Full text: Arbeiter-Jugend - 10.1918 (10)

Arbeiter- Jugend 
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den Weltraum [4 Punkten Meter 
hinein! .- EE Tiefe erreicht. 
Die Tiefen. | ..2000wv „A Wollen wir ein 
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In einem be- « VLN ANT TPP2705 EA IPR ( % modell gerltel 
kannten Wihß- Qfu ' EE Sardinien. TEEL Ar.vlane. Wirklichkeit um 
.. 2000 rw. +... ; 
blatt jah man W00rr 3000. Millionmalver- 
unlängſt einen 
hübſchen Einfall 
bildlich darge- ' um 
geſtellt. Um der U-Bootgefahr zu entrinnen, haben die Engländer 
ganz einfach ein paar Schleppdampfer vor ihre Inſel gejpannt und 
bugſieren ſie ſo in ungefährlichere Gegenden des Weltmeer3! 
Ganz ähnlich mag man es ſich auc) meiſtens wirklich. vor- 
ſtellen: daß eine Injel im Meer liegt, etwa wie ein feſtgefahrene3 
Schiff, eine Fel3platte oder ein Kicſfelſtein im Waſſer. “Da3 ſind 
Dinge, über die man ſich ſelten den Kopf zerbricht. Das Waſſer 
hat befanntlich keine Balken, e3 iſt obendrein undurchſichtig; wer 
mag wiſſen, wie e3 unter der Oberfläche ausſfieht! Da iſi c8 eben 
„ef“, baſta! Und doch genügt ein 
Querdurcſchnift durc<h das Mitkelländiſche Meer. (Die Höhen und Tiefen ſind in der oberen Darſtellung A doppelt, 
in der unteren B zehnfach übertrieben. 
fleinert wider- 
“aibt, alfo Kilo- 
meter in Milki- 
„meter verwandelt, jo müſſen wir die Injel 20 Zentinreter - breit 
- machen, 100 lang, die Gebirge anderthalb Millimeter hoch, das um- 
ſpülende Meer“aber gar nur -- ein Fünftel Millimeter tief! Dies 
iſt das ziemlich verblüffende Ergebnis unſerer Prüfung. Um das 
Modell auszuführen, könnte man etwa ein zerfetßtes Zeitungsblatt, 
das an einigen Stellen ein bißchen verſchrumpelt iſt, auf den Tiſch 
legen, nachden: man diejen mit eimem feuchten Scheuerlappen 
-- nicht zu ſtark = überfahren hat. Nicht anders ragt, im wahren 
Größenverhältnis, die engliſche Injel aus der ſalzigen Flut. 
= Aehnlich verhält es ſich übrigens 
 
wenig Ueberlegung, um zu richtigeren 
Begriffen zu gelangen und einzuſehen, 
daß jene Vorſtellung ganz und gar nicht 
der Wirklichkeit entſpricht. Denn jenes 
„Schiff“ England wäre, nach der Karte 
gemeſſen, von Norden nach Süden eine 
Million Meter lang, ſein Bordrand aber 
durc<jchnittlich nur einige Moter hoch! . 
Selbſt die höchſten Aufbauten, nämlich. 
die Webirge, erreichen keine 1400 Meter! 
Dem. entſpricht ja auch der Eindruck, 
den man von einer Küſte hakt; wenn man 
ſich ihr vom Meer her nähert: ſie iſt ein 
feiner dunkler Strich, der ſich kaum aus 
dem Waſſer hebt, 
Aber unter deim Waſſer? Nun, da 
liegen die Verhältniſſe ganz ähnlich. 
Wir laſſen uns bloß von der. Undurch- 
ſichtigkeit des trügeriſchen Elements 
täuſchen und bevölkern vermittels unſe- 
rer Phantaſie die finſtere, grundloſe 
Tiefe mit Drachen nud "Molchen. Zwar 
gibt es winzige Inſeln, die nntten aus 
dem Ozean ragen wie Maulwurfshaufen 
aus einer Regenpfüße, aber wir brau- 
<en bloß cinen nüchternen Bli> auf 
eine Seefarte zu Werfen, um zu be- 
merfen, daß . das bei großen JInjeln 
oder gar bei den Feſtländern, die im 
ganzen genommen ja auch nichts als 
rieſige „Inſeln“ ſind, durchaus nicht zU- 
trifft. Auf der Karte ſehen wir nam- 
lich die ſogenannten Tiefenlinien einge- 
zeichnet, und da wird man ſtaunen, daß 
die Nordſee in breitem Gürtel un Eng- 
land herum nur eine Tiefe von 20 
Metern aufweiſt. Weiter hinaus finden | 
wir die Zahlen 30, 60, 80 eingezeichnet, und mitten im der See 
wölbt fich der Meere3boden an der ſogenannten Doggerbank wieder 
bis auf 20 Weter zur Oberfläche empor. Die „Zweihundertmeter- 
linie“ greift in weitem Bogen auch um die Nord- und Dſtküſte 
herum: ganz Großbritannien ſamt Irland liegt auf einer unter- 
jeeiſ<en Platte, einem Sockel, der al8 Anhängſel zum europäiſchen 
Jeſtlandgehört und erſt weit draußen zu Dzcanstiefen von tauſend 
und mehr Metern abfällt. . | | 
Die engliſche Inſel iſt an ihrer ſchmalſten Stelle noch immer 
io viele Kilometer breit, wie die umrandende See an vereinzelten 
 
 
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mit allen, auch den aroßten MeerceZ- 
been; ihre Tiefe verſchwindet im Ver- 
gleich zu ihrer Flächenausdehnung. Die 
vorgetäuſchte „Grundboſigkeit“ rührt 
überall nur von der Undurchſichtigkeit 
de3 Waſſers her, wobei natürlich die 
Gefährlichfeit, Lebensfeimdlichkeit und 
- Unzuwverlätſigfeit des „batfenlojen Ele- 
ments“ mitſpielt. Daß man bei fkünſt- 
lichen Kanälen, wo die Erdarbeiten viel 
Geld koſten, nicht tiefer graben wird, 
als es für das Durchſchlüpfen der Kähne 
dur<aus erforderlich iſt, verſteht ſich 
von Jelbſt. - Mancher wird trotz dieſer 
Ueberlegung ungläubig itaunen, wenn 
er ſieht, wie der Großſc<hiffahrt8wveg 
Berlin--Stettin hinter EberSswalde die 
Eiſenbahn überbrückt. Wenn man ihn 
nicht darauf aufmerkſam machte, würde 
er ſchwerlich vermuten, daß hinter dic- 
jem unſcheinbaren Brücengeländer, das 
ausſieht, wie viele andere, eine Waſſer- 
itraße flutet. 
„Natürlich erfordern die gigantiſch- 
ſten Erzeugniſſe unferer Schiffstechnik 
auß dementſprechende Betten; in den 
Jlüſſen können ſe ſich überhaupt nicht 
bcwegen, und der für Kriegsichtffe be- 
rechnete Nord-Oſtſee-Kanal mußte ihret- 
 
 
 
Ein moderner Dampfer, in mittlerer Tieſe (70 Meter) der 
Nordſee kopfüber verſenkt, würde kurmhoc< hervorragen. 
wegen neuerdinas auf neun Meter veor- 
tieft werden. Daß für derartige Koloſſe 
auc die Küſtengewäſſer wegen ihrer 
Untiefen und Sandbänke ichwer zu be- 
jahren ſind, fann man! auf - jeder 
Spezialkarte beſtätiat ſehen, wo all die 
zahlloſen Siqnale, Leuchttürme, Feuer 
und Bojen angegeben find, die die jpar- 
liche Fahrrinne markieren. Weiter hinaus beſſern. ſich dann die 
Verhältniſſe, doch bleibt immerhin die Tatjache erwähnenswert, 
daß e8 in der ganzen Nordſce (von einer ſchmalen Rimne bei 
Skandinavien abgeſehen) keinen Punkt gibt, wo man einen 
modernen Rieſendampfer „kopfüber“ j9 eintauchen könnte, daß er 
nicht no< turmho< über den Waſſeripiegel hervorragen würde. 
Dem Ozean gegenüber mit ſeinen drei« bis viertauſend 
Metern Durchſchnittstiefe verſagen freilih ſolche menſchlichen 
Maßſtäbe -- aber ſelbſt wenn wir hiervon abſehen, ivas bedeuten 
in Wahrheit die Tiefen des Weltmeer3 im Vergleich zu den KanD- 
maſſen? Ein Nichts, möchte man ſagen, wobei freilich nicht an die 
ſogenannten „Erdteile“ gedacht iſt, mit denen es die Waſſerwiüſte 
jehr wohl aufnehmen kann, ſondern an den ganzen Erdball, von 
 
 
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- Falſche Borſfellung.vom Herausxagen einer Inſel ' 
aa --. . Us. dem Meere, u 
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Kr 
' Richtige PVorſtellun 
g vom Berhältnis der Breite zur Höhe: beim ÜUtna, einem 
- ...qausgeſpröchenen Kegelberg (3300 Meter), . ---
	        
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