- anſtaltungen eingeladen werden. Seder ;ugendliche Arbeiter, der
uns noch fern ſteht, muß die „Arbeiter-Jugend“ zugeſtellt erhalten,
fei e3 wiederholt in angemeſſenen Abſtänden einzelne Nummern,
fei e3 eine Zeitlang hintereinander. -die . erſcheinenden Nummern,
wie denn überhaupt für die „Arbeiter-Jugend“ jo methodiſch agi-
tiert werden muß wie für die Preſſe der Erwachienen.
Zu all dieſen Arbeiten ſind unſere jugendlichen Kameraden,
die ſi uns bereits angeſchloſſen haben, heranzuziehen. Gerade
mit RUficht auf die Mitarbeit unjerer JIugendgenofen jeſiber
erden ja dieſe Ansführungen hier gemacht, im Blatie der Zugend,
in dem immer nur 31U der Jugend, nicht über die Zugend 62-
fprochen werden ſoll. 'Zugendfameraden, Shr müßt Euch bemerfbar
maden, wenn man Euch nicht ruft! Jeder von Eu< muß 9as
Recht beanſpruchen, feine noc<ß fernſiehenden Kollegen beranßoig:
zu dürfen. Una vonn irgendwo ein Ausſchuß Euch nicht genügend
2U dieſer Arbeit heranzieht, wenn er gar die Werboarbeit untcr
Euren Kollegen vernachläſſigt, dann müßt Ihr Eu melden, dein
Ihr dürft nicht warten, bis man Cu ruft.
Au dem ! lezten Parteitag in Jena hat ein Redner der Dc>-
fürhtung Aus3dru> gegeben, daß bei uns zu viel geichutm eiftert
wiirde. UnS ſcheint, der Genoſſe zätte fich an eine andere Adreſſe
wenden ſollen. Man hat uns ja unſere Vereine, in denen wir
unter uns unſere Angelegenheiten betrieben, genommen. Über
darum braucht nun noch nicht geſchulmeiſtert zu werden, denn zum
Skhulmeittern gehören zwei: einer, der ſchulmeiſtert, und einer,
der ſic ſchulmeiſtern laßt. Und wenn ihulmeii tern heißt, einen
ndern als willenlofe8 Kind behandeln, ſo ſind weder die vielen
rwachſenen Arbeiter, die ſich unter großen perſönlichen Opfern
der Sugendbewegung zur Verfügung geſtellt haben, gewillt, die
Bewegung hberabzuwürdigen, indem ſie ihre jungen Genoſſen a!s
Entmündigte behandeln, noch ſind die jugendlichen Anhänger Der
Bewegung gewillt, fich entmündigen zu laſſen. Als mündig aver
im wahrhaften Sinne erweiſt ſich der Menich, der ein ſelbſt ge-
ſtetes Ziel mit aller Energie zu erreichen trachtet. Kameraden,
nicht3 hat CE “ud in Die %yugendbewegu ing gezwungen als Euer freic3
Wollen! Nun ſorgt dafür, daß Cuer Wollen auch eines Tc R
findet. In unſerer Beweg gung 1it Geld genug zur Setbſtbetätigun
der Jugend, auc< wen m wir feine eigenen Vereine haben. Wer
Ardeit jucht, Arbeit im Dienſte ſeines Jdeal3, findet ie überreid)-
liq) in unſeren Reihen. Wer mitraten will, wird gehört, wenn cr
die Stimme erhebt. Auch ohne dur< Vereinsſagungen gebunven
zu ſein, können unſere jungen Genoſſen im Dienſtes der freien
Zuge ndbewegung arbeiten. Sie ſollen Anregungen geben, ſollen
Rritif üben, follern, vorwärt3 drängen, wenn die Bewegung ihrer
- wegung den Jugendgenoſſen zuſält, it, daß Ke 3%
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Meinung nah auf dem falſchen Weg iſt oder ſto>t.-
Dazu“ häben
ſie ja ihre Vertrauensleute, ihre gewählten Wortführer in den
Ausſchüffen. Die wichtigſte Aufgabe aber, die in unſerer Bo-= -
zionierg der prole-
tariſichen Jugendkultur un:er den uns noh fern ſehenden Klaſſen
Fameraden find.
Im Lichte dieſer Aufgabe iſt der Gegenſaß zwiſchen den
hunderttaufend JSugendgenoffen und den fünf Tallionen ]11gend-
licher Arbeiter nicht mehr entmutigend, ſondern vielmehr ein An-
ſporn zum Handeln. Ihr Hunderttauſend ſeid unter Eure!
Fameraden die Agitatoren, die Vorkämpfer für die freie Jugeni
bewegung. Dieſe Werboarbeit iſt Cnere Pflicht, aber als BPflie
im Dienſts de8 Jdeal3 auch Euer ſchönſtes, heiligſtes Rocht. „ne
jeder dieſe 1 Pflicht, | beanſpruße jeder dieſes Recht, dann wird unc
Sache nicht zur JI agend DTlfege werden, Sto uns Icmulm eiſtert
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in jie bleibt, was fie War un; ift: die freie ZUge end
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ewenauüng.
Wie denff vie Sozialdemofratie über
Frauen- und Kinderarbeit ?
Von Thereſe Schleſinger.
e Erwerb3arbeit von rauen und Kindern war in älteren
"Zeiten eine Ausnahme. In der Fiegel fiel die Aufgaoe
Geld zu verdienen, dem Manne zu, und die häauslichen Ar-
beiten der Frau, wobei ihr die Kinder gelegentlich Helfen
müßten. Der Hausgalt erforderte vamals viel weniger Geld
und machte vicl mehr Mühe al3 heute. Die Menſchen wohnten
nicht jo diet zufammengedrungt. „Die Mehrs zahl lebte auf den
Gaicde von dem Erträgni8 der Landwirt] Haft, und Jelbfi in den
Städten beſaßen ſehr viele Tamilien noch ein Stücchen Gemuil-
und Obſtgarten, konnten Hühner balten, nicht jelien ein Schwein
aufziehen. m andhmal jogar eine Kuh ein) ellen: und Brotbatäcn,
Gleiſchpöteln, Seifekochen, Kleider und- vieles andere herftogen,
was „wir fertig zu taufen geivpohnt find, gebörte zu den Pflichieit
der rauen.
Die Sntwidelung der Indu trie bat darin Wande l ageſ<haffen.
Dieſe vermodte Di e wichtigſten Bedarfsartike [l fo wohlfeil Herze
ſtellen, daB es nicht m<br lohnte, jie zu Saue zu bverfertig2i.
Dafür verloren aber die kleinen Bauern 2117D Handwerker di?
Siche rheit ihrer Exiſtenz. Der Grund und Boden ſtieg 19 fehr im
Werte, daß der älteſte Bauernſohn feinen jüngeren Geſcwilt orn
nicht mehr ihr Erbteil auszahlen konnte, ohne Schulden zu
machen durch die er dann nur zu oft dem Wucherer 3 „itlehons
Lehren des Lebens.
Kleine Skizzen von Frik Scpp.
111.
S7 unge Burſchen waren wir. Unjere Serzen fhlugen warm für das
Mv fuzialiſtiſche Jdcal. Was uns an tieferer Erkenntnis und an
. »Y Wiſſen: fehlte, erſebten wir durch Begeiſterung und einen ein weniJ
großen =- Mund. Sy kam da3 Jahr 1890 „Jeran und damit die erfie
Feier de3 1. Mai. Natürlich beſchloſſen wir Jungen, am 1. Mai nicht 3.
arbeiten. Und wir hielten es Ur. Mit Abzeichen auf der Bruſt, vi
denen zu leſen war? „Acht Siunden Arbeit, acht Giunden Grholung, a n
Stunden Schlaf“, mit voten Krawatten um den Hals und breite c
Deomokratenhüten auf dem Kopf durchzogen wir, acht Mann ſiark, vo
frühen Morgen an die Stadt. Wir warcn auf uns feibit ichr ſtol3 und
blficten mit giemlicher Verachtung auf alle, die ar eiteten.
Von nachmittags vier Uhr ab fand eine Feicx auf einem Keller
vor dem Orte ſtatt. Wir waren natürlich da und ſtiegen mit großer
Wichtigkeit unter der Menge hberun.. Da kamen wir auch an einen
älteren Genoſſen. Gr muſterte uns lädgelnd; meinte aber TSlicklich
ſchr ernſt: .
„Von außen ſeid SIL 3 ganz, Jungen. Wenn hrs jo auch innen
werdet, dann fann man ſeine Freude an Euch haven.“
Dieſe Worte erſchienen un3 beleidigend. Wir proteitierten lebhaf
und erflärten dem Genoſſen rund heraus, daß wir, weil wir gefeicrt
hätten, allein die wirklichen Maifeicxnden ſeicn. Der Alte ſchwieg und
läßelte. Endlich ſagte er:
„Fn zehn Jahren fprechen wir uns wicder!“
Damit ließ er uns ſtehen. Erſt im Jahre 1905 kam ich ! wieder in
* die Stadt. Am 1. Mai feierten faſt alle Arbeiter. Die Morgen-
verſammlung war überfüllt. Nadmittag3 war ein gemeinſchaftlicher
Ausflug auf da3 ſogenannte Forſthaus, ein Gartenlokal, das eine
Stunde vor der Stadt mitten im Walde lag. -
Sch war einer der erſten, die oben auf dem Forjihaus waren. Da
wogie nun der Zug von zeitlich Zefleideten M AUEN, Frauen un
Kinvern herauf durch den Wald, und mädtig ertlangen DIC EN OP de L
Arbeit, Auf einmal legte id eine Hand auf meine Schul
rechte mich um. E3 war der all - Genoſſe, jeßt FLaU Und zebe Us iol aber
in den Augen noh beiliges Feuer. Gr bot mix die Hand.
„Sichit Du,“ ſprach er, auf die Anfommenden zeigend, „e3 wird
alle3!“
Mir ging e3 wie ein Blih durch den Kopf: und was war aus uns
aht geworden ? -- Erioſſen batte ſich der eine; der andere war Bankier
-
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geworden; der Dritte batte reich geſeiratet, und nun War er Fabri
beſißor; gleichgültig geworden war der vierte; im feindlichen Lager Sex
fünfte; verfommen und verloren Dieſer = == Fh fuhr mit Iecx Hat
über die Stirne. Der Alte aber ſagte leije und jchonend:
„Ja, c3 wird allc3. Über es muß ſeine Zeit haben, daß e32 heraus
wachſen fann aus den Herzen. Gin Strohfeuer lodert raid) auf? =- irt
aber ichnell wieder au3. Aber, wo eine rechte innere. Glut iſt, da wird
ein Sever darau3, das die Menſchen umſchmiedet und die Welt mit
ihnen. Doch nun laß uns ein Pläßchen ſuchen. Du wirſt mir viel zu
erzählen haben.“
Id) ging mit ihm. Aber geiprächig war ich nicht an dieſem Tage.
. IV.
Im Oktober war ich naß London gekommen. In cinem Weinkeller
fand ich Arbeit. Dort lernte ich einen jungen Deutſchen fennen, dcr
bereit3 einige Jahre in England war. Er war drei Jahre jünger als
ich, aber troß ſeiner „Jugend ein erntter und ſtiller Meni<h. Ob in ſein
Leben bereit3 harte Mächte eingegriffen hatten? Kurz, es ging von ihm
nicht3 Freudiges au3; er war finſicr in ſeinem Weſen und voll Traurig-
keit. Sein Grnſt wurde ihm ganz verfehrt auSgeiegt. Von den Mit=
arbeitern im Keller wie von den jungen Kameraden im Klub wurde cer
al3 dc3 betrachtet, was man auf berlincriſch eine „Tranfunze“ nennt.