Full text: Arbeiter-Jugend - 12.1920 (12)

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üchkeit anzuſchließen, ſondern ihre Kefſten Sründe und Urſachen, ihr 
Werden und Wachſen und ihre Ziele ſich auch .wirklic) innerlich zu eigen 
zu machen. . 
Wir werden Natur- und Weltgeſchichte nicht umkehren können, Dir 
werden nicht unvermittelt den Mai neben den März, die Erfüllung neben 
die Hoffnung fetzen können. Über wir werden dafür zu ſorgen haben, 
daß die Knoſpen, die der März uns brachte, nicht verkümmern oder ver- 
nichtet werden. Sie brauchen keine Treibhauskultur, um zu blühen und 
zu reifen, wohl aber den Sonnenſchein tiefen Verſtändniſſes, das ein 
zum Bewußtſein ſeiner ſelbſt erwachtes Geſchlecht dem neuen Menſch- 
heitsfrühling entgegenbringt. Dann wird dieſem März der Verheißung 
ein Mai der Erfüllung folgen. Richard Lohmann, 
 
Jugendwandern = Jugendluftk. 
Regen, Wind, wir lachen drüber. 
VWir ſind jung und das iſt ſchön. 
ui, wie raſt der Wind über Feld und Flur! Die Regenſchauer 
H flattern nur ſo durc) die Luft. Sie ſind ordentlich verängſtigt, 
wiſſen ſte doch gar nicht, wo ſie niederfallen werden. Wird ſie die 
Winds5braut dort in jenes Feld werfen, wo die zartgrünen Spitzen der 
jungen Saat ſo erſtaunt ihre Naſen m die Luft ſteken, oder da tn die 
Wieſen, wo Himmel- 
Schlechte Freunde ſind es, die den friſchen Geiſt der Jugend töten, ihre 
geſunde Lebensfreude erſti>en, unſere herrlichſten Empfindungen ver- 
flachen und verwüſten. 
Wieviel taufendmal ſchöner iſt es doc<h, ſo Sonntags hinauszuwandern 
in die immer ſich erneuernde göttliche Natur! Nichts lo>t doch die 
Jugend mehr, als Unbekanntes, Neues zu ſchauen, in der näheren Um» 
gebung der Heimat neue Waldwege, verborgene Pfade durch Feld und 
| Wieſe, immer ſchö- 
 
 
 
 
ſchlüſſel und Krokus 
und Gänſeblüm- 
den mit verwun- 
derten Augen in 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
dies wilde Treiben 
der Windsbraut 
ſchauen, oder in den 
jungen Fichten» 
ſc<lag, wo die flei- 
nen Bäumchen dem 
Regen trogzig ihre 
ſpizigen Nadeln 
entgegenhalten, als 
wollten ſie ihn aufe 
ſpießen? . 
Aber der wilde 
Uprilſturm iſt ein 
nediſcher Geſell; 
allen Berechnungen 
der Regenſchauer 
zum Lrogg macht er 
plößlich kehrt und 
ſchleudert ſeinen 
naſſen Lappen mit- 
ten unter eine-Schar 
funger Wanderer. 
Dieſe Burſchen und 
Mädel haben ihn 
gerade geärgert. 
Sangen ſie doch ihm 
zum Irotz: „Regen, 
Wind, wir lachen 
drüber“. Sein Zorn 
nüßt im aber 
nichts, denn luſtig 
ſingt die frohe Schar 
weiter: „Wir ſind 
jung und das iſt 
ſ<ön“. Und dabei 
glänzen ihre GSeſich»- 
ter, ſtrahlen und 
lachen ihre Augen 
vor Jugendluſt und 
Jugendfreude. 
Das iſt die 
rechte Jugend! Juns- 
ge Arbeiter und Ar» 
beiterinnen ſind es, 
Großſtadtkinder. Die 
ganze Woche haben 
ſie gearbeitet im 
lärmenden Fabrike |P 
ſaal, in dumpfer | 
Screib-, in ſtaubi» 
ger Nähſtube. Da . 
werden die Wangen bleich) und hohl, das Auge matt und trüb, der ganze 
Körper ſchwach und welk. Doch ihr junges Leben ſträubt ſich gegen di2- 
 
 
 
 
 
 
ſen frühzeitigen Verfall. Ihr drängendes Blut pocht „Wir ſind jung“, 
ihr nach Freude und Glüc> ſich ſehnendes Herz jubelt „und das iſt ſchön“. 
Und dieſe Burſchen. und Mädels ſind noch nicht abgeſtumpft gegen den 
Mahnruf ihrer Jebendigen Jugend. All die Lockungen der Großſtadt, 
Kino, Tanzſaal und Tingeltangel, haben ſie als das erkannt, was ſie ſind; 
 
 
 
 
nere Fle><en unſe- 
cer großen Erde 
ausfindig zu machen. 
Wie unendlich frei- 
gebig iſt doc< die 
Natur: dauernd ver» 
ändert ſie ihr Ge- 
wand, immer und 
immer wieder bietet 
ſie. dem ſchauenden 
Auge eine Ueber» 
raſ<ung. Welcher 
wunderbare Reiz 
liegt darin, auf einer 
Waldwieſe zu liegen 
und dem Leben und 
Treiben der zwei-, 
vier: und ſechsbeiniz 
gen und beinloſen 
Tierwelt zuzuſchäue- 
en! 
Oh, ihr armen, 
armen jungen Menz- 
ſchenkinder, die ihr 
glaubt, die dummen 
lebensunwahren 
Senſationsdramen 
des Kinos, die blöd» 
ſinnigen und zwei- 
deutigen Couplets 
der Tingeltangel, 
das alberne Her- 
umſpringen auf 
dumpfen Tanzſälen 
ſei Lebensfreude! 
Unſere wandern- 
de Jugend hat den 
rehten Weg gefun- 
den zu innerem 
Glüd, zu ſeeliſchem, 
edlem Genuß, 
körperlichen Ertüche 
 
 
tigung. 
Jetzt kommt die 
rechte Zeit zum 
 
 
 
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EIC SIZ ENDEN Wandern, denn der 
E ZIE ZERG CHERRY Vrühling iſt da. 
N INDE LON ER GESTE E LINKAUESCE Der Frühling mit 
EE SIEREN SS RARN WW WELPE Singen und Klin- 
e St gen, mit Sonnen»- 
ſchein und Blühen 
und Werden. Die 
WE Jugend und der 
Meet Srühling, gehören 
Zeichnung von Jiſe Schüßze-Sdqur, ſie nicht zuſammen 
in ihrem göttlichen Drang nach Werden und Freude und Jubel? Darum, 
ihr Burſchen und Mädels, kommt, wir wandern! Auch der Sturm, 
der die verängſtigten Regenſchauer durch die Lüfte jagt, kann uns nicht 
abhalten, denn 
„Regen, Wind, wir lachen drüber. 
Wir ſind jung und das iſt ſc<ön.“ 
Conrad Hahnewald-»Dresden, 
zur 
 

	        
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