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Arbeiter» Zugend
. „Zweierlei marſchieren...
ie 8 * Gräues Kkeid und Kriegsgepä>
= *.Drückte uns die jungen Glieder, |
' Und. in 'Strömen rann der Schweiß.“
An: dem müden Körper nieder.
Sahen ſeitwärts nicht den Tann,
Nicht die früchtereifen Wogen,
Stumpf den Bli auf Vordermann,
Kam die Kompagnie gezogen.
Hauptmann rief in barſchem Ton:
.„Borwärts!. Leute! Wollt Ihr ſingen!“.
- . “"Staub'ge Kehlen brüllten ſchon,
-- “ Doch harmoniſch wollt's nicht klingen.
Neues Blühen fan ins Tal.
. . . Ungeduld'ge Beine beben,. ..
* - Bis ſte ſich im muntern Schritt " :
. Wandernd auf der Landſtraß' heben:
“Sendet Sonne ihre Glut. .
* Auch auf unbedeckte Köpfe,
- Singend ſchwenken wir den Hut =-
Wanderluſtige Geſchöpfe.
Singen zu der Laute Klang
Alten Wunderhornes Lieder,
Und im Hochgefühl der Luſt
Hebt der Takt die jungen Glieder.
SEE . Sojus er fürdie | 7
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Franz Oſterroth.
Sämtliche hier empfohlenen Werke ſind von den Parteibuchhandlungen am Wohnort
des Abonnenten, von den Parteikolporteuren und von der Buchhandlung Vorwärts
(Berlin 5W. 68, Lindenſtr. 3) zu beziehen.
Im Dienſte der Menſc<heit,
In Nr. 13 der „Arbeiter-Jugend“ vom 29. Juni 1918 Habe ich
auf zwei Bücher aufmerkſam gemacht: „Das Feuer“ von Henry
Barbuſſe und „Beethoven“ von: Nomain Rolland, Als8 Menſ<heits-
bücc er bezeichnete ich ſie, und wer von euch ſie geleſen Hat, wird dieſe
Bezeichnung gerechtfertigt finden. Seitdem hat der Verlag von Max
Raſcher, : Zürich, ſeine Kullturtätigkeit fortgeſcht und als „Europäiſche
Bücher“ bzw. in der „Europäiſchen Bibliothek“ weitere Bände erſcheinen
laſſen, die wenigſtens zum Teil zu leſen eine Notwendigkeit iſt. So
ſind in der am zweiter Stelle genannten Abteilung neuerdings exr-
ſchienen: Leonid Andrejew, „Hinter der Front“; Henry Barlöuſſe,
„Das Frühlicht“;*) H. G. Wells, „Mr. Britling ſchreibt bis zum
Morgengrauen“; endlich: „Menſchliche Gedichte im Krieg“.
Ich bringe es nicht fertig, !'dieſe Bücher kritiſch abzuwägen, weil
iq) möchte, daß ihr euch ein ſelbſtändiges Urteil bilden ſollt, Jhr
könnt es, denw es iſt nicht ſchwer. Seid ihr nicht vom tiefſten Haß
erfüllt gegen den Krieg? Habt ihr nicht Tänger als vier Jahre exr=
fahren, 'daß er ein ungeheures. Schre>nis iſt, ein AlleSvernichter? Jhr
habt die Pflicht, düe Empörung und den Haß gegen 1den Krieg in cuch
mit allen: Mitteln Feſtzuhalten undd gu ſchüren, denn die 8 iſt eure
größte und heiligſte Aufgabe: nie und nimmer gleichgültig zu
werden. Der Menſch vergißt ja. ſo leicht und ſo gern da3 Schrec-
liche, =- das liegt im ſeiner Natur. Aber 23 gibt Dinge, -deren er ſich
immer wieder erinnern muß, wenn er als Bannerträger einer ibeſſerew
Zukunft daſtehen will,
ennemmmantgen,
entnommen, während „Das Frühlicht"“ aus Barbuſſe3 Buch „Das
Feuer“ ſtammt. Beildde Romane erſchienen in der Abteilung „GEuro-
päiſche Leicher“" des Raſcherſchen Werlags, =- 'Der Preis für die Bände
der „Guropäiſchen Bibliothek“ beträgt je 2,50 MX., kartoniert. '
+) „Hinter der Front“ aſt dem Roman „Das Joch des Kricge8"“.
Seit-dem 9. November 1918 iſt jeder einzelne von euch mit teil-
haftig an der Verantwortung für dieſe Zukunft. --
Von den Romanen erwähne i<h: „Briefe eines Soldaten"; ; An-
dreas Laßko, „Fricken38gericht“; Leonhard Frank, „Der Menſch ijt gut“.
Die Aufhebung der Zenſur hat auch für dieſe Werke den Weg nach
Deutſchland frei gemacht; nun muß erhofft werden, daß all. die guten
und wahrhaftigen Gedanken auch in die Herzen der Menſchen gge-
langen. Dann, aber auch mur dann wird ſich erfüllen, was in Laßkos
„Friedensgericbt"“ der Frangoſe Marlier begeiſtert und zukunftsfroh
ausſpricht :
„Die leeren Hände müſſen ſich findemw; denn e8 gibt eine Sprache,
die wird auf der ganzen Welt geſprochen; der hungernde indiſche Kuli
verſteht ſie ſo gut, wie die Männer, die ſich ſeit drei Jahren, nur vom
Tode nicht verlaſſen, gegenüber liegen: es iſt idie Sprache !des Schmerzes,
div Sprache der Seele, die ſich aufbäumt gegen das Unrecht, daß ſie
erleiden muß. Man hat die Menichen ihinter Grenzen geſperrt, ein-
farbig angeſtrichen und aufeinanderqgchebt; in ein grauſam ſchlaues
Netz von angeblichen Pflichten und Strafen und Ghren geſchnürt, nur
damit ſie ſic nicht in dieſer angeborenen Sprache verſtändigen können.
Aber das geht jeßbt nicht länger! Darum Hat das Leid ſo
unſagbar ſchwer werden müſſen, damit alle Ketten wie Bindfaden
reißen! Die Welt liegt in den Wehen: und wird die Menſchenrechte
neu gebären, =- im hundert Jahren gründlich ausgetragen, für ewige
Zeiten geprägt. = Jhr könnt euch Heiligſt darauf verlaſſen!“
Fhr alle, die ihr Miterleber der Revolution ſeid, werdet zu Mit-
arbeitern on idem Neuen, das die Revolution brachte. Vergeßt nie-
mals, vergeßt zu Feiner Stunde, daß ihr die Träger der Zukunft ſeid
und daß die Aufgaben, die eurer harren, ganz ungeheuer ſind. D.
*
Warum ſoll der junge Arbeiter ſozialiſtiſche Bücher leſen?
ES iſt ein bekanntes Wort: „Wenn Bücher auch nicht gut oder ſchlecht
macken, beſſer oder ſchlechter machen ſie doch" auf jeden: Fall.“ Unld ge-
rade heute, im Zeitalter dex Zeitungen, Flugblätter und der Schundliütera-=
tur, iſt ein gutes Buch doppelt wertroll. Jhr habt fowieſo nicht die Zeit,
euch wahllos mit allem Gedruckten zu beſchäftigen, das euch vor die Augen
kommt. 'Guer Tag iſt angefüllt mit Arbeit, und der Abend gehört der
Erlholung uind Ausſpannung. Niemand wird e2 euch auch: verargen,
wenn ihr es vorzieht, mit euren Kameraden euch einige frohe Stunden
zu verſchaffen. Aber ihr alle, oder doch die meiſben von euch, habt doch noch
andere Intereſſen als die Arbeit und die Erholung im ſteten Wechſel,
3hr feid Arbeiter; von Jugend auf habt ihr geleun>t, das Leben als
verfehlt anzuſehen, das mur Erfüllung von Pflichten von euch forderte
und eurem Wunſch, euch zu bilden und euren Geiſt zu entwideln, Nur zu
häufig ſich widerſekte.. Dann war ein gutes Buch, das ihr irgendivo
fandet, „oft der einzige Troſt, war der Freund, der euch Aufſchluß gab
über fo mancherlei Dinge, ider eure Phantaſie. anregte und. euer Denken
belebte. Dann Habt. ihv alle die Macht des geſchriebenen Wortes er-
Fennen gelernt und erfahren, wieviel es euch geben konnte. G3 beein-
flußte euer Denken im einer beſtimmten Richtung und gab euch Antwort
auf die ernſbeſten Fragen. 'Und gerade heute iſt es beſonders wichtig,
ein richtiges Verſtändnis . für die weltbewegenden Aufgaben unſerer
Zeit zu bekommen, „um im- Kampf um das Ziel die wichtige . Stellung
einmehmen zu können. Gewiß, wir Arbeiter wiſſen auch ohne viele Worte,
wa3 wir wollen. Wir haben überraßchend IEmell erreicht, iwas - Ierefang
unſere Hoffnung war
Aber D03 allein genügt nicht. Wir müſſen amevnüblich weiter-
arbeiten aw dem Werk des. Sozialigzmus. Wir müſſen ſeine Gedanken
voll verſtehen, um ſie jederzeit und vor jedem voll vertreten zu können.
Wir müſſen wiſſen, wie unſere großen Führer gebacht [hbaben, wie jie ihre
Lehren in Handeln umgeſelßt haben, Dazu hilft eu< aber in erſter
Linie die Lektüre ſogialiſtiſcher Bücher. Jn -jodem Jugendheim liegen
ſie aus, jede Arbeiterbibliothef hat einen Vorrat von ihnem-und- ſtellt ihn
euch gern zur Verfügung. Glaubt nicht, daß es trodener wiſſenſchaftlicher
Kram iſt, mein, das meiſte iſt klar verſtändlich und: leben8voll.. Dä liegt
mir 3. B, ein: Büchlein: vor, betitelt: Jean Jaures, Sozialiſt und-Staat8-
mann, von M, Beer.*) Hier habt ihr eim getreues? LebenSbild des“ großen
franzöſiſchen Volksführers, feine3 Wirkens und Schaffens, und- zugleich
ein Jdeal ver Volksführer übenſhaupt. Wenn man das Buch: lieſt, be-
Fommt man ohne weiteres einem Begriff von der unwiderſtehlichen Kraft
unſerer Ideen, die ſolche Männer Hewvorbringen. Jeder einzelne von
euch hat die Pflicht mitzuarbeiten für dieſe Jdeen. - Aber dazu gehör
Aufklärung, Erkenntnis, Wiſſen. Alle3 da> findet ihr in den ſozialiſti-
ſchen Büchereien. Macht | iden Verſuch und Überzeugt 'euch felbfſt! “
+) Verlag für Soxialwiſſenſchaft, Berlin SW. '68, Linvenſtr. 114,
Unſere Jugendausſchüſſe erhalten Rabatt für. die Erſcheinungen. de38- Ver-
Iags und. ſollten fich ein genaues Verzeignis. kommen: [affen .. H. W.
Verantwortlich für die Redaktion: J. V.: R. Lohmann. -- Vorlag: Heinr. Schulz (Hauptvorſtand des Verbandes der Arbeiterjugendvereino Deutſchland: 3).
BuchdruFerei und Vorlaasanſtalt Paul Singer & Co.
- Druck: Vorwärts
Sämtlich in Berlin.