Full text: Arbeiter-Jugend - 8.1916 (8)

o iſt der Fanſtkfeil genannt worden, ein 
S faeilartiges Inſtrument aus Feuerjtein, 
das allem Anſchein nach jo9, wie e8 uns 
hente vorliegt, alfo ohne Schaft oder Griff, 
von vorgeſchichtlichen Menſchen gehandhabt 
und 3 1 mannigfachen Zwecken benußt wurde. 
Wir finden es in allen Muſeen, in denen 
anten und Werfzeiuge aus der älteren Stein- 
eit vertrefen jind, der Zeit namlich, m der 
die Menſchen ihre wichtigſten Geräte größten- 
teils noch aus Feuerſtein herſtellten, wo . ic 
aber die Kunſt der feineren Bearbeitung 
dicjes Mate rials, befonder3 das Schleifen, 
wie ces im jüngeren: Steinzeitalter geitdt 
wurde, noch nicht verſtanden. Wo bei Aus- 
qrabungen HSinterlafſ michaiten jowohl des 
alteren wie des füngeren Abſchnitis der Stein- 
zeit zutage geforderf werden, da liegen jene 
itets in den tieferen Bodenſchichten. Ein weit 
über die Erdoberfläche verbreiteter, <arafte- 
rifticher Werkzeugtypus der älteren &Stein- 
zeit iſt aber der Fan) itfeil, und zwar gehört er 
dem [ri heren Abſchnitt dieſer Periode an. 
 
Primitfiver Dolch aus 
der. älieren Steinzeik. 
Die Klinge ift zugeſchla- 
gen; zum Stiel iſt die 
natürlice Form des Der Fau) ;ifeil jteht jedoch feinceSwegs ant 
Ba) Veginn der "techniſchen Entwickelung übetr- 
ET TTT hanpt. «Das fann. uns jchon ein Blick anf 
teine beſtimmte, zwedmäßige, im allgemeinen mandelförmige 
Geſtalt nnd die auffallende: Mannigfaltigkeit feiner Gebranchs- 
woiſe lehren. Anm dickeren Ende wurde das Werkzeug gefaßt; 
wirkt dann der menſchliche Arm als Beilſchaft, fo mochte es zu 
einem fraftigen und "Wiährlichen Hieb ſehr wohl taugen. Wegen 
ſeiner Mandelforim aber fonnte e3 auch mit feiner Spiße zum 
Bohren und Stechen, mit den ziwei ſcharfen Seitenkanten zum 
Schneiden benußt werden; ja auch zum Schaben, Wühlen umd 
Graben mag es aedient haven. Ein Univerfalinſtrument alfo im 
wahrſten Simue des 
Worts, auc inſofern, 
als es nac) den Fundes 
zu urteilen, andere JU- 
trumente 'faum neben 
ich auffomm en ließ, 
jondern immer mehr 
Junktionen im ſich zu 
vereinigen trachtete. 
War jene Umwerſalitäat 
nun ein Vorzug oder 
ein Nachteil? Zeden- 
falls beides. Das fann 
nur vom Standpunf 
DEr Zutturverhälmiie 
jener fernen Urzeit 
urteilt werden, in der 
EINC Notwendigkeit war. 
t der Fauſtfeil in der Tat 
 
Cin Bohrer and drei Speerſpigen der älteren 
Steinzeit. (*/, natürl. Größe.) 
Faumtfels 
Menichen it 
Ummwertalitäat des 
Das älteſte Gerat des 
Del Weiten nicht JeveeH 
an Id anderen Stoyfen gefertigten Werkzeugen und Waffen ab 11d 
ialten wir lediglich das Steinmaterial ins Ange, das Unvergang- 
[ichſtt, das anch voin don älteſten Zeiten der Menj<hwerdung an 
zieinlich lückenlos vor uns liegt, 19 haben wir vor der Stufe des 
Fanſiteils die unendlich langen Zeitränmme anzuſeß zen, die durch 
den ausfchlicßlichen Gebrauch der „Eolithe“ gefennzeichnet 
werden. E5 ſind dies Steine aus 
der Morgenzeit der Menſchheit, 
wie der Name beſagt. Der Laie, 
der ſic in Muſeen erblickt, wird 
dicjen Ffnolſenartigen Steinen, 
namentlich Feuerſteinen, nichts 
Beſonderes. anmerfen. Der For- 
icher aber erfeannt an ihnen dice 
Spuren menſchlichen Gebranchs 
und weiterhin den Anfang INC 
awedmäßigen. Zurichtung für den 
Gebrauch. Der Feuerſteim iſt ein 
Zeut 
 
Eolithiſc<er Fauſtkeil aus Beigien. 
(*/; natürl. Größe.) 
Ein Univerſalinſkrument der Urzeit. 
Seh: on wir einmal von den aus H013Z - 
Stufe den Vorteil, da? 
Jeellingen 
 
Dold) der älteren Steinzeit aus Belgien. 
(2/2 natürl. Größe.) 
Arbeiter-Jugend 
jehr harter Stein, der jedoch, mit einem 
anderen Feuerſteinfnollen, einem 1ogc- 
nannten Schlagſtein, bearbeitet, in be- 
ſtimmter, regelmäßiger Weiſe abiplittert 
und in die beab ſichtigte Form gebracht 
werden fann. Dieſe Feuerſteintechnmit hat 
ich Jpater dann in einer Weiſe vervoll- 
fommmnet, daß cs uns Menſchen von heute 
nicht mehr gelingt, es den Kunſthyand- 
werfern der Vorzeit gleichzutun. Wur- 
den Ichließlich doch feine KPferl- und Speer- 
'pißen . Beile, Meſſer, Sögen uw. aus 
dem Steinmmaterial fertiggeltellt, in einer 
Vollfommenheit, daß fich heute noch 
unſer Yuge an ihnen erfreuen kifin. 
vIllſerding8 war auch die Techmnif des 
erſten rohen Zuſchlagens längſt durch die 
Methoden der feineren Retuſchierung und 
des Schleifens ergänzt Dorden: Zur Zeit 
des Fauſtkeils freilich konnte von einer 19 hochſtehenden Techmt der 
Steinbearbeitung noch nicht die Rede fein. Durch grobe Abſplitic- 
rung von Steinteilen erhielt das Werkzeug ſeine ent]prechendc 
Form. Immerhin war man längſt Über die Stufe hinaus, wo 
man unter unbearbeiteten Steinen jich nur die paſſendſten aus- 
uchte und fie in Gebrauch nahm, wie fie waren, da man ſich auf 
die bewußte und zwecdmäßigſte Zurichtung noch nicht verſtand. 
Vorinchen wir uns nun ein Bild von der Verwendung dieſes 
vlt ſtruments zu machen; werfen wir alfo. einen Bli>d auf die 
LubenSweiſe der = wenn wir 19 jagen durfen -- Fauſtkeilmenſc<en! 
Wir ind 1ewohnt, jie uns als Jäger vorzuſtellen und tun daran 
nicht unrecht. Aber die Jagd iſt noch ein weiter Begriff, und die 
jagende Tätigkeit war änlich mehr eine fanmnelnde zu nennen. 
Man ſammelte allerlei pflanzliche Nahrung, 3. B. Früchte und 
Wurzeln, dazu Vogeleier und kleines Getier, nahm den Bienen 
ihren Honig u]w. Allerdings gab es auch große Säuger im Curopa, 
rieſige Elefanten, Bären, Hirſche, Löwen, Hyänen, gewaltiger. an 
Kraft und Größe als die ver- ur 
wandten Arten, die heute noch 
in aunßereuropäijchen Erdteilen 
leben; aber an fie wagte ſich der 
Men) 4 anfänglich nicht heran. 
Ste zu Überwinden, erforderte 
nicht nur körperliche Stärfe 
und Gewandtheit, jondern auch 
bedeutende Intelligenz. Der 
Menſch mußte fie überliſten. 
Doch iſt nicht zu vergeſſen, daß 
 
Fauſtkeil aus Noröfranfreich. 
(?/, natürl. Größe.) 
 
3 ner Colith aus Belgien. (Nur die Ränder 
er inen nicht 28 einzelner ſind angeſchärft; ſonſt hat der Stein 
ZCTgennoerira 1e “ rjaget ſeine natürliche Rinde behalten. 
lebten in Horden, und gerade (2/, natürl. Größe.) 
die Jagd, die Lebens8mittel- 
gewinnung bedingte dieſe geſellige Leben8weiſe. Der einzelne 
jagende Ment& würde bald zugrunde gehen. Dazu iſt der 
Jagderfolg zu unſicher, die Jagd eine zu unregelmäßig 
fücßende Nahrungsqaunelle. Oft hatte man Ueberfluß, noch 
öfter aber galt es, den Hungergurt enger zu Ic<nallen. So geht 
cs jelbjſt heute noc< den in HSorden umher) <hweifenden Jäger=- 
völfern, wie den auftrali <en Eingeborenen und den Buſc<hmännern 
in Südafrika. Dadbei hat das gememſchaftliche Leben auf dieſer 
einer deni anderen von jJeiner Beute ab- 
geven oder mit ihm tauſchen fann, jo daß man in Zeiten der Yeot 
nich durch gegenſeitige Hilfe vor dem Berhungern zu bewahren 
verniag. Aber auch am ergiebigſten war die Jagd, wenn fie 
aemeinfam betrieben wurde. Gemeinſam konnte man Treibjagden 
veranſtalten und größere Tiere mit Ansſicht auf Erfolg angreifen 
und erlegen. -- Dieſe Vor- 
vom Leben 
der Urmenſchen gewinnen 
wir aus der Betrachtung LISCISRE RE 
der Lebensweiſe heutiger | Ms 7. 007 46 GEE 
Naturvölker, die auf nie- ag 2 Is 
drigſter Stufe ſtehen. Wir 
die Anjtralneger mogen 
 
 
 
> " 
Fa : 
Feuerſtein-Schaber « aus Südfrankreich. 
(*]s natürl. Größe.)
	        
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