Bekanntlich blüht
ein ganz ähnlicher
Aberglaube auch noch
heute, im zwanzigſten
Jahrhundert. Wir
haben alſo keinen An- .
laß, un3 über den
Aberglauben der Ha-
jenfüße Philombroto3
und Aphthoneto38 be-
jonders luſtig zu
machen. Keine8weg3
auch waren alle Grie-
den fo abergläubiſch
wie jene zwei, deren
* Shwachherzigkeit un3
durc< ihre Tafel über
die Jahrhunderte exr-
halten blieb. Die
Aufgeflärten unter
den Griechen haben
ſolchen Aberglauben. | | |
niemal8 mitgemacht. Auch dafür iſt un3 noch ein Zeugn13 auf-
bewahrt in einem Geſpräch, das zwei Perſonen in einem Theater-
itüd des Dichter3 Menandro38 (um 300 v. Chr.) führen. Da jagt
Der eine der Schauſpieler: „ES gibt auf dieſer Welt =- nun jagen
wir einmal ſo gegen tauſend Städte, und in jeder Stadt jind
30 000 Menſchen. Wie machen es die Götter da, um uns zu
fegnen oder zu ſchinden, Stü für Stü?“ Und der andere ant=
wortet: „Da haſt du recht, da hätten ſie gar viel zu tun!“ ' -
Ein bejonders für un8 moderne Menſchen. beichämende3
Kapitel ſind die Münzen der alten Griechen. Den erbittertiten
Gegner der Altertums8forſ<oung = es gibt jol<he = kann man
vor einer Au38wahl antiker Münzen ſicher in einen glühenden Be-
wunderer verwandeln. Briefmarken und Papiergeld kannten ja
die alten Griechen noh nicht, ſonſt wäre es ihnen ein Leichte3
geweſjen; unjere „Kunſt“ auch auf diejem Gebiete zu I<lagen!
Auf einem änderen unſerer Bilder ſehen wir ein junges
Mädchen, wie e8 mit einer Peitſche hinter einem Kreiſel herläuſt,
genau wie wir ſelbſt e8 alle einſt getan haben. Und auch einige
dieſer antiken Kreiſel ſelbſt ſind uns erhalten geblieben, Kreijel,
die ſich in nicht3 von unſeren „modernen“ unterſ<eiden. Vor
2600 Jahren flogen ſie vor den Buben und Mädchen aus Athen
oder Sparta die Straße entlang -- heute liegen ſie fein ſäuber-
lich und ſtreng bewacht unter Gla38 im Muſeum. Dann finden
wir da ein andere3 junge38 Mädchen, das mit ein paar Aepfeln
gleichzeitig Fangeball ſpielt oder „jongliert“, und ſie halt den
Kopf. genau wie unſere kleinen Freundinnen, wenn jie mit Apſel-
ſinen oder Gummibällen jonglieren. Der Kopf iſt ein wenig
ſteif im Geni, denn er darf keinem der Aepfel vollig folgen,
weil die Spielerin dann jofort die Ueberſicht verlöre, und er darf
doh auch feinen der Bälle aus den Augen laſſen. Alſo gehen nur
die Bli>e lebhaft hin und her, aber der Kopf bleibt feſt im Gelenk.
Nicht minder fein hat Übrigens der Zeichner dieſes Bildc<ens3
die Haltung der Hände beobachtet. Die Hand, welche den Apfel
1.006 v
hochwirft, iſt klar unterſchieden von der anderen, welche den mitt-
leren Apfel aufzufangen bereit iſt.
Mädchen an die
eigene Kinderzeit.
Wer von uns ver-
ſuchte ni<t beim
Jonglieren den an-
heit
der Luft fliegenden
- rinnen“ . hat . es
Jongleur zu -er-
I<hreden, wie.. es
Abb. 7. Ein junges Mädchen, das mit Aepfeln jongliert.
Zeichnung von einer Vaſe des Vl. Jahrh. v. Chr, :
Arbeiter Jugend
Abb. 6. Unterricht im Singen und Zeichnen.
Schließlich erinnert uns wohl
auch das Eingreifen
der beiden anderen
' führt uns zum
deren in Verlegen-
zu . bringen,.
ihm einen der in.
Bälle fortzufangen.
-- die vordere der.
beiden „Mitſpiele-
allerneueſten
- Mode de3 Tages «PI
gekleidet iſt. In / ) 2] 1
ſie einen regel- ZISEEC
ſchon getan =- oder.
durc) eine plößliche
Bewegung .: -den den, eine Die-
3nerin reicht ihr
vie. es einen
.auf unſerem. Bilde . Gürtel: +.
das dritte Mädchen.
tut, das freilich nur
noch mit deim.einen.
Arm zu ſehen iſt!:
„allem genom- . „7
„„Men:. ....Stellen.
.309
Ein Gegenſtand,
an den wir alle mit
etwa3 gemiſchten Ge-
- fühlen zurückdenken, iſt
meiſtens die GSpar-
büchſe. Nicht immer
haben wir der Tätig-
feit des Sparens mit
der gleichen AuSdauer
und Unverdroſfenheit
gehuldigt wie dem
Ballipiel oder dem
„Berſteken“. BWiel-
leicht war es bei den
Sprößlingen der alten
Griegen auch nicht
viel ander3, und viel-
leicht hat der kleine
Hektor oder Paris,
dem die Sparbüchfe
in unſerer Abbildung
* .. gehört haben mag,
von dem Schliß au< nur jehr gelegentlich Gebrauch gemacht
und eher verjuht, ihm durch Umfehren und Schütteln den Inhalt
zu entlodken, al8 neue Münzen in ihn hineinzuſteken. Spaßig
iſt es jedenfall3 zu ſehen, daß auch die antife Sparbüchſe irgend-
welche Gegenſtände im kleinen nachahmte: ein Haus, ein Tier,
ein Inſtrument oder ähnliches. . In unſerem Falle iſt es ein
Tempel, der nachgebildet worden it. A H
In einer weiteren Abbildung ſehen wir eine Puppe, die nur
darauf zu warten ſcheint, daß die Mädchen, die 2000 Jahre 1pater
geboren ſind, jie in die Hand nehmen und lieb haben. Und es3
iſt feine gewöhnliche Puppe, die je8t im rieſigen Muſeum zu
London unter Schloß und Riegel liegt, nein, wie nur ein heutige3
„Zottchen“ oder „Aennchen“ kann fie alle ihre Glieder Ichön
bewegen. .
Andere Bilder führen uns in die antife Schule. Daß ihr
Lehrſtoff ein von dem unſerer Schulen ganz verſchiedener war,
iſt ſelbſtverſtändlich. Eine alte Vaſe zeigt uns mehrere Unterricht3-
ziweige im Bilde. Auf der einen Seite ſehen wir, wie der Junge
das Letierſpiel erlernt, wie er das Gedicht auffagt, das der Lehrer
Na<h einer Vaſe.
- Fontroſllierend in feiner Rolle nachlieſt; auf der anderen Abbil-
dung iſt dargeſtellt, wie der Zögling die Töne. nachſingen muß,
die ihm der Lehrer auf der Doppelflöte voripielt, und wie-er
eine Korrektur entgegennehmen muß, die der Zeichenlehrer an
ſeiner Arbeit anbringt. Der Mann, der auf unſerer Abbildung
ganz rechts ſikßt, iſt ein Sklave, der den Zögling zur Schule be-
gleiten muß. DT
Eine jener ſ<merzlichen Epiſoden aus der Schulzeit, die mit
mangelhaftem Lernen oder mit fehlerhaftem Betragen verbunden
zu ſein pflegen, hält die kleine abgebildete Terrakotte feſt.“ Der
Lehrer hat einen faulen Schüler bei dem Ohrztipfel: gefaßt und
icheint faſt weitere körperliche Maßnahmen zu planen; denn der
Zögling hat ſich auskleiden müſſen. Dieje3 Auskleiden hatte den
Zwe, die Kleidung des Sträflings8 nicht unverdientermaßen mit
unter den Rutenſtreichen leiden zu laſſen. Neben dem faulen
Knaben ſteht das Muſterknäblein, artig in feinen Mantel gehüllt.
' In - einen
anderen Kreis
Schluß die Ab-
bildung der vor-
nehmen glrie-
hiſchen Dame,
die nad)... der
rechten Sonnen-
ſchirm, ein ge-
flügelter Knabe
ſalbt ihre FÜüß- -
. Neuen
Ay.
wir uns alſo die Abb. 8.. Griechiſche Modedame. Nach einer Vaſe. -