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alten Griechen nicht immer ſo feierlih und ſo ſteif vor. Auch
fie waren gern fröhlich, haben al38 Kinder genau 19 geſpielt
wie wir ſelbſt; trieben, wenn ſie größer waren, geſunden
Sport -- den ſie freilich oft ſehr übertrieben! = und waren aljo
keine ſteifen Spießbürger, ſondern Menſchen von Fleiſch und Blut
wie wir.
N:-4
Lekßte Farben.
Der Ahorn gilbt. Sein Blättergold
Zerflattert welk: ein ſterbend Feuer.
Rot hat das Weinlaub ſich gerollt,
Und Ranken raſcheln am Gemäuer.
Ein Weiher winkt. Bleifarben hebt
Sich's über ihm von Nebelſchwaden;
Und durch die ſtillen Lüfte ſchwebt
Grau ein Altweiberſommerſaden.
Es fröſtelt dich und iſt doh warm!
Das dürre Laub haucht Moderdüfſte . .
Hoch über dir ein Wildgansſ<warm
Zieht ſchreiend ſüdwärts durch die Lüſte.
Im Takt ſchwingt dorfher Klang um Klang,
Wo ſie auf Tennen Kornfrucht dreſchen.
„Und purpurrot glüht pfadentlang
Die reife Frucht der Ebereſchen.
Ein Mädel kommt, ein dralles Kind.
Sie ſinnt, als wär auch ihr genommen
Ein Sommerglük . . . Der Nebel ſpinnt
Herbſtſchleier vor den Glanz der Sonnen.
Verdorrt und welk ſchläft Rand und Rain;
Die Halme und die Blumen ſtarben.
Nur hier und da flammt noc< ein Schein:
Ein Gelb, ein Rot der letzten Farben . . . |
Ludwig Leſſen.
Die Entwidelung der Berliner Jugend-
vewegung. Hb
Von Willy Scholz.
MIE, ie alle Maſſenbewegungen lezten Endes ihre Urſachen in den
J HG wirtſchaftlichen Verhältniſſen ihrer Zeit haben, ſo hatte auch die -
“25 freie Jugendorganiſation Berlins ihrewz Urſprung in der ſchlechten
wirtſchaftlichen Lage der arbeitenden Jugend. Der eigentliche Anlaß zur
Gründung der Berliner Bewegung war, wie bereits in voriger Nummer
erwähnt wurde, der Selbſtmord eines Schloſſerlehrlings, der durc< Miß-
handlungen und Übermäßige Anſtrengung zu dem verhängnisvollen
Schritt getrieben wurde. In dem damals erſcheinenden „Neuen Mon-
tag3blatt“ wurde dieſer Fall beleuchtet und im Anſchluß daran üÜber
die Verbeſſerung der wirtſchaftlichen Lage der arbeitenden Jugend
disfutierr: Die Teilnehmer an dieſer Debatte, unter denen
auch Lehrlinge waren, einigten ſi< dahin, daß nur die Jugend
ſelbſt ihre Lage verbeſſern könne.
einzelt ſeid ihr nicht3, vereint :alle38“, wurde die Jugend aufgefordert,
ſich zu einer feſten Organiſation zuſammenzuſchließen. Im Anſchluß
an dieſe Diskuſſion fanden dann unter Iden intereſſierten Perſonen Be=-
ſprechungen ſtatt, die am 26. September 1904 zu Der Gründung des
„Verein38 der Lehrlinge und jugendlichen Arbeiter
Berlins“ führten. = .
EGine nur kleine Schar von 24 jungen Arbeitern war dem erſten
Rufe zum Zuſammenſc<luß gefolgt. Als aber ider Verein durch eine
große Verſammlung am 20. November in die Oeffentlichkeit trat, zeigte
e3 ſich, daß immer größere Kreiſe junger Proletarier zur Erkenntnis
ihrer: Lage kamen. An dieſem Tage ließen ſich 268 jugendliche Arbeiter
in die Organiſation aufnehmen. Ginige Tage vorher hatte ſich die
oberſte Körperſchaft der organiſierten Arbeiterſchaft Berlins, die Ge-
werkſchafts8kfommiſſion, mit den: Beſtrebungen des neuen Vercins ein-
verſtanden erklärt.
Die Agitation für unſere freie Jugendbewegung rief ſofort die
Gegner auf den Plan. Die Leiter der <rijtlichen Jünglingsvereine
ſagten uns den „Kampf bi3 aufs Meſſer“ an. Dieſer „Kampf“ beſtand
vor allem in dem Verſuch, unſere Verſammlungen zu ſprengen. Bald
mußten die Herren aber einſshen, daß die große Maſſe der arbeitenden
Jugend keine Luſt mehr hatte, fich durc< andere Beſtrebungen von der
energiſchen ſelbſtändigen Wahrnehmung ihrer wirtſchaftlihen und
X
ausgeübt.
Mit Hinweis auf die Worte: „Ver- '
Arbeiter-Jugend
geiſtigen Intereſſen abſpenſtig machen zu laſſen; auch dann nicht, als
man unſeren Verein der Behörde als „ſogzialdemokratiſc<en Lehrlings-
verein“ denunzierte. Auch die Handwerks3meiſter verſuchten mit allen
Mitteln, die Lehrlinge vom Beitritt abzuhalten. Erinnert ſei nur an
einen „Grlaß“ de38 Obermeiſter38 der Berliner Tiſhlerinnung, Rahardt,
in dem den Meiſtern empfohlen wurde, den Lehrlingen den „Organi
fation3gedanfen mit dem Sto> auszutreiben“. Ganz aus dem HäuS-
<en gerieten aber unſere Gegner, als die erſte Nummer Des neu=
geſchaffenen Vereinsorgans „Die arbeitende Jugend“ am
1. Januar 1805 erſchien. Die „Staats3bürger-Zeitung“ ſeligen An=-
gedenfens brachte einen Leitartikel, in dem die Organiſierung der Ar=
beiterjugend ein „Anſchlag auf die bürgerliche Geſellſchaft" genannt
wurde, und furchtbare Wirkungen malte man ſich von der Tätigkeit
de38 neuen Vereins aus. Da3 Aerofte can Beſchimpfung leiſtete ſich
die „Deutſche Tiſchlerzeitung“, die es fertig bekam, uns mit „Zuhaältern,
Schnaps8ſäufern und ähnlichen Ghrenmännern“ zu vergleichen.
Troß aller Bekämpfungen und Verfolgungen wuchs jedoch die Or-
ganiſation ſtändig. Alle Aemier wurden von den Mitgliedern jelbſt
Veberal ſaß man einen Tatendrang, wie er nur der
Jugend eigen iſt. Mit Feuereifer nahmen ſich die Mitglieder ihrer
Sache an und arbeiteten uncrmüdlich an dem Aus8bau der Organ1i-
ſation. Das Selbſtbeſtimmung3reht der Jugend wurde ſtreng ge-
wahrt; über 18 Jahre alte Mitglieder hatten nur „beratende“ Stimme.
Gewiß wurden Ratſchläge älterer, erfahrener Freunde gern gehört,
doch das lezte Wort ſprach in allen ihren Angelegenheiien die Jugend in
der Mitgliederverſammlung ſelbſt. Durch Ginführung eines Bezirk3=
führerſyſtems und der Hauskaſſierung der Beiträge wurden verhält=
niSmäßig zahlreiche Mitglieder zur Mitarbeit herangezogen. Darin
lag ein wichtiges Eraichungsmittel unſerer Bewegung und ihr großer
Gegenſaß zur bürgerlichen Jugendpflege. Zu ſelbſtändig denkenden
und tatkräftigen Menſchen können junge Leute eben nur dadurch er-
zogen werden, daß ſie ſyſtematiſch daran gewöhnt werden, überall und
jederzeit für ihre Sache einzutreten. - -
Der wirtſchaftliche Schuß der Jugend ſtand neben der geittigen
Auzsbildung und der Pflege der Geſelligkeit auf unſerem Banner.
Scharf wurde auch dem Alkohol und der Schundliteratur der Krieg er-
klärt. In politiſchen und religiöſen Fragen legte ſich die Organiſation
ſtrengſte Neutralität auf. Mancher Meiſter, der ſeine Lehrlinge mißs=
handelte und ihnen eine unmenſchlich lange Arbeit3zeit zumutete, wurde
an den Branger geſtellt. In der „Arbeitenden Jugend“ war für dieſen
Zwe eine beſondere Rubrik eingerichtet. Uebertretungen der Gewerbe-
ordnung durch die Unternehmer wurden zur Anzeige gebracht. Der
geiſtigen Ausbildung dienten Verſammlungen mit lehrreichen Vor-
trägen, Diskuſſion3abende, Muſeumsbeſichtigungen uſw., auch wurde
eine Vereinsbibliothek gegründet.
Alle8 aber, was8 geſchaffen wurde, brachte die
Jugend durc< Vereinsbeiträge und Sammüiungen
ſelbſt auf... Daß auch der Gedanke der Solidarität unter der ar-
beitenden Jugend feſten Fuß gefaßt hatte, bewies da3 Grgebnis einer
Sammlung, die anläßlich des Bergarbeiterſtreifs für Die notleidende
Bergarbeiterjugend unter den 500 Mitgliedern im Fedruar 1905 ver=
anſtaltet wurde. In kurzer Zeit waren über 160 Mk. geſammelt, die
die Lehrlinge mit ihren paar Pfennigen Taſchengeld opferwillig zu-
ſjammengeſteuert hatten. «
Bald konnte die erfreuliche Tatſache verzeichnet werden, daß Der
Organiſation8gedanke auch bei der Jugend anderer Städte. lebhaften
Widerhall fand. In mehreren Orten Norddcutſchland8 wurden eben-
falls Jugendbewegungen nach Berliner Muſter ins Leben gerufen. So
konnte bereit3 zu Weihnachten des Jahves 1906 eine Konferenz der.
Vertreter norddeutſher Jugendorganiſationen ſtattfinden und die
Gründung der „Vereinigung der freien Jugendorgani-
ſationen Deutſ<land3“ beſchloſſen werden. Zum ZKZentral-
organ wirde das bisherige Berliner Vereins3organ „Die arbeitende
Jugend“ und zu deſſen Redakteur Max Peters beſtimmt.
Al8 am 15. Mai 1908 das neugeſchaffene Reichö8vereinZ3-
geſeß in Kraft trat, brauchte auch nicht das geringſte an der Form
unſerer Organiſation geändert zu werden. - Das Reichsvereins38geſeB
verbot ja nur, wie da3 frühere preußiſc<e Vereinögeſe8, die Beteiligung
Jugendlicher an politiſ<en Vereinen. Die Berliner Jugendorgani-
ſation dachte aber nie daran, Politik zu treiben. Sie hatte vollauf da-
mit zu tun, die wirtſchaftlichen und geiſtigen Intereſſen der Jugend
zu wahren und zu fördern. Gbenſo wurde unſere Organiſation von
dem Beſchluß des Nürnberger Parteitags 1908 nicht berührt. - Der im
Januar 1909 eingeſeßbte Jugendaus8ſ<uß konnte ſeine Tätigkeit
auf Veranſtaltung von großen Kunſt- und Unterhaltungz5abenden und
Vortrags8kurſen beſchränken; für alles andere ſorgte die Jugendorgani-
ſation. |
Die „Arbeitende Jugend“ war bisSher unſer Vereins3organ; nun
"hörte fie auf zu erſcheinen, und 'an ihre Stelle trat die „Arbeiter-
Jugend“. Da dieſe aber auch politiſche Artikel veröffentlicht, konnten
wir ſie nicht obligatoriſch einführen. Al38 VereinSorgan wurde de3halb
vom Januar 1909 ab ein vierzehntägig erſcheinendes „Mitteilungs-