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Sonnenſc<ein in ihr Leben zu bringen. Vom Aufbau ihrer Kampf-
organiſation ſprachen dann die Leute ſelber, vom heißen, erfolgreichen
Ringen mit der Grubenverwaltung und auch von ihrer jungen Garde,
ihrem Stolz, ihrer Freude und ihrer Hoffnung.
Alle3 kann ich Euvh doch nicht ſchildern. Bilder ſtatt deſſen! Fröh»-
licße junge Leute an allen Pläßen; ein Grüßen hinüber, herüber; ſo
breit wie die Straße eine Reihe Mädel3, eingehängt, helle Kleidec,
Sonnenſtrahlen und Blätterſchatten über friſchen Geſichtern; „Wir ſind
jung, die Welt iſt offen,“ ſangen ſie. Ob ihrer Teilnahme an dem Feſt
ſchalt der Herr Pfarrer einige Penzberger Genoſſinnen tüchtig aus =-
er hätte ſich die vergebliche Bemühung ſparen können. Schade, daß wir
dcin „Hohwürdigen“ kein Ständchen bringen durſten!
Dann ein dichtgedrängter Saal, Feſtrede, Geigenſpiel, ernſte und
luſtige Geſchichten, Gedichte, Neigen und Wanderlieder. Dankez5worte
am Schluß der Feier gaben beredtes Zeugni38, wie prächtig jich in der
furzen Spanne Zeit die Münchener und Penzberger Alten und Jungen
zuſammengefunden hatten.
Selten iſt uns Kindern der Großſtadt das Scheiden ſo ſhiver ge-
worden. Unſere Abfahrt begleiteten viel leuchtende Augen, fröhliches
Winken zund der aus ehrlichem Herzen kommende Ruf: Auf Wiederſch'n!
Da ſtieg in un3 troß allem Trennungsſc<merz leiſe Freude auf an
dieſem Sonnentag," die Freude: „ivenn ex auc< geweſen -- viele noch
werden ihm folgen! Jung ſind wir!“ J. 5.
Die Jugendbewegung im ehemaligen Kurheſſen.
Aus Caſſel wird uns geſchrieben: Mehr als je hatte die Arbeiter-
ingendbewegung unſeres Bezirks im verfloſſenen Jahr unter dem
Mangel an Mitarbeitern zu leiden. E35 fehlte an. geeigneten Vortragen-
ten, an Wanderführern und nicht zum wenigſten an Kräften für die ſo
überaus wichtige Kleinarbeit. Beſonders die Zeitungskolportage lag
ſehr im argen. Jmmer wieder machte die Nachläſſigfeit einzelner
jugendlicher Auzträger die Frucht angeſtrengter Agiiation für unſer
Jugendorgan zunichte, ſo daß die Jugendleitung Ende März dieſes
Jahres zu einer völligen Neuorganiſation der Kolportage unter Heran-
ziehung der Gewerkſchaften ihreiten mußte. Ob dieſe ſich bewährt, wird
die Zufunft lehren. =-- Dex Krieg hat uns im letzten Jahr viele arbeit5-
freudige Helfer entzogen. Jugendliche und Erwachſene. Auch indirekt.
Die noch in der Afbeiterbewegung tätigen Freunde der Jugend worden
von der auf ihnen ruhenden Arbeitslaſt völlig in Anſpruch genommen.
Die Sorge um die Ernährung beanſprucht ebenfalls Zeit =- zur Garten-
arbeit u. dgl. Darunter leidet in erſter Linie die Jugendbewegung, die
ja obendrein leider immer nod) von vielen organijierien Arbeitern und
Arbeiterinnen al38 „notwendiges Uebel“ angeſehen und entſprechend gc-
würdigt wird. Kurz -- die der! Arbeiterjugendbewegung unjeres Be-
zirk3 zur Verfügung ſtehenden Kräfte ſind abſolut ungenügend
zur Löſung der geſtellien Aufgabe. Alle Beſtrebungen, au3 den Reihen
der gewerkſchaftlich und politiſch organiſierten Arbeiter Helfer zu ge-
winnen, verliefen reſultatlos. --
Trozdem wurde auch im Bericht3jahr 1917/18 erſprießliche Arbeit
aeleiſtet. In der Stadt Caſſel wurden allein 15 Vorträge vor rund
750 Jugendlichen gehalten -- in den Landorten ac<t mit einer Teil-
nehmerzahl vo'1 weit über 600. Zehn, Vorträge wurden durch Lichtbildex
erläutert. Behandelt wurden naturwiſſenſchaftliche, ſoziale und ge-
ſchichtliche Fragen. Ein Lichtbildervortrag führte in die Balkanſtaaten;
dieſer erfreute ſich eines beſonders ſtarken Beſuchs. Der Jugendau3-
ichuß veranſtaltete außerdem einige Experimentalvorträge über Elektri-
zität. DaS große Fachintereſſe der jungen Hörer dieſer Worführungen
eitſchädigte für die erheblichen Anſchaffungskoften der elektrotehniſchen.
Apparate, = Außerdem wurden: zwei Märchenvorleſungen vor rumd
400 KSindcrn veranſtaltet. Weitere vorbereitete zehn Lichtbildervorträge
mußten infolge der Erkrankung des Nedners aufgegeben werden. Erfaß
war nicht zu beſchaffen. =- Natürlich veranſtaltete der Jugendausſchuß
auch zahlreiche Wanderungen mit Spielen im lauſchigen Grün dex
Wälder, Die Beteiligung war ſtet3 Überaus ſtarf. Die zweitägige
Pfingſttoux 1917 wies 48 Teilnehmer auf, die diezjährige gar 73. Inu
Fricdenszeiten ging die Beteiligung ſelten über 25 hinau3. Fünf feit-
liche Veranſtaltungen =“ bunte Abende, die Weihnachtsfeier, zwei er-
bebend verlaufene Schulentlaſſung3feiern =<-- waren glängend beſucht,
bereiteten den Jugendlichen viel Freude, wirkten werbend und brachten
obendrein Geld in die Koſſe. m
Erfreulicherweiſe können wir auch mitteilen, daß der Beſuch de3
Jugendheimes an den üblichen Abenden gleichfalls michts zu wünſchen
Übrig ließ. An den Sonntagen zumal vermodten die zwei Säle des
Heims die Beſucher oft kaum zu faſſen So iſt der unter den Jugend
genoſſew unſere8 Bezirks herrſchende Geiſt durc<weg zu loben. Jammer-
Tctade nur, daß in Stadt und Land die Helfer fehlen; es könnte ſonſt noch
viel mehr für unſere Bewegung geſchehen und ihr. noch zahlreiche An-
hänger zugeführt werden. In zwei Orten gelang cs, neue Jugend-
gruppen zu gründen. Die ſchwerere Aufgabe wird ſein, ſie zu halten.
Wie 1916/17 wurden dem Arbeiterjugendauz5ſchuß Caſſel auch im ver-
floſſenen Jahr 100 Mk. Staatszuſchuß bewilligt. Auch für das laufend2
Geſchäftsjahr: iſt darum eingegeben worden.
In den wirtſchaftli<hen Verhältniſſen der ar-
"beitenden Jugend hat ſich nicht3 geändert. Während tauſende
junger Arbeiter und Arbeiterinnen in der Kriegsinduſtrie Tagesver-
dienſte von 3% bis 6 Mk. und mehr erzielen, gibt es noch Handwerfs-
betriebe, die, obwohl ſie faſt nur mit Lehrlingen arbeiten, auf Grund
ihrer Lehrverträge jede Lohnzahlung verweigern, Auch hat
die Lehrlingö8züchterei, vor allem in den Gewerbezweigen der
Metallbearbeitung, überhand genommen. Mit Duldung der Be-
hörden beſchäftigen Handwerfks5meiſter drei- und viermal ſoviel Lehrlinge,
als ihnen in Friedenzzeiten geſtattet geweſen wäre. In der Lohnfrage
hat ſich erfreulicherweiſe eine Wendung zum Beſſeren eingeſtellt; die
- Ihren Beitritt bewieſen, daß ſie nicht abſeits ſteh:n wollten.
Handwerkzkammer Caſſel hakt auf Anregung von Arbeiterſeite hin be-
ſchloſſen, für die Ginführung von Lohnzahlung an Lehrlinge zu wirken.
Teilweiſe hat dieſer Beſchluß ſchon Wirkungen gezeitigt. Die Zahl der
Lehrlinge im Bezirf der Handwerkskammer ;ſt um rund 50 Proz. zurüc-
gegangen. =-- Die Straffälligkeit der Jugendlicen hat infolge der
Jugenderlaſſe des Generalkommandovs ſtart zugenommen. Die wirt-
ſGaftlichen Verhältiſſe, Nahrung3mittelknappheit ujw. haben außerdem
eine ſtarfe Steigerung der Eigentumsvergehen, vor allem Nahrungs-
mitteldiebſtähle und Feldfrevel, zur Folge gehabt. DaZ iſt eine außer-
ordentlich betrübliche Begleiterſcheinung des Kriege8. Jndeſſen iſt keinc
Urjahe, nun Schwefel und Pech über die „verderbte“ Jugend Herabzu-
wünſchen, wie e3 manche Leute tun. Mit der Haupturiache der ver-
mehrten Straffälligkfeit, den Krieg3verhältniſſen im weiteſten Sinne ge-
nommen, wird auch die teilweiſe Verwahrloſung der deutſchen Juge1!d
verſchwinden. Davon iſt ſelbſt mancher Jugendrichter überzeugt.
Vebrigens hat ja auch die Moralreinheit der Erwachſenen gelitien, und
zwar ſtärfer al8 die der Jugend.
Der furze Ausflug in ein der eigentlichen Jugendbewegung fremde3
Gebiet war notwendig, um. der arbeitenden Jugend ins Gedächtnis zu
prägen, daß der Mißſtände viele jind, die beſeitigt werden müſſen. Auch
im Caſſeler Gebiet. DeShalb bat die Bewegung der Arbeiterjugend auch
ſoziale Aufgaben. Es gilt nicht nur, zu Spiel, Crheiteruin3 und Be=
lehrung zufammenzufommen, nicht nur, an ſchönen Sonntagen in die
herrlichen Wälder unſerer Heſſenheimat hinauszuziehen. Nein, die
Jugendbewegung muß auch gegen die wirtſchaftlichen PVötfſzliände, gegen
die Ausbeutung der jungen Proletarier anfämpfen. Sie tut 28, indem
ſie dieſe mit klarer Erfenntnis ihrer Lage und ſolidariickem Gent er-
füllt, indem ſie Material ſammelt für den gewerkſchaftliccon Kampf, der
ja au< für den lernenden Arbeiter geführt wird. Ic cinmütiger die
Iugend zuſammenſteht, je ſtärfer unſere Bewegung wird, deſto eber
wird e3 gelingen, auch dem jungen Arbeiter ein befriedigt nde-e8s Ar-
beitSverhältnis zu ſchaffen. Deshacb, ihr jungen Freunde im BVozirk
Caſſel =“ aufgewacht! Werbt für unjere Beweogimag, gewinnt neuc
Leſer der „Arbeiter-Jugend“! Nehmt innigen Anteil am Leoben und
Treiben in euren Jugendgrüppcen, und der Erfolg wir? nicht ausbleipen.
Troß aller Widrigkeiten der: Zeit = die Zufun*f: gehört den
jungen Arbeitern! . G. H.
Eine Tagung der Jugendausſchüſſe für den Wahlkre!5 Dortmund-Hörde
fand in Dortmund ſtatt. Vertreten waren 21 Ausſchüſe, darunter auch
einige aus den Kreiſen Hamm und Lüdinghauſen. Aus dem Jabre5-
bericht des Genoſſen Klupſh ging hervor, daß in den lezten beiden Zahren
qute Fortſchritte gemacht wurden. Die Zahl dor VLezicher der „Ars=
beiter-Jugend“ ijt von 1200 im Jahre 1916 «uf übar 1600 10=
ſtiegen. Der Friedensſtand iſt damit üperſ<rirtten.
Auch die Kaſſenverhältniſſe ſind gut. Bei einer AusSgave von 3879,95 Dik.
verblieb ein Beſtand von 1542,22 Mk. In der Beſprechung wurde zur
Sprache gebracht, daß überall, wo ſich unfere Bewegung rührt, auc) die
Gegner auf dem Plane erſcheinen. Ferner wurde erörtert, ob die Auf-
gaben der Jugendbewegung nicht beſer im Rahmen der feſten Vereins-
organiſation erfüllt werden können. Die Frage ſoll auf oiner Bozirfs-=
fonferenz entſchieden werden. Die Förderung der Bildungsbotrevim-
gen und die Wahrnehmung der ſozialpolitiſichen Intereſſen dex Juuond-
lichen, fowie das Verhältnis der Jugendbewegung zu den Gewerkicha?ftey
wurden eingehend beſprochen, ſo daß zum Schluß geſagt werden konnte,
daß die Konferenz jicher gute Früchte tragen ivirxd
Ein Opfer.
In der Agger, einem kleinen Nevenfluß der Sieg, iſt am 16. Juni
der Jugendgenojje Löv aus Köln=-Kalf vor den Augen jeiner zah!l-
reichen Wandergefährten ertrunken. C35 war auf einer Wanderung der
Arbeiterturner. Löv ſelbſt, ein kräftiger funger Mann, und Freunde
von ihm waren gute Schwimmer. Er kogynte aber nicht gereitet werdon,
weil er in Schlamm und Pflanzenocwirr verſtridt war und kein
Schwimmer ihn erreichen konnte. Noc in jedem der letßten Jahre hat
die Agger ein Opfer aus unſeren Reihen gefordext. Der Tod Löv8
iſt eine Mahnung, auch in ſcheinbar harmloſen Gewäſſern nur mit
der größten Vorſicht zu baden und nur die Stellen zu wählen, wo das
Waſſer flar und der Grund zu ſehen ijt.
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Aus3 unſerer Verluftliſte.
Au8 Redklinghauſen wiröd un3 geſc<hricben: Die Ardeiter-
jugend Rce>linghauſen-Süd hat wieder zwei. ſc<were Verluſte zu vergeich-
nen. Am 26. Mai gaben wir Richard Milde das lezic Geleit, und
vierzehn Tage ſpäter erhielten wir die traurige Nachricht, daß Rudolf
Schumann infolge Gazvergiftung ein Opfer des Weltkriegs geworden
iſt. Sie folgten den vor mehr als Jahresfriſt gefallenen Jugendgenoſſen
Wilhelm Fauſt und Friß Roſenberger im Tode nach. NU?
vier waren ſeit dem Jahr 1912 treue Anhänger unſerer Bewegung. . Als
Bergarbeiterſöhne hatten ſic den Beruf ihrer Väter ergriffen, aber aud)
die Notwendigkeit der gewerkſchaftlichen Organiſation erkannt und durch
Wilhelm
Fauft hatte mehrmal8 aus dem Felde für, Broſchüren, unter andernt
auch für den Jungvolkkalender, Geld geſandt, das er ſich von der Löhnung
abgeſpart hatte =- der beſte Beweis für ſein Intereſſe an unſerer Sache,
--- Dem Genoſſen Richard Milde, der ein großer Freund der Natur war,
verdankten wir bei Wanderungen manche Anregung. Seinen Geſtcelung3-
befehl erhielt er im Frühjahr 1917. Bei ſeiner Ausbildung als Matroje
30g er fich ein Lungenleiden zu, dem er, 21 Jahre alt, im Projper-
Hoſpital zu Re&linghauſen erlag, -- Rudolf Schumann hat vor zwei
Jahren ſeine «Mutter, vor Jahresfriſt Bruder und Schweſter verloren.
Soldat wurde er im Dezember 1917, Er fehlte ſelten bei einer Veran-
»
ſtaltung, war ein großex Wanderfreund und ſtets zu Opfern für unjere