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KArbeiter- Jugend
Sache bereit. Aus ſeinen lebten Briefen von der Front ſpricht noch das
lebhafte Intereſſe für unſere Bewegung. : Al3 der Bergarbeiterverbanv
ſeine Jugendabteilung gründete, trat er ſofort bei. Kaum zwanzig
Jahre alt, mußte er aus dem Leben ſcheiden, das er doch ſo liebte und
deſſen Ernſt er ſehr früh begriffen hatte. =- Schwer trifft uns der Ver-
luſt unſerer Freunde. Jhr Andenken werden wir ehren, indem wir ihr
Beiſpiel nachahmen, nach Kräften die Lü>en ausfüllen und die Jugend-
bewegung immer weiter ausbauen, wie es der Wunſch unſerer ſo früh
von un3 geſchiedenen Kameraden geweſen. . A. N.
Au3 Bayreuth wird uns geſchrieben: Dem furchtbaren Welt-
krieg zum Opfer gefallen ſind abermals zwei wa>ere Jugendgenojſſen.
Am 4. April d. JI. fand Han3 Schrömel den Tod auf dem Sclaht-
feld und jeßt ereilt un3 die Nachricht, daß unſer Jugendgenoſſe: Adam
Hammon ebenfall3 gefallen iſt. Beide waren eifrige und langjährige
WMätglieder. unſever Jugeridbewegung. Ein dauerndes ehrendes An-
denken iſt ihnen geſichert, =
nE
Bon der franzöſiſchen Arbeiterjugend.
on der Arbeiterjugend der gegneriſchen Länder, vor allem Frank-
reichs, Englands und Jtaliens, iſt in den lezten Jahren ſelten
eine Kunde zu un3 gelangt. Der Grund iſt wohl der, daß die
ſchwachen Anfänge einer proletariſchen Jugendbewegung, die früher
dort exiſtiert haben mögen, während des Kriegs vollends über den Haufen
gerannt worden ſind,
Nur in Frankreich ſcheint neuerding3 unter der arbeitenden Jugend
wieder einiges Leben erwacht zu ſein. So finden wir in dem Zentral-
organ der ſozialiſtiſchen Partei Frankreichs, der „Humanite“, in der
Nummer vom 21, Juni 1918 einen Bericht über eine National-
fonferenz der ſozialiſtiſchen Jugendgruppen, die am
Tage vorher im großen Saal de3 Rathauſes (!) von Saint-Denis, einer
Vorſtadt von Paris, abgehalten wurde. Wir geben im folgenden den
Bericht wieder, weniger ſeines ziemlich dürftigen Inhalts, als der
Kurioſität halber, da e38 unſere Jugendgenoſſen auf jeden Fall inter-
eſſieren dürfte, einmal etwas von der franzöſiſchen Arbeiterjugend zu
erfahren,
Vertreten waren 21 Gruppen durch 34 Delegierte. Den Vorſik
führte Strago, aſſiſtiert von einem weiteren Genoſſen und einer Jugend-
genoſſin; außerdem hatten ein Vertreter der franzöſiſchen Parteileitung
und der Adjunkt de8 Bürgermeiſters von Saint-Denis, im Laufe der
Tagung ſogar der Bürgermeiſter ſelbſt, ein Parteigenoſſe, im Bureau
Plaz genommen. In ſeiner Begrüßung3anſprache gedachte der Vor-
ſihende der gefallenen Jugendgenoſſen. Der Vertreter der Partei er-
klärte, daß die Partei mit Intereſſe die Bewegung der Arbeiterjugend
verfolge, während der Bürgermeiſteradjunkt der Konferenz die Grüße
ide38 Gemeinderat3 von Saint-Denis übermittelte. Hierauf berichtete
die Nationalkommiſſion, offenbar die leitende Körperſchaft der, wie es
ſcheint, bis dahin ziemlich ſelbſtändigen Einzelgruppen, über ihre Tätig-
keit. (Veber den Inhalt dieſes Berichts teilt die „Humanite“ leider
cbenſowenig etwas mit, wie über den Bericht, den der Vorſikende über
den biSherigen Verlauf der Bewegung erſtattete.) Auch die Redaktion
und Geſchäftsleitung de3 Jugendorgans „Voix des Jeunes“ (Stimme
der Jugend) erſtatteten Bericht über die Haltung de3 Blattes, wovon
man aber weiter nichts erfährt, al8 daß ſich „eine intereſſante Disbuſſion
über die Möglichkeiten, wie dem Blatt die Exiſtenz zu ſichern ſei“, ent-
ſponnen habe. Scließlich wurde zu dieſem Verhandlungs8gegenſtand
eine Reſolution angenommen, die da3 Blatt der Kontrolle der Föderation
der Jugendgruppen unterſtellt und im Übrigen an die moraliſche und
materielle Unterſtüßung der erwachſenen Parteigenoſſen appelliert, um
die Exiſtenz und Verbreitung des Organs zu ſichern.
Es wurden dann Statuten beraten, deren Zwe> es war, den Jugend-
gruppen eine größere Bewegungsfreiheit zu gewährleiſten, daneben aber
auch den verſchiedenen Körperſchaften der ſozialiſtiſchen Partei ein ge-
nügendes Aufſichtsrec<ht zu verſchaffen. Lange ſei auh, heißt es im Be-
richt der „Humanite“, über die Alter8grenze der Mitglieder diskutiert
worden, wobei man ſich ſchlüſſig geworden ſei,-daß von der feſtgeſekßten,
im vorliegenden Bericht nicht weiter präziſierten Altersgrenze die „Leiter
der Bewegung nicht berührt werden ſollten. Angenommen wurde ferner
ein Antrag, daß ſich die Partei auf ihrem nächſten Parteitag mit dem
Statut der Jugendgruppen befaſſen ſolle, Weiter wurde über die Be-
teiligung der Frauen an der Jugendbewegung geſproceit,
Gine lange Debatte entſpann ſich hierauf über die Zuſammenarbeit
der ſozialiſtiſchen Arbeiterjugend mit der bürgerlich=republikaniſchen
Jugend. Die meiſten Diskuſſion3redner ſtanden einem ſolchen Zu-
„ſammenwirfkfen ganz und gar ablehnend gegenüber, während e3 einige
Jedner in das individuelle Belieben der ſogialiſiſchen Jugendgruppen
geſtellt wiſſen wollten. Schließlich wurde mit großer Mehrheit ents-
ſchieden, daß die Mitglieder der ſozialiſtiſhen Jugendgruppen einer an-
deren politiſchen . Bewegung, ausgenommen der der ſyndikaliſtiſch-
gewerkſchaftlichen, nicht angehören dürften. Was3 die auch in Frankreich
projektierte militäriſche Ausbildung der Jugend and die Fortbildung
der Schulentlaſſenen anlangt, .ſo forderte die- Konferenz, daß man ſich
auf die körperliche Kräftigung der Jugend beſchränken und daß die Be-
„rDufsbildung der Schulentlaſſenen den Gemeinden überlaſſen bleiben
ſolle. Ferner wurden Beſchlüſſe zur Lehrling3frage (dex Inhalt wird
"nicht mitgeteilt) gefaßt und eine Reſolution angenommen, die dem Anti»
militariSmus, „wie er vor dem Krieg aufgefaßt worden ſei“, zuſtimmt,
Zugeſtimmt wurde auch dem vorgelegten Entwurf eines Manifeſt3, das
alle jugendlichen Arbeiter auffordert, ſich zu organiſieren, und das
brüderlihe Grüße übermittelt „allen jungen Sozialiſten aller Länder
und allen denen, die überall die Opfer de3 Kampfes wider den Krieg
geworden“ feien. =- Nach Erledigung von Wahlen der Mitglieder der
Nationalkommiſſion und der Aufſichtskommiſſion des Jugendorgans
ſchließt der Vertreter : der Partei die Sibung mit Worten der Anz
erfennung über den ordnung8mäßigen und methodiſchen Verlauf der
Konferenz. =-
* Soweit der Bericht der „Humanite“. E3 iſt gerade nicht viel, wa3
er un3 über den Stand der franzöſiſchen Jugendbewegung mitteilt, aber
aus dem Wenigen geht doch deutlich hervor, daß die franzöſiſche Arbeiter-
jugend -- vor allem was die Form der Bewegung und ihr Verhältnis
zur Partei anlangt -- ſich vielfach mit ähnlichen Fragen beſchäftigt wie
unſere Bewegung.
- noed E : 2
3 Die Gegner an der Arbeit PJ
Politiſcher Geiſt in der katholiſmen Jugendbewegung,
Im Kampf gegen die freie Jugendbewegung iſt eine der beliebteſten
Behauptungen, daß unſere Jugendbewegung im Fahrwaſſer der ſozial-
demokratiſchen Parteipolitik ſ<wimme. Die Jugend müſſe aber vor
jeder parteipolitiſc<hen Beeinfluſſung bewahrt bleiben. Jns8beſondere
wird unſere „Arbeiter-Jugend“ immer wieder auf parteipolitiſche Stellen
durchſucht. Daß aber bürgerliche Jugendorganiſationen ohne irgend-
welche ängſtlihe Scheu die Jugend in die Tagespolitik einführen, be-
weiſt auch während des Kriegs die katholiſche Jugendbewegung, die ja
nichts andere8 al3 eine Vorſchule der Zentrumspartei iſt. So ſ<lägt
die Zeitſchrift „Der Jugendverein“, die vom Generalſekretariat der
katholiſchen Jüngling8vereinigungen heraus8gegeben wird, in ihrer Juni-
nummer für die Vorſtändekonferenzen zur Aufklärung und Schulung
der Vereinsleiter folgende Themen vor: .
„Das gleiche Wahlrecht, Parlamentari3mus, Monarchie oder
Republik, der gemäßigte und der radikale Flügel der Sozialdemokratie,
die Fortſchritte der freien Gewerkſchaften und wir, Papſt Benedikt
und der Krieg uſw."
Der Einwand, daß dieſe Vorträge nur für die älteren Mitglieder
beſtimmt ſind, iſt nicht ſtichhaltig, denn die Vorſtände ſollen die auf den
Konferenzen erhaltene politiſche Aufklärung ſelbſtverſtändlicy auf die
jugendlichen Verein8mitglieder übertragen. Sonſt hätte ja die ganze
Uebung feinen Zwed. Zudem ſc<lägt Generalpräſes Moſterts8 in der
Juninummer der katholiſchen „Jugendführung“ ſelbſt für die vier-
zehn- bis ſechsgehnjährigen Mitglieder Vorträge über
„Die Sozialdemokratie und die <hriſtliche Arbeiter-
bewegung“ vor, „.„.
Dabei verdient hervorgehoben zu werden, daß in dieſen Ueber-
ſihten über das Vortragsweſen von allen politiſchen Parteien immer
nur die Sozialdemokratie genannt wird. Sie wird in allen katholiſchen
Jugendvereinen als der Hauptfeind ausgerufen. Niemand kann uns
verdenken, wenn wir uns entſprechend wehren und unſererſeits unſere
Uuhänger über die politiſchen Gegner der freien Arbeiterbewegung aufs
Uären, .
*
Eine Ausbildung3ſ<hule für katholiſche Jugendführer,
Vom 24. April bis 9, Juni d. J. hat in Düſſeldorf der erſte Kurſus
der Ausbildungsſchule für Präſides und Vereinsmitarbeiter der katho-
liſchen Jüngling3vereine ſtattgefunden. An jedem Sonntag von 3 bis
7 Uhr wurden Vorträge mit Uebungen und Beſprechungen äbgehalten,
Die Vorträge behandelten die Ziele und Aufgaben der katholiſchen
Jugendbewegung, die VereinSverwallung und die Stande3verbände (Ge=-
werkſchaften uſw.). Die Teilnahme an dem Kurſus, dem Fortſekungen
folgen ſollen, war unentgeltlich, Man Hofft, daß an jedem Kurſus zwei
bis drei Vorſtands3mitglieder den Vereine aus den benac<hbarten Bezirken
teilnehmen werden und ſo ein Stab von Vereinsführern geſchult wird,
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SEZEN, 50 ERSIN LN
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E SRY MESEHSETIEdELEN k ſ CEN SIAU: 43
Adjunkt (lat.), Amtsgehilfe,
Aſſiſtieren (lat.), beiſtehen, unterſtüßen.
Aſyl (griech, Ton auf der Endſilbe), Zufluchtsort,
Brande (franz.), Geſchäftszweig.
Föderation (lat.), Vereinigung, Bund,
Individuell (lat,), perſönlich,
Manifeſt (lat., Ton auf der Endſilbe), Kundgebung.
Präziſieren (lat.), genau angeben,
Reſignieren (lat.), ſich bei etwas beſcheiden, in etwas ergeben.
Sympathie (griech, Ton auf der Endſilbe), innere Uebereinſtimmung,
- Seelenverwandtſchaft.
„M
Bevantworllich für die Redaktion: Karl Korn. -- Verlag! Fr. Ebert (Zentralſtelle für die arbeitende Jugend Deutſchland8), = Dru>: Vorwärt38 Buchdruckerei u, Verlags»
anſtalt Paul Singer & Co,
Sämtlich in Berlin,