Full text: Arbeiter-Jugend - 10.1918 (10)

Höhen und Tiefen auf der Erdoberfläche. 
durchſchnittliche Zughöhe etwa zweit Kilometer beträgt. 
verlieren ſich höher hinauf, und ſelbſt die höchſtliegenden, die feder- 
artigen Cirrus, erreichen bloß das Zehnfache dieſes Betrages -- an 
unſerer Modellerde zwei Zentimeter! 
Gleichzeitig ſind mit dieſer Ueberlegung die anderen Vor- 
ſtellungen berichtigt, von denen wir ausgingen. 
uf die Frage: Konnte man nicht im 
oder Mars fahren? empfängt man ſelbſt von unterrichteten 
Leuten meiſt nur ausweichende Antworten. 
große Entfernung, Benzinmangel und ſo weiter zu bedenken, aber 
gerade hiermit beweiſen ſie, daß ſie ſich von den wirklichen Ver- 
hältniſſen nur ganz unbeſtimmte und falſche Vorſtellungen machen. 
Gelegentlich ſieht man auf Plakaten 
den Erball. abgebildet, inmitten wulſti- 
ger Wolkenmaſſen ſchwobend. Als fünjt- 
leriſcher Einfall wirkt das recht hübid) 
-- nichts jedoch entſpricht weniger den 
Tatſachen! Bei ein biß<hcn Ueberlegung 
Wird jeder ſich ſchon jagen, daß es der- 
naßen rieſige Wolkenungetüme fannm 
geben dürfte, die mit einem. Mal die 
halbe oder die ganze Erde umſpannen, 
Wolkenbänke, die ein Gebiet wie Deutich- 
land auf einen Schlag mit Regenwetter 
überziehen, gehören zu den Selten- 
heiten; das Deutſche Reich aber bede>kt - 
nicht mehr al3 den -- taufendſten Teil 
der Erdoberfläche! Die zerfeßzten Hait- 
fenwolken, wie ſie Gewitter gewöhnlich 
begleiten, ſind örtlich viel begrenzter, 9ft 
ziehen ſie nur einen ſ<malen „Strich“ 
vei ihrem Flug über die Landſchaft. 
Und wie verhält eZ ſich mit ihrem Ab- 
ſtand vom Erdboden? Der größeren An- 
j<aulichkeit wegen wollen wir uns den 
Erdball - im Modell nachgebildet denken, 
gerade eine Millionnial verkleinert. Dann 
werden Kilometer zu Millimetern, und wir 
. haben vor uns einen faſt dreizehn Meter 
dien „Globus“, aljo ein noch immer recht 
ſtattliche3 Gebilde, jo di>, wie ein drei- 
ſtökige3s Haus hoh iſt. Die höchſten Berge 
mit ihren knapp neun Kilometern wären 
auf dieſer Kugel =- neun Millimeter hoch, 
nicht ganz ein Zentimeter! Und nicht ein» 
mal Hervorragende „Warzen“ wären es, 
jondern unmerkliH in die Umgebung über- 
gehende Wülſte, denn wie wir uns auf 
jeder Landkarte überzeugen können, iſt die 
Breite ſämtlicher Gebirg8maſſive unver- 
hältniSmäßig viel größer, als ihre höchſten 
Gipfel hoh ſind. Der Alpengürtel erreicht 
im Montblanc faſt fünf Kilometer, iſt an 
derjelben Stelle aber Jundertundfünzig 
breit! Selbſt für jolde alleinſtehende 
Zegelberge wie den Aetna gilt das; eine 
Querſchnittfigur macht es jofort klar: auf: 
unſerem Riefenglobus wäre er mir für das 
dicht dabei befindliche Auge und für die 
taſtende Hand wahrnehmbar. 
Die üblichen Reliefdarſtellungen dir 
fen uns hieran nicht irre machen, denn da 
find die Höhen, um ſie deutlicher zu mar- 
fieren, zehn- oder gar hundertmal üÜber- 
trieben aufgetragen. Bei wahrheitsge- 
trerem Maßſtab müßten auch die mächtig- 
ſten irdiſchen Erhebungen in Aſien und 
Amerifa aus einiger Entfernung ver- 
ihwinden: die Erde erſcheint als völlig 
rundpolierte Kugel, deren Fläche ſich hier 
und da wie eine vertro>nete Lackſchicht ein 
wenig verzogen und verierumpelt hat, 
und auif der mehr oder minder ver- 
waſchene Flecken die Meere, Gebirge und 
größeren Wolkenzügen bezeichnen. Nun 
iſt es aber nicht ſchwer, auch über die 
Hö he der lekteren ſich ein richtiges Urteil 
zu bilden. Jedem Bergſteiger iſt bekannt, 
daß er nicht bis auf den Gipfel des Mont? 
. blanc oder des Gaurjankfar zu klimmen 
- braucht, um in die Wolkenregionen zu ge- -. 
langen. Erlebt man e8 doch im mittel- 
deutſchen Hügelland gelegentlich, daß man 
die nächſte Kirc<turmſpitze in Nebelwolken 
verſchwinden ſieht. So niedrig alfo können 
Wolken ſich herablaſſen! In der 
Tat be- - 
„lehren uns die Meteorologen, daß ihre“ 
Luftſchiff: zum Mond 
Sie geben die 
- Arbeiter-Zugend 
 
Falſche Vorſtellung von Wolken und Erde. 
 
 
 
 
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- Berſchiedene Höhenflufen, 
N ur wenige 
Der Bergſteiger 
weiß, daß in Hohe von viertaujend 
Metern die Luft ſchon merklich dünner 
wird, es beginnen Atembeſchwerden. Da 
nun die Dichte der Luft, ihrer elaſtiſchen 
Natur entſprechend, nach oben raſch ab- 
nehmen muß, jo fann man ſich ſelbſt 
ſagen, daß es in zehn Kilometer Höhe 
kaum noch auszuhalten jein Wird, 
Ballonfahrer beſtätigen das denn auc. 
Die höchſte Fahrt im Freiballon, unter 
Mitnahme von Sauerſtoffapparaten, 
führte in zehn Kilometer Höhe. Un- 
bemannte Ballons, die man, mit aller- 
hand felbitreqiſtrierenden Fnſtrumenten 
verjehen, zur Erforſchung der höheren 
Luftſchichten aufſteigen ließ, erreichten 
zwanzig, einer wohl jogar jechsSund- 
zwanzig Kilometer. Viel höher hinauf 
wird man vorläufig überhaupt nicht ge- 
langen, deni auch die Luftballons und 
Luftſchiffe bedürfen zum Steigen. eben -- 
der Luft, Was ſie emporhebt, ihr Auftrieb, 
iſt ja gerade der Gewichtz3unterſchied 
zwiſchen ihrer Füllung und der von ihnen 
verdrängten Luft, In jenen hohen Lagen 
aber iſt die Luft ſchon dermaßen verdünnt, 
daß ſie dünner wird als das leichteſte Gas, 
da3 wir für die Fiillung zur Verfügung 
baben, nämlich als der Waſſerſtoff; 
bleibt alfo keine Steigkraft übrig. Dis 
man auch mit Flugmaſchinen nicht höher 
wird kommen können -- bis jetzt bleibt 
deren Höchſtleiſtung weit unter der der 
Ballons -- liegt auf der Hand, denn Aero- 
plane ſind Drachen, die von ihrem Pro- 
peller, itatt von der Schnur eines haltenden 
Knaben vorwärt3geriſſen werden. Die 
Drachenfläche gleitet bloß deswegen jchräg 
aufwärts, woil ſie an der Luft einen Wider- 
itand findet; wo dieſer gänzlich fehlt, kanin 
ſie fich nicht: halten. Ein Silfsmittel wäre, 
die Motorgeſchwindiakeit unverhältn13- 
mäßig zu ſteigern, un! dur raſendes Vor- 
wärtsſtürmen den mangelnden Luftwider- 
ſtand zu erhöhen, aber dieſes Mittel ſcheitert 
einſtweilen an den Grenzen der Technik, 
Uebrigens kreiſt der „mächtigſte Vogel, der 
Kondor, nicht höher als ien Kilometer, 
teils weil ihm zum Zlügel Ichlagen, teils 
weil ihm zum Atmen die Luft ausgeht. 
Wa3 wollen aber die paar Kilometer, 
von denen biSher die Rede war, beſagen 
im Vergleich zu den beinahe dreizehn- 
tauſend der Die des Erdballs! Werfen 
wir noch einen Blik auf unſer 1 Modell, dieſe 
dreizehn Meter die Kugel, "darauf die 
gewaltigſten Gebirge nur als ſ<wache Un- 
ebenheiten fenntlich ſind, vom Weltumter 
an den tiefſten Stellen knapp zentimeter- 
ſtark beneßt: die Lufthülle wäre nicht viel 
ſtärker! Nehmen wir ſie ſogar 100 Kilo- 
meter hoh, wobei die Verdünnung einem 
Grad erreicht, wie wir ihn im Laborato= 
„rium nur mit den wirkſamijten Quedſilber- 
"Tuftpumpen 
erreichen -- es wären ant 
Modell zehn. Zentimeter! Daß wir alfo 
nicht mit. Silfe eines Flugapparats einen 
- Nachbarplaneten erreichen können, bedarf 
- - da keiner weiteren Erläuterung. Vergegen- 
“wärtigen wir.uns bloß,. daß es bis zu dem 
. 4ins nächſten Weltkörper, demn: Mond, noch 
über ſechzig -Erdradien - wären, am. M odell 
- "vierhundert Meter, 
menſc<lichen Anſtrengungen: aber -erſtreden“ 
Unjere weittragendſten 
fich = -- Fnapp zwei Zentimeter hod) in den 
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