Full text: Arbeiter-Jugend - 6.1914 (6)

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im Walde eifrig Jagd auf die kleinen Ameiſen; denn wenn ſie ſie 
auch nicht verzehren können, ſo können ſie ſie doc<, zu Sklaven 
machen. Auf ihren Raubzügen befolgen ſie jedoch ſtet3 eine be 
ſtimmte Methode. Nur die erſten Sklaven fangen ſie ſich ſo ein; 
ſpäter ergänzen ſie den Nachwuchs nicht dadurc<, daß ſie junge 
'Tiere fangen, ſondern dadurch, daß ſie in fremde Neſter eindringen 
und ſich Larven holen, die ſie dann in ihrem Neſt mitjamt den 
eigenen Larven von den Sklaven verwarten laſſen. So ent- 
ſchlüpfen ſpäter dieſen Puppen kleine Ameiſen, die gleich als 
Sklaven geboren werden und die Freiheit nie kennen gelernt 
haben. Und dieſe Sklaven verwarten ihre Herren mit aroßer 
Treue und Liebe; ſie hegen und füttern ſie, die ohne ihre Hilfe 
neben der beſten Nahrung verhungern müßten. Beide Teile 
fühlen fi<ß wohl in dieſem Verhältnis, nicht zum wenigſten die 
Sklaven, die beſchüßt werden, Nahrung erhalten und eine Freiheit, 
von der ſie nichts wiſſen, auch nicht wohl entbehren, alfo, daß 
dieſe Jorm der Sklaverei, die wir hier bei Tieren beobachten, 
vielleicht milder und =- menſc<licher genannt werden könnte, als. 
jene war, die no< vor wenigen Jahrzehnten bei den Menſchen 
Üblich war und in Zentralafrika, Aſien und Auſtralien wohl auch 
beute noh nicht ganz erloſchen iſt. 
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Die Kriegstkätigkeit der Luftſlokte. 
Von H. Ströbel. 
n dem Weltkrieg, der zurzeit Europa durchtobt und der bereits 
begonnen hat, auch noh andere Erdteile in Brand zu ſeßen, 
> ſpielen ganz neue Waffen eine hervorragende Rolle. Obwohl 
ſich die beiden ſtärkſten Seemächte der Welt ſchon ſeit Monaten 
gegenüberſtehen, hat no< fein Dreadnought*) feine Rieſengeſchüße 
jpielen laſſen; wohl aber haben die „Peſtmaſchinen“, wie ſie die 
Engländer getauft haben, die Unterfeeboote, bereits eine unheim- 
liche Rolle geſpielt und mehreren tauſend Menſc<en ein Grab in- 
den Fluten der Nord- und der Oſtſee bereitet. 
Tauchboote unſichtbar die Meere durc<kreuzen und nach neuen 
Zielen für ihre Torpedos ſpähen, ſ<weifen im Luftmeer unauf- 
hörlic) Luftſchiffe und Flugmaſchinen, um die Stellungen de3= 
Feindes zu erkunden, auf den ſie dann Bomben ſchleudern oder 
den noh gefährlicheren Eiſenhagel der Artillerie lenken. 
- Der Weltkrieg von 1914 übertrifft nicht nur durc< ſeine 
rieſigen Ausdehnungen alles, was die Weltgeſchichte biSher an 
Kriegsſchre>en erle5t hat, ſondern er bedient ſi< auc< der techniſch 
raffinierteſten and abenteuerlichſten Vernichtungsmaäſchinen, Die 
dichteriſche Phantaſie je auszuſinnen vermochte. 
Der Luftkrieg zumal wird ein ganz beſonderes und beſonders 
wichtiges Kapitel in der Geſchichte dieſes Krieges bilden. Dieſe 
Geſchichte wird freilich erſt na< dem Kriege geſchrieben werden 
können, denn auch das unterſcheidet den Weltkrieg von 1914 von 
allen Kriegen früherer Zeiten, daß es die Heeresleitungen aller 
Parteien noch niemals ſo gut wie dieSmal verſtanden haben, Dunkel 
über den Verlauf des Krieges in ſeinen großen Operationen wie 
in ſeinen Einzelheiten zu verbreiten. 
Dies Dunkel liegt auch über der Tätigkeit der Luftflotten, 
namentlich der Dreadnoughts der Lüfte, der großen Luftkreuzer. 
Immerhin läßt fich aus dem, wa3 aus Briefen und Berichten vom 
Kriegsſc<auplaß durch die Preſſe bekannt geworden iſt, ein unge- 
fähres Bild von der Bedeutung und der Tätigkeit dieſer neueſten 
Kriegö3maſc<hinen gewinnen. 
„Auch die Blätter des feindlichen Auslande8 haben zugeben 
müſſen, daß 'die deutſche Luftflotte dem LuftmilitariSmus aller 
anderen Staaten überlegen iſt. Daß Deutſchland an Zahl und 
Leiſtung ſeiner Lenkballons weitaus an der Spiße ſtand, war ja 
allgemein befannt. Dagegen hat es im Ausland Staunen erregt, 
- daß auch das deutſche Militärflugweſen außerordentlich entwidelt 
iſt und ſogar dem franzöſiſchen den Rang abgelaufen hat. 
- . Für den aufmerlhjamen Beobachter war das allerdings längſt 
fein Geheimnis mehr. Im Jahre 1912 noch war die franzöſiſche 
' Aviatik der deutſchen unzweifelhaft überlegen, aber das Jahr 1913 
brachte dann einen gewaltigen Umſ<hwung. Die Nationalflug- 
ſpende von mehr als 6 Millionen Mark wurde nicht nur dazu 
benußt, die deutſche Fluginduſtrie kräftigſt zu unterſtüßen und 
Hunderte neuer Flieger aus8zubilden, ſondern vor allem auch dazu, 
durc< Ausſekung hoher Preiſe den Ehrgeiz und den Wagemut der 
Flieger aufs äußerſte anzuſtacheln. Und nun zeigte ſich, daß auch 
deutiche Flugapparate und deutſche Flieger die ſtaunen5werteſten 
Leiſtungen zu vollbringen vermochten. Die weiten Luftreiſen der 
Tranzoſjen wurden nicht nur nachgemacht, fondern noc<h überboten. - 
FT NN 
Bezeichnung 
ng 
ſchlachtſchiffe nah dem erſten dieſes Namens. 
. - Engliſch, ſprich: dreddnaht, wörtlich: Fürchtenichts. 
der Groß 
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Und während die - 
Viktor Stöffler brachte innerhalb 24 Stunden 2160 Kilometer 
hinter ſich, und zahlreiche andere Flieger wetteiferten mit ihm in 
verwegenen Nacdtflügen. So dauerte es gar nicht lange, bi3 die 
deutſchen Piloten ſämtliche Weltrekorde an ſich geriſſen hatten. 
Oelerich erreichte die fabelhafte Höhe von 8150 Meter, Landmann 
legte in ununterbrochenen Runden auf dem Johannisthaler Flug- 
plaß 1900 Kilometer zurück, und Böhm überbot Stöffler3 Flug 
dadurch, daß er 24 Stunden 12 Minuten ununterbrochen in der 
Ruft blieb. im 
So war die Leiſtungsfähigkeit der deutſchen Flugzeugimduſtrie 
und der deutſchen Flieger außer Frage geſtellt. Gleichzeitig 
arbeitete aber die deutſche Heere3verwaltung mit raſtlojem Eifer 
an der Schaffung einer ſtarken Fliegertruppe. Die beträchtlichen 
Summen, die ihr die lette Rüſtung3vorlage für ihre Zwecke zur 
Verfügung geſtellt hatte, geſtatteten ihr ja ein Wirken aus dem 
Vollen heraus. | 
Frankreichs Vorſprung wurde ſo, ſowohl wa3 die Leiſtung3- 
fähigkeit de8 deutſ<en Flugweſen3, al8 auch ſeine militärijche 
Organiſation anlangte, in Jähresfrift weitaus überholt. Wenn 
jekt Franzoſen und Engländer über die Zahl und die Erfolge der 
deutſchen Flieger ſtaunen, ſo beweiſt das nur, daß ſie von der 
rapiden Entwickelung des deutſchen Militärflugweſens keine rechte 
Vorſtellung hatten. | 
Vergleicht man die Tätigkeit der Luftkreuzer und der Flug» 
zeuge miteinander, jſ9 ſcheinen fich bis jezt die Flugzeuge am 
meiſten bewährt zu haben. Die Zeppeline haben zwar Lüttich und 
Antwerpen bombardiert, aber von einer entſcheidenden Einwirkung 
ihre8 Bombardement38 kann wohl keine Rede fein. 
Während de8 bis8herigen Kriegs8verlauf8 bewährte ſich die 
Quftflotte weit mehr als Aufklärung3- und Beobachtungsmittel, 
denn als Vernichtungö3inſtrument. Wohl haben die ſc<weren 
Zeppelinbomben gelegentlich große Verheerungen angerichtet und 
wohl hat auc< manche Fliegerbombe ihre blutigen Opfer unter den 
verſchiedenſten Waffengattungen, namentlich der feindlichen 
Artillerie, gefordert =- allein das eigentlichſte Betätigungsfeld der 
Quftflotte, namentlich der Flugzeuge, iſt doch der Aufklärungsdienſt. 
Und da hat e8 nun der Charakter der modernen Dauerſchlacht 
mit ſi<ß gebracht, daß gerade das Flugzeug dieſen Aufklärung3- 
und Beobachtung3dienſt am beſten aus8zuüben vermag. Luftkreuzer 
mögen den größten Wert für die Fernaufklärung bei Beginn des 
Krieges oder bei großen Bewegungsſchlachten haben. Wenn jich 
aber erſt einmal die Millionenheere in einer auf Hunderte von 
Kilometern ſich aus8dehnenden Front in Feldbefeſtigungen einge- 
'graben haben, iſt das leichte, bewegliche, ſc<wer zu treffende Flug» 
zeug der gegebene Beobachter. . 
Man mache ſich ein Bild dieſer wochen- und monatelangen 
Dauerſhlac<ht! In Schüßengräben, mehrere Staffeln hinterein- 
ander, liegt ſich die Infanterie gegenüber, ſich ſorgfältig vor dem 
feindlichen Feuer, ja ſelbſt dem feindlichen Auge verbergend. Hinter 
den Schüßengräben hat die Artillerie Aufſtellung genommen, 
gleichfalls möglichſt eingegraben und vor dem feindlichen Späher- 
bli geſichert. Die gegenſeitige Beſchießung wäre ein unſicheres 
Taſten und eine unſinnige Munition38vergeudung, wenn nicht der 
Flieger wäre. Er ſteigt in feuerſicherer Entfernung hinter der 
Front auf, ſchraubt ſich zu ſchwindelnder Söhe empor und kreiſt 
dann über der feindlichen Stellung, bi8 er die Lage der Schüßen- 
gräben und der Artillerie erkundet hat. Seine Bomben ſc<hreden 
den Feind aus ſeiner verrreintlichen Sicherheit auf. VerhängniS- 
voller für den erkundeten Feind ſind aber die Fliegerſignale für 
die Artillerie, denn nun vermögen Geſchüße und Haubiken den 
Gegner mit Granaten und Schrapnells zu überſchütten. 
Wie wertvoll dieſe Fliegeraufklärung für die Artillerie iſt, 
ergibt ſich aus einer Meldung des Kricgs8berichterſtatter3 Binder, 
wonach es zwei deutſchen Fliegern während einer 43ſtündigen Auf- 
klärung3arbeit, die ſich auf mehrere Tage verteilte, gelungen jein 
ſoll, das Niederringen von nicht weniger als 65 feindlichen Batte- 
rien zu ermöglichen. Selbſt wenn hier ein wenig Fliegerlatein 
mit in Rechnung zu ſcezen wäre, iſt doch der außerordentliche Wert 
der Fliegeraufklärung für die moderne Schlacht unverkennbar. 
“Auch für die Nekognoſzierung über Feſtungs8werken eignet fich 
„das Flugzeug vortrefflich. Der Zivilflieger Schlegel, der wegen 
ſeiner Leiſtungen im Kriege zum Leutnant befördert wurde, er- 
zählt nach dem „Flugſport“, daß ein zweiſtündiger 'Erkundungs- 
flug von ihm über Maubeuge jo genaue Aufnahmen ermöglicht 
habe, daß danac< die Belagerungsartillerie ihre Geſc<hüße bi3 fait 
auf den Zentimeter genau habe einſtellen können. Und ſicher ijt, 
daß auch die engliſchen und franzöſiſchen Flugzeuge ihren Armeen 
ähnlich wichtige Dienſte zu leiſten vermochten. 
Kein Wunder, daß der feindliche Flieger der beſtgehaßte Feind 
der Truppen iſt, daß Infanterie und Artillerie bei ſeinem Er- 
ſcheinen das wildeſte Feuer auf ihn eröffnen. In einer Höhe von 
mehr als 1500 Metern ſ<adet aber das Gewehrfeuer dem Flieger 
 

	        
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