Full text: Arbeiter-Jugend - 6.1914 (6)

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Arbeiter- Jugend 
 
 
plaite die kalte Luft erhikßt, die auf ihr liegt. Man pflegt zuu 
jagen: der Boden heizt die Atmojphäre. Erwärmte Luft dehnt 
fich aus, wird dadurch leichter und jteigt empor. Wenn umuan ein 
Papier) Hnißel über eine brennende Lampe bringt, fliegt es mit 
der erwärmten Luft im die Hohe. Betrachtet man einen Gegen- 
itand dicht über der heißen Zylinderöffnung, jo wallt und wogt Gr 
weil die heiße Luft aus vem Zylinder in Wellen und Wogen 
emporfirndelt. Auch über Kerzen „ſchwelt“ die Luft. An jedem 
heißen Tag kann man die warme Luft vom Boden aufſteigen 
ichen. Wenn man über das ſonnenbeſtrahlte Land hinblict, ficht 
man die Felder „flimmern“. Die Luft „ſchwelt“. Durch dieſes 
Aufſteigen der warmen <uft entſtehen ſenkrechte Luftſtrömungen, 
die man als aufſteigende Vertikalſtroöome bezeichnet. Dieſe 
aufſteigenden warmen Luftſtröme werden von den kalten ruhenden 
Quftichichten in der Höhe naturlich aufgehalten, reiben fich an 
- ihnen undbeginnen, 
itatt geradewegs in 
die Höhe zu ſteigen, 
fich in Spiralen zu 
vertoilen, genau 
vie der Nauch aus 
demn Schornſtein 
iid) beim uf 
iteigen an der 
falten Außenluft 
reibt Und ür 
Spiralböven über 
den Däuchern reiſt. 
Solgt auf fühle 
Nächte ein heißer 
Tag, j9 wallt und 
ivegt cs it den 
miitleren Luft = 
ichihten wie in 
einen Meer von 
Wellen, wie im 
Nauch jiber deit 
Dächern vine 54 
dr! Gal OT. 
Das jollton 
aud) wir erfahren. 
Kaum Hatten wir, 
um der WMorge'- 
fällte zu eni- 
ilichen, die falten 
Zöhenfh ichten ver- 
latjfen, ſo war 
Abb. 1. 
ale Sinmamelsruhe dahin. Wie von unſichtbaren Wogen ge- 
tragen, hob und jenſte e jich der Apparat. 10, 30, 1009 Meter waren 
dieje Wollen lang, auf denen unſer Scaler der Lüfte ſchwebte 
(Abb. 1). 
Um ruhiger? Schichten zu treffen, ſenkten wir den Acroplan 
nod tiefer. Aber wie trügeriſch waren unſere Hoffnungen. So- 
lange der Boden unter uns gleichmäßig mit Kornfeldern bebaut 
war, jc<hien es in der Tiefe ruhiger, venn wir befanden uns in 
einer gleichmäßig erwärmten <uſtſchicht. Jaun aver änderte fich 
208 Gelände. Sandige Flächen wechſelten mit ſchattigen Wäldern. 
Die feucht-ſchattigen Waldesflächen erwärmen ſich nur langſam. 
Ueber ihnen ruht falte, ichwerc Luft. Der trockene Sand dagegen 
erhißt ſic) j<nell und ſtark, und die Luft über ihm ſteigt mit 
großer Schnelligkeit : OMPpor: Jede Sandfläche zwiſchen Wald wirkt 
wie ein Schornſtein über Dächern, aus dem die heiße Luft empor- 
nnt. Um Die aufgeſtiegen? warme Luft über den Sandflächen 
ai erjeken, fließt von den Woldeswipfeln die kalte, ſchwere Luft 
auf die beißen Sanduac>ker nieder. Während alſo Über warme 
Crdſtellen die Luft emporſteigt, ſtrudelt ſie über kühlen Wald- 
ile>en | in vie Tiefe hinab. Dieſer Austauſch von kalter und heißer 
Quft findet allerorten iiber ungleichmäßigen Bodenflächen ſtatt, 
un einen zwiſchen Wald und Trift, Boden und See, im großen 
zwiſchen Feſtland und Ozean. Die gewaltigen Erdkontinente, 
vor allem der tropiſchen Zoneir, erwärmen 
 
 
 
 
 
In dcn Wogen des Lufimeers. 
 
 
erhißten Sand der Sahara aufſtieiat und fich als ichwüler Siroffo 
über Jtalien, als trodener Leveche über Spanien ergießt. Die 
ungleichmäßige Erwärmung von Feſtland und Meer iſt die Ur- 
jache aller irdiſchen Vtinde. - 
Wie gefährlid) der Fliig über ungleichmäßig eriwarmtent GeC- 
lände an heißen Tagen 1ſt, kam uns ſchnell zu Beowußtfein. Kamm 
hatten wir das erſie Waldesſtü>k erreicht, da ic<lwankt und ſchaukelt 
der Apparat, biegt nach rechts8 herum, und wie von einem unſicht- 
baren Strudel erfaßt, ſauſt ex m die Tiefe, daß wir von den 
Siken auffliegen. Nur mit Mühe vermögen wir daim Fall zu 
entgehen. Bis nahe in die Kronen der Bämme werden Wir hinab- 
zetrieben. Jeßt nähern wir uns der erſten Lichtung. Noch haben 
wir nicht. die Ickte Tannenreihe iberflogen Da ſchießt der Apparat 
in ſteilem Bogen aufwärt8, daß die Ohren fauſen und das Blut 
ZU : Kopf teigt. Rie von ciner Sturme8woge qehoben, wirbelt er 
im Schwunge dahin 
und wird willenlo3 
in Spiralen hoch 
hinaufgetricben. 
Drei- und viermal 
wiederholt fich das 
gefährliche Spiel 
über dei waldigett 
Hügeln und den 
ebenenSandäuckern; 
hmaufund hinunter 
3cht'3 in Bogen 
und Wirbeln, als 
jauſice der Sturm 
übers Land. Aber 
foin Wolfc<hen 
wiibt das Blau, 
foin Windhauch 
die Wipfol; 
ift die Unſicht- 
bare, heimiüdiche 
Gowalt der vorti- 
folen Ströme, die 
über Candflächeit 
or, übor Wald- 
eden Hhinabitrit- 
dein und nuf uns 
ye unheimliches 
Spiel treiben. Ditt- 
aus as dieſer Je- 
fährlicen Untiefe! 
Empor! 
Durch? wallende Wogen geht e8 empor. Das Land liegt wieder 
weit vor uns geöffnet wie ein entrolltes Bild. Am Horizont 
tauchen Wölfchen auf wic Wollen)? gan int blanen Ozean DEr 
Luft. Näher und“ näher fonnnen wir ihnen, und fie vergrößern 
fich vor unteren Argen zu einer Gruppe von Harnfenwolken. Wie 
gerne möchten wir in ihre n Schatten fliegen, um den fengenden 
Strahlen der Conne zu entfliehen. Aber wir dürfen uns nicht in 
Die kleineit infelföormigen Haufenwolten 
1 
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LESER RER 
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2? 
nete Gefahr begeben. 
der ſchönen Sommertage jind fur den Flieger die * Leuchttürme 
der Luft, die Warmungsfignoale in Ozean der Atmoſphäre. Sie 
find nämlich die Spißen aufſteigender warmer Luftjäulen. Je 
höher ein vertifaler Luftſtrom emwporſteigt, in um jo fältere 
Schichten gelangt er, bis er ſchließlich die 0 Grad falte Schneegrenze 
erreicht. Wie die Näſie der Bergfirne n< in Alpenhöhe als 
ewiger Schnee niederſchlägt und die Gipfel bede>t, wie Die 
Seuchtnfeit der warnten Ziummerluft jich am kalten Waſ ſerglas, 
an der kalten Brille al38 Dunft anſetzt, jo fallt in großer Käl tehöhe 
DIC Feuchtigkeit des warmen Bodenſtroms als Nebel, als Wolke 
au8. Jede Haufenwolfe an warmen Sommertagen iſt die ab- 
gekühlte, neboel-gewordene Spiße ciner unſichtbar empor FeigenDdunr 
warmen Lauftiänle, ie iſt das Naucwöltchen über dam unjicht- 
haren Guffichor nſtein der heizenden Erde. Während an der oberen 
Grenze dicſer Wolken die Nebol zerfliiſtet und zerriſſen erf<haimen, 
wallen und brodeln und beſtändig ihre 
 
 
ich jhnell im Gegenſaß zu den Meoren, die „/ -=>-4 6 LT Daraus Formen wechteln, jind alle Haufſeomvolketn 
fie umſpülen; die warme Luft ſteigt übor MG. - » CD EN. Ad a een an ihrer Untorfläche in gleicher Höhe ſcharf 
den Wüſten Kfrifas, den Steppon Auſtra- 1) n |? | | t [GE aa Win „ä&bgegrenzt, jo daß jie wie Schuhſohlen 
fiens und Amerifas empor, und von dn VU | erg | aufsteigender | aaa os eine gerade Fläche bilden und wie Fuß- 
fühlen Meeren flicßt die kalte, Tchweore Luft || | (Enes | warmer Sram | | tapfen int HimmelsSblau ausſchen. Dieſe 
Über die Feſtländer nieder. Durch dieſen "a 2 * arent: , gleic) hohe Wolfenunterläche iſt eben jene 
Austauſch. entſtehen die Baſſathwinde anm | | | | genau beſtimmte Höhengrenze, an der 
NAequator, die den ganzen Erdball übor- vy " | die Feuchtigkeit als Wolkendampf aus- 
wehen. Der Sanum in der Wüſte iſt Doccn fällt. Während mm unter dieſen Wolken 
ein heißer Luftſtrom, dex über dem 2659. 2. Die Luftiontäne. der fie frundig ſpeifſende warme Luftſchorn-
	        
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