Full text: Arbeiter-Jugend - 6.1914 (6)

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zelnen. Mitglieder der 7 Familie: zwingt, einzeln, jeder für Tich auf 
fi tiſche Syſtem Zu führen. 
Erwerb auszugehen; indem er da3 Heim zerſtört und die Arbeiter 
in den unzulänglihen Räumen von Mietkaſernen mit Schlaf- 
burſchen, Bettgehern ujw. zufammenpfer<t. Durch all das werden 
DIe. "Menichen zunächſt verroht. Der Dru, dem ſie ſich ausgeſekt 
fühlen, und dem ſie ohnmächtig gegenüber] ſtehen, jäßt in ihnen das 
Verlangen entſtehen, auch ſelbſt wieder zu tyranniſieren, “andere 
ihre Macht fühlen zu laſſen. - 
Erſt die moderne proletarif <he Bewegung hat einen neuen 
Geiſt in den Maſſen erſtehen laſſen. Nun ſchließen ſich die Arbeiter 
in großen Vereinen zuſammen, nicht mehr. um mit kleinlichen 
Mitteln ihre Kollegen zu übervorteilen, Privilegien auf Koſten 
anderer Proletarier zu ergattern, fondern um gemeinjam mit 
ihnen allen den großen Kampf gegen das niederdrüdende fapita- 
| Arbeiter-Iugend 
Seute iſt ſolch ein entwürdigender 
Rampf, wie ihn jene erwachſenen Arbeiter gegen die Kinder ihrer 
eigenen Klaſſe führten, nicht mehr denkbar. Der beſc<hränkt-zünft- 
- leriſiche Geiſt, der einſt viele Gewerkſchaften, beſonders in England 
und Amerika, in jeinem Banne hielt, ſtirbt immer mehr ab, und 
beute beherrſcht immer mehr der Geiſt der internationalen völfer- 
befreienden Sozialdemokratie, der Solidarität aller Ausgebeuteten 
gegen die Ausbeuter, die geſamte Arbeiterbewegung. 
- Die jo traurige Geſchichte des verunglückten Streik3 der tapfe- 
ren Kinder in der däniſchen Zündholzfabrik von einſt zeigt, wie 
jehr jeder einzelne Arbeiter, vor allem aber auch-jeder Jugendliche, 
daran intereſſiert iſt, daß 'dieſer neue Geiſt de3 Klaſſenkampfes 
immer mehr alleinherr] Ichend werde in der geſamten Arbeiter- 
bewegung. 
 
Elektriſch betriebene Wagen und güge. 
Von Hans Bourquin. 
/YrS& 01 einer Reibe von Jahren führte mich mein Weg wieder 
Y einmal dur< die freundliche Stadt Görlit in Schleſien. Ich 
 
mir eine hübſche Austtellung in jener Stadt anzujehen, die zum 
Bojuch einlud. Was ich damals alles geſehen habe, weiß ich heute 
kaum mehr. Aber eine3 ganz eigenartigen Schauſtücke3, das all- 
gemeine Aufmerkſamkeit erregte, entſinne ich mich noch ſehr. deut=- 
lich, und fein Bild wird in meiner Erinnerung immer lebendig 
bleiben. E3 war dies eine ganz. kleine -- eletiri de Eil enbahn, * 
die den Reiſenden für. einen Nickel auf- Den 
nahm und ihn etwa hundert oder hunderi- 
fünfzig Weeter weiter wieder abſeßie. 
Ja, dieſe Bahn war ſogar als Unter- 
qrundbahn gebaut! Man jtieg in einen 
Schacht und löſte eine Fahrkarte. Die - 
Wagen waren eigentlich nur fahrbare - 
Bänke, auf denen man Rücken an RüFoi 
ſaß. Che abgereiſt wurde, erhielten wir - 
von Schaffner noc< allerhand Weiſungen, 
wie wir uns unterwegs benehmen jollten. 
Bor allem ermahnte er un3, ja nicht etwa 
aufzuſtehen, und dann ward uns ſtreng 
verboten, mit Schirmen und Stöcken nach 
r*- 
* 
RAUM FÜR << (5 
STROMABNEHMER . 
 
beichloß, auf der Durchreiſe einen Zug zu überſchlagen, um 
 
 
KÖSPEISELEITÜNG 
ARBEITSLEITUNG 
RÜCKLEITUNG 
Bei dieſem: wurden, wie man ſich er- 
Sandbetrieb“ be ;chäftigte. 
dadurd) erzeugt, daß man eine 
innern wird, elektriſce Strome 
Kurbel bzw. einen Anfer drehte. Nun iſt ein Elektromotor jeinem 
Weſen nach gar nicht3 anderes als eine Dynamomaſchine. Nur 
Lehren jich Urjache und Wirkung um. Führt man nämlich in eine 
jolc<e Maſchine Strom ein, jo erfolgt eine Drehung, während 
dort die Drehung. Strom hervorgerufen hatte. Damit iſt die 
Dynamo eben zum. Motor geworden. Und jo wandelt ſich auch 
dei unteren elettet ichen Fahrzeugen Strom in Drehung. um, wo- 
Gei die eleftriſche in Bewegungsenergic 
- übergeht. = Wie wird aber der elcktriſche 
Strom den Wagen zugeleitet ? Wie wird 
e3 möglich gemacht, daß eine große Zahl 
von Fahrzeugen zugleich geſpeiſt wird, 
und daß jedes unabhängig vom anderen 
ſiGnel und langfam fahren oder an- 
halten kann? Darüber klärt uns die 
zweite Abbildung auf. Da ſchen wir 
zUnächſt links eine große Dynamomaſchine, 
die den Betriebsſtrott liefert... Der 
- Riemen, der zu ihr geführt iſt, geht zu 
“ der Dampfmaſchine, die den Stromerzeuger 
. antreibt. Man ſieht alſo, daß auch die 
 
A“ 
“vv 
der Seitenwand de3. Tunnels zu ſtoßen. 
Auch wurde -:im allgemeinen Ruhe emp- 
Abb. 1. 
im. 
'Die Stromzuleitung bei der Berliner HöSchbahn. 
„Elektriſche“ im lezten Grunde ein „Dampf- 
wagen“ iſt, das heißt ein Fahrzeug, bei 
« 3 zin - ia N . Gw « ' TZ 39. .. 
johlen M uy und. dann begann „die Stromweg: Spetfele ung; Arbeitsleitung, Wagen, Motor, dem der Vampf die Sewegung hervor 
Fahrt. Viel zu ſehen war dabei niht. + - - Rüdleitungsſchiene. .. „1uft. Und doch unterſcheiden ſich dieſc 
Soweit ich mich. beſinne, war der Tunnel 
überhaupt völlig finſter. Troſtlich leu<tete aber in geringer Ents= 
fernung bereits die Deffnung, wo die kurze Reije endete. 
Welche glänzende Entwickelung hat ſich : an“ jene erſten 
elektriſchen Eiſenbahnen von Anno dazumal Genüpft!. Wie viele 
MENNE betriebene Wagen und Züge unter ſtüßen heute den 
Verkehr! 
Vielleicht das bedeutſamſte jener- Verkehr3inittel iſt die „Elefk- “ 
triſche“, der darum unjere Aufmerkſamkeit zuerſt gelten joll. Hier 
treibt der elektriſche Strom einen Motor, der feine Bewegung au] 
die Wagenräder überträgt, jo daß der. Wagen. fährt. Wenn der 
Leſer nun fragt, wie denn "Zol ein Motor eigentlich beſchaffen 
ſei, fo möge er ſich mit einer furzen Erörterung -begnügen;- eine 
eingehende Behandlung würde zu weit führen, aber. vielleicht 
kommen wir ſpäter einmal ausführlicher auf die] es Thema zurüd, 
Seute wollen wir nur an den Auffaß erinnern, .der in Nr. 16 des 
ſich 
mit einem „Dynamomaſchinchen für 
vorigen Jahrganges 
 
 
„eemitwentiten . 
4 Kontakt Leitung 
Kontakt Arm 
 
 
Wagen ſehr vorteilhaft von den Loſo- 
motiven. Denn bei ihnen wird der Keſſel und die Feuerungs- 
anlage ja nicht mitgeſchleppt. Dieſe ſind vielmehr in irgendeinen 
Raume ſtationiert, und der elektriſche Strom übernimmt die 
Aufgabe, die Kräfte, die dort erzeugt werden, in die Ferne 311 
keiten, um ſie an irgendeinem beliebigen Punkt des Straßenbahn=. 
neße3 fruchtbar zu machen. 
Von der D Dynamo führt oben die Leitung entlang, von der 
ſich der. Wagen ſeine Betriebskraft holt. Schön ſehen dieje Draht- 
züge, die ſich an Straßenkreuzungen oft zu förmlichen Neken aus- 
wachſen, nicht gerade aut8. Aber ihre Fübrung in der Luft iſt 
ein notwendiges Uebel, denn bei Straßenbahnen verwendet man 
oft ſehr hohe. Spannungen, und e3 miiſſen die Drähte daher jeder 
Berührung durch -Menſc< und Tier entrückt werden. 
Velaſtet der Wagen nun nüttel8 feine8 Kontaktarme3 die 
Spei leitung, | o fließt der Strom durc< den Motor des Wagens, 
ſeßt dieſen in 'Bewegung und. fehrt dann in den Schienen: zum an- 
dercn Pol der Dynamo zu- 
rück. Die Pfeile des Bildc<hen8 
laſſen dieſen KreiSlauf deut- 
lich erfennen. Man bemerkt 
auh, daß gleichzeitigzwei und 
mehr Wagen au der Quelle 
ſchöpfen können. Sic zapfen 
ſich dabei einfach mehr Strom 
ab. Die Folge iſt dann die, 
daß ſich die Dynamo ent- 
ſprechend ſchwerer dreht, und 
damitſtelltſicrückwärt3an die 
 
 
 
Ab5. 2. Stromzuführung bei elektriſchen Straßenbahnwagen. Der Strom Aiegt von der Kraftſtation über ' Rontaſtleitung, Kontkakt- 
| arm, Wagen, Motor und Schiene zum Werk „zurück. 
(Frtplato 
 
Dampfmaſchine entſprechend 
höhere Anforderungen. Wäre 
einmal gar kein Wagen im 
Gang, ſo würde Überhaupt 
fein Strom fließen, weit 
ja die 5 Kontaktloitung dann
	        
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