Full text: Arbeiter-Jugend - 12.1920 (12)

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Arbeiter» Jugend 
G. Münfkle: Kloſter Chorin. 
einen alten, lieben, erinnerung3reichen Fle>en Erde zu 
beſuchen. Oft habe id in den vergangenen Kriegs8jahren 
an ihn gedacht und mir im Geiſte die erſte Fahrt dorthin aus- 
gemalt. Heute ſoll der Vorſatz zur Tat werden. Mein Ziel iſt 
der Teil des baltiſ<en Höbhenzuges, der in der U>ermark bi3 a 
den Dderbru) ſtößt. | 
Eigentlich iſt e8 ein „Ber- 7; 
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DD ein: einmal greife ich zum Ru>ſa> und Wanderſtab, um 
liner Ausflug“. Da je- > ..'M0 
do< der baltiſche Höhben- . LM 
zug Landihaft3formen 
aufweiſt, vie ar< ancer-» 
wärt8 vorfommen, ſo PHluvium 
dürfte die Scilderung 
auc für nichtberliner Le- 
jer anregend jein. 
Zeitig bin ic am 
Stettiner Bahnhof, um 
mitzukommen. Der Zug 
fährt das Tal der Panke 
aufwärt8, bald erſcheint 
Buch. Linfs von der | 
Bahn, wo die Heilanſtalt Z 
liegt, eat Dr. Ee a . «SSB 
as bronzezeitliche Dor , APE er R ** 
au8gegraben. Dann kommt a 
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die.alte Huſſitenſtadt Ber- et % BBidoneieut 
nau mit den Neſten ehe- es AZESEIN 
maliger VerteidigungZan- ERES 
lagen. Sinter dem Städt» 5 - md 
<en fährt die Bahn durch 
Kiefer-, ſpäter Miſchwald 
bis Eber3valde. BVinter | 
der Stadt ändert ſich das Landſchaft8bild. Die Bahn ſteigt, tief 
eingeſchnitten, langſam bergan, Kicfernwald begleitet ſie. Der 
Großſchiffahrt8weg frenzt den Schienenſtrang in einem gemauerten 
Kanal. Nach kurzer Fahrt erreiche ih mein Endziel Chorin- 
<hen. Ein e<t märfiiches Dorf mit der Kirc<e und dem Dorf- 
plaß in der WMitle. I< ſchlage den Weg nac< Sandkrug ein. Ans- 
geſic<t3 des Kirchhofe38 ſteige ich recht3 auf die Höhe, den Rücken 
der Endimoräne: in ſelten erreichter Schönheit offenbart ſich mir die 
Entſtehung de3 Landſchaft5bildes, 
Als in grauer Vorzeit die letzte Vereiſung in unſerer Heimat 
zurückging, kant e8 an verſchiedenen Stellen zu einem längeren 
Stillſtand des Rückgangs. Wenn dann an einem Punkt das Ab- 
tauen längere Zeit in Anſpruch nahm, mußten die im Eis enthal- 
tenen ; 'Schuttmaſſen 
 
  
 
  
wet 
Geologiſche Stizze der Umgegend von Chorin. 
 
Boden und es bildet ſich jene ſ<ichtungloſe, vom feinſten Lehm bi3 
zum mädtigſten „Findling“ reichende Bodenart, Geſchiebelchm 
genannt. Die Grundmoränenlandſc<aft hat aber no< andere 
Merkmale, bügelige Erhöhungen wechſeln mit vertorften Senken 
und weitverzweigten Seen ab. Deutlich kann ich die38 alle3 in der 
Umgebung des Dorfes erkennen. =- War der Eisrand. ein Stüc 
zurüFgeſchmolzen, jo jam- 
melten ſic in dem zwi- 
 
7 Z ZA 7 - ; 5 75 2 . ichen Endmoräne und Eig. 
AN E 7 ; rand entſtehenden Becken 
NN 1,467 EZ die Scmelzwaſfer. Es 
bildeten ſich große Stau- 
be&en. Der Paarſteiner 
See in dieſer Gegend iſt 
ie ein typiſches Beijpiel da- 
- für. Einſtmal38 viel grö- 
ber, nahm er nach erfolg- 
 
/ Paarsteiner-See WW 
tem Durc<brugß) des 
Waſſer3 ſeine jetzige Form 
an. Viele der kleinen 
Seen verlandeten, und e3 
erinnert nur noch der 
Name des Geländes an 
ſeine „wäſſerigeg“ BVer- 
gangenheit. So tragen 
die Wieſen link8 vom 
Dorf den Namen Schul- 
zenſee. 
Wenn man dem 
Dörfhen den Nüden 
<z7 kehrt, bieten ſich dem Bli 
wieder eine Neihe typi- 
ſher Landſchaftsformen. 
Da8 Auge ſchweift über ein nach Süden abfallendes Gelände, vor- 
wiegend Kiefernwald, bis die Höhen hinter EberS8walde den Abſchluß 
bilden. Die nach Süden fließenden Schmelzwaſſermengen nahmen 
einen Teil de38 Schuttes, in8beſondere Ton und Sand mit ſich und 
lagerten ihn vor dem EisSrand ab. Lag der Eisrand hoh, ſo bil- 
deten ſich weite Schutifelder, die man mit dem isländiſchen Namen 
„Sandr“ bezeichnet. An manchen Stellen zogen ſich vom EiSrand 
große Spaltenzüge in und unter dem Eiſe hin, In dieſen ſammelte 
ſich das Waſſer und führte zur Bildung jener tiefeingeſchnittenen 
Scenketten, von denen der in der Nähe liegende Werbellinſee ein 
Beiſpiel iſt. An anderen Stellen überfluteten die geſtauten Ge- 
wäſſer die Endmoräne und bewirkten ähnlihe Erſcheinungen. 
Das Kloſter Chorin liegt an ſolc< einer Stelle, Mehr oder 
| weniger entfernt vom 
 
gewaltige Haufen bil- 
den. Da nun die 
- Ei8maſſen in einzel- 
nen Zungen und Lo- 
ben nac< Süden vor- 
drangen, ſo mußten 
die Schuttſtreifen bo- 
genförmige Geſtalt 
annehmen, Wie man 
die Ablagerungen des 
Eiſes „Moränen“ 
nennt, ſo die Schutt- 
ſtreifen am Ende des 
Eiſe3 „Endmoränen“. 
Von meinem Stand- 
ort auf dem Nücten 
der Endmoräne, der 
auf der Kartenſkizze 
durh ein weißes 
Kreuzchen markiert iſt, 
kann ich die Bogen- 
form der Höhen deut» 
 
 
  
 
  
 
 
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urmamunes „ Giſe ſammelten ſich 
AT - = die Waſſermengen, 
ZL (“ xy um vereint den näch- 
1) ] ſten Weg mc< der 
1 wur“ 543 Nordſee zu ſuchen. 
5 SEZ- 7 2,4 Die auf dieſe Weiſe 
IA <<=>> za) entſtandenen breitet 
SRULIUAER ZD,“ Täler nennen die 
| SINNZGENEN = AZ Br 4 - Geologen Urſtrom- 
LAIEN EE << 77) täler. Die vor mir 
DRSEESEN 26 BEEN liegende Seenfkette 
Z a 3 222 mit dem Ragöſer 
Fließ führt zum 
„Eber3walder Ur- 
ſtromtal*. 
Zurück zum Weg 
am Friedhof vorbei 
dur Kuefernwald 
nac<h dem Nettelgra- 
ben, dem leßten Reſt 
von jenen gewaltigen 
Waſſermengen, die 
 
   
 
  
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  
  
 
 
 
lich beobachten. u GIE EED I MERIT 10m ſeinen Weg ge- 
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und die Kakenberge? Alte Kloſterkirche in Chorin. tiefer, geſchwäßig 
aus, rechts der Hau3- 
berg, anſchließend die Plage-, Deerbrenner und Schütteberge. 
Maleriſch umſchließen die Höhen das vor mir liegende Dörfchen 
Chorin<en. Jm Nordoſten, dem Einfalltor des Eiſes, ſtreift der 
Blik über den Forſt von Chorin. 
Taut das Ei8 nun gleichzeitig und gleihmäßig auf weiten 
Strecken ab, ſo ſenken ſich die in ihm enthaltenen Einſchlüſſe zu 
murmelt er bei ſeiner 
Tätigkeit, mutig kämpft er mit den Findlingen in ſeinem 
Bett. Von da bis zum Weiſenſee wurde der Graben von den 
Mönchen fortgeführt; ſie benußten dazu eine natürliche Senke, 
| . Kloſter Chorin, .. . 
ein ehemaliges Ziſterzienſerkloſter, iſt .eine8 der ſ<hönſten friih- 
gotiſc<en Bacſteinbauwerke Norddeutſchland8. Die ſtimmungs- 
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