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Unſere erwachſenen Parteigenoſſen werden uns aber gegen-
wärtig aus erklärlichen Gründen nur ſehr ſpärlich zur Verfügung
ſtehen. Die Jugendgenoſſen ſind daher faſt ganz auf ihre eigene
Kraft angewieſen und müſſen zeigen, wa3 ſie vermögen. Wert-
volle Dienſte können un3 auch die au3 dem Fcldezurüc-
gefehrten Kameraden leiſten, die früher ſchon in der
Jugendbewegung tätig waren. Viele von ihnen werden draußen
oft genug an uns gedacht und dabei den Wunſ< gehabt haben, jo
bald als möglich wieder im Dienſt unſerer Sache arbeiten zu
können. Wir heißen ſie alle in unſerer Mitte herzlich willkommen
und hoffen, daß ſie ihre liebg&vordene Tätigkeit wieder aufnehmen
werden. Mit ihnen gemeinſam wollen wir an die Arbeit geben
und überall das Banner der freien ſozialiſtiſchen Jugendbewegung .
entfalten.
„Alle Mann an Bord!“ ſei unſere Loſung. Nüßen wir die
Zeit, dann wird der Erfolg unſer jein. Richard Weimann.
N- 4
Wie arbziket die Nationalverſammlung ?
M am 6. Februar die Nationalverjammlung im Landes3-
theater zu Weimar eröffnet wurde, waren jhon tagelang
vorher Regierungs8vertreter, Parteiführer, ja ſogar ganze
Parteifraktionen des Parlament35 zu regen Boſprechungen in
Weimar zuſammengekommen. Die politiſchen Beratungen der
Nationalverſammlung haben eigentlich ſchon vor ihrer Eröffnung
begonnen. Daraus ergibt ſich, daß nur ein Teil der Arbeit des
Parlaments ſich im Plenum, zu deutſch: in der Vollverſammlung,
abſpielt. In der Tat wird dort im allgemeinen nur verhandelt,
was8 in den Regierungsſtuben, in Fraktion3- und Ausſhuß-
zimmern vorberaten worden iſt.
Nehmen wir zum Beiſpiel das erſte Geſet, das die National
verſammlung beſchäftigt hat: den „Entwurf eine3 Geſeze3 über
die vorläufige NReich8gewalt“. Dieſe vorläufige deutſche Ber-
faſſung umfaßt kaum mehr als eine Druckſeite. Aber wieviele
Beratungen und Verhandlungen ſte>en in den wenigen Ab-
ſchnitten.. Zunächſt hatte natürlich die Reich 3regierung unter
ſich über den Entwurf einig zU werden. Dann mußten die Ver-
treter der deutſchen Einzelſtaaten (alfo Preußens, Bayerns,
Sachſen8 uſw.) unt ihre Meinung und ihre Vorſchläge gehört
werden. .
Damit die Parteien nicht von dem Zunhalt des Entwurfes
überraſcht wurden und zur Vermeidung von großen öffentlicher
Auzseinanderſezungen wurde auch den Jraktionsführern der Par-
teien der Entwurf vorgelegt. Erſt als zwiſchen all dieſen In-
ſtanzen eine Einigun] erzielt war, ging die Geſcte8vorlage an
die Abgeordneten der Nationalverſammlung. . Dieſe berieten den
Entwurf nun in ihren Fraktionen. Ein ſachkundiger Redner er-
Das aſiatiſche Problem.
Eine Zugenderinüerung von Frilß MÜl ler.
D: Buffalo war auf der Thereſienwieic. Heut nachmübtag ranmie
er feine Pfähle ein mit feinen Zeltgenoſſen und ſchlug ſein Lager
auf. Buffalo Bill, der noch JIndianerkämpfe mitgemacht Hat,
der eine geworfene Glaskugel herunterſchießen fonnte in geſtreetem
Galopp, der auf der großen Zehe im ſc<aukelnden Satvvel balanzierte,
daß einem die Haare zu Berg ſtandem, Und da ſollten wir, dex Walch
Joſeph und ich, zu Hauſe bleiben, um geometriſche Konſtruktionen ein=
zuüben? Konſtruktionen, die wir noch nicht einmal „auf“ hatten, Kon-
itxuktionen, die ich ſchon lange konnte, und vie ic) nur dem Walch Joſeph
einhämmern jollte, weil der ſchwach war in ver Geometrie und ich ſtarf,
und weil jein Vaber Polizeikommiſſar war und an ix hier und da ein
Billett fürga Gärtnextheater ſ<enkte dafür, daß ich mit ſeinem Sohn Iic
Kreiſe, die Tangenten, die Paralleler und Dreie>e durc<ging.
S3 iſt ja walhr, ich hab' es gern getan,
Theaterbillette, ſondern auch wegen des vi>en Butterbrot3 mit Schmnitt=
lauch, das mir die Frau Polizeifommiſſar nah jeder Konſtruktions-
aufgabe an den Heftrand ſc<ob. Aber heute, gerade heube, ivo der
Buffalo Bill . . . Nein, das ging wirklich wicht, Aber wie entwiſchen ?
Da ſagte die: Frau Polizeikommiſſar plößlich: „Heute hab" ic) großes
Stöbern (Reinemachen), heute müßt's eure Kuhnſtrokfiiunen beim Müller
maden in ſeinexr Wohnung,“
Der Müller aber, dex war ich. Heidi, ſauſten wir in die Hergog-
Wilhelm-Straße, in den vierten Sto> hinauf, nahmen eim Rieſenblatt
Papier zur Hand, beide>tem es mit Kreiſen, mit Tangenten und Se-
kanten, mib Radien und mit Sehnen, verſchwendeten an den Schnitt-
punkten dieſer wild dur<einanverſchießenden Linien: das Feine und dars
große Alpbabet umd) einen Teil vom griechiſchen und ließ fhmuerltiche
Nicht mx wegen der
läuterte ihn, eine lange Ausſprache ſchloß ſich an, bis eine allge-
meine Klärung der ſtrittigen Fragen erzielt war. So vorbereitet
kam der Entwurf de8 vorläufigen Verfaſſung8geſezes in das
Plenum der Nationalverſammlung, wo er nun nach einer Be=
gründung durd) den Staatsſekretär Dr. Preuß und nach kurzer
Ausſprache ohne weſentliche Aenderungen angenommen wurde.
Jedes Goſetz wird nach altem parlamentariſchent Brauch einer
dreimaligen Beratung = „Leſung“ heißt das im Parlaments-
deutſch -- unterzogen. Dreimal wird e8 zur AuSsſprache geſtellt,
dreimal können Abänderungs3anträge geſtellt werden, dreimal wird
über das Gejeß abgeſtimmt. Jedoch braucht nicht jede „Leſung“
an einem beſonderen Tage vorgenommen zu werden. Mit dem
Willen de8 Parlament3 kann der Präſident die verſchiedenen
„Leſungen“ an einem Tage vornehmen laſſen. Erſt wenn das“
Geſetz in den drei Leſungen durch Stimmenmehrheit angenommen
worden, iſt es „verabſchiedet“. |
Ein anderes Schulbeiſpiel für die Schwierigkeit und die Ge-
ſhäftigkeit parlamentariſcher. Verhandlungen anßerhalb de3
großen Sitßungsſaales iſt die Regierungsbildung. Nac) dem vor-
läufigen Verfaſſung8geſeß bedürfen die Reichöminiſter
zu ihrer Amtsführung de8 Vertrauens der
NRationalverfammlung Für un38 verſtändlicher aus-
gedrüdt: Wenn die Mehrheit der Nationalverſammlung in einer
wichtigen politiſQecun Frage gegen das Reich8miniſterium
ſtimmt, muß dieſes zurücktreten. DaS iſt der Kern des vor Mo-
naten in den Zeitungen ſo viel erörterten parlamentari-
ſhen Negierungsſyſtem3. Die ReichSregierung muß
aljo gewiß ſein, in der Nationalverſammlung eine Mehrheit
hinter ſich zu haben. Dieſe gilt e8 zu finden. Das wäre einfa),
wenn die Mehrheit der Nationalverſammlun&g aus Abgeordneten
der Sozialdenmokratiſchen Partei beſtände. Die Sozialdemofratic
hat aber diur< den Spruch der Wähler und Wählerinnen von 421
Abgeordneten nur 164 erhalten. E3 fehlen ihr mithin an der
Mehrheit 47 Abgeordnete. Die Partei ſteht alſo in der National=
verſammlung vor zwei Möglichkeiten: Entweder ſie überläßt
den gegneriſchen Parteien die ganzen Regierungs8geſchäfte, oder
ſie muß ſie) aus den gegneriſchen Parteien (Deutſch-Demokraten,
Zentrum, Deutſche Volk8partei, Deutſhnationale) diejenigen her-
aus8ſuchen, die bereit und geeignet ſind, mit der Sozialdemokratie
eine Regiernng8mchrheit zu bilden. Da das arbeitende Volk dic
Revolution natürlich nicht unternommen hat, um den anderen
ſchließlich die Regierung zu überlaſſen, fomint ernſtlich nur die
zweite Möglichkeit in Betracht. -
Die ſozialdemokratiſche Fraktion der NRationalverſammlung
mußte alſo mit einem beſtimmten Regierungsprogramm an
andere Parteien herantreten und ſie fragen: ſeid ihr bereit, mit
uns gemeinſam dieſe und jene politiſchen, ſozialen und wirtſchaft-
lichen Ziele zu verwirklichen? Natürlich konnte dieſe8 Programm
nicht: ſchon bis in die Endziele der Sozialdemokratie gehen, da
ſonſt keine bürgerliche Partei zur Regierungs8bildung bereit ge-
Tertgleichtngem an den Seiten nidderhageln, daß das Wanze ausfah wie
verrüc>t gewordene Makkaroni, die ſich eine Schlacht geliefert hatten. Itt
einer Viertelſtunde waren wir ferbig.
„Wenn dieſe Linicn einer ſicht, der nichts davon vorſteht, der ſc<tvört
darauf, daß wir fünf Stunden lang darüber geſchwißt haben,“ ſagte der
Walch Joſeph, „So, jeht noch die Nevberſchrift. Wie heißen wir'5?“
„Das Pothenotſche Problem ?“
Das haben wir ſchon gehabt.
andeve3,“
„Das aſiatiſche Problem?“
„Das gibts ja gar nicht,“
„Darum grad extra, Das imponiert dei'm altem Herrn am meiſten.“
Und dann rannten wir zum Buffalo auf die Thereſienwieſe. Wav
var ein Leben draußen. Neger varen da, Judianer waren da und
Pferde,- Cowboy3 ſchrien durcheinander, es rieb uns fait die Augen aus
dem Kopfe vor lauter Schauen. =
Auch ſonſt war es luſtig gewe]
Das kennt mein Alter ſchon. Wa3
en draußen auf der Wieſe, und gq-
ſeben batten wir ſchon gar alles. Fein Zelt und feine Bude, wo wir
uns nicht hineingezwängt hätben. Daher kam es, daß das „aſiattiche
Problem“ in dcr Bruſttaſche vom Walch Joſeph eim wenig zerknittert
war, al38 er e3 abend3 ſeinem -Vater, dem geſtrengen Polizeikommiſſar,
vorweiſen mußte. Aber zufrieden war ex Doch, der alte Herr. So viele
Striche und Kreiſe hatte er moch mic auf einer Geometrieaufgabe bei
ſcinem Jojeph gejehen.
„So,“ ſagte er, „ta3 iſt alfo das „aſiatiſche Problem“! Er tat
ganz befannt damit, als ob er ſchon viel gehört hätte von dem aſiatiſchen
Rroblem, und als ob er fvoh ſei, daß er es bei feinem Sohne endlich
einmal ſab,
„Schau, ſau,“ dachte ich mir, „im hätte nicht gedacht, daß alte
Polizeikommiſſare noh ſs ſchwindeln füönnen.“ Denn ich) wußte gang bes