Full text: Arbeiter-Jugend - 11.1919 (11)

120. 
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werkſchaft8hauſes ſtakt;... Jugendgenoſſe Schröter. trug Wirkung8volle 
Gin Sänger ſowie die Geſangsgruppe der Arbeiter- . 
Rezitationen vor. r Dd ; 2.8 
jugend erfreuten die Zuhörerſchaft durch wohlgelungene Darbietungen. 
Stürmiſchen Beifall “fand "auch Herr Keller, -der ſeine ſchwäbiſchen 
Gedichte zum Vortrag brachte. SISI u 
. Am zweiten Verhandlungstag ſtand im Mittelpunkt der. Beratungen 
ein äausgezeichneter „Vortrag des Profeſſors. Sakmaun Über „Den- 
ken und Fühlen der Jugen d“. Profeſſor Sakmann ſtellte drei 
Fragen auf: 1. Was beſikt Sie Jugend? 2. 'Was fehlt der Jugend? 
3, Wa3 kann ſie aus ſich machen? .Da3 Leben, jagte der Redner, liegt 
vor der Jugend wie ein nech nicht 'aufgeſchnittenes Buch, es- aſt ihr in 
allen ſeinen Teilen nech recht fremd. Das Gefühlsmäßige iſt bei der 
Jugend vorhctrſchend, und. ſie neigt: daher gern dazu, alles roſig ZU 
ſchen. Sie iſt Optimiſtin, während das. Alter. zum Peſſimismus neigt. 
Die Enttäuſchung fehlt den Jungen; ihnen fehlt aber auch die Erfah» 
rung; in welchem Punkt vas Alter ihr voraus iſt. Junge und weiſe 
Menſchen gibt es daher nicht, denn Weitheit läßt ſich nur durc< Erfah- 
rung erringen. Der Jugend fehlt aber auch ver feſte Wille. Sie 
möchte bald dic8, bald jenes. Die Feſtigkeit des Willens iſt abcr das 
Zeichen de3 Charakters, und auch ſie wird erworven durch Crfahrung. 
Die Erfahrung bleibt keinem erſpart. Ihr folgt die bitiexe Enttäuſchung, 
und. Jdeale, die die Jugend hegte, werd.n zu JUluſtonen, OptimiSmus 
wird zum Peſſimi8mus, Aber jung zu bleiben in allen Grfahrungen 
des Alters, iſt die Erziehungsaufgabe der neuen Jugend. Durch die 
Schule de3 Lebens zu gehen, und die Hoffnung auf eine beſſere Zufunft 
nicht zu verlieren, auch wenn die Lebensſtürme brauſen, iſt ec 
Arbeiterjugend. In ihr joll Feſtigung zum Charalter durch Erfah- 
rungen erzielt werden, kam.t ihre Angehörigen der Menſchheit, dem 
Sozialigzmus als Bürger und Bürgerinnen in Staat und Gemeinde 
vienen können. =- Reicher Beifall lohnte den Redner, - - 
Ein Antrag, Jugendleitcrfu rſe abzuhalten, wurde ange- 
nommen, ebenſo die Einführung eines Vereinzabzeitjens für den Ge- 
jamtverband der arbeitenden Jugend Deutſchlands, ep 
Von der Lüdenſcheider Jugendbewegung. Dim 
Aus Lüdenfc<heid wird uns geſchrieben: 190 die Lüdenſcheider 
Arbeiterjugend hat ſich nach. der Ytevolution kräftig entwiekelt. Dies zeigt: 
nicht nux unſere Abonnentenzahl, ſondern auch der Beſuch unſerer Veran- 
ſtaltungen. Gegen Kriegxende hatten wir nur noh 80-90 Abonnenten, 
Ickt aber werden wir bald von 300 berichten fönnen, denn den Stand von 
950 haben wir bereits überſchritten, Brachte doch unſere Frühlingsfeier, 
die von 600 bi8 700 Perſonen, faſt nur Jugendlichen, beſucht war, allein 
72 neue Mitglieder. An unſerer Oſterwanderung nahmen 63 
genoſſen und -genoſſinnen teil, an unſeren Rfingſtivanderungen 90, Da- 
bei müſſen wir verüdſichtigen, daß noch eine ganze Zahl unſerer Freunde 
und Freundinnen infolge der Ceben3mittelnot nicht mitwandern fonnten, 
Tropdem batten es fich aber 50--60 nicht nehmen laſſen, uns auf dem 
Heimwege abzuholen. Die Beſucherzahl unſerer Veranſtaltungen hat ſich 
gegen früher verdreifacht: Sonſt nahmen im Durchſchnitt 30 Perſonen 
daran teil, heute 90. Alles in allem 1önnen wir alſo gewiß mit unſeren 
Erfolgen zufricden ſein, Wenn die Arbeiterjugend von Lüdenſcheid ſo 
weiterarbeitet, fann ſie ſicher ſein, daß fie im nixderrheiniſchen Bezirk 
bald den erfien Plaß einnehmen wird, Dies iſt aber nur möglich, wein 
ſie geſchloſſen zuſammenſteot und wie biSher alle Abſplitterungsverſuche 
energiſch von ſich weiſt. Vereinzelt ſind wir nicht2, vereint eine Macht, 
Dieſe Tatfache mögen ſich alle Nörgler und Kritifer der Arbeiterjugend 
zu Herzen nehmen, % A. W. 
Kundgebung der Magdeburger Arbeiterjugend, 
Aus Magdeburg wird berichtet: | ' 
Eine eindru>svolle Kundgebung der arbeitenden Jugend fand am 
Sonntag, den 29. Juni, im „Hofjäger“ ſtatt, Weit über 1000 Jugend- 
liche hatten ſich eingefunden, um für die Forderungen der arbeitenden 
Jugend -zu demonſtrieren, Jugendgenoſſe Ollenhauer berichtete 
über die Tätigkeit der Jugendſchukßkommiſſion, Ihrem unabläſſigen 
Bemühen iſt es gelungen, einige Gewerkſchaften zu veranlaſſen, ſich 
unſerer Forderungen anzunehmen, Der Metallarbeiterverband, die Eiſen- 
bahner und andere Gewerkſ<aftem gehen jekt an die Organiſierung der 
- Lehrlinge, Ueber die im Zukunft zu beſchreitenden Wege hatte vor 
einigen Tagen eine Sißung der Vertrauensleute beraten. Es wurde 
beſchloſſen, 
gründen und die Forderungen der Arbeiterjugend zu vertreten. Der 
Redner wies darauf hin, daß ſich die arbeitende Jugend des Ernſtes 
der Stunde wohl bewußt iſt. Sie will einen auzreichenden Jugendſ<huß 
und annehmbare Arbeit3verhältniſſe, um die Möglichkeit zu einer freien“ 
geiſtigen und körperlichen Entwieklung zu ſchaffen. Die Arbeiterjugend 
will ſich. heranbilden zu tüchtigen Mitarbeitern in der Arbeiterbewegung, 
erwartet aber auch von dert; Arbeiterorganiſationen die rücdhaltloſe Ver- 
tretung ihrer Intereſſen, An der zeitweiſe äußerſt erregten Ausſprache 
beteiligte ſich Genoſje Werni>e vom Eiſenbahnerverband, Reinhardt 
vom Metallarbeiterverband und Borrmann vom 
lichen Forderungen und in den ſogialiſtiſ<en Jugendvereinen zur Ver» 
tretung der geiſtigen Intereſſen zu organiſieren ' 
"Wenig Anklang fanden die Ausführungen 'einiger Vertreter der 
linksradikalen :Jugendorganiſation, “Sie redeten Über Weltreyolution, 
Räterepublik: und Diktatur des Proletariat3, ohne aber praktiſche. Vor- 
ſc<läge zur Weiterführung der Jugendbewegung zu machen. "In ſeinem 
- Schlußwort ſtellte Genoſſe Ollenhauer feſt, daß die Arbeiterjugend nicht a- u. 
verantwortiich für die Redaktion: Karl. Korn, = Verlag: Heinr. Schulz (Zentralſtelle. für die arbeitende Jugend Deutſ<lands), ==> Dru: Borwärts Buchdrüſerei . 
Ziel dec 
Jugend- 
ſämtliche Gewerkſchaften aufzufordern, Jugendgruppen zu 
' e Holgarbeiterverband, 
Sie alle ſagten tatfräftigſte Unterſtüzung zu und forderten die. Jugenid- 
lichen auf, ſich in den Gewerkſchaften zur Vertretung ihrer wirtſchaft- 
umg EE ez ET = 
.. anfpruchslos- genug iſt, ſich: mit radikalen Schlagwörtern zu. begnügen, 
ſondern ſie muß durch feſten und einigen Zuſammenſchluß in den Or- 
ganiſationen ihre Rechte zu erkämpfen juchen. iE, 
- . Im Anſchluß an dieſe Kundgebung fänd ein Demonſtrations8- 
zug ſtatt,"an welc<em ſich mehrcre hundert Jugendliche beteiligten. Ter 
Züg, in welchem Scilder mit den Aufſchriften „Ausreichende Entſchädi- 
aitng"“, „Dreijährige Sebrgeit"“ und „Anertennung der Lehrling3aus8-“ 
Zpüſſe, getragen wurden, ging durch die Wilhelmſtraße, Kaäſerſtraße, 
Gr. Münzſtraße, den Breiten Weg zum Kaiſer-Wilhelm-Plaß. ' Mancher 
behäbige Epießbürger machte ſeinem Unwillen Luft über dieſen Zug 
ver arbeitenden Jugend, die für ihr gute3 Recht demonſtrierte. Damit 
änderten ſie aber nichts an dem wirkung3vollen Verlauf der Ver- 
 
 
  
 
 
 
  
  
 
  
 
 
  
 
 
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Deutſchnationale Mobilmachung. 
Jn der „Dresdner "VolkSzeitung“ leſen wir: 
Die Deutſchnationalen veranſtalteten kürzlich eine Jugendverſamm- 
lung im Verein8haus, die ver nationalpolitiſchen Mobilmachung der 
Jugend dienen ſollte. Da man das Auftreten einer ſtarken Oppoſition 
ſchon vorausſah, wurden die brieflich beſtellten Parteimitglieder, die 
deutſchnationalen Schüler, Penſionate uſw. bereits um 6, die übrigen . 
um 6%- Uhr in den Hinterſaal gelaſſen. Nachdem eine Kadetten- 
garde ſich am Podiiun aufgeſtellt hatte, eröffnete Sanität3rat Kretſch- 
mar die Verſammlung, die ſehr ſtürmiſch verlief, da auf die Geſchäft3- 
ordnungsanträge der Oppoſition nicht eingegangen und eine große A1n- 
zahl Jugendlicher nicht Hhereingelaſſen wurde. “ Schließlich. fam es, als 
vie Kadetten und deutſchnationalen Schüler die Arbeiterjugend mit 
Gewalt entfernen wollten, zU regelrechten Schlägereien, bei denen 
Anhänger der Arbeiterjugend von den aufgeputſchten Deutſchnationalen 
mißhandelt wurden. Herbeigerufene Sicherh eitztruppen,,die,.- 
von den Deutſchnationalen oft genug ſchmählich beſchimpft, jekt 'aber. 
freudig begrüßt wurden, kamen wohl- infolge eines noc< nicht ſofort 
aufzuflärenden Jrrtum3 den Deutſ<hnationalen zu Hilfe und ermög. 
lichten ihnen die Abhaltung ihrer revolutionsfeindlichen „Veranſtaltung. 
Die Arbeiterjugend aller ſozialiſtiſchen Richtungen verließ darauf ſingend. 
den Saal und formierte einen Demonſtrativn5zug, der durch die Stadt 
nach den Elbwieſen marſchierte, Dort fand eine Proteſtverſammlung 
ſtatt, in der Nedner ver Arbeiterjugend aller. Richtungen gegen. den 
Schuß der deutſchnationalen Heker durch die SicherheitStruppen Pro- 
teſtierten. +. 0 . - u 
Im Vereinshaus nahm inzwiſchen die ventſchnationale Veranſtal- 
tung ihren Fortgang. Bon den Reden iſt nicht viel zu ſagen. Der che- 
malige Sozialiſt und chriſtliche Geiſtliche Manren breder arbeitete 
in Völkferhaß wie immer, ſprach von der Regierung, die ſich der Straße 
beugt, von der wahnſinnigen Verblendung der Entwaffnung, der Ehren- 
haftigfeit des deutſchen Militarigmus u. dgl. m. Das Geoſcheiteſte, was 
an dem Abend geſagt wurde, waren die Ausführungen des Jugend- 
genoſſen Nagel, die felbſt die Gegner troß ihrer Ginfachheit in ihren 
Bann zwangen und die folgenden deutſchnationalen Redner zu einer 
gewiſſen Sachlichkeit veranlaßten. Das gleiche gilt von den Worten 
einer Genoſſin, die ſich gegen die deutſ<nationale Judenheke und eines 
Jugendlichen, der ſich gegen ihren Aufruf zum Franktireurkrieg im „JIa- 
oder-Nein-Plakat“" wandte. Vielleicht haben dieſe jugendlichen YVedner 
manchem der mit Nedenz3garten trunken gemachten Zuhörer eine Ahnung 
aufdämmern laſſen von der geiſtigen Arbeit, die ihre Altersgenoſſen aus 
der Arbeiterſchaft unter den denkbar ungünſtigſten Bedingungen leiſten. 
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NDS DEN 
IN X SP ABELDRESEDEIEN 
Affekt (lat.), Gemütscrregung, Leidenſchaft. 
Aula (lat.), Feſtſaal an höheren Lehranſtalten, = 
Bankerott (vom ital. banca rotta = zerbrochene Bank), öffentlich ertlörte 
Zahlungsunfähigteit. . 
Dokument (lat.), Urfunde. 
Franktireur (franz.; ſprich franftiröhr), Freiſchärler. 
Hymne (griech.), Feſtgeſang, feierliches Lied. 
Illuſion (lat.), Wahnbild, Täuſchung, Irxtum, 
Kalkulation (lat.), Berechnung, Ueberſchlag. 
Konſtituieren (lat.), die Verfaſſung feſtſeken, gründen. 
Ohligat (lat., Ton auf der 'Endſilbe), verpflichtend, unerläßlich. 
Optimi3mus (vom lat. optimus = der beſte), Neigung, alles von der 
beſten Seite zu nehmen; Vertrauenzſeligkeit.- Gegenſaß: Peſſi»- 
mi3mus3 (vom lat, pessimus == der Tchlecteſte), Schwarzſehexei, 
Pazifiſt (lat.), Anhänger des Friedens8gedankens, 
Pe (lat., Ton auf der erſten 'Silbe), trittartige Erhöhung, Rednera 
bühne. SEZEN SEEG 
Revanche (franz.), Vergeltung, Rache. . 
Schema (griech.), Vorbild, Vordrue>, Muſter. . en 
Ntopia (griech, Ton auf der zweiten Silbe), Nirgendheim, erxträumtes 
Teand: Nn aul EE Et AA BETT RIE 
  
 
 
  
und Verlaosänſialt Paul Singer & Co. Sämtlich in Berlin
	        
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