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Quadratkilometer Fläche; da38 iſt ſehr wenig im Vergleich etwa zu
Deutſchland, wo durchſchnittlich auf derſelben Fläche 120 Menſchen
wohnen. Aber der'Grund für dieſe außerordentlich geringe Volls-
dichte Turkeſtan8 wird uns jofort klar, wenn wir bedenken, daß in
manchen Bezirken bloß 0,5 Proz., im günſtigſten Fall höchſtens (in
der Provinz Ferghana) 9 Proz. de8 BodenZ3 Külturland ſind; alles
übrige iſt Steppenweide oder gar Wüſte. Im Bezirk des Amu-
Darja nimmt die Wüſte ſogar 84 Proz. der Geſamtfläche ein. Der
größte Teil Turfeſtans
»
gewurzelte, altorientaliſche Kultur lebte und daß die Bevölkerunz
faſt durchgänoig aus Mohammedanern, noFg dazu aus bejonders
fanatiſchen Mohammuedanern, beſteht. Auch heute befinden ſich di!
Einheimiſchen durc<au3 in der erdrüenden Mehrzahl; nur eine ganz
kleine Minderheit beſteht aus Ruſſen. Um ſo eigenartiger mutct
e8 un38 an, daß die Ruſſen in auffallend kurzer Zeit Ruhe und
Sicherheit im Lande herſtellten und geradezu überraſchende wirt-
ſchaftliche Erfolge erzielten. Unleugbar haben ſie hier organiſatorijch
ein hervorragendes
iſt alſo für die Be-
ſiedlung wertlos. Und
doc iſt das Land nicht
allein heute, ſondern
auch in Z.'kunft für
Rußland von dergröß-
ton Bedeutung. Dabei
erfolgte ſeine Anglie-
derung, ohne daß man
e3 eigentlich damals
wollte, unter dem
Zwang ſtrategiſcher
Verhältniſſe und ſein
wirtſchaftlicher Wert
als Kolonialgebiettrat
erſt mit der jüngſten
Periode kapitaliſtiſcher
Entwicklung in Exr-
ſcheinung. = Yean
darf die äußere Poli-
Jekaterinburg
Samara
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| foloniſatoriſches Ge-
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nurmöglich auf Grund
der te<hniicen und
kapitaliſtiſchen Ents-
wicklung. Ohne die
Eiſenbahn hätte Tur-
keſtan weder erobert,
nod) politijch gehalten,
nod) wirtſchaftlich er-
ſchloſſen werden kön-
nen. = Die erſte Bahn,
die na<c Turkeſtan
hineingeführt wurde,
trug reiwſtrategiſchen
Charakter. Sie nahm
am Oſtufer des Kaſ-
piſchen Meerce3 ihren
Ausgang, an einent
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rungsluſt und Länder RS [ Ee EEE A FG H-A-NIS 1 ZEN er 0 en] Widerſtand der Turk-
gier bringen. Die ſtän- - . == menen fonnte der
dige Ausdehnung des zzz= Bahnbau damals in
Reiches war in vieler
Beziehung mehr eine
Vorteidigung8maßregel, die „Jagd nach einer Grenze“, wie man es
einmal treffend bezeichnet hat. Rußland, das Land der weiten,
iGrankenlofen Ebenen, - brauchte, um ſich gegenüber den übrigen
- Großmächten zu behaupten, nicht nur genügend Ausgänge nach dem
Meere hin; es mußte auch ſeine Binnengrenzen, vor allem in Aſien,
gegen die Einfälle räuberiſcher Nomaden ſchüßen und mußte hier
fernerhin ſeine Grenzen aud) derartig legen, daß e3 gegen koloniale
Eingriffe anderer Staaten, in Aſien vor allem gegen England und
Japan, geſichert war.
Von dieſem Geſic<t3punkt aus iſt die Eroberung Turkoſtans 31
verſtehen. Es galt, die hier wohnenden kraftvollen Icomadenſtäiimme
zu unterworfen, um Weſtſibirien. zu ſichern; dann aber wollte man
den Engländern, die von Indien und vom Perſiſchen Meerduſen
her na< Norden vordringen konnten, den Weg verlegen. Dicſe
beiden verſchiedenen Zwee, die mit der Angliederung Turkeſtans
verbunden waren, ſpiegeln ſich deutlich in den Etappen wider, “in
denen die Eroberung erfolgte: Das Gebiet zu beiden Seiten des
Syr-Darja wurde in der Zeit von 1864--1868 unterworfen, das am
Anwu-Darja von 1868-1873, und die ſüdlicßken Provinzen folgten in
ven Jahren 1873--1886.
- Die Unterwerfung Turkeſtans ging nur unter erbitterten Kämp-
fon vor ſi<. Man muß immer bedenken, daß hier eine feſt ein-
Turkeſtan mit dem zenkralaſiafiſchen Eiſenbahnneß.
den ſiebziger Jahren
nur etappenweite fort-
ſihreiten. Seute beginnt die Bahn bei KraSnovodsk am Kaſpiſchen
Meer und führt über Aſchabad, Merw, Buchara nac) Santarkand,
das 15 Jahre lang ihr Endpunkt war. Schwierig war der Bahnbau
beſonders infolg2 der notigen Üeberbrükung der breiten, verwil-
derten und in ihrem Waſſerſtand ganz ungleichmäßigen Flüſſe und
infolge der ſtändigen Gefahr der Sandverwehung in den' Wüſten-
Jebieten.
Von Samarkand wurde die Bahn zunächſt, noch) im neunzohntken
Jahrhundert, in doppelter Richtung verlängert, einmal nac Taſch-
font und dann durch die Landſchaft Ferghana bis Andiſchan. Ferghana
iſt eine Hochebene oon etwa 400 Kilometer Durchmeiſer, etwa 100!)
Meter hoch gelegen und von Gebirgen umgeben, die eine Höhe dis
7000 Meter erreichen. Man nennt das Gebiet ſeiner unerſi<opflichen
Fruchtbarkeit und ſeines günſtigen Klima3 wegen den Garten Aſien3;
es ernährt beute etwa 3 Millionen Menſchen. Von Kra3novod8k
am Kaſpiſchen Meer bi8 Andiſchan, der Hauptſtadt von Ferghana,
durc<fährt der Zug über 2000 Kilometer.
Eine andere, beſonders politiſch ſehr wichtige Linie führt von
Morw na< Süden bis zur afghaniſchen Grenzſtadt Kuſchk; es iſt die-
jenig2? Bahn, die ſich dem engliſchen Einflußgebiet in Aſien am
meiſten nähert. In Ferghana erſchließt ferner eine von Kokan
ausgehende Bahn das Petroleumgebiet von Namangan. (Schluß folgt.)
[76:2] Aus der Jugendbewegung [5585
Bezirks3jugendkonferenz in Berlin,
Der Bezirksjugendaus8ſchuß Groß-Berlin veranſtaltzte am. Sonn-
tag, den 13, Oltober, ein? Konferenz der Jugendlichen jeines Bezirks,
die durch einen Vortrag de8 Genoſſen Ko rn Über die bürgerliche Ju-
gendbewegung zingeleitet wurde. Der Referent kennzeichneie dieſe Be=-
wegung als eine von Angehörigen der bürgerlihen Klaſſen in bürger-
lichem Sinne geleitete Bewegung, die ihren Anhang in den Kreiſen
der proletariſchen Jugend ſucht: Eine derartige Beeinfluſſung kann ſich
die Arbeiterklaſſe natürlich nicht g2fallen laſſen. Der Redner beſprach
die organiſatoriſchen Einrichtungen und die Beſtrebungen der verſchie-
venen Gruppen der bürgerlichen Jugendbewegung und legte zum Schluß
dar, wie die proletariſche Jugendbewegung im Zuſammenhang mit der
allgemeinen Arbeiterbewegung entſtanden iſt. Sie, könne desShalb auch
nur im Zuſammenhang mit der allgemeinen Bewegung des Proletariais
gedeihen und ſei m ihrem Geſcn> abhängig davon, wie ſich die allge-
meine politiſche Situation des Proletariats geſtalte,
Genoſſe Weiman.n ſprach über die geg2nwärtige Situation der
Arbeiterjugendbewegung. Er führte unter anderem aus: Unſere Be-
wegung iſt während des Krieges bedeutend zurücgegangen, Zum Teit
l
y
iſt das zurückzuführen auf die mit dex Parteiſpaltung in Verbindung
ſtehenden Zariplitlerungsbeſtrebungen der Jugendbewegung, hauptſäch-
lich aber ef die befannten allgemeinen Folgen des Krieges. Neuer-
dings aber iſt der Rüdgang der Bewegung zum Stillſtand gekommen,
ja in vielen Orten iſt ſchon wieder ein bedeutſamer Fortſchritt eingetve-
ten. = Unſere Bewegung wird auc< beeinflußt durch die verändert2
Stellung, welche der Krieg den Jugendlichen im Wirtſchaftslebea zu-
gewieſen hat. Schwere und verantwortung8volle Arbeiten, die ſonſt
nur von Erwachſenen ausgeführt wurden, werden jekt von Jugendlichen
geleiſtet. Dieſer Zuſtand wird auch noch einige Zeit nach dem Kriege
anhalten. Auf ihn und ſeine Folgen müſſen wir hinweiſen und das
öffentliche Gewiſſen ſtärfen, damit den aus dieſen Verhältniſſen für die
Jugend entſkehenden Gefahren vorgebeugt werde, Die Beſchäftigung
Jugendlicher mit gefährlichen Arbeiten hat ſchwere Opf2r gefordert.
Die Zahl der ſchweren Verlehungen jugendlicher Arbeiter iſt auf 2851
im Jahre 1916 geſtiegen. Da3 zeigt uns, wie notwendig die Forderung
des Schußes der jugendlichen Arbeitsfraft iſt, Was wir nach dieſer
Richtung hin fordern, beſagt zin der heutigen Konferenz vorliegender
Antrag. Er loutet; . .
„Die Konferenz der Jugendausſchüſſe Groß-Berlin erſucht die
. Zentralſtelle, ungeſäumt geeignete Schußmaßnohmen für Jugendliche,
die mit ainſeren erzieheriſchen „Grundſätzen im Ginklang ſt2hen, für die
UVebergang3wirtſchaft vorzuſ&lagen. Hierzu würden vor allem gehören: