ſchbew dem Waldgeiſt und Rübezahl, ſowie- zwiſchen dem alten Ghepaar
und der Fee, brachten den Sinn des Stü>e3 Uar zum Aus8dru. Auch
die kunſtvoll Hhergerichtete Walddekoration trug nicht unweſentlich zum
Gelingen der Aufführung bei. Mit zwei prächtigen Liedern des
Männerc<ors fand die glänzend verlaufene Veranſtaltung ihren: guten
Abſchluß. * eO.
Aus unſerer Verluſtliſte.
Au38 Frankfurt a. M wird uns geſchrieben: Zu den ſchon cr-
wähnten Verluſten der Frankfurter Arbeiterjugend kommen leider vier
weitere hinzu. Paul Schönberg, Georg Schlapp, Morißz
Maykows35ky und Frit Menzer mußten ihr junges, für unſere
Sache glühendes Leben auf dem Schlachtfeld laſſen. Damit ſind wieder
vicx unſerer Beſten von uns geſchieden. Sie alle zogen hinaus, nicht aus
Begeiſterung für dear Krieg, jfondern dem harten Muß gehor<hend. Jhre
cingige Hoffnung war, geſund wieder zurüFzukommen, um daun in den
Reihen ihrer Arbeitsbrüder mitzukämpfen für die Sache der Freiheit,
de3 Recht8 und der Menſc<lihfcit. Leider ſollte auch dieſe Hoffnung
im Keime erſtickt werden.
den Geſchiedenen ein treuc8 Andenken bewahren und in ihrem Geijte
weiter wirken, indem ſie die LüFen, die das fürchterliche Völkerringen
in unſere Reihen geriſſen, mit vermehrter Hingabe und Opferwilligkeit
zu füllen beſtrebt iſt. = An dieſer Stelle ſei auch unſeres iieben unver
geßlichen Genoſſen und älteren Bezirfsle;ter8s Wilhelm Freycrs
gedacht, der jekt ſchon leider drei. Jahre vermißt wird. Er verjtand es,
wie kein zweiter, die Herzen der jungen Kameraden zu gewinnen. Allen
war ex ſtet3 ein wahrer Freund und Berater, und ſie werdon in Liebe
ſeiner gevenfem, x». E. AL
Aus Magdeburg wird uns geſchrieben: Die Arbeiterjugend
Magdeburgs, Bezirk Sudenburg, iſt wieder vow einem ſc<hworew Verluſt
betroffen worden. Der Jugendgenoſſe Willi Bauerſa> ijt im
Weſten am 18. Auguſt dem Weltkrieg zum Opfer gefallen. Ein junges,
tatenfrohes Leben ging mit ihm dahin.
Che er zum Heeresdienſt eingezogen wurde, war er unſer Bezintks-
jugeidobmarnr im Bezirk Sudenburg und als ſolche3 eines der cifrigjton
und tätigſten Mitglieder. Seinem hexvorragenden geiſtigen Streben
verdankte ex es, daß ar von ſeinen Alter8genoſſen als Führer betrachtet
wurde. So wurde er uoch kurz vor ſeiner Einberufung zum Heeres-
dienſt als Delcgierter des Bezirks Sudenburg zur Jugendkonferenz des
Regzierung3beziik8 Magdeburg entſendet. Es jollte die letzte Tätigkeit
ſein, die er für die Arbeiterjugend ausübte. Vor vier Wodcten, als er
auf Urlaub in der Heimat anweſend war, nahm er noch an der erzten
Zufammenkunft der Arbeiterjugend Sudenburgs 1eil; dadurch lernte
ihn «auch unſer jüngjter Nachwuchs fennen. =- Nuw ruht er fern in
Frankreichs Erde. Dafür wollen wix anderen deſto eifriger für dic
Jugendſache „avbeiten, und ſo dem verſtovbenen Genoſſen die beſte Treue
bewahren, indem wir nach feimean Denken handeln. O. EF
SB Zur wirtschaftlichen Lage
Die Bergarbeiter gegen den Sparzwang,
Seit dem 1. Juli beſteht in Elſaß-Lothringen der geſckliche Spar-
zwang für Jugendliche. An junge Arbeiter und Arbeiterinnen (unter
18 Jahren) dürfen von ihrem Lohn wöchentlich nicht mehr als
24 Mark ausbezahlt werden, Den Behörden ſteht aber die Möglichkeit
der Befreiung einzelner Jugendlicher vom Sparzwang zu. Gegen den
Sparzwang hat ſich nun die Bezirkfsleibung des Chriſtlichen Bergs
arbeiterverbandes3 in einer ſehr entſ<iedenen Eingabe an dem
Oberbefehls8haber Herzog Albrecht gewendet. E38 heißt darin:
„Bei den Koſten der heutigen Leben8haltung und bei den An-
forderungen, die im Bergbau an die Arbeitskraft geſtellt werden, iſt
es dem jugendlichen Bergmanne gantz unmögli<, von 24 Markt
Wochengeld auskömmlich. zu leben. Der alleinſtehende junge Berg-
arbeiter wäre gezwungen, Schulden zu. machen, der noch in ſeiner.
Familie lebende junge Mann wäre auf die Unterſtüßung durch ſeine
Angehörigen angewieſen,
Nun müſſen aber die meijten jugendlichen Bergarbeiter mit
ihrem Lohne zu dem Unterhalt ihrer Angehörigen beitragen, Denn
vbgleich wärend des Kriege3 der Lohn ziffernmäßig geſtiegen iſt =
ſo iſt do% infolge der foloſſalen Teuerung der Reallohn geſunken,
Die Bergleute mit ihren: zumeiſt großen Familien können heute
Ihlechter dur<kommen al38 vor vem Krieg und ſind auf die Verdienſt-
hilfe ihrer erſten Söhne direkt angewieſen. Ferner gibt e3 wiele
Familien, denen durch Militärdienſt, Invalidität oder Tod der Vater
als Ernährer fehlt, und die nun von dem Einkommen jugendlicher
Bergarbeiter leben. In all ſolchen Fällen weirden neben den Jugend»
lichen ſelbſt auch deren Angehörige dur den Sparzwang hart
getroffen. Das wird um ſo mehr empfunden, da der Erlaß der
Jugendverordnung - zeitlich zuſammenfällt mit der Ankündigung
höherer Getreide- und Brotpreiſe.“
. Falls troß dieſer Bedenken dex Sparzwang aufrehterhalten bleiben
ſolle, wird vorgeſchlagen: 1. „die Grenze der Lohnſumme, die
dem Sparzwang entzogen bleibt, weſentlich zu erhöhen; 2. in
allen Gemeinden aus geeigneten Perſönlichkeiten (3. B. Geiſtlichen,
Lehrern, Vertrauensleuten der Arbeiterorganiſationen uſw.) Jugend -
au3sſ<hüſſe zu errichten und dieſen maßgebenden Einfluß auf das
Schidſal der Befreiungsanträge einzuräumen“. |
„Zur Begründung dieſer leßten Forderung wird bemerkt, manche
: Bürgermeiſtereien zeigten einen derartigen Mangel an ſozialem
Sinn, daß ihnen ein entſcheidender Einfluß auf die Beurteilung der
Vefreinngsanträge nicht zugebilligt werden dürfe, |
. =- 9
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Fn | Arbeiter-Jugend-/ = -
Die Frankfurter Arbeiterjugend aber wired
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DC Die Gegneran derArbeit
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Parteikampf um die Jugend.
„Es wird nach dieſem Krieg einen heiſen Konfurrenzfampf unter
dcn Parteien geben. Diejenige Partei wird Siegerin werden, die dec
Jugend hinter ſich hat. Sorgen wir aufrichtig und mit aller Tatkraft
und Zähigfeit für gceigneten Nachwau-h8!“
Mit dieſen oft gehörten, aber nie zu oft gebrauchien Mahntworicn
wird iw der „Kölniſchen Volfszeitung“ (Ne. 548) zur Jugewdarbeit für
die deutſche Zentrumspartei aufgerufen. Die katholiſche Jugend ater
Klaſſen ſoll der Zentrumspartei eingegliedert werden. Den Studen-
ten und der Arbeiterjugend cailt ein beſonders dringlicher Ruf.
Dabei wird der arbeitenden Jugend die aufmunternde Schmeichele1 ge-
jagt: „Die Erfahrung lehrt, daß unſere Arbeiterjugend auf polit!-
Ichem und. ſozialem Gebiet lange nicht j9 viele Janoranten (Nichtwijſſjcr)
ſtellt wie die gebildete Jugend.“ Das mag fein; es bleibt aber
troßdem wahr, taß auch in der Arbeiterjugend noch unendlich viel po-
litiſche Unwiſſenbeit herrſcht. Wäre <s anders, jo würden nicht Millio-
ven junger Arbeiter und Arbeiterinnen politiſch ganz gleichgültig ſeim
und ivürden nicht viele Tauſende junge Arbeiter Parteien. unierſtüßen,
die der Arbeiterklaſſe hartnäckig die volle politiſche und foziale Glrich-
ferechtigung verweigern. |
Zu den Parteicn, die die kapitaliſtiſche Klaiſengeſellſichaft mit ihrer
unvermeidlichen Unterdrükung und Ausbeutung verewigen wollen, ge-
hört in38beſondere die deutſche Zentrumspartei, Sie lehrt, die Standes-
und Klaſſenunterſchiete, Reichtum und Armut umd damit hie Ucberfluß
und dort Not feicen göttlich gewollt; die kapitaliſtiiche Wirtſchaft jei eine
göttliche Weltordnung.
Einer ſolchen Partci kann fich kein junger. Arbeiter zuſchworen, dex
für die volle Befreiung ſeiner Klaſſe wirken will. Und die jungen Ar-
beiterinnen? Sie haben in der Zentrums8partei wie in den allermeijten
übrigen bürgerlichen Parteien überhaupt keine Rechte. Das Zenirum
will den weiblichen Staatäbürgern auch kein Wahlrecht gewähren.
Unſere freie Jugendbwegung ſteht wicht im Rartcikampf, aber fie
will die jungen Burſchen und Mädchen inſofern politifieren, ala fte ihnen
das geiſtige Rüſtzeug vermittelt, das zur ÜUneignung einer politiſchen
Ueberzeugung notwendig iſt. Wer von unſeren Fugendgenoſſen und «it-
gendgenoſſinnen fleißig lieſt und nachdenkt, wird bald wiſſen, wo im
Parteifampf ihr Platz iſt. Sicher nicht in dex deutſchen Zentrums-
partoi, *
70 Jahre evangeliſche Jünglingsvereine.
Der evangeliſche Weſtdeutjiche Jünglingsbund beging in Elberfeld-
Barmen ſeine T0jährige Jubelfeier. Wie es mit der WMitglieder-
bewegung de38 Bundes |1teht, iſt aus den Feijtberichten und den zahl=
reichen zFeſtpredigten nicht zu ſeven. Es ijt nur immer von Lob und
Danf und Preis die Rede. Jeder habe meriiich ſpüren können, „daß
der Derr mit ſeineimn Segen unter uns war",
Wiele Vergleiche wurden zwiſchen dem roten RevolationSjahr 145
und dem fünften Jahr de3 Weltkriegs gezogen. Damals wie hette
ging der „Geiſt au38 dent Abgrund“ dur die Welt, um die Herzen
der Jugend dem Herrgott zu eutfremden. Aber der liebe Gott kann
ruhig ſein, denn die evangeliſchen Jünglingsvereine werden die aus
den Fugen gezogene Welt ſchon wieder beſtens reparieren. .
Wie fie ihr großes Rettungswerk betreiben wollen, das iſt für den,
der einſtweilen noc< nicht von ihrem Licht erleuchtet iſt, etwas dunkel.
Man hört nur, daß die Jugeud vor dem herrſ<enden Geiſt der Zucht-
und Gottloſigkeit, der Auflöſung und Unzufriedenheit bewahrt werden
foll. Statt aller Neuerungen foll! der Fugend Je] us gebracht werden.
Die Konkurrenz der anderen Jugendvereine kännte die cevangeli-
ſchen Jünglings8bündniſſe „verführen“, ſich auch etwas zu moderniſieren.
Davor wurde auf der Jubelfeier nachdrücklich) gewarnt. Die „altbewähr-
ten, geſegneten Bahnen der Väter“ dürften nicht verlaſſen werden.
Damit verrammeln ſicß die evangeliſchen Zünglingsvereine auch
für die Zufunft den Weg zum Erfolg. Die katholiſche Konkurrenz ver=
ſteht den Jugendfang. viel beſſer, indom ſie durc<h allerlei moderne Lo>-
mittel die Jugend heranzuholen ſucht,
*
Halb ſo wild, Herr Leutnant!
Der Jugendfompagnie in Behrenborſtel j<heimi es ſchlecht
zu geben. Die jungen Burſc<en haben beine Luit zum Kompaanie-
exerzieren. Darum will ſie dex Jugendkompagnieführer Roggenthien,
ein Leutnant der Reſerve, mit ſchre&haften Drohungen heranholen.
So ſ<hrieb er, wie der Hannoverſche „Volkswille“ berichtet, einem
Jugendlichen:
„Rach der Verfügung dcs Krieg3miniſteriums werden Sie auf-
gefordert, in die hieſige Jugendkompagnie 246 einzutreten. Leiſten
Sie der Aufforderung nicht bis zum 31. Auguſt Folge, ſo werden Sie
ohne Rückſicht auf Reklamierung zum Hilfsdienſt
na<h außerhalb eingezogen.“ |
Ein anderer Jugendlicher, der der Jugendkompagnie ſchnöde fexn-
geblieben war, erhielt von dem Herrn Reſerveleutnant dieſen Drohbrief:
„Vielleiht wiſſen Sie noh nicht, daß wir Führer die Jung-
mannen, die zu den Uebungen ſehr unregelmäßig oder überhaupt
nicht fommen, der Behörde melden ſollen, die die ſofortige
Ginziehungzum Militäroderzum Hilfsdienſt nach
außerhalb, möglichſt nach der Grenze, veranlaßt.“