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Arbeiter-Jugend
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Spißbergen iſt unbedeutend im Vergleih mit dem Unterſchied
zwiſchen einem von Menſc<hen voll körperlicher und geiſtiger Kraft
bewohnten Lande und einem Land, das von Menſc<en bewohnt
wird, die in körperlichem und geiſtigem Verfall verfommen. Daher
rührt e8, daß wir nicht ärmer, ſondern reicher geworden jind, weil
wir viele Jahrhunderte hindurch einen Tag unter ſieben von
unſerer Arbeit geruht haben. Dieſer Tag iſt nicht verloren. Wäh-
rend der Fleiß ausſeßt, während kein Nauch aus der Fabrif auf-
ſteigt, während der Pflug in der Furche ruht, während die Börſe
Ihweigt, geht ein für den Reichtum der Nation ganz ebenjo wich-
tiger Prozeß vor ſich, al3 „irgendein Prozeß, der an geſchäftigeren
Tagen ausgeführt wird. Der Menſch, die Maſchine der Majchinen,
die Maſchine, im Vergleich mit welcher die ganzen Erfindungen
der Watt3 und der Artwright3*) wertlos ſind, wird hergeſtellt
und aufgezogen, j9 daß er am Montag mit klarerem Geiſte, mit
belebterem Sinne mit erneuter Körperkraft zu feinen Arbeiten
zurückfehrt. Niemals werde 1ch glauben, daß da38, was eine Be-
volferung ſtärfer und gejünder und weiſer und beſſer madct, fie
ichließlich ärmer machen fann. Jhr verſucht uns zu ſcchreken, imdem
ihr uns erzählt, in einigen deutſchen Fabriken arbeiteten die jungen
Leute ſiebzehn Stunden in den vierundzwanzig, ſie arbeiteten 10
ſiark, daß ſich dort unter Tauſenden nicht einer finde, der die notige
Größe erreiche, um in die Armee aufgenommen zu werden,**) und
ihr fragt, ob wir uns, wenn wir dies Geſeß annehmen, gegen der-
artige Mitbewerbung zu halten vermögen. Meine Herren, 1c<
- lache über den Gedanken an folc<he Mitbewerbung. Wenn wir je-
mals genötigt find, die erſte Stelle unter den Handel3voölfern ab-
zutreten, ſo werden wir ſie nicht einem Geſchlecht entarteter Zwerge,
jondern einem an Körper und an Geiſt hervorragend kräftigen
Volke abtreten . . .“
Auch in Deutſchland mußte die Geſekgebung eingreifen, und
ſie ariff auch ein. Aber was in den erſten Jahren geleiſtet wurde
an Arbeiterſchuß, war no<h ſehr dürftig. Noch heute iit der Sc>uß
der Arbeitenden gegen die aus der Warenprodukiton «wachtenden
Gefahren rec<ht mangelhaft. Ein Hauptſtreben der heutigen Ar-
beiterorganiſationen geht auf beſſeren Arbeiterſichuß. Aber 190
dürftig auch die erſten Arbeiterichußbeſtimmungen waren, ſie
haben doc< die Arbeitermaſſen vor weiterem Sinken bewahrt
und haben jie befähigt, die Wege zu erfennen, auf denen ſie jelbſt
ihre Lage zu verbeſſern vermögen. Und dieſe Erkenntnis prägt
ſich aus in dem immer ſtärker erwachenden Solidaritätsgefühl, in
dem ungeſtümen Verlangen nach Deffnung der Schranken, die
dieſen Weg verſperrten. Und dies Verlangen entſtand in einer
Zeit, in der auf allen Gedieten des wirtſchaftlichen Lebens immer
mehr der Grundſaß zur Herrſchaft gefomn nien war, dem freien
Spiel der Kräfte die Geſtaltung der Dinge zu überlaſſen. Da
konnte man nicht die Arbeiter mit beſonderen Geſceße8banden um-
geben. Man mußte der Arbeitericaft die Moglichkeit geben,
*) Watt iſt der Erfinder des Konvenſators8 und der Verbeſſerer der
Dampfmaſchin2, Arkwright der CGrfinder der mechaniſchen Spinnmaſchine.
XX) Gine Anſpielung auf die im vorigen Artikel erwähnte Tatjache,
daß die Fahrifgegenden ihr Kontingent zum Grfasß der Armee nicht
mehr voll ſtändig tellten.
aus eigener Kraft eine Beſſerung ihrer Lage zu verſuchen. Da3
war nur durc< Beſeitigung der Koalition3verbote möglich, und ſie
ſind beſeitigt worden. Harte und heiße Kämpfe find darum ge-
führt worden. Ganz ſicher hat die erwachende politiſche Arbeiter-
bewegung viel dazu beigetragen, daß die Koalition3verbote ge-
fallen ſind.
Das geſc<ab denn auc< vorläufig für den damaligen Nord-
deutichen Bund durch das Notgewerbegeſez vom 8. Juli 1868. Die
endgültige Beſeitigung der Verbote erfolgte mit der Gewerbe-
ordnung vom 21. Juni 1869 für den Norddeutſchen Bund, die
in den Jahren 1871/72 auch in den jüddeutichen Staaten und im
Jahre 1889 in Elſaß-Lothringen eingeführt wurde. DTamals8
wurde den Arbeitern Deutſchlands das Koalitionsrecht, das
„Ratur- und Grundrecht, mit welchem der Staat nicht brechen
kann, ohne mit ſeiner eigenen GErijtenzfähigfeit zu hrechen“ -- .
wie es im Reich8tag de38 Norddeutſchen Bundes Schulze-Delitzich
nannte -, formell geſichert. Die damaligen Beſtimmungen
gelten auch heute no<. CS find die 88 152 und 153 der Gewerdbe-
ordnung, und jie lauten:
S 152. Mlle Verbote und Strafbeſtimmungen gegen Gewerbe-
treibende, gewerbliche Gehilfen, Geſellen oder Fabritarbeitexr wegen
Verabredungen und Vereinigungen zum Lehufe Der Griangung
günjtiger Lohn- und Arbeitsbedingungen, insbejondere miitelji Gin
ſtellung der Arbeit oder Gntlaſſunz der Arbeiter, werden aufgehoben.
Jedem Teilnehmer ſteht der.Rüdtritt von jolchen Veremiguangen
und Verabredungen frei, und es findet aus lezteren weder Klage
noch Ginrede ſiatt.
S 153. Wer andere durch Anwerdung förverlichen Zwange3, durch
Drohungen, durch Görverlezung oder durch Verrufsertlärung be-
ſtimmt oder zu beitimmen verjucht, an ſolchen Ver abredungen (iS 152)
teilzunehmen oder ihnen Folge zu leiſten, oder andere durch vleiche
Mittel hindert eder zu hindern verſucht ti, von Jolchen Verabredüngen
zurüdzutreten, wird mit Gefängnis bis zu drei Monaten Letiraft, 19-
fern nac< dem allgemeinen Strafgejese nicht eine härtere Strafe
eintritt.
Wie die ÜUrbeiter nun dies ihnen gegebene Koalition3recht an-
wandten, und wie dieſe Vorſchriften, namentlich der 8153, gegen
die Arbeiter angewandt wurden, das 1ei im weiteren geſchildert.
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Yom täglichen Leben der alten Griechen.
Vorn Adol] Bruno.
Die heutigen Griechen haben befanntlich mit ihren Ahnen, mit
y den Beſiegern der Perſer, mit Alfibiades, mit Perikle3 oder
= mti Alerander dem Großen nur noh wenig zu tun. Sie
bewohnen dasfelbe Land und ſprechen eine aus dem alten Griem
entwickelte Sprache -- da3 iſt alles. Aber als in den zwanziger
Jahren de3 vorigen Jahrhunderts die modernen Griec<hen ihren
Befreiungsfampf gegen die Türken führten, brach in dem gedbilde-
ten Curopa ein Begeiſierungs]ſturm aus. Man glaubte, man müßte
den Nachkommen der berühmten Kämpfer um Troja, die der alte
Homer beſungen hatte, helfen! Aus Begeiſterung für Hektor und
Achilles, für Odyſſeus und Ajax zogen Deutſche, Franzoſen und
aus blutigen Shlachten und mußten nun als Verſtärkung nach Frank
reich hinein. Giner davon haite ſc<on das Giſerne Kreuz im Knopfloch.
Vor ſec<s8 Wochen waren ſie aus ihrer Garniſon jauchzend und ſingend
ins Feld gezogen. Nun Hatten ſie alle ſchon die Schre>en des Krieges
geſehen, und dex ToD hatte jie mehr al8 einmal geſtreift. Mit ernſtem
Geſicht zeigte uns ein Zwanzigjähriger, wo am Halſe ſeines Pferdes
ein Granatſplitter eine breite Wunde geriſſen hatte. Er ſelber war
kopfüber in den San geflogen. Während wir im trüben Scheine eine3
Talglämpc<ens zwiſchen den Pferden lagen, erzählten uns die Soldaten
von ihren abenteuerlichen Fahrten: von tollfühnen Patrouillenritten,
von Nachtlagern unterm Sternenhimmel, von den Szenen des Schlacht-
feldes, und mit leiſer Stimme von dem und jenem Kameraden, Der
ſchon auf dem Feld der Ehre gefallen.
Die Städte und Dörfer, durc< die wir fuhren, gaben den Geſchichten
der Soldaten den rechten Hintergrund. Immer wieder Ichien der Mond
auf zuſammengebrochene Gizbel und dur< ausgebrannte Fenſterhöhlen.
So rollie der Zug durc< das belgiſc<e Land. Wir aber ſtreäten uns
zwiſchen unſern braven Dragonern und ihren wa>ern Gäulen zum
Schlafe aus. . . |
Stunden noc< führen wir, bis plözßlich der Zug hielt. Waren wir
noc< in Belgien oder ſchon in Frankreich drin? Kein Zweifel: wenn
wir in der Bahn blieben, hinderte uns nicht3 mehr daran, bis dicht
hinter die Front der großen Schlacht in Frankreich zu kommen. Leicht-
ſinnig wollte im die Fahrt noch fortſeßen, aber mein Freund war ge-
wiſſenhafter. Er kommandierte: Raus? In rabenſchwarzer Nacht
ſtolperten wir über die Gleiſe eines großen Bahnhofes bis zur Loko»-
motive unſeres Zuges. Aber weder der Lokomotivführer noch der höchſte
Offizier des Dragonerzuges wußte, wo wir waren. So wundervoll
flappt auch im Kriege die Organiſation des Eitenvpahndienſtes, daß die
Truppenkörper nach dem Plane der Höchſikfommandierenden wie lebende
Figuren auf dem großen Schachbreit der Weligeſ<hichie hin und her
geſchoben werden.
Immer Weiter tappten wir in der Dunkelheit, bis uns in einer
bellerleuchteten Bahnhof8halle ein Offizier anſc<hnauzte: „Zum Donner=
wetter, warum meldet Ihr Euch nicht bei mir?“ Da wußten wir, daß
wir in gut preußiſchen Händen waren. Der Gffizier wurde ſehr
lieben3würdig, al3 wir uns ihm als Preſſevertreter auf Kriegsfahrten
vorſtellten, und lud uns ein, bei der Bahnhofs8wache zu übernachten.
Wir trotteten uns alſo in einen großen Warteſaal, der zur Hälfte mit
Stroh bede>t war, auf dem einige Dußend deutſche Landſturmmänner,
auch im Schlaf das Gewehr im Arm, ein ganz hervorragendes 'Schnards-
konzert ausführten.
Wir nahmen die Pläße von zweien ein, die gerade zur Wache kom=-
mandiert wurden, und ſc<nardc<hten mit. Als unſere Schlafkameraden
munter wurden, wunderien ſie ſich nicht wenig Über die Ginquartierung
und glaubten ſchon, daß über Nacht Frankttireure eingeliefert worden
ſeien. Wir machten ihnen aber in ſehr einwandfreiem Deutſch klar,
daß wir keine Luſt verſpürten, ſtandrechtlich erſchoſſen zu werden, und
kochten den Soldaten als Gegenleiſtung für das großartige Nachtlager
einen prima ſ<warzen Tee.
- Bei Tage3anbruch machten wir uns dann auf den Weg, um den
Spuren des Krieges nachzugehen. Von dem, was wir ſahen, das
nächſtemal.
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