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,
- Sühndhen hervorgeht?
Vorgang gedankenlo3 hingenommen. Galilei hatte den rechten
SM ois .
Wem iſt e8 wohl ſchon eingefallen, etwas ſo Alltägliches und
Gewöhnliches wie ein Hühnerei genauer zu beſehen! Die meijten
haben ficherlich noch nicht einen einzigen Gedanken varauſ ver-
wendet, e8 noh niemal3 der Mühe für wert gehalten, nachzu-
| ſinnen, was es eigeit-
lich iſt, wie es entſteht
und ſich cntwicelt.
. Doh täten ſie's, ſie
y (2 könnten hineinblicken
m AIN NN oo 7 in te 7 TC
CAAD „- , 252» Werkſtätte der Natur
IERS AEN 197 ZZ und manches dunkle
7300 8 SIE Geheimnis ergründen.
--- Gar ſo leicht lafien
ſich allerdings die Nät-
fel, die die Eiſchale
umſchließt, nicht löjen.
Die Fachleute haben
fich lange Zeit damit
abgequält, und nod)
ſind arſt wenige Jahr-
zehnte verſtrichen, daß
ihre Wißbegier end-
ATEAGSCHST ültig geftillt iſt. Der
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Ni 3 u N Schlüſjel de3 Rätſels
Aiibees HEI R wurde erſt gefunden,
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GE 3 allererſten Anfängen
GU 25 des Eies ſuchte, als
WEP 108 man ſeinem Urſprung
und Werden bi3 in
den mütterlichen Leib
| der Henne nachging.
Wer einmal aufmerkſam ein rohe8 Ci zerlegt hat, wird an
dem Gelbei ein grauweißes Fled<en entde&t haben, nicht viel
größer al8 ein Stec>knadelknopf, das ji immer nac<ß oben dreht,
wie man da3 Ei auc) wenden mag. Dieſem Gebilde hat der Volks5-
mund einen ganz kurioſen Namen gegeben, unter dem es auch
jeder Hausfrau bekannt iſt: der „Sahnentriti“. Der Fleck
iſt nicht bloß an den gelegten Eiern zu finden; auch die unreifen
Eier, wenn ſie no<ß al3 gelbe Kugeln am Eierſto> der Henne
hängen, wie dic Beeren an der Traube, au< ſie ſind ſchon dur<weg
„vom Hahn getreten“. (Fig. 1.) An dem kaum erbfengroßen
Gelbhen kann man den Hahnentritt zwar nicht mehr mit bloßem
Auge erkennen, aber da3 Vergrößerung3gla3 weiſt ihn auch hier
nach. Selbſt bei den kleinſten Ciern, die noch Jar nicht aus dem
Fig. 1. Cierſto> der Henne mit verichieden entwicelten
Eiern. (Naß Marſhall.)
EierſtoFgewebe herausragen, begegnen wir ihm; hier liegt er
allerdings im Mittelpunkte des Eies. Nun, wo das Mikroſkop
zu Hilfe gekommen iſt, erhält man auch genaueren Aufſchluß über
dieſce8 rätſelhafte Ding: e38 entpuppt ſic) jekt als ein einfaches
BläsSchen mit einem Kügelchen in jeinem Innern. Daß der ver-
lieble Hahn durch eine no<ß ſo ungeſc<ite Liebkoſung ſeiner
Henne dexon Eier ſo merkwürdig gezeichnet hätte, iſt felbſtver-
ſtändlich ausgeſchloſſen; ſchon die vielen hundert Zwergeier im
Reib des eben ausgefrochenen Kücken3 ſind ja in derſelben Art ge-
mutjtert! Alſo handelt es ſich um einen natürlichen Beſtandteil des
Cies. Doh damit iſt noch gar nicht3 über ſein Weſen geſagt, und
erſt recht nichts über das Weſen des Eic8! Das erſcheint in ſeinem
- erſten Stadium auch unter dem ſchärfſten Mikroſkop immer nur
al3 ein graue3 Kügelchen, und jelbſt bei der angeſtrengteſten Be-
trachtung läßt ſich auß nicht eine Spur von Organen, etwa vom
Kopf, von den Gliedern, von
den Federn erkennen. Der
Chemiker, der den Stoff zu er-
gründen hat, aus dem dieſe Ur-
eicr geformt ſind, findet eine
äußerſt fFomplizierte, aus be-
ſtimmten Elementen zuſammen-
geſebte Verbindung, ſogenann-
ies Ciweiß, eine Subſtanz,
die man in größerer Menge im
Gleiſch, im Käſe und in den Hil-
ſenfrüchten antrifft. Das Ei
. .. wäre demnad) urſprünglich ein
winziges Eiweißtlümpchen, das cin noch kleineres in ſich birgt.
(Fig. 2a.) Aber was nüßt uns dieſe Feſtſtellung! Sind damit
etiva die wunderbaren Eigenſchaften de8 Eie8 verſtändlich ge-
worden, etwa erklärt, wie aus ihm neucs8 Leben, ein fertiges
ge! Bie Naturforſcher vor ungefähr hundert
Fahren waren mit jenem Reſultat wirklich am Ende ihres Latein3:
Fig. 2. a) Ei im allererſten Stadium (Eizelle).
b) Zellen der menſchlichen Haut. Jede Zelle
hat einen „Kern“. Stark vergrößert.
"den rur der mit
Arbeiter-Jugend
ſie kannten zwar den Bau und die <emiſ<he Beſchaffenheit des
Hühnereie8, aber die Deutung, die Verwertung der Tatſjachen
gelang ihnen nicht. “
Die Erleuchtung kam mit der großen Entde>ung, die um das3
Jahr. 1840 herum gemacht wurde. Als man ſyſtematiſch die
Organe der Tiere und Pflanzen unterſuchte, fand man, daß alle
Lebeweſen, troß der ſo erheblichen Verſchiedenheit im Acußeren,
aus genau den gleichen Beſtandteilen zujammengeJeßt ſind. Diete
für das unbewaffnete Auge unſichtbaren Bauſteine des tieriſchen
und pflanzlichen Körpers =- Zellen nannte man ſie wegen ihrer
Aehnlichkeit mit den Zellen der Bienenwabe =- ſind belebt: fie
nehmen Nahrung auf, ſcheiden da8 Unverdauliche au8, ſie wachſen
u1d vermehren ſich; aber außerhalb des Organi8mus können ſie
nicht jelbſtändig exiſtieren, weil ſie ſich ausf<ließlich für da3
Leben in. der Gemeinſchaft mit vielen ihreSaleichen eingerichtet
baben. Jede Zelle vollbringt nur einen unbedeutenden Teil der
Arbeit, die zur Erhaltung de38 Geſamtorganismus8 notwendig iſt;
erſt die Zuſammenfaſſung der Leiſtungen aller Ginzelzellen ergibt
die Lebensfähigkeit und Lebenzstätigkeit des ganzen Geſchöpfes.
Die Formen der Zellen wechſeln bei den verſchiedenen Arten, denn
ſie find bedingt durc< die beſondere Aufgabe und Stellung, die
der einzelnen Zelle im aroßen Verband zugewieſen iſt. Doc
immer liegt im Leib der Zclle ein bläs<henfsrmiges Gebilde, ähn-
lich wie ein Kern im Fleiſch der Kirſche, und immer beſteht die
Zellmaſſe au8 Eiweiß. Was3 iſt aljo die Zelle? in lebenvde3
Eiweißtlümp<hen mit einem feineren in feinem Jnnern. (Fig. 2b.)
Nun fällt auch Licht auf da38 biSher jo dunkle Gi-Problem.
Die Cier ſind offenbar die Zellen des Cierſto>t3, und der
Hahnentritt iſt alfo der „Kern“ der Eizelle. Aus ihr muß ein
lebendes Weſen
werden, weil jie an
fich ſchon lebendig iſt,
und es muß fich aus
ihr ein Hühnden
entwickeln, weil vie
Eizelle als Teil des
Huhn53 deſſen geſamte
Eigenſ<Haſten in fich
beherbergt. Gewiß
führt von dem cin-
fachen Hühnchenkein,
dem Weikrofkop aus-
gerüſtete Forſcher ecr-
ſpähen kann, ein re<t
langer, vielfach ver-
ſc<lungener Weg bis
zum reifen, abgelegten
Ei oder gar bis zum
jungen Kücken, aber
ale Umwälzungen
und Abänderungen,
die in der Eizelle ſowohl im Körper der Henne, wie im be-
brüteten Ei vor fich gehen, ſind nun als etwas ganz Natür-
liches zu begreifen. |
Da. der 'Feim während ſeiner Entwickelung in der Ciſchale
vollſtändig abgeſchloſſen iſt, muß er ſchon vorher mit dem Nähr-
material verſehen werden, aus dem er neue Leibe3ſubjtanz auf-
bauen ſoll. Dieſe Verproviantierung wird zum großen Teil
bereit3 im Eierſto> vorgenommen. HSier dringen fortwährend in
die zunächſt noc< mikroſkopiſchen Eier die Nährſtoffe de3 Blute3
ein; ſie. lagern ſich in Geſtalt feiner Körn<en ab uud ballen ſich
raſch zu dichten Haufen zuſammen. Ze länger die Nahrung3-
zufuhr dauert, um ſo mehr ſchwillt die Eizelle an, und bald hebt
jie fich al8 ein mit bloßem Auge deutlich ſichtbares Kügelchen vo1n
ihrer Nachbarſchaft ab. Sie erſ<heint jeßt gelblich, weil faſt ihr
ganze8 Nährmaterial mit einem gelben Farbſtoff durchtränkt iſt,
und dieſer „Dotter“ bildet die Hauptmaſſe des Eic8s. Nur 11
dünner Schicht umkleidet ihn die lebendige Subſtanz; fie häuft
fich in etwas arößerer Menge dort an, wo der Zellfern liegt.
Das Ei wächſt weiter, mmmt ununterbrochen neue Nährſtoffe auf,
bi3 e3 ſi? ſchließlich, wenn eine beſtimmte Größe crreicht ijt, durd)
feine eigene Schwere vom GEierſtoc>k loSlsöſt. (E35 zerflickt nun nicht
etwa zu einem rieſigen Kle>s in der Bauchhöhle der Henne, wie
mander wohl annehmen dürfte, der an den weichen Inhalt des
rohen Eies denkt = daran hindert e3 da3 feſte Häutchen, das den
Dotter einſchlicßt =, es fällt überhaupt nicht in den Leib der
Mutter, ſondern ſanft gleitet es ſofort in cinen Schlauch, der fich
mit feiner weiten Deffnung cn dein Eierſto> angelegt hat, in den
Eileiter.
Gleic im oberſten Abſchnitt 5c38 Eileiter38 ereignet fich ein
neues Wunder, nicht weniger gewaltig als die früheren, doch eben]9
1
Kemnat iden, = /
Tig. 3. Die Befruchtung des Hühttereies dur< die
Samenzellen des Hahnes. Die Samenzellen ſind im
Vergleich zum Ei viel zu groß gezeichnet.