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ielleiht erſcheint e8 manchem befremdend, daß man. von einer
beſonderen Kultur de8 Dorfes ſpricht, ja, daß einem Dorfe
überhaupt Kultur zugeſchrieben wird, da viele geneigt ſind,
Kulturerſheinungen mehr oder ausſc<ließlich in den Lebensformen
der Städte und beſonder38 der Großſtädte zu ſuchen.
Gedankengang macht man ſich kaum klar, was Kultur eigentlich
bedeutet. Das zu erklären iſt nicht ſo ganz einfach. Das Wort
„Kultur“ ſtammt her von einem lateiniſchen Wort, da3 ſo viel
wie pflegen bedeutet.
Kultur iſt alſo etwas
Gepflegtes. Darüber
hinaus könnte man
vielleicht ſagen, Kultur
iſt die eigene Art, dio
perſönliche Empfin- Gen NS -g
dung, die ſich ihren LENA
Ausdruc ſchafft in all a
don LebensSäußerungen dR EN 3
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dos einzelnen Menſ<en 5% IN ee
oder einer Menſchenge- ZW Ne
meinſchaft, eine2: KLan-
deSteils, eine3 Volkes,
einer Zeit. So hat
jeder und alles ſeine
eigene Kultur, der
Wilde und dec Wüſten-
menſ< ebenſo wie der
Bewohner alter europa
iſcher Städte, das Al-
tertum wie die Neuzeit.
Wenn man jedoch von
einem einzelnen oder -
einer Menjc<engemein-
haft rühmt, ſie beſä-
ßen Kultur, ſo verbin-
det man -. damit nod)
den . Begriff, daß dieſe Kultur etwa8 Wertvolles ſei,
eine gewiſſe Veredlung in iden Lebensformen zum u8-
dru> bringe, und wenn man etwa ein Volk als kulturlos bezeichnet,
jo meint man, daß es eben den Lebensformen, die es ſich ſchafft,
an Veredlung fehle, daß ſie roh ſeien. In dieſem Sinne kann man
von Eultiviert und unkultiviert reden. Und von dieſem Gedanken
aus8gehend iſt man dann geneigt anzunehmen, daß der Städter
mehr Kultur beſitze al38 der Landbewohner, der Dörfler, vielleicht
weil manches in der perſönlichen Art der Stadtbewohner abge-
ſchliffener iſt, weil manches in der Stadt glanzvoller erſchzint und
im Aeußerlichen verfeinerter, als e3 die Art und Entwicklung de3
Candleben38 mit ſich bringt. Das erſcheint aber nur bei ober-
flächlicher Betrachtung ſo. Wenn man genauer zuſieht, wird man
erfennen, daß in den Städten wohl raſcher alle Bequemlichkeiten
de38 Lebens entſtehen, daß dort eine Reihe ſchaffender Perſönlich-
feiten zuſammenſtrömen, die wertvolle Kulturgüter hervorbringen
ieſe
auf dem Gebiete der Kunſt, de3 Bauweſen3 und anderem;
Einzelerſcheinungen ſind aber ſehr oft etwas Zu1-
fälliges, I<nell Wechſelnde3, nicht tief Wurzeln-
des, nicht innerlich Verbundenes, während echte,
gute Kultur hervorgeht aus der innerſten Emp
findung und Eigenart und ſich daraus folge-
richtig entwickelt, gutes Alte3 feſthält und nicht
jo ſ<nell über Bord wirft. In dieſem
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Schwediſcher Holzleuchter (grän und rol).
Henni Lehmann: Dorfkulkur:
. Sinne hat ec<te Kultur Eigenart und etwa3 Bodenſtändiges8, und
Bei ſolchem.
Dorfplaß, alter Baum und Steinkiſch in Diemarden (Hannover).
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Sfuhl aus Bierlanden (Hamburg).
Arbeiter-Iugenb- | <
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darin iſt die Dorfkultur ſogar der Stadtkultur überlegen, denn
ſie iſt beſtändiger und treuer in ihrer Entwieklung. Große Städte
in der ganzen Welt ſehen einander bis zu einem gewiſſen Grade
ähnlich, die Dörfer eine8 Lande38 dagegen ſind himmelweit ver-
ſchieden von denen eine3 anderen. Ebenſo verhält es ſich mit der
Kleidung. Die Moden in den Städten ſind einander nicht nur in
einem Lande, ſondern in allen Ländern ähnlich. Ein Kleid, ein
Hut, ider in Paris ge-
kauft iſt, kann ohne wei-
tere38 in Berlin, Wien,
Mailand, London, New
York getragen werden.
Die Dorftracht in eimem
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NGE N X trachten ſind, mögen
einige Beiſpiele zeigen.
In Mecklenburg trägt
man an einigen Stel-
len die ſogenannten
Dreiſtükmüßen, die wie
kleine Kappen. auf dent
Kopf ſien und vorn
das Haar freilaſſen, die
Warnemünder Fiſcher-
frau trägt einen Stroh-
hut, der weit über dio
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due
Stirn ragt und mit
. | = glattem, ſ<warzem Sei-
denband geſhmüdt iſt. Die Sprecwälderin hat weiße,
große Hauben. Im HSeſſiſhen und im Elſaß werden
Ropfbede>kungen mit Rieſenſchleifen getragen. Die holländiſche
Bäuerin trägt Hauben, oft aus dünnem weißen Stoff oder mit
Spitßen, die meiſt von einer Spange gehalten werden, die hinten
den Kopf umſc<ließt und oft an der Stirn in einem Goldbleich
oder einer Spirale endet. Die Italienerin hat vielfach glatt über
den Kopf gelegte, im Nacken herabhängende Tücher, die von großen
Sc<hmucknadeln gehalten werden. Dix Schwedin trägt bunte, quer-
geſtreifte Schürzen, aus Wolle oder Baumwolle handgewebt, die
bayriſche Bäuerin dunkle Seidenſchürzen, und ſo könnte man nod)
unendliche viele Beiſpiele anführen.
Die Kleidertrachten ſind natürlich nur ein Ausdru> der
Dorfkultur. Sie tritt zu Tage im Anbli> de3 Dorfes ſelbſt und
ſeiner Bauart. Sie zeigt ſich darin, wie. der Dörfler wohnt, ſzine
Behauſung mit Geräten ſc<müdt, ſeinen Garten anlegt, darin
wie er ſpricht und ſich vergnügt, wie er ißt und trinkt, ja ſelbſt
in der Art, wie er jeine Toten begräbt. I< kenne
Jriadhöfo in Fiſcherdörfern. Der eine davon liegt
auf einer Sandidüne, von der mant über da3 nicht
zu weit entfernte Meer hinausſehen kann; es iſt
beinahe, als hätten die Schläfer, die ſ9 oft auf das
Waſſer hinaus8gefahren waren und ſeinen feuchten
Hauch geatmet hatten, ſiß auc< in ihrer lekßten
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