„duſtrie und würden die Unternehmer ſchädicen.
Arbeiter-Jugend
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nehmer am wenigſten Nücſficht auf die Arbeiter|I<ußaeſeße nehmen,
da ſind auc<h die Arbeiter am meiſten "Bbändie von ven Unter-
nehmern, da iſt die Hilfe gewiſſenhafter Gewerbeaufſicht8beamten
am notwendigſten. Ganz beſonders trifft dies für den Schuß
der Arbeiterkinder und Arbeiterfrauen zu.
Der Fortichrittler Schulte (Delitzſch) vertröſtete die Ar-
beiter dann noch auf das Vereiniqungsrecht. Wenn ſie da3 hätten,
wenn fie dur< ihre Vereine mit dem nötigen Nachdruck ihre Rechte
vorteidigen fönnien, dann brauchten fie feine Bepormaindung
durc<; GewerbeaufſichiSbeamte. =- In Wahrheit aber haben gerade
dann, wenn fic) die Arbeiter auf ftarke Gewerkſchaften ſtüßen
fönnen, auc< die Gewerbeaufficht8beamten die aroßte Bedeutung
für die Arbeiterſchaft. Die Gewerkſchaften können dann Hand
in Hand. arbeiten mit den Gewerbeaufticht8beamten, und auf dieſe
Weiſe wird die ſachgemäße Durchführung der Arbeiterſchußaeſeße
am ſicherſten erreicht.
Der Fortſ<rittler Dr. Hir1< hatte eine andere Vertröſtung
für die Arbeiter bereit. In England ſeien die Gewerbeaufficht3-
beamten notwendig, weil die Arbeiter nicht wahlberechtigt jeien.
Sn Deuttchland dagegen batten die Arbeiter das allgemeine,
leiche und geheime Reichstagswahlrecht. Dadurch feien hier Ge-
werdeu ſichtSbeamte Überflüſſig. Der Reichstag3abaeordnete folle
7 [eichſam der Gewerbeauf| ichtsbeamte ſeiner Wähler und der Ar-
beiter 11B berhaupt jein. -- Zn der Tat ſind ja, wenn auch nicht
«lle, 10 boch die jozialdemokratiſchen Abgeordneten ſtet3 für einen
wirfjamen Arbeiterſchuß eingetreten. Aber ſie können unmoglich
in die einzelnen Betriebe gehen, um nachzuiehen, wie e38 überall
mit der Beachtung der Arbeiterſchußgeſeße beſtellt iſt. Dazu feblt
ihnen die Zeit und die Befugnis Des8halb müſſen wir gerade,
vamit unjere Abgeordneten die notwendigen Verbeſſerungen des
Arbeitertihußes fordern Fönnen, gewiſſenhafte und tüchtige Ge-
werbeauffichtSbeamte haben, die die Mängel des Arbeiterſchußes
ainwandfrei feſtitellen.
Abgeordneter Dr. Braun hielt e8 aber auc< für notwendig,
die ſIchredlichen Folgen aus8zumalen, die der fozialdemokratiiche
Antrag haben müßte, wenn er angenommen werden würde. Die
Gewerbeauffichtsbeamten hätten dann alle Gewalt über die In-
Die Unternehmer
müßten vom Staate ſc<adlos gehalten werden, und dabei könne
der Staat unmöglich beſtehen. Das führe zum Staatsbankerott.
Coenfo ſchlecht würden die Rechte des Staatsbiirgers fahren. Der
GewerbeauffichtsSbeamte jolle die Befugni8 haben, auch in der
„Nacht die Betriebe zu beſichtigen.
Herr wörtlich fort, „ic bin bi8her der Meinung geweſen, die Ent-
wiflung des 19. Jahrhundert8 bewoge fich in der Richtung der
Sicherung des Sausrectes gegen polizeiliche und jonftige Ein-
griffe. Meat einer ſolchen Bofugnis der Gewerbeaufficht5beamten
aber geben Sie die Sicherung des Hausrechte3 gänzlich auf. Der
Gindringende braucht bloß zu fagen, er habe geglaubt, da drinnen
“fei ein induſtrielles Unternehmen, und deshalb jei er jo frei, nachts
'
- geben;
„I<h bin,“ fo fuhr der gelehrte“
gericht. Und Ihließlich die Koſten! Die würden nach Dr. Braun
fo groß jein, daß eine neue Steuer eingeführt werden müſſe. Dann
beſtehe die Gefahr, daß den Kapitaliiten das Vergnügen an ihrem
Geſhäft verginge; ſie würden dann ihre Tätigkeit lieber einſtellen,
e Nachfrage nach Arbeitsfräften würde abnehmen, der ArbeitS3-
(ohn fallen. Oder die Unternehmer bezahlten die Steuer; dann
würden jie einen Teil vom Arbeits8lohn abziehen, und wiederum
würde der Arbeit3lohn geringer werden.
Von den bürgerlichen Abgeordneten erbob nur der Lonjer-
bative Abgeordnete Wagener -- übrigens jehr zaghaft -- Ein-
ijpruch gegen diefen Unſinn. Der Herr verſicherte aber, daß aug
er Nichts von dem Antrage der Sozialdemokraten wiſſen "wolle.
Aber es lag auch no< ein Antrag des konfervativen Abgeordneten
von Brauchitſch vor, der ebenfalls forderte, daß zur Auſſicht über
die Durchführung ver Arbeiterſi<ußbeſitimmungen beſondere
Staat3beamten angeſicllt werden follten. Diefen Antrag empfahl
der Abgeordnete Wagener mit der Erklärung, eiwa drei bis pier
Beamte ſollten für das ganze Reich ernannt werden und die
Hauptſtelle für die Reaierungen bilden, um ihnen das Verſtändnis
Der gewerblichen Zuſtände und die Beherrichung der indujirielen
Enitwidlung zu ermöglichen. Sie jollten, jo vetonte der R TCDNer
ausdrüclich, nicht Vertreter der Arbeiter allein iein, ionvern Mer=
treter der Staatsgewalt; fie jollten die berechtigten Forderungen
aller Kreiſe gleichmäßig vertreien, und ißre eigentliche Aufgabe
jolle ſein, die Gegenläße ai 15zugleichen.
Beſonders ſ<wächlich benahm iich der Vertreter der Bundes5=
verwaltung. Er wies auf? die Erfahrungen in Preußen hin. Ohne
die Hilfe der Gewerbeauffichtsbeamten, die erſt in drei, dann in
2iwei Regierungs8bezirfen vorhanden waren, wäre das Gees vom
Xahre 1853 über die Beſchäftigung jugendlicher Arbeiter nim ge-
nügend durdgeführt worden. „Unter dieſen Umſtänden,“ fuhr
der Redner fort, „bin ic nicht in der Lage, gegen Die (Gewerbe-
aufficht als folche zu ſprechen, ſondern i< halte fie fir wünicdgenzZ-
wert und nüßlich. Aber ich glaube nicht, daß es ratjam itt, fie
als eine Einrichtung für den Bund in feinem gejamten Umfange
zu ſc<affen. Sie würde dann weit über das Bedürfnis hinaus-
es würde feim 73eld Tür eine wirklich fruchtbringende
Tätigkeit jolc<her Beamten fein.“
Das8 Ende vom Liede war, daß die Verbeſterung
gelehnt und die ungenügenden * Beſtimmung? 7 des
entwurfs unverändert angenommen wurden. Troßden zeig
ſich, daß die Jorderungen der Sozialdemofraten au ich ms die]
Gebiete eine Notwendigkeit waren. Jm Laufe der Jahre muBten
Geſeßgebung und Verwaltung den Arboitern Me mehr Ge=
werbeauffichtSbeamten zugeſtehen. Loider ii 1elb?t heute n 9 nicht
alles erreicht, was notwendig iſt und den Anträgen Der , Sozia
demotraten entipricht. Jedoch hat die Crfahrung darüber Jede:
Zweifel genommen, daß die Gewerbcauffichsbeamten unentbehr-
lic find und ſchr jegensreich wirken, wenn fie wirfiich fa<gcna3
und zewiſſenhaft für die I Durchführung und den Aurszbaun eine
ernſthaften Arbeiterſ<ußes wirfon. Die Befürchtungen dos Ab
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ml „zwei oder drei Uhr mir einen Bejucß an meinem Bette geordneten Braun dagegen baben ics als ganz unbzaründet, io
maden.“ =- Wenn ferner, ſo meinte Dr. Braun, der Gewerbe- als geradezu unſinnige Uebertreibungen erwieien.
auffichtöbeamte Beſchwerde über ungenügenden Arbeiterſchuß
führen folle, f9 ſer das ſpaniſche Rolizaiwillkür, eine Art Fem- ZF
Nun, mein Herr, c3 hat wohl endlich dazu fommen müſſen. Sie aben un3 aber wohl gehütet, zu ſagen, wesShalb ivixr nichts davon wiſſen
innen fich nicht denfen, 1wa3 ſie alles erfanden, um uns zu quälen: ſic wollten, daß ſic, wie zuerſt geplant, zwiſchen die Kirche und den Fric2=
eh en unſer Vieh ſterben, jehnitten unjere Obſtbäume durch und töteten
unfer Geflügel. Sie verbrannten unſere Kornſchobor und Scheunen.
C35 ging fo weit, daß fie ſogar Feuer bei mir angelegt und die Tränken
vergiftet baben. Die Kleineren holten auf den Dächern der Häuſ2r
und viefen uns von dort herab Unverf dhamtheiten zu oder warfen uns
Sand ins Geſicht, und e3 war kein Abend, an dem ſich nicht ciner oder
zwei von ihnen in8 Haus gedrängt hätten, die, ich weiß nicht wie,
hreingefomimen waren, ſich auf den beſten Platz ſeßteun, aus unſeren
Rieifon rauchten, unſere Tiſchmeſſer dazu benußten, ſic den Staub von
den Schienbeinen zu kraßen, und dic beſten Tiſchtücher aus den Schränken
ſion, um fich neuc Leichentücher daraus zu machen. Manchmal fand
nan fie fogar in. den Betten, und wenn man ſic borausSwerkfm wollte,
'aglen fie Tpöttiſch:
„Ibr- hättet uns nicht zuerſt beläſtigen follen!“
ind dann verbreiteien jie Über unſere Familien und Über uns
Wit Die abicheulichftein We rüchte, dia. den Schetn der Wahrheit für fich
hatten, und fie ſpielten den Frauen ſo Üble Streiche, daß fie ſich zu Tode
änaſtigien. SRut3, es war ein unerträglicher Zuſtand.
wir baben aljo nawgegeben, mein Herr, und wir haben die Bahn-
inie verlegt; ſie macht jeht einen Umweg von zwoicinhalb Kilometern,
uit die Station ans andere Ende kommt. Wir aben gewußt, daß
ins tas fehr viel teurer werden würde, und alle Welt, Ingenieure,
Unternehmer uſw. baben gefunden, daß wir Dummköpfe wären, denn
78 hatte in der Tat wenig Sinn, die Station fo weit zu verlegen. Wir
hof fommen follte. . - .
Ein3 muß ich noh hinzuſeben. Man bai mich abgefandt, um i8n
die Mitteilung zu machen, daß wir uns entſchloſſen hätten, nacdzugevben.
Sd bin fpät am Abend, ganz allein und ziemlich verdroſen, Zum Fried
bo* gegangen. Wahrſcheinlich waren ſie ſcon davon in Keonutnis gefout,
denn ſie erwarteten mic) alle auf. Dex Matter UBbeitd, Und 1 Jchiengit
ganz außer fich vor Freude zu fein. Cinige klatichten im die DUNDe,
andere haiten ihre Schienbeine DdUurc<bohrt und fich Flöten daraus L=
mad, auf denen ſie blieien.
Das Se ait Skelett aber, das, welch
meiſters befleidetie, antwortete mir:
„Cs iſt nun > eat, mein DUNgC, und man wird zum jofort in Rune
lafſen. Aber ein3 bitte ich mir aus: keine Ueinlicße Rave! Wir wolln.
grade foviel Blumen und Kränz2 haben wie früher, und wir verlangon
cinen tüchtigen Gärtner, der fein Handwerk verſteht und ein richtiges
Verſtändnis für die künftleriſche Anordnung des Ganzen hat. Wir wiſſen,
jvas wir zu tun haben, euch zum 'Gehorfam 31 3wiirgen. Alſo verſucht
c3 micht, ein faliches Spiel mit uns zu treiben. Sonſt nehmt euch
in acht!“
ie
-
es dige Würde des Biürrgor=
Der deutſche „Zandwehrmann batte mit häflihem Ernſte der
Erzählung ſeines Wirtes zugehört. Als er aber fein Bett aufjuchen
wollte, entſc<loß er fich, vor dem Schlafengehen das Gehörte noh
zu Papier zu bringen, damit er in ſeinem nächſten Feldpoſtbrief
ſeiner Frau einmal etwas anderes al3 Kriegserlebniſſe berichten
ünne