340
: gewaltigen Nachkommen- fie
Arbeiter-Jugend
Wie die F&anone
entſtand.
„Vie Unfänge unſerer Artillerie,
vy 7 der in den Entſcheidungen des
“&“ jeßigen Krieges eine ſo bedeu-
tende Rolle zufällt, reichen faſt ſe<3
Jahrhunderte zurüs, und die Ahnen.
der hcutigen Geſchüße waren gar
einfache :Geſchöpfe, die es ſich gewiß
nicht hätten träumen laſſen, welche
haben
würden. Darunt. iſt es ungentein-
intereſſant, einmal in die äliejten
Zeiten der Kanone zurüzuſchauen,
um zu erfahren, aus welchen An-.
mee idee gefer
nderen
waffe entwickelt hat.
niag vies
Angebliches Bildnis des Berthold Schwarz.
| der Freiburger
Schwarz zu Beginn de8 14. Jahrhunderts bei Verſucßen, Gold
zu machen, zufälig eine WMil<ung aus8 Kohle,
und Schwekel hergeſtellt habe, die zu ſeinem: Schre>en plötlich
erplodiert jet. Aber dieſc Erzählung vermag einer garünd=
licheren Forſchung faum ſtandzuhalten. GE8 iſt wohl eher
anzunehmen, daß das Schießpulver aus dem fernen China ſtammt,
das Ja gar mandhe Kulturerrungenſchaft bereits ſeit Jahrtauſenden
beteſſen zu haben behauptet. Von dort mag es auf irgendeinem
Wege nac< Indien gekommen ſein, und dann haben
e3 wohl die Araber früh nach Curopa gebracht.
Nber wenn unſer Berthold auch der Sage
angehören ſollte, ſo wird der Leſer doch gewiß
gern eine Abbildung betrachten, die ihn darſtellen
wil. Da3 Bild ſtammt allerdings etwa aus dem
> 1600 8 1 - "4 ! ZZ =< -=
„jahre , und e8 madt daher nicht einma Alltor Mörſer
den Anſpruch, von einem Zeitgenoſſen des Pulver-
möndjes entworfen worden zu ſein. Aber man
läßt fſiß manches gefallen, wenn e8 auch nicht wahr iſt,
jofern es nur „gut erfunden“ erſcheint. Und das gilt auch von
unferer Abvildung. Gerade ſo mögen wirklich die alten Gold-
macher, die „Alchimiſten“, hantiert haben, wie e8 hier der an-
gebliche Berthold tut. In einem Mörſer ſtampftke man immer
neue Stoffe zuſammen, und dann zündete man die ausgeſchüttete
Miſchung wohl in der Hoffnung an, daß ſie zu Gold zuſammen-
IOQmelzen werde. Der Berthold Schwarz unſerer Abbildung
nimmt offenbar gerade einen: ſolchen Verſuch vor, und die auf-
ſteigenden NRauchwölkc<hen Jollen andeuten, daß eine kleine Cyx-
ploſion erfolgt iſt. Gefährlich ſieht der Vorgang allerdings nicht
gerade aus, und Berthold3 Geſicht zeigt keine Spur von Schreck.
In der "Tat richtet offen verbrennendes Schießpulver wenig
Schaden an. Bezeichnender iſt daher die Sage, daß ſich das
Pulver im Mörſer beim
Stoßen durch einen Funken
fängen ſich. dieſe furchtbare Krieg3-
- Dieſe Entwieklung konnte natür-
lich erſt einſeßen, nachdem das Schieß-
pulver erfunden war.
geſchehen ſein?
Schulbücher behaupten wohl, daß
Mönd)
Salpeter.
Aber wann
Unſere
vet A SENA SG
SERIEN ANZ
= SR PEIg
Spotltbild auf die Erfindu
ng des Scießpulvers.
Berthold |
erſten und einfachſten Feuerwaffen der Araber, an die fogenantinie
„Madfaa“. Man bringe nur einfach einen jſ<wachen Zündjaß
unter die Kugel =- die natürlich nicht mehr angebunden wird --
und zünde jenen mittels eines kleinen Zündloche3 an: dann baben
wir die Madfaa und ihren Schiüß. .
| Die erſten eigentlichen Mörſer ſtellten etwa hohle Kegel dar,
die das Schießpulver aufnahmen, worauf main dann die zunächſt
iteinorne Kugel auf die aufwärts gerichtete Deffnung legte. Nun
hatten ſolche Geſchüßze aber einen erheblichen Nach-
teil. Man konnte mit ihnen nämlich nur Steil-
Ihüſſe ausführen, und wenn dieſe auc< vielfad
zweckdienlich waren, fo mochte man doc nidt.
immer an ſol<e Scießweiſe gebunden ſein. Und
=: es iſt nun äußerſt intereſſant zu verfolgen, wie
=Z man fich zu helfen ſuchte. Eine alte Miniaturen-
malerei aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts zeigt
ſhon einen derartigen Verſuch. Hier hat das Ge-
Ichüß die Form eimer Flaſche angenommen, und e3 wird dann ein
pfeilförmiges Geſchoß hinau38geſchleudert.
Wichtiger und tauglicher waren aber andere Konſtruktionen.
Man verfertigte nämlich eiferne Rohre, die nach Belieben fla:
gerichtet werden konnten, und ſeßte an ihr hinteres, offene3 Cnde
jenen VWeorſer an, der das Pulver aufzunehmen hatte, während
die Kugel im Rohr ihren Platz fand. Sol< ein Geſchüß war aljo
ein „Hinterlader“ und wurde wohl al8 „Kammerbüchſe“ bezeichnet.
Allerdings war es nicht leiht, Kammer und Rohr auch nur
einigermaßen luftdicht zu verbinden. Man behalf ſich, indem
man etwa einen Bügel am Rohr befeſtigte, I<ob die Kammer
darunter und trieb dann Keile dazwiſchen, die beide Teile 7eſt
aneinander preſſen ſollten. Immerhin war ein ſolche3 Laden üUoor-
aus umſtändlich, und man hätte eine derartige Feuerwaffe ganz
gewiß nicht als „Schnellfouer-
geſchüß“ <Haratkteriſieren dürfen.
entzündet habe, und daß der
Stößel dann wie ein Geſchoß
herausgeſchledert worden ſei.
Bei einem ſolchen Vorgang
konnte in der Tat die Kraft
der wenigſten3 teilweiſe ein-
geſchloſſenen Pulvergaſe wirk-
ſam geworden ſein. --
Jedenfalls intereſſiert uns
der Mörſer, weil er -- die
-d
Grundform der Kanone dar-
ſtellt. Allen iſt wohl jene3
verbreitete Spielzeug, der
Kugelbe<her, bekannt. „.An
einem Stab- iſt ein Becher
befeſtigt, und in dem Becher
liegt eine hölzerne Kugel, die
an eine mäßig lange Schnur
gebunden iſt. EC3 gilt nun,
die Kugel emporzuſchleudern,
um fie dann wieder mit
jenem Gefäß aufzufangen. | WI ZZ
Dieſes Spielzeug exrinnert Belager
aber auffallend an eine der
Auch die Herſtellung der
Rohre bereitete anfangs ex-
heblihe Schwierigkeiten, da
die Technik damals auf dieiem
Gebiete noh re<t unentwicfolt
war. Man mußte alſo ähn-
lich verfahren wie der Böttcher
e8 tut, wenn er ein Faß aus
Holzdauben herſtellt. Wan
ſ<weißte nämlich gerade Cijen-
ſtäbe zu einer Rohrform zu“
ſammen, und ein ſolches Stüc
wurde dann nod) mit eijernen
Reifen umgeben, um die Fettig
keit zu ſteigern.
Selbſt hölzerne Kanonen-
rohre kamen vor. Kleiden wir
zwei gleihe Holzrinnen in-
wendig mit Blech aus, deen
wir die Stücke dann aufein-
ander und legen wir wieder
ein paar Reifen herum, ſo ent-
ſteht ebenfalls ein „Geſchüß-
rohr“. Ein ſolches Rohr kann