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Verhalten3 in den Verfammlungen ſündigt und wie. Außer den
hier angeführten Unarten gibt e8 ja noc< ähnliche, die ſich in den
Verſammlüngen mehr als genug bemerkbar machen. Natürlich
haben wir alle auch unfere guten Seiten, aber die brauchen wir
uns nicht. gegenſeitig anzupreiſen.
Sollte einer unſerer Gegner in die Verjuchung kommen, aus
dieſer unſerer Selbſtkritik Schlüſſe auf mangelhafte Erziehungs-
ergebniſſe unſerer Jugendbewegung ziehen zu wollen, jo mög2 er
zuvor gefälligſt in ſeiner eigenen geliebten Gemeinde kehren.
No kürzlich börte ich einen katholiſchen Geiſtlichen und JZugendD-
führer vor „höheren“ Söhnen und Töchtern aufbegehren, weil jie
feinen lebendigen und feſſelnden Vortrag ſtörten. I< batt
während meiner Anſprache die Unerzogenheit der jungen Herr-
haften in Ergebung hingenommen, da<te mir aber: derartige
Bengels ſind do< in Verjammlungen der freien Jugend kaum
zu finden. W. Sollmann.
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Der Hamburger Zugendbund zeitweilig
aufgelöſt.
ef ine für unſere Betvegung außerordentlich wichtige Maßregel, die in
E 9, den Kreiſen der deutſchen Jugendgenoſſen und darüber hinaus in der
gs geſamten gewerkſchaftlich und politiſm organijierten Arbeiteric<at
großes Auffehen erregt hat, hat ſoeben die Hamburger Partei= und
Gewerlichaftsleitung durchgeführt. Gine gemeinichaftliche Delegierion-
verſammlung der Lande23organiſation der ſozialdemokratijichen Pariet
Hamburgs und de3 Gewerkſchaftskartell38 für Hamburg-Aliona hatte ſich
mit folgendem Antrag der Partei- und Gewerkſchaftsleitung zu Pe=-
ſaſſen:
Da infolge der Ginberufung zum Kriegsdienit die Ginnahmen
der Partei und gewerkſchaftlichen Organiſationen. um zwei Drittei
zurücdgegangen jind und noch ein weiterer Rüdgang in nächſter Zeit
eintveten wird, önnen die gemeinjam geſchaffenen Cinrichtungen dor
Partei und Gewerkſchaften während des Krieges nicht mehr auſrecht=-
erhalten werden. .
Um die Auz3gaben einzuſchränken, beſhließt die Delegiertenver-
fammlung, in Anlehnung an die im Auguſt 1915 gefaßten Beſchlüfte
üb2rx die Ginfiellung des Bildungs3weſens, die Tätigkeit des JugenD-
bunde3 von Hamburg, Altona und Uingegend bis auf weiteres einzu-
teilen,
Die Abteilungen de3 Jugendbundes3, die in Gaſiwirtſbaften und
fonſtigen Lokalen ſich befinden, ſind - aufzuheben. Die gemieteten
Lokale ſind zu kündigen. Das in dieſen Lokalen befindliche Gigen-
tum (Inventar, Bibliotheken uſw.) der Zentralfommiſſion für das
Arbeiterbildung8weſen ijt an einem geeignetem Ort gut aufzube-
wahren. Die Parte vorjtände und die Kartellfgmmijjion regeln ge-
meinſam die rejilichen Verpflichtungen.
Bis auf weitere3s werden für die Jugend nach Möglichkeit und
Bedarf im Gewerkſc<hafts8haus Vorträge uſw. verankialtet. Uever
Zeit und Art der Veranſtaliungen entſcheiden die Parteivorſtände und
Die Kartelkommijtion. |
Die Zentralkommiſſion löſt fich bi8 auf weiteres auf.
Jn der eingehenden Begründung des Antrag3 wurde dargelegt, daß
fich vie Hamburger Arbeiterbewegung in der ſchwierigjten fſinanzielleit
Lage befinde. Die Mitgliederzahl der Parteiorganiſation ſei ſeit Kriegs-
beginn bi3 Ende 1915 von 120 009 auf 40 009 gejunfen. Infolge des
gewaltigen Ausfalls an Ginnahmen ſeien die Aufwendungen für das
Bildung3weſen nicht mehr aufrechtzuerhalten. Seien dieſe Ausgaben
dod) im dem Zeitraum von 1909 bis 1913 von 17 000 Mk. auf mehr als"
50 000 Mk. geſtiegen. Im Kriegsjahr 1914 betrugen fie noh rund
: 47. 000 Mk., und im Jahre 1915, in deſſen Verlauf die Bildungz5ver=
anſtaltungen für die Erwachſenen eingeſtellt wurden, belief jich die
Summe immer noch auf rund 30 000 Mk. (wenn man die Zuivendungen
anderer Inſtitute hinzurechnet, ſogar auf 45 000 Mk.), die im weſent=-
lichen für die Jugendbewegung verwandt wurden. Dieſe Ausgabe könne
die im Kricg auf ein Drittel reduzierte Arbeiterſchaft Hamburgs nicht
mehr tragen, denn ſie könne kaum noch die Mittel zur Aufrechterhaltung
de3 notwendigſten Organiſation3apparat3 aufbringen. So ſei die Ans-
nahme de3 Anirags der lezte Aus8weg, der übrig bleibe,
Die Vertreter de3 JugendbundeS3, die in der Verſammlung zu Wort
' Iamen, wandten ſich ebenſo wie eine Reihe anderer Delegierter in lcd=
haften Ausführungen gegen den Antrag. In einer Erklärung, die Die
Vertreter der Jugendlichen abgaben, legten ſie dar, daß gerade jekt, wo
Tauſende und Abertauſende von jugendlichen Arbeitern an die Stell2
von Vollarbeitern getreten ſeien, der engjte Anſchluß des Jugendprolec=
tariat3 an die Geſamtbewegung der Arbeiterſchaft vow höchjter Bedeu-
tung ſei und auch in den wirtſchaftlichen Kämpfen, die nac< dem Krieg
zu erwarten ſeien, ſich im Intereſſe der geſamten Arbeiterbewegung
al38 dringend notwendig erweiſen werde. Auch gegenüber dem Zu
fammenſchluß der bürgerlichen Jugendwehrbeſtrebungen jei die ſtraffite
Organiſation der proletariſchen Jugend geboten. Für die Grfüllung
dieſer Aufgaben habe biSher der Jugendbund die beite Garantie gc=
leiſtet. An der finanziellen Frage dürfe ein ſo wichtiges Werk un=-
möglich ſcheitern, Der Antrag mache einen gewaltigen Strich über die
müßgjame Arbeit von zehn Jahren und müſſe die Arbeiterjugendbewegung
zum Schaden der gejamien Ürbeiterſchaft auſs tiefte erjchüitern.
“Leider fonnten alle Proteſte das Schi&ſal des Antrag3 nicht auf=
halten. Mit großer Mehrheit entſchied jich die Verſammlung für die
Annahme der Vorſtandsreſolution. --
Wix hoffen, daß mit dieſem Befchiuß das letzte Wort in diejer Anz
gelegenßeit noch nicht geſprochen iſt. Die Hamburger Arbeiterſchaft zar
bi3 jeht ihre Chre darin gejeßt, in den Leijtungen für die EildungzZ=
befirebhungen 1ihre8 Nachwuckjes allen übrigen (Großſiädien voranzu-
geßen. So werig wir das Gewicht der Grünve verfennen, vie zur Neht=
fertigung dcs folgenſchweren Beſchluſſes ins Feld geführt wurden, ſ9 ſebr
jind wir mit den Vertreiern der Jugendorgamiation der Unjicht, daß
ein folche3s Kulturwerf, wie unſere Jugendbewegung, in cinem füßrenz=
den Ort wie Hamburg an der Finanzfrage nicht Schiffbruch leiden darf.
Müag2 ſich doh einmal die Grozzitadt ein Beijpiel nehmen an Ien unz
zähligen ileinew und fleinjten Orten Deutſchlands, die gewiß nicht
weniger als die Hamburger Organijation mit den dargelcgien S<hwie-
Ligfeiten zu fämpfen haven, und die troßdcam den lezten Mann und Dei
lebten Groſchen daran jeßen, ihre Jugendveipegung, dcr Urbeiter
bewegung jüngjtes, liebjtes Kind, dur: die Z%9i der Zeit hindurGzu
bringen! Im Parteiorgan der Hamburger Arboiierichati, dem „Dam
burger Ch>o“, wird doch ſont mit Wärme, ja mit Leidenjſcwafi der Sa
des Durchhalten3 verfochien! Wie verträgt ſich mit dieſein EGntichiuß
Der angenommene Antrag, der an Sielle des Durcbalienzs die iombpleiie
Waffenſtredung, die bedingungsloſe Uebergave cinez unſerer wichtigjien
Poſten fordert? Zwiſchen dem „Alles oder Nichts“, vor vas der Ünirag
die Verjammlung ſtellte, gibt es doch noch eine ganze Noize MsögliP-
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Feiten, die Form der dortigen Jugendöcwegung den KriegönoiwenDdig-
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keiten anzupajſen. Solc<e Unpaſjung, eing „Siredung“ auf diejem
Gebiet wie auf ſo vielen anderen, iſt eben daz Weſen jeder Durchöalie-
Taktik, die wahrlich niht darin. beſicht, die Flinie ins Korn 31 werfen,
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ſondern zu retten, wa3 nach Möglichtfeit zu retien it.
E83 gibt nicht3 Zwedloierc3, als über eing vollendete TatiaGe Wort2
zu verlieren. Aber ſoviel wollen wir wenigſtens nos ſagen, daß, vie
au< durdweg aus den Preßſiimmen über den Hamüurger Leihiuß
bervorgebt, von der Hamburger Rariei beſtimmt erwariet wird, 3038 Ne
nict nur die „Strafbeſtimmungen“, jondern auch die „miiIernIen Un
ſtände“ ihres Verdifi3 über ibre Jugendscpegung zur Ünzführung
bringt. Die Milderung ibro3 Urteil3 erdlicen wir daritt, daß in Lom
Veſchlunß zugeſichert wird, c3 ſollien auch fünftig Veranraliungeon für
die Jugend getroffen werden = „damit der Zufammenhalt der Jtgend
nicht verloren geht“, wie in der Erläuterung zu dem Antrage exilärt
purde Solche Veranſtaltungen müßten freitich blianmäßig orgamiicrt
werden, wenn jie ißren Zwe erfüllen follen. Un5 da ift es vpieiletDt
nicht anmaßend, wenn wir die Hamburger Parteigensſſen bara 2L2
innern, daß der Beſchluß des Nürnberger Parteitags und de3 Ge:vor?
ſ<aft3fongreſſcs vom Jahre 1808 auch für jie gilt, jene CLUB, DULZ
den die Partei= und Gewerkichafisgenoſien in Stadi un
pflichtet wurden, Jnugendausſ<üſſe cinzuſeßen, die dafür zu 1orgen
haben, daß die Arbeiterjugend im Sinne dor proloiariic<cen Welt-
anſ<auung erzogen wird. Da diefer Beſchluß bis jeht noh nicht außer
Kraft geſeßt iſt, auch zeitweilig nicht, vielmehr in vielen Hunderten
von Parteiorten mit der größten Opferwilligkeit auh in dieſer jewzren
Zeit von den Partei- und Gewerkſchaftsgenoſſen im Geiſte jenes Be-
ſchluſſes gearbeitet wird, 19 iſt auch von der bewährien Ditziplin der
Hamburger Rarteigenofien auf da3 beitimmieite zu erwarten, daß ffe,
nachdem ſig die beſondere Form ibrer Jugendbewegung aufgegeben
haben, durch Errichtung von Jugendausſchüſſen fich der allgemein gülti-
gen Organiſaiion unjerer Jugendbewegung anſchließen.
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Schulfäle für die Arbeiterjugend.
Bekanntlich haben die Generalfommando3 in letter Zeit eine Fülle
von Grlaſjen herausgegeben, die ſich auf den Kin9= und Wirts5hausöeſuh,
das Rauchen und den Alfoholkonſum Jugendlicher beziehen. Wie der unten
abgedrudte Aufruf der Haller Bezirksleitung mit Recht darlegt, wird
unjere Jugendbewegung von der Mehrzahl diejer Erlaſſe wenig oder
gar nicht betroffen, da die meiſten darin mit Strafe bedrohten Unſitten
in der proletariſchen Jugendbewegung von jeher verpönt waren. Höchſten3
Fönnte man 23 bedauern, daß ſo auf dem Wege de3 Zwangs Beiſtrebunz=
gen gefördert, werden ſollen, die vollen Erfolg und jittilicken Wert doch
eigentlich nur dann haben, wenn ſie freiwillig von den Beteiligten an=
erfannt und dur<geführt werden. Andere Erlajſe der Militärbehörden
Gaben mehr Anlaß zur Kritik gegeben, beſonders ſolche, die die freie
Bewegung der Jugend beeinträchtigen. Indeſſen auc) von ſolchen
„Straßenverboten“ fühlt ſich vielleicht gerade die arbeitende Jugend
weniger beſchwert, als in manchen Orten die bürgerlichen jungen Leute.
Hat doh kurz vor dem Krieg in dent Berliner Vorort Stegliß ein
Pfarrer ſich veranlaßt geſehen, gegen das Herumflanieren und Herums-
pouſſieren buntbemüßter Schüler und „höherer“ Töchter, da3 na< ſeiner
Anſicht in beſtimmten Straßen während der Dämmer= und Abendſtunden
geradezu zum öffentlic<en Skandal ausgeartet war, geharniſchten Pro-
teſt einzulegen. Auch gegen ſolchen Unfug iſt unjere Jugend ge-