- Arbeiter- Jugend
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die NeLenflüſis al38 Vorteilungs8ſtraßen weiter in8 Binnenland.
Die internationale Weodouiung. Teutſchlands als Weltmacht
Liegt in den Nordfecehäfen, ſeine kontinentale Bedeutung als Welt-
macht im Rhein, Hier ſind feine Hauptinduſtriezentren, die den
Ihein als Lieferant für den Weltmarkt <arakteriſieren, und hier
iſt auch das Sauptverteilungs8zentrum, alfo der Mittelpunkt für
den Handel. |
Dementſprechend: iſt das Rheingebiet auch da8 Zicl aller der
Kräfte geweſen, die die ausſchweifendſten Eroberungsplänce auf
ihre Fahne geſchrieben hatten, die einmal über Lothringen hinaus
auf franzöſiſchem Gebiet neue Rohſtoffgebiete erſtrebton und
andererſeits mat ter Eroberung Antwerpens3 oder nuit der Schaffung
einer neuen Nheinmündung auch den gefamten JImport- und
Cxporthandel, der biSher noc dur< fremdes Gebiet gegangen war,
ſich ſichern. wollten. Wir gehen nicht fehl, wenn wir in diejen
Tatſachen und in dieſer Entwicklung tiefere Kriegsurſachen und
Friedenshinderniſſe erblicken.
Die Waffen haben entſchieden, vielmehr nicht die Waffen haben
entichieden, ſondern das Syſtem, das ſeither bei uns geherrſcht hat,
iſt zufammengebrochen. Unſere Feinde haben auf Grund der
Waffenſtillſtand8bedingungen das ganze Tinfe Rheinufer beſetzt
und es damit vorläufig, wenn auch vielleicht nur für kurze Zeit,
dem deutſchen Einfluß entzogen. Der weſteuropäiſche Kapital13-
mu3 in Verbindung mit dem tran3ozeaniſchen hat ſich als ſtärker
erwieſen. Seine Vormachtſtellung iſt nunmehr unbeſtritten.
Dabei iſt der Rhein wieder das geworden, was er vor hundert
Jahren war, nämlich die Eingang38pforte für die Weſtmöc<te, für
weſtliche Kultur. Dieſe Eingangspforte ſteht heute um jo mehr
offen, und der Einfluß de8 Weſten3 kann ſich um ſo ſchneller und
ungehinderter ausbraiten, al38 Verkehr und Technik heute mehr al3
vor cinem Jahrhundert folc<e Beziehungen begünſtigen. Der Rhein
wird bis auf abſchbare Zeit hinaus wieder Grenze ſein, ſein Ein-
zug8gebiet Grenzgebiet. .
Der Zuſammenbruch des alten, Syſtem38 hat bei uns zur Auf-
richtung der ſozialiſtiſchen. Republik geführt. Die ſozialiſtiſche
Nepublif ſtößt im Weſton mit der äußerſten Ausbildung des Kapi-
taliSmus zufammen. Daraus ergeben ſich zwei Möglichkeiten: Entk-
weder Ffäalllk da3» Rhbeingebiet ganz oder in ſeinen weſentlichen
Teilen an die Einflußzone der ſozialiſtiſchen Republik, oder das
Rheingebiet wird das Ausfalltor für den kapitaliſtiſchem Imperial13-
mus de8 Weſtens. Mit anderen Worten: Entweder wir behalten
ein einiges Deutſches Reich als ſozialiſtiſche Republik, die auc das
Rbeingebtiet einſchließt, oder das Rheingebiet wird jn irgendeiner
Form von dem übrigen Deutſchland abgetrennt, wird dem Namen
nach ſelbſtändig, während es in Wirklichkeit än die Anhängigkeit
Frankreichs und Englands kommt. Wenn wir die Sachlage vor-
urteil3lo38 betrachten, müſſen wir zu dem Ergebnis kommen, daß
Der SozialiSmu3s in dem Chaos der Gegenwart, zumal nach dem
onore Daumier.
verlorenen Krieg, wirtſchaft-
lich im Nachteil iſt. Die
Hände ſind ihm gebunden.
Er iſt, ſo eigenartig da3 klin--
gen nag, auf die Gnade und
das Wohlwollen kapitaliſti-
ſcher Staaten angewieſen. Zus
dem müſſen wir daran den-
ken, daß wir in den Induſtrie-
gewaltigen des Rheinlands,
in dem unaufgeklärten Batt
erntum Rheinland3, Weſt-
faſens und Bayerns Vertre-
ter der ſchärfſten Reaktion zu
erblicken haben. Dieſe ſchmie-
den heute bereit8, aus Furcht
vor dem Sozialiämus, Pläne,
um das geſamte Rhoingebiet
(zuzüglich Bayern und Deutſch-
öſterreich; von dem ſozialiſtiſch
„verſeuchten“ übrigen Deutich-
land abzutrennen und cs zu
einem ſelbſtändigen Staat auf
kapitaliſtiſcher Grundlage um-
zuſhaffen. Wir ſehen, der
(Gedanke des NRheinbunds iſt
in unſern Tagen unter dem
Einfluß der politiſchen Ents=
wicklung in Berbindung mit
dem der geographiſchen Lage
wieder aufgelebt. =- Falls ſich
die Dinge in dieſer Ytichtung
entwickeln (und es iſt nötig,
aud) dieſe Vbglichkfeit einmal
ins Auge zu faſſen), dann wird
Nordoſtdeutſhland von Weſt- und Südeuropa völlig abgetrennt
und zur Bedeutungsloſigfeit verurteilt fein. E35 wird dann da2-
jenige Echifal haben, das gegenwärtig bereits Rußland droht,
nänrtich Ausbeutungsobjekt, ſozuſagen europäiſches Kolontalqgebiet,
der weſtfapitaliſtiſchen Staaten zu werden,
EF
Revolution und jugendbewegung.
4): eine oder andere Jugendgenoſſe mag in dor erſten Freude
über den Sieg der Nevolution den Eindruck achabt haben, daß
die Zeiten des heißen Kampfes und der eifrigen Werbearbeit
nun vorüber ſvien, nachdent die herrichenden Gewalten geſtürzt jind
und dem Bolte die Beſtimmung über jein Geichie>k in die eigene
Hand gegeben iſt. Cs iſt richtig, daß die gekrönten Reprätentanten
Des volfsbodrüekenden Junker- und Militärſtaats davongejagt wor-
den ſind und daß der alte Beohördenapparat nicht mehr allzuviel Un-
heil anrichten kann. ES iſt auch nicht zu beſtreiten, daß unſer Volk
nit dem aleichen Wahlrecht für alle mehr als Zwanzigjährtigen
beiderlei Geſchlecht8 nach dem VWerhäitnisſyſtem über das beſte und
froieſte Wahlrecht in der Welt und damit über das Recht völliger
Selbſtbeſtimmung verfügt.
Nicht einen Angenblic>k wollen wir die Größe und Horrtichko!
de8 Errungenen bemäkeln. Was das deutſche Volf im den Tagen
dieſer Umgeſtaltung erobert hat, iſt io gewaltig in feiner Bedeutung
für unſere Zufunft, daß wir es erſt ganz werden ermeſſen können,
wenn wir den gehörigen Abſtand dazu gewonnen haben werden. Nol)
können wir uns das Errungene nicht ſichtbar und areifbar vorſtellen.
Verſuchen wir aber, uns die Errungenſchaften der Nevolntion bildlich
vor die Scele zu ſtellen, ſo müſſen wir alsbald -erkennen, daß noch
lange nicht das ſchöne, geſunde und wohnliche Gebäude des ſozialiſti-
ſc<en Volksſtaates fertig vor uns ſteht, ſondern daß wir zunächſt nur
die Herren de3 Bauplaßes und de8 Baumaterials geworden ſind. Das
beißt: Jetzt erſt beginnt die eigentliche Arbeit. Was wir ertroßt
haben, das iſt erſt die Möglichkeit, uns das Reich der Freiheit,
er Schönheit und de8 ungehemmten Kulturſtrebens jelbſt zu ge-
talten. '
Schon zu normalen Zeiten, als wir nicht ein durc< vierjähriges
ſinnloſes Morden und Zertrümmern verarmtes Volk waren, würde
die noc<4 vor uns liegende Aufgabe als ein wahres Rieſenwerk zu
bezeichnen geweſen ſein. Nun aber müſſen wir dieſe ungeheure Ar-
beit leiſten ohne die Mithilfe all der erſc<lagenen Klugen und Star-
ken, müſſen ſie leiſten als ein durc< jahrelanges Darben und Leiden
geſchwächtes Volk, das überdies an dem ungeſtörten Gebraud) ſeinen
Gliedmaßen gehindert wird durc< die Bleilaſt der Milliardenſchulden
und anderen Verpflichtungen des Weltkriegs. Anſtatt uns auf die
Einrichtung des ſozialiſtiſchen Volksſtaates ſyſtematiſch vorbereiten