc 
Beränderung der Form der Ballons 
 
 
d'Arlande38, ihren Wlaß hatten. -- 
Die erſte Auffahrt ging am 21. November 
1783 glücklich vonſtatten. =- Zur gleichen 
Zeit baute der BPhyſifer Charles | 
(ſprich: ſcharl) einen Ballon, der aber - 
nicht mit warmer Luft, ſondern mit dent | 
von Cavendiſh entdeckten Waſſerſtoffgas 
"gefüllt wurde. Waſſerſtoff, der leichteſte 
aller Körper, hat auch das geringſte 
ſpezifiſche Gewicht; cr iſt deShalb wie 
fein anderes Gas geeignet zur Ballon- 
füllung und wird auch heute noh dafür 
benußt. Die Ucberlegenheit der Char- 
liärc, wie Charles' Ballon genannt 
wurde, über die MontgolfieEre, 
den Ballon Monitgolfiers, wurde denn 
auch durc) eine ganze Neihe gelungener 
Fahrten glänzend bewieſen. Kaum war 
die Brauchbarkeit der Srfindung feſtge- 
ſtellt, fo begann Blandarxrd die neue 
Kunſt zum Broterwerb zu machen. Zu- 
erſt mit Hohn und Spott begrüßt, 
ließ er ſich nicht irre machen und 
gab bald in allen größeren Städten 
Curopa3 Beweiſe ſeines Könnens. Am 
(. Januar 1785 fuhr er mit einem 
Amerikaner Jeffries von Calais nad) 
Dover über den Kanal und löſte 
damit ein Problem, an deſſen Anu3- 
führung Rozier und Romain geſcheitert 
waren, und wobei fie ihren Tod ge- 
funden hatten. -- Im Verlauf von wei- 
teren ſec<zig Jahren änderte fich wenig 
an den Hauptteilen der Konſtruttion. 
Fahrten, die teils im ſportlichen, teil8 im wiſſeni<aftlichen Inter- 
eſſe unternommen wurden, war man vertrauter mit den Geſeken 
der Luftſtrömungen geworden. Man nußte dieſe Kenntmiſſe aus, 
indem man dur) LAu38werfen von Ballaſt odar durc< Entweichen- 
laſſen von Ga38 höyere oder tiefere Luftſchichten: auffuchte, um 
günſtige Windſtrömungen zur Fortbewegung - zu finden. Be- 
merten3wert iſt noch, daß hauptſächlich der Militari8mus- ſich um 
die „Vervollkommnung der Luftfahrt bemühte, namentlic< in 
 
 
Frankreich, das ſchon auf der Weltausſtellung zu Paris im Jahre 
1867 einen Feſſelballon ven 45 000 Kubikmeter Inhalt zeigte, der 
35 Berſonen in die Hohe trug. Während der Belagerung von 
Paris wurde der Verkehr der eingeſchloſſenen Stadt mit dem 
Lande durch Ballon3 vermittelt und eine aut funktionierende Luft=- 
voſt eingerichtet. Die Firma Krupp konſtruierte zwar ſofort eine 
fahrbare Kanone zur , 
 
 
Die erſte Auffahrt von Menſchen in einem ungefeielten 
Luftballon am 21. November 1783 in Paris. 
Aber dur<h die vielen 
dieſen Einfluß der Luft zu verringern. 
Bi38 dahin war die Geſtalt der Ballons 
durc<weg kugelförmig geweſen. can 
ging zu einer Spindelform über. Einer 
Der erſten, der fie antivandte, war der 
General Menu 3nier, dem wir auch 
eine andere wichtige Erfindung ver- 
danfen, das Ballonet. Meusnier war 
fich darüber klar, daß c3 darauf an= 
 
 
2 fommt, unter allen Umſtänden die Hülle 
4 und damit die Form des Ballons prall 
13 zu halten. Zu dieſem Zwe> brachte er 
H im Innern des Ballons Luftſäke an, 
: die durc< Cinführung von Luft aufge- 
4 pumpt wurden und einen Dru auf 
das Gas ausübten. Die gleiche Ein- 
richtung finden wir bei den neueren 
Lenkballon3, zum Beiſpiel dem Parſeval. 
Im Jahre 1852 baute dann der Ingenieur 
Giffard einen Ballon von 44 Meter 
Länge, 12 Meter mittlerem Durch- 
meſſer und 2500 Kubikmeter Inhalt und 
rüſtete ihn mit einer Dampfmaſchine 
von drei Pferdeſtärken aus, Burd) 
die eine dreiflügelige Sc<raube ge- 
trieben wurde; cine dreieckige Segelfläche 
ſollte als Steuer dienen. Der Ballon 
ſtieg auch auf, erreichte aber nur eine 
Cigengeſchwindigkeit von 2 bi5 8 Metor 
in der Sekunde, eine Schnelligkeit, 
die bei weitem ntcht genügte. Giſſard 
| - baute dann einen neuen Ballon von 
3200 Kubikmeter Inhalt und verunglückte damit im Jahre 18505. 
Der erſte wirklich brauchbare Verſuch wurde von den franzsſi- 
ichen Hauptleuten Renard und Kreb3 im Jahre 1884 gemacht. 
Mit ihrem Ballon La France, der durch einen Elektromotor ge- 
trieben wurde, gelang es ihnen bei fünf von ſieben Fahrten, wieder 
an die Au8gangs8ftelle zurückzukommen. Der Körper de3 Ballons 
hatte die Form einer Zigarre, der Motor beſaß 8,5 Pferdekräfte 
und trieb eine zweiflügelige Schraube. Die Betriedskraft lieferte 
eine Chromſäurebatterie. Hier war die Schnelligkeit j<on bis 
auf 6,5 Meter geſtiegen. Ein größerer Ballon war projektiert, 
wurde aber nicht aus8geführt. Da die Eigengeſchwindigreit bei 
den mitteleuropäiſchen Windverhältniſſen mindeſtens zws!? Meter 
in der Sekunde betragen uniß, fo konnten dieſe Luftichiffe nur an 
windſtillen Tagen manöverieren. = Auf dem Tempelhofer Feld 
bei Berlin verunglückten am 12. Juni 1897 Dr. Wölfert und 
fein Monteur Knabe 
mit einem Ballon, den 
 
 
Bekämpfung der Ein- 
richtung, der Erfolg war 
aber nicht gerade groß. 
Von 66 aufgelaſſenen 
Ballon38 haben 539 ihren. 
Auftrag glücklid) erfüllt. 
Nach dem deutſ<-fran- 
zöſiſchen Kriege führten 
die Militärſtaaten denn 
auch durdtiweg Luft- 
ichiffer-Abteilungen ein. 
-- Faſt gleichzeitig mit 
der Exfindung der 
Balloii8 wurden au) 
Verſuche zur Lenkung 
der Luftſchiffe gemacht. 
Unzählig waren die 
Projekte, die abenteuer- 
lichſten Vorſchlägetau<h- 
ten auf. BPlante doc 
„ein „Erfinder“ allen. 
„Ernſtes, Adler zu zäh 
men und fie, wie 
Pforde vor einen Wa- 
gen, vor den Ballon zu 
ſpannen! Dder aber, 
 
 
Auffſtieg eines Ballons mit Tieren als Fahrgäſten in Paris am 19. September 1783. 
Wölfert dem KricegS3- 
miniſterium zum Kauf 
angeboten hatte, bei 
einer BPrüfungsfahrt. 
Der GasSmotor, der den 
Ballontrieb, entzündete 
ausſtrömende Gaſe der 
Füllung, und Wenige 
Minuten ſpäter wurde 
das Fahrzeug ein Taub 
der Flammein. Beide 
“Inſaſſen fanden dabei 
iyrcn Tod. In dent- 
ſelben Jahre nahm auf 
derſelben Stelle ein äu- 
Berſt intereſſanter Ber- 
ſuch des Deſterreicher3 
Sc<warz gleichfalls 
einübles Ende. Schwarz 
hatte einen Ballon voll- 
ſtändig aus Aluminium 
gebaut, auch die außere 
Hülle. Der Apparat 
bewährte ſid) in der 
Luft ſchr gut; beim 
 
 
 
 
 

	        
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