Arbeiter-Iugend
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Die Larven ſind ſehr .gefräßig und können in den vierzehn
Tagen ihres Leben3 anſehnliche Mengen vertilgen. Aber nur im
Herbſt werden einige Larven ſo gut gefüttert. Die Sommer-
larven befommen weniger zu freſſen, dannt ſie fich nicht volljtändig
entwikeln. Aus ihnen entſtehen dis Arbeiter, weibliche Tiere
mit verfümmerten Geſc<lecht8organen. Nur im Herbſt werden
einige männliche und weibliche . <arven jo gefüttert, daß jie jich
zu Geſchlechtstierein entwicdeln. Nach vierzehntägigem Larven-
leben geht das Tier in den Luppenzuſtand über, in dem es drei.
bi3 vier Wochen verbleibt. Dann ſchlüpft das junge Arbeitztier
aus, das unverzüglich angelernt wird und ſich ſchon nach kurzer
Zeit an den“ Arbeiten
der Gefährten beteiligt.
Ueberaus mannigfach
jind dieſe Arbeiten. Das
Neſt muß in Ordnung
gehalten und immer
wieder vergrößert wer-
Den, da die Zahl ſeiner
Bewohner beſtändig zu-
nimmt. Erſt, wenn die
Vergrößerung nicht mehr
möglich iſt, verläßt ein
Toil der Arbeiter das
Neſt, nimmt Larven, in3-
beſondere gut gefütterte,
mit und gründet eine
neue Kolonie. Doch ſo
länge dies nicht möglich
iſt, arbeiten alle Tiere
gemeinſam zum Wohle
des Ganzen. Sie legen
Zugänge zum Neſt an,
Wege, die oft von Hallen
überwölbt werden. Sie
ſchließen am Abend die
Zugänge, öffnen ſie am
Veorgen und ſtellen
Wachen aus. Sie ſant-
meln Nahrung, pflegen
die Eier und Larven
und führen Kriege mit
den Xachbarſtaaten. So
haben ſie den ganzen
Sommer über zu tum,
daß der Herbſt ſie über-
raſcht, ehe jie es gewahr
werden. Dann ſterben
bei einigen Arten die
Arbeiter weg, und nur
die Königin bleibt am
Leben und überwintert;
andere verfallen in Win-
ferſtarre, wieder andere
jammeln im Commer
Vorräte, von denen ſic
im Winter zehren. Zu
den Winterſammlern ge-
hört auch die Honig-
ameite, die -- lebendige
Speiſekammern anlegt.
Einige ältere Tiere,
denen die ehrenvvlle Auf-
gabe zufällt, im Winter
als Speiſekammer „zu
dienen, werden im Sonmier r fleißig nut Honig gefüttert. Immer
mehr und mehr Honig wird in ſie hineingeſtopft, viel. mehr, als
ſie verbrauchen können. Das Unverbrauchte ſpeichern ſie in ihrem
Kropf auf, der faſt zuſehends an]<willt, bis zuleßt das ganze Tier
faſt nur mehr eine Honigkugel iſt. .Dann kann es ſich nicht mehr
bewegen und klammert ſich mit den Füßen an der Ded>e des
Veſtes an, an der e3 hängen bleibt bis zum Winter, bis die Ge-
fährten fommen und es ſanft mit den Fühlern ſtreicheln. Dieſer
ſanften Aufforderung kann die lebendige Honigkugel nicht wider-
ſtehen; ſie erbricht einen kleinen ſüßen * Tropfen, der von der
Arbeiterameiſe begierig aufgeſchle>t wird; und die fanfte Auf-
forderung wird ſ9 oft wiederholt, bis das T Tier jich ſeiner V Vorräte
entledigt hat. .
Die große Genäſchigkeit der Ameiſen, "hie nichts Jo wie
Süßigkeiten lieben, veranſaßt ſie auch, zu den Blattläuſen .in
innige Beziehungen zu treten. Denn - die Blattläuſe ſchwitzen
durch eine Drüſe am Hinterleib ein ſüßes Sekret aus, das den
Eine * Ameiſen-Berfammlung. Zun NIE
een öreienzum Tronenaus
Ameif en ausgezeichnet ſOhmedt. Wo ſie daher auf Blattläuſe
treffen, hegen jie dieje, tragen ſie von vertrochieien Zweigen auf
jaftige, - grüne und ſtreicheln ſie dann, um fie zur Hergabe einiger
jüßer- Tropfen zu veranlaſſen. Xa, mehr al8 das! Damit die
wertvollen Blattläuſe, Die ihnen fait Jo etwas wie uns die Milch-
fühe bedeuten, „nicht wieder "verloren geben, banen jie um die
de
jie Bren vort ver Gäbe Dienſte leiſten.
Andere Ameiſen beziehen. „Ihre Süßſtoffe von Pflanzen. Die
Imbauba der Tropen ijt eine jolche Ameiſenpflanze. In ihren
| . hohlen Stammgliedern
hauſen kleine, ſehr biſſige
Ameiſen, die ſich dort
ungemein wohl fühlen,da
die Pflanze an der Blatt-
jüelunterſeite zwiſchen
den Haaren kleine jüßC,
fette Kügelchen produ-
ziert, die von den Ameiten
abgeerntet werden und
„immer wieder nadc-
wachten. So erhält die
Ameiſe vonder Jmbauba
gleibzeitig Koſt und
Logis. Doch auh die
Pflanze findet dabei ihre
Rechnung, denn die
biſſige fleine Umeiſe
ſhüßt ſie vor der großen
Blattichneideameiſe, die
anderen Pflanzen ge-
fährlih wird, da ſie
Stücke aus den Blättern
Herausichneidet und dieſe
jo zerſtört. Von den
Ameiſen, die in P!lanzen
wohnen und in ihnen
ihre Ernte abhalten,
führt der Weg zu jenen,
die ſelbſt Pflanzen züch-
ten. In Texas lebt einc
tolche Aorbau treibende
Ameiſe. Sie zieht unt
ihren Bau einen funit-
vollen Ringwall, ebner
und ſäubert m der Näuhe
des Walles das Gelände,
oft in einer Breite von
mehr als einem Meter,
und vertilgt auf dieſem
ihrem „Acker“ alles Un-
frauft. Nur eine Gras-
art, anstida Stricta, IäBßt
ie ſtehen und pflegt fic,
um 1päter die reifen
Körner einzuernten. In
ähnlicher ' Weiſe arbeitet
die Ernteameiſe in Texas
und Kalifornien, die ver-
ſchiedene GraSſamen cin-
jammelt und die Ernte,
wenn [fie einmal naß
wird, nach dem Negen im
breitet. : -Meiſt aber liegen die Körner, vor Näſſe e geſfhüßt, im
Erdboden, Ihne indes aus8zukeimen. Denn durch ein uns noch
unbekanntes - Verfahren wiſſen die Ameiſen die Samenkörn<en,
denen in der Erde alle Bedingungen zum Keinen erfüllt ſind,
doch daran zu verhindern. Selbſt Pilze werden von manden
Ameiſenarten - gezüchtet. - Sie ſchneiden mit ihren kräftigen
Kiefern Blattſtüc>e ab, zerfauen dieſe und züchten auf der breiigen
Maſſe einen Pils; der fleine eßbare Knöllchen „Kohlrabi“ liefert.
-: Arbeiter, Viehzüchter und Acerbauer haben wir iin Ameiſen-
volf fennen gelernt. -Um das Bild, das dem menſchlichen 19 abn-
lich iſt; vollſtändig zu machen, dürfen auch die | Serren“ nicht
fehlen, die nichts arbeiten, ſondern andere für ſich arbeiten laſſen.
' Die roten Ameiſen und die Amazonenameiſen ſind ſolche Herren:
tiere. Sie haben nur unvollkommen auwusgebildete Jreßwerkzeuge
und müßten elend verhungern, wenn ſie ] ſich nicht Sklaven halten
könnten, von. denen ſie gefüttert werden. Die roten Ameiſen
und die Amazonenameiſen ſind groß und ſtark, und ſie machen