Arbeiter“ Jugend
„Bildung.“
Voi: Lu do!f Drey, Münden.
in gefährlichkes Wort ſprechen wir aus. EG3 hat etwas Schellen»
bautes an ſich, und wenn wir es hören, dann haben wir den
greifbaren Eindru> von Flitterwerk, mit dem ſich der Eigen-
tümer behängt, ohne daß deswegen der darunter verborgene „Gebildete“
gebaltvoicher oder beſſer würde. Die Avbgegriffenheit de38 Wortes hat
es zu einem eitlen Aufputz gemacht, ohne Weſen und Inhalt. Das
arbeitende Volk, insbeſondere ſeine Jugend, hat eine feine Witterung
dafür, Der Grund liegt darin, daß bisher zwiſchen ihm und den „Ges-
bildeten“ eine tiefe wirtſchaftliche Kluft beſtand, und daß beiſpielsweiſe
ber Schloſſerlehrling mit ſeinem „gebildeten“ Alters8genoſſen die Vor»
ſtellung eines feingekleideben Müßiggängers verbinden konnte.
Wenn wir nicht im Zeitalter der erwachendem Maſſen dem Worie
„Bildung“ einen andeven Inhalt geben können, dann vermeiden wir es
beſſer ab3 verbraucht und nicht8sſagend. Jhr alle habt ſchon einmal eine
Götverftatue des altem Griechenlands geſehen: Edelgeformte Glieder
und große Linien erzaugen wohltuende Zuſtimmung im Beſchauer und,
" verſunken in die Schönheit der Geſtalt, vergißt man ſich arnd alles, wos
flein und alltäglich iſt. Auch die Bildung wollen wir ſo geſtalten, daß
der Anbli> eine3 ſol<en, liebevoll mit dem Meißel geſchaffenen Kunjt-
werkes vor uns auferſteht, daß wir ſtatt Deda Kraft, ſtatt Hohlheit Fülle,
ſtatt Erſtarrung Leben ſpüren.
Hier tut vor allem not, daß dieſe neue Art geiſtiger Nahrung Ge-
meingut aller werde. Alls aber, die ſie reißen können, müſſen dreier:ei
bedenken: Sie ſind zum erſtem verpflichtet, von ihrem größeren Shape
zu geben. E3 gibt. keine Erhabenheit, keine Weitabgcewandtbheit und
kein Necht auf Selbſtſucht, wodurc< ſie ſich ihver Schuld den Aermerew
gegenüber entzieben dürften. Auch keine bitteve Erfahrung, keine Müh-
jal berechtigt ſie dazu. Zum zweiten müſſen ſie wiſſen, daß nur das
Beſte gut genug 1ſt; e3 heißt Verachtung, den Ungelehrten mit Obere
flächlichteit abſpeiſen zu wollen. Welche kläglichen Mißerfolge hätte
man ſich erſparen fönnen, hätte dieſer Saß immer abs Vorbild gedient!
Und ſie müſſen drittens erfennen, daß nicht3, ſei e8 auch noch ſo heilig,
erniedrigt und entweiht wird, wenn man es beichtverſtändiich macht
und allen gibt; wenn man nur liebevoll formt, unter Einfaß der ganzen
Perſönlichkeit, dann erbebt man den Hörer und muß nicht zu ihm hitn-
wnterſteigen, | |
Aber auc Guchb geht es an, junge Genoſſen! Der EGmpfangond2
nuß froh empfangen und betarf dazu zaweierleit Verirauen zur Lehre
un? Vertrauen zum Lehrer. Man kann e3 dom Arbeiter ncht oft genug
einhämmern, daß Wiſſen Macht iſt, Statt führungsbedürſtiger Herden
werden Maſſen geſchulter Köpfe als unwiverſtehliche Armeen erſichen
im Kampf um ein menſchomwürdiges Daſein. An die Sielle der Phraſe
tritt das Urteil, an die Stelle des Schlagworts8 der Beweis, an die Stelbe
der dunklen Empfindung die Erkenntnis und die Begründung. Mit
der Einſicht in den Wert des Wiſſens und ſeine Unentbehrlichkeit
ſcivindet auc< das Mißtrauen gegen den Vermittler. Man fühlt, daß
man gins iſt in Wille amd Weg und micht au3 entgegongeſetton Welten
ſammt, wie man fürchtet,
Die 'größere Frage iſt noH nicht getan, Sie heißt: Weibon Irt-
Balt ſoll die neue Bildung haben? Und da iſt es gut, daß wir ſie mit
einem griechiſchen Vildwerk verglichen baben, denn es ſoll etwas vom
Weiſt der Alten in ihr fein, etwas von ihrom Stamtsbürgerideal des
Dienſtes für die Geſamtheit, Weſen und Notwendigkeit des States
müſſen ſo durchdringews erkannt werden, daß jever die ungeheure Mit-
verantwortung des freicn Bürgers fühlt. Die Nöto, die Bedürfniſſe,
die Aufgaben und die Unzgulänglichfeitew. des Gemeiniveſens muß jeder
ſo tiefinnerlich empfinden, daß ex darüber lernt, bedächtig ſtatt ſchroff
zu ſein, und klar zu ſehen, anſiatt ſſämperhaft zu zanken. Dann wächſt
der großartige Gedanke empor, daß man nicht für ſich geboren iſt, und
Wer ihn erfaßt, iſt reif für die Aufnahme des S9zialismus, In
„mühfamer Arbeit kämpft man fich in ſein Wirtſchaftsprograman, - ſein
Gefellſchaft8idecrl hinein, muß ſich kritiſMm alle großen Lehren zu eigen
machen und darf ſich erſt dann Sozialiſt nennen. Und die Erkenntnis
"des Grundgehaltes aller ſozialiſtiſchen Lehre ift die Brücke von Geiſtes
Bildung zur HSerzensbildung, denn dieſer Grundgedanke iſt die ſittliche
Idee dop Menſchenverbrüderung. . Gelchrt und gelernt muß es werden,
daß der Menſc<h zur. Selbſtloſigkeit, . zu Verſöhnung und Verzeihung,
au Aufopferung und Hilfe, zur Liebe geſchaffew iſt und zur frohen Ein»
ordnung in den Willen der Geſamtheit, Inu das Feld de3s Unbewe2i3s
baren, au Weltprſache und Welbziel mag fich dam jeder ſelbſt ſeinen 1 €
„Weg ſuchen,
Die Bildung einer. beſſeren Generation. muß eine Geiſtes und
Der Wog dazu heißt -
Herzensöildung für Staat und Geſellſchaft ſein,
Umermüdlichtfeit und liebevolle? Verſtändnis. Das Geheimmis des Gr=
fsfges ruht in der Begeiſterung derer, die lernen ſollen. Sieg wird er-
. xeicht, wenn fich der Lehrer hinreißen läßt von ſeinem Stoſf, Alle die
- Werden- aufgerufen. gum geiſtigen Hompf, die verkannt haben, daß nicht.
Eine veffenſtarpende Belaſtungsprobe, ſondern nur veredeltg Erziebung
: „Iinfühet zum Sozializnus, Die Jugertd bat das Wort!
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Das Vortragsbuch. Ernſte und heitere Gedichte für Arbeiterfeſte.
Ausgewählt und eingeleitet von Ernſt Preczang. 144 Seiten. Berlin,
Puchharidlung Vorwärts Preis 9 Mk.
Das Bedürfnis nach einem ſolchen Buch iſt in der organiſierten
Arbeiterſchaft jon ſeit langem wach geweſen. Nun iſt es endlic<ß daz
im Erſcheinen wird daber überall, auch bei den Jugendgenoſſen, mit
reuden begrüßt werden. Beint Urrangement von Feſten, ſoweit ſie
nicht auf beſtimmte Dichter eingeſtellt waren, machte die Auswahl ge-
eigneter, guter Gedichte immer einige Schwierigkeiten. Jeßt iſt aus dem
Vorhandenen das Beſte aus3geſucht und in einem handlichen Bück lein
veremigt worden. Kampf und Ernſt, Humor und Satire ſind die Stich»
worte, nach denen die reiHha.tige Sammlung geordnet iſt. Von älteren
Dichtern ſind u. a. Audorf, Freiligrath, Goethe, Glaßbrenner, Heine,
Jacoby, Herwegh, Pfau vertreten; von jüngeren konrmen Bröger,
Diederich, Garhmann, Kreow3ki, Clara Müller, Preczang uſw. zu Worte.
Eine kurze Einleitung über die Kunſt de3 Vortrags gibt alleriei be»
ac<ten5werte Winke. Die Mühe, die Sorgfalt und der gute Geſchmad,
mit denen das Gange zuſammengeſtellt iſt, verdient volle Anerkennung.
Den politiſchen und gawerkſ<Haftlichen Verbänden, auch denen der jugend-
Lichen Arbeiter, iſt die Anſchaffung dieſ23 zeitgemäßen Bues3, das jicher
vielen recht erwünſcht ?ommen wird, angelegentlich zu empfoatlen. In,
Upten Sinclair: Jimmie Higgins. Aus83 dem Amerikaniſchen
üb?rſebt von H. von zur Mühlen. Verlag Guſtav Kiepenheuer, Potso
dam. 321 Seiten, gbd. 12 M. 5... -
„Kaum eins von den vielen Büchern, die den Weltkricg behandeln,
iſt ſo ſehr für die Jugend aeeignet wie Jimmie Higgins, deſſen Ver-
faſſer uns ſchon durch jein früher erfchienenes Work „Der Sumpf“ be-
fannt iſt. Wobßbl ſchäßen wir auch heute noH das Schriftaen von
W. Lams3zus (Menſchenſchlachthaus) hoch ein. Ebenſo das von glühendem
Haß gegen Militor*8mus und Krieg dbeſeelte Buch von Leonhard Frank:
„Der Menſch iſt gut“. Allein Jimmie Higgins iſt von anderer Art.
Der Dichter läßt uns hier den Weltkrieg mit den Augen eines ameri
kaniſchen Arbeiter3 ſchauen. Er ſchildert den Weltkonflikt, wie er fi)
in Herz und Hirn eines Sozialiſten ſpiegelt, der, wie viele Millionen
ſciner Klaſſe, ebenfalls den Einwirkungen der Kriegs8pfychoſe munter»
worfen war, und de>t damit die ungeheure Tragik auf, der der inter
nationale SozialiSmu3 beim Ausbruch des Kricae2 fowohl al8 auch in
feinem Verlauf unterworfen war. Upton Sinclair zeigt in dieſem
Buch aber auc die unüberwindliche Kraft der ſozialiſtiſchen Jdee, di2
den armen, lieinen Higgins ſchließlich zum Märtyrer feiner Ueber-
geugung madyt, als er ſich dem Anſinnen ſeiner militäriſchen Vorgeſfepvten
widerfeßt, die ihn mittels der grauſamſten Foliern zum Verräter att
ſeinen ſozialiſtiſchen Freunden machen wollen. Gerade de8halb iſt
Jimmie Higgin8 in ſo hervorragendem Maße ein Buch für die Arbeider-
jitgend, weil es die Kraft der ſozialiſtiſchen Jde2 meiſterhaft darſtellt,
weil es gum Kampf gegen Kapitaliemus, Mititariemus und Krieg be-
geiſtert. Wir wäünſche.r dem Buch daher weiteſte Verbreitung. Es fonte.
in veiner JugendbibliotPer fehlen.
„Ia BVater8 Hoſen,“
Borlin, „Vorwärts8“-Verlag.
Der bekannie parteigernöſſiſche Humoriſt hat im dem vorliegenden
Büchlein in der Hauptfacke Fugenderinnerungen zuſammengeſtelt, Die
inhaltlich beſondor3 zu jugendlichen Arbeitern: ſprechen dürfen, Us
feinew Lehr-, Wander» und GeſelUlenjahrer gibt er allerlei zum Leftei,
Hintergrund umd Unterton find faſt durc<hweg ernſt gehalten, denn es
find Lebensgeſchehniſſe, wie ſie [ſo giemlich jedes Proletarigrduſein mit
ſich beingt. Dennoch weiß Thomas Dieſe Geſchehniſſe in das goldenc
Seuchteiw des Humors zu rüderw und ſie uns ſo ſeher zu laſſen, daß fie
uns von einer lächelnden Heiterkeit umſonnt erſcheinen. Lebverwvecht
und ungefkünſtelt ſteht alles! da, ganz wie der Tag derartige Geſchobrwiſſe
geboren werder zu Taſſen pflegt. Da ſind niemals komiſche Situgtioneww
an den Haaren herbeigezogen, micht mit dem Feuerwerk? wißelnder Worie
wird gearbeitet; aus den ſich abſpielenden Tatſachewr wächſt der Hunior
heraus, vie Kom'?? do3 Lebens gibt in loſe aneinandergereihtew Szenen
ihre Vorſtellungen, Hier und da hätte manches Stüs beſſer d.ur>-
Gearbeitet fein können, Wer Tritiſcher zu leſen gewohnt iſt, wird die
feilende Nacdjarbeit des ſorgſamen Zeichners mehr denn einmal ver-
miſſen. Aber troßdem wird ihm. das mit einem hübichen bunten Bilde
auf dem Umſchlag verfetene Werk eine vergnügte Stunde bereiten.
Und da3 iſt ja Empfehlung gemtg für die Weiterverbreiiung dieſes
Luſtige Geſhichtew von Theador Thot,
Beiteren Jugendbuches, L
PHOTo !
Papiere und Chemikalien
SATRAP
für Wandeorauinahmon, Sport,
Wisgenschaſt, Kunst
Vobeorall orhältlich .
Chemägrche Fahriäk auf Aktien, vorm,
"ZK. SCHEREN G,: Charlottenbhurg.60