Full text: Arbeiter-Jugend - 12.1920 (12)

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. Veber den Wiederaufbau der Jugendbewegung im 
Neiche berichtele Verbands8jugendſekretär Genoſje Auguſt Albre<ht- 
' Berlin. Er ſchikderte die Abſplitterung der Freien ſozialijtiſchen Jugend 
von der früheren Arbeiterjugend in nicht weniger als ſe<s8 mehr oder 
weniger byperradikale Nichtungen, während nach der großen Neinigung 
die Arbeiterjugend mit ihrer neuen, feſten Organiſationsform die 
beſten Ausſichten für die Zukunft habe. Der neue Verbands3vorſtand und 
das Sekretariat haben eine lange Reihe Flugblätter, erforderliches ein» 
beitliches Verwaltungsmaterial und als Anfang einer eigenew Jugend- 
bücherei die Schrift „Sonnige Jugend“ von E. R. Müller herau3» 
gegeben. Schließlich gab Genoſſe Albrecht praktiſche Ratſchläge für ein 
möglichſt leiſtungsfähiges Kaſſenweſen. 
In der Dispuſſion über beide Referate wurde u. a. auf die 
Schwierigkeiten hingewieſen, die auf dem Lande zu überwinden ſind 
und der Wunſch geäußert, es möchten überall regjame und gebildete 
Kräfbe einſpringen. “- | 
Beim Punkt weibliche Jugendbewegung zeichnete Ge- 
noſſe Meiſenzahl ein Bild düſtevew Arbeitermädchenelends. Dem 
immer mehr ſich vergrößernden Heer jugendlicher Induſtriearbeiterinnen 
müſſen wir geigen, wo ihr Plaz iſt, Gemeinſam ſollen Burſchen; und 
Mädel8 in der Bawegung wetteifern und aufſwärdsSſteigen, gemeinſam 
wandern und ſich erholen. Allerdings iſt dies ein Stamdpunkt, der 
gegen ſpießbürgerlickhen Kaſtewzeiſt genau ſo wie gegen. eingeimpfite 
Vorurteile nicht weniger Arbeiter verteidigt. werden muß. Dieſen 
Grundſäßen wurde in der Debatte einhellig zugeſtimmt und betont, daß 
 
weibliche und männliche Jugend ja auch in Fabriken, Schundkinos und . 
dunſtgeſchwängertem Tangvöden ohne Einſpruch der Eltern gemeinſam 
zu finden ſei. or . 
Ueber die Organiſation im Bezirk Oberbiayern re- 
ferierte Geroſſe Georgi. ' Er empfahl, einen Begirk8vorſtand zu 
wählen, deſſen; Aufgabe 23 ſe, ein OrganiſationsSſtatut auszuarbeiten 
urid einen Arbeitsplan für das neue Geſchäftsjahr aufzuſtellen, Al3- 
dann wurden die Münchener 'Genoſſen- Keil zum Vorſitenden, Jxmeier . 
zum Schriftführer, die Genoſſin Paß zur Kaſſiererin gewählt, Damit 
hatte die Tagung ihr Ende erveicht. 
* 
Gegen das Gruppcnwandern! . 
Gin Halberſtädter Jugendgenoſſe ſendet uns dieſcn Beitrag: 
Das Wandern unſerer geſamten deutſchen Arbeiterjugendvereine in ſo»- 
genamten Fahrtengruppen iſt jezt bei: dem ſchönm Wetter ein viel- 
umſtritdener Purnkt. --“ Wir hatten einige Dage vorvdem Erſcheinen der 
Nummer 10 unſerer „Avbeiter-Jugend“" Gemenalverſammlung gehabt, 
wobei man der Anregung dcs Gruppenwanderns8 ſcharf widerſprochen 
botte, und da fiel mir der Artikel „Wandert in Gruppen“ beſonder3 
grell in die Augen. Ich kann es nicht aunterlaſſen, dem Verfaſſer des 
Artikels zu widerſprechen und will nun meine gegenteilige Anſicht 
äußern. == In unſerer hieſigen Arbeiterjugend anachen wir faſt alle 8 
bis 14 Tage Wanderfahrben, demen ſich in der Regel 36-45 Teilnehmer 
anſchlicken. Da kommt es bei uns, wie wohl auch in allen anderen 
Vereinigungen, mitunter zu kleinen Wortgefechten, die aber ſtet8 dem 
guden Willen des Führer5 unterbiegen. Wir wandern gemeinſam, wir 
jucben und finden auch ſo Erholung in dex Natur. Aber nicht nur das! 
"Wir zeigen den Ginwohnern unferer Heimat unſeve Geſchloſſenheit, und 
- dadurch wächſt die Bewegung der Arbeiterjugend: Wir bernen einander 
beſſer kennen, es erzählt dieſer und jener eine gute Geſchichte, ſingt ein 
Iuſtiges Lied oder hält eimen bbeinen Vortrag, =- Wir müſſen einig zu- 
ſammenhalten in unſeren Vereinen auch auf Wanderungen! Darum 
wandert geſchloſſen, zeigt den noc< über euch Lachenden euren Willen, 
werdet nicht untreu dem hohen Ziel! Einigt euch, wandert geſchloſſen]! 
„ Guſtav Wieber. 
Jugendwandern und Ingendherbergen, 
Erfreulicherweiſe wächſt in allen Kreiſen die Erkenntnis, daß das 
Wandern von ſozial-kultureller Bedeutung iſt. Sollen aber vor allem 
. der Jugend die Kräfte des Wanderns3 nußbar gemacht werden, dann 
müſſen ihr auc< al die Erleichterungen gewährt werden, die im verarm- 
ten Deutſchland irgendwie möglich ſind. Des8balb hat der ſozialdemos 
kratiſche Abgeordnete S <hr e > - Bielefeld, der bewährte Freund unſerer 
Arbeiterjugend, Anfang Juli dieſen Aufgaben erneute Aufmerkſamkeit 
au<h in den Parlamenten verſchafft. . 
Im Reichs kag brachte Schre> folgende Anfrage ein: 
Iſt die Neichsregierung bereit, das Jugendwandern als ein. 
Mittel zur Wiedergeſundung ider deutſchen Jugend zu fördern und zu 
dieſem Zwede darauf hinzuwirken, daß iu allen Gegenden Jugend- 
herbergen errichtet werden, die e8 dem Jungvolk ermöglichen, auch 
größere Fahrten mii beſcheidenen Mitteln in der deutſchen Heimat zu 
unternehmen? - 
Iſt die Regierung bereit, gu veranlaſſen, daß in den freiwerdenden 
Kaſernen und Baracd>en ſowohl Räume als auch EGinrichtung3- 
gegenſtände für Jugendherbergen zur Verfügung geſtellt werden? 
Iſt die Reichsregierung im beſonderen bereit, den Jugendvereinigun- 
gen eine Fahrpreisermäßigung auf den deutſchen Eiſenbahnen 
zu gewähren, um auf dieſe Weiſe die geſundheitlichen und ſozialen Werte 
de3 Wanderns zu ſifeigern und die Heimatkunde zu fördern? 
Zn der preußiſchen Lande8verſammtlung richtete 
Schre> folgende Anfrage an die Regierung: = 
„Bur Förderung des Jugendwandern8, das auch die Staats8- 
regierung als ein Mittel zur körperli<en und geiſtigen Geſundung der 
- 
-Urbeiter-Iugend 
nn] 
Jugend anerkannt hat, iſt e8 dringend notwendig, daß in allen Gegenden 
Preußens Jugendherbergen geſchaffen werden. - 
Jit die Staatzregierung bereit, auf die kommunalen Behörden und 
Sculverwaltungen einzuwirken, damit dieſe geeignete Näume herriche 
ten, die als freundliche Bleiben der wandernden Jugend dienen können? 
Iſt die Staatsregierung bereit, ohne Verzug dahin zu wirken, daß in 
allen Amtsbezirken uſw. ſchnellſtens wenigſtens eine Jugendherberge er- 
richtet wird, gu deren beſcheidenen Einrichtung8- und Unterhaltungs8- 
koſten alle Gemeinden beizutragen haben? | 
Iſt die Staatsregierung im beſonderen bereit, in ſtaatlichen Wäl« 
dern uſw. geeignete Plätze und Gebäude, die zu ihrer Verfügung ſtehen, 
für Jugendherbergen einzurichten oder dieſe für ſolhe Zwede den 
JIugendvereinigungen zu überlaſſen ; -- 
Wir geben der Erwartung Ausdrue,“ daß dieſem Vorgehen unſeres 
Freundes ein voller (Erfolg bejchieden ſein möge. Aber es iſt auch gut, 
wenn die Jugend ſelbſt unabläſſig drängt, denn die Bureaukratie iſt noch 
immer außerordentlich ſchwerfällig. : 
Zelanufmacungen des Haupfvorſtundes 
Eine Poſtkarte zum Reich3jugendtag! 
Der Hauptvorſtand hat zum Reich3jugendtag eine feine Poſtkarte 
nach dem Entwurf von Robrſen-Hannover anfertigen laſſen. Der Preis 
für die farbige, auf gutem Karton gedou>te Karte beträgt 30 Pf. das 
Stück, zuzüglich Porto. Unſere Vereine erhalten bei Mindeſtentnahme 
von 10 Stüc>: Ermäßigung. Lieferung gegen Voreinſendung des Be- 
trags oder durch Nachnahme direkt vom Hauptvorſtand, Berlin SW, 68, 
Limdenſtr. 3. Beſtellungen ſind baldigſt einzuſenden, da nur eine be- 
ſchränkte Auflage hergeſtellt iſt. « 
„Aundſchreiben“ Nr. 3 iſt Anfang Juli an die Beſteller abge«- 
gangen. Das Heft hat zum Inhalt: „Von lder Jugendpflege gur Jugend» 
bewegung“ von Aug, Albrecht, „Au3bau de3 Rundſchreibens", „Unſere 
nächſten Aufgaben“ von Kurt Hirche-Magdeburg, „Gründet Turn» 
abteilungen“, „Unſere Volk8tänze“ von Dora Klages, „Spielabende und 
Spielfeſte“, „Unſere Zeitſchriften im Reiche , „Zur Jugendheimfrage“, 
„Unſere Meier er an die Zuſchüſſe aus öffentlichen Mitteln“ vor 
Groß-Hamborn a. Rh., ferner Notizen über „Gewerkſchaftliche Jugerd» 
arbeit“, „Bücherbeſprechur gen“, eine Anzahl Anregungen und Bekannt» 
madcungen des Hauptvorſtande3 gum Reichs8jugendtag in Weimar, wich 
tige Notizen „Aus der Bewegung“ und Mitteilungen an alle Vereins» 
vorſtände unſerer Arbeiterjugendvereinzs. Dieſes reichhaltige Heft muß 
in die Hände aller unſerer Funkbionäre gelangen, Es kann zum Preiſe 
von 70 Pf. von unſeren Vereinen bezogen werden, ab 3 Stü> zu 60 Pf., 
ab 100 Stü> zu 50 Pf. Der Bezug für ein Exemplar und Jahr koſtet 
8 Mk., bei Mindeſtabnahme von 3 Gxemplaren je b Dik. Agitiert Über- 
all für unſer Rundſchreiben! Rundſäreiben Nr. 4 erſcheint Ende Juli, 
* 
Jeder Vereinmußberichten über ſeine Tätigkeit an ſeine 
Bezirk3leitung auf dem. Bericht8bogen des Ortsvereins, 
der vow den BVezgirksleitungen zu erhalten iſt, Fällig iſt der Bericht 
für das erſte Quartal 1920/21 vom 1, April bis 31. Juni 1920; das 
laufende Quartal iſt Ende September fällig, = . 
* 
 
 
Gin neuer Band unſerer Jungvolk-Bücherei iſt erſchienen; 
EG. R. Müller, „Dex junge Arbeiter. Emwin Ratgeber für 
ſozialiſtiſche Jugendarbeit“. Der Preis beträgt 3 Mk. Die 
Vereine erhalten bei Sammel- und Maſſenbeſtellungen hohen Rabatt, 
bei 100 Stü> und mehr beſonder38 günſtige Bedingungen. Beſtellungen 
- an die Buchhandlung Vorwärts, Berlin SW. 68, Linkdenſtr. 3, 
- | % . 
Das grüne Herz Deutſchlands, 
So heißt ein Buch über Thüringen, das Auguſt Trinius8 zum 
Verfaſſer hat. Alle, die einmal in Wort und Bild einiges Über unſer 
„grünes Herg“ erfahren möchten, ſollten ſich die Shrift anſchaffen. Das 
160 Seiten ſtarke, auf gutem Papier gedru>te Buch iſt mit einigen Ab«- 
bildungen nach Photographien ſowie einer Anzahl feiner Schwarz-Weiß» 
zeichnungen geſhmüdt, Der Text feiert in begeiſterten Worten die 
Schönheiten des Thüringer Waldes, Beſonders unſeren Jugenldgenoſſen, 
die Ende Auguſt zur Neichsjugendtagung nach Weimar fahren und danoch 
ein paar Tage in den grünen Bergen verleben möchten, ſci .da3. Büch 
aufs angelegentlichſte empfohlen. Auch für unſere Jugendbücereien 
würde -e3 ſich ſehr zur Anſchaffung eignen. Es iſt gegen Einſendung 
von 6 Mk, zu beziehen vom Hauptvorſtand, Berlin SW. 68, Lindenſtr, 3. 
  
 
 
TEEN WPC (DV E fon a 44 DS GSIESAT LINUS 
CHE SEEIBREEH dy d ' MENDES U NIE I 
MILLER 8 1: FEMmÖVWwor CU IGES AJ 
Autor (lat. Ton auf der erſten Silbe), Urheber, Verfaſſer, 
Baſis (griech.), Grundlage, 
Deviſe (lat.), Wahlſpruch. . 
Exote (lat.), Bewohner fremder Gröteile, 
Jiluſion (lat.), Sinnestäuſchung, Wahnbild.. 
Konfrontieren (lat.), Aug' in Auge gegenüberſtellen, 
Schemen (griech.), weſenloſe3 Schattenbild, Zn 
Silhouette (franz. ſprich ſiluett, Ton auf der Endſilbe), Schalttenriß. 
 
    
 
 
 
 
   
 
Berantwortlich für die Redaktion: Karl Korn, =“ Verlag: Heinr, Schulz (Hauptvorſtand de3 Verbandes der Arbeiterjugend-Vereine Deutſchlands). =“ Druc“ Vorwärts Buchdruckerei 
y “ ' 
und Verlagsanſtalt Paul Singer & Co, Sämtlich itt Berlin, 
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