Full text: Arbeiter-Jugend - 13.1921 (13)

98 | Arbeiter-Jugend 
zinander losgefaſſen, daß Millionen auf dem Schlachtfelb zerfeßt und zerſtümmelt werden, 
daß Hunderttauſende von Frauen und Kindern in der Heimat am Hungertuch nagen müſſen. 
Und nur deshalb, weil eine verbrecheriſche Geſellſchaftsklaſſe wieder zur alten Macht gelangt iti 
älbasr das Entſebliche kann wieder Wirklichkeit werden, wenn allos ſo weiter geht wie jetz, 
Die erwachſene Arbeiterſchajt, in ſechs BVarteien geijpalten, verwendet fünf Sechſtel ihrer 
Kraft darauf, ſich gegenſeitig zu bekämpfen; nur ein Sechſiel ihrer Energig bleibt für den 
Kampf gegen den gemeinſchaftlichen Feind In der proletariſchen Jugendbewegung ſieht es 
fait genau ſo aus. Nur [9 iſi es auch möglich, daß es Orte gibt, in denen die Zahl do? 
Mitglieder des D.N.Z, um ein vielfache» größer iſt als die der proletariſchen Jugendy 
bewevungen. ' 
Tas kann nur dann gnders werden, wenn ſich. unſere Genoſſinnen und Genoſſen der 
Aufgabe, die ihnen auf dieſem Gebiete geſtellt iſt, mit der uüußerſven Energie widmen. Unſer 
Glaube an Bölkerverſöhnung und Völkerverbrüderung muß in jedes jugendliche Gemötd 
getrogen werden. Wir als fühlende Menſchen können und wollen nicht auf Mitmenſchen 
die Waſſen anſchlagen, die genau ſ5 fühlen wie wir, die wie wir gusgebeutet und geſchunden 
werden von dem Gößken Kapital, der vie Welt beherrſcht umd die Menſchen aufeinanderheßi. 
Unſere Loſung ſeien vie Worte Berta pv. Suttners: „Die Waſſen nieder!“ Und dieſe Loſung 
Joli unjer Kampijruf ſein gegen jenes frevelhafte: „Dein Leben ſei dem Haß geweidt!" Mögen 
ſic) dieſe Worte feſt einwurzeln in jedes Gemüt unſerer Mitgliever und unſere Sache vox» 
würtstreiben zum Wohl der nach Erlöſung lechzenden Menſchheit! 
Bor allem gber muß gegen die deutſchnationale Jugendvergiſtung Front gemacht werber, 
die [yſtematiſch auf einen weuen Völkerkrieg hinarbeitet, Arbeitende Jugend, wache auff 
Holt Eure Kameraden aus den Sportklubs, NRfadfinder- und Spielvereinen heraus! Line 
Jugendbewegung, die die Monarchie wieder einführen und auſs neue ungezöhlte Millionen 
dem Kriegsgoti opfern und dem Clend preisgeben will, iſt unjer erbittertſter Feind. Vor 
gllem muß die ſchulentlaſjene Jugend in dieſem Ginne auſgeilärt werden, und das kann fie 
Hloß in unſeren Arbeiterjugendvereinen! 
Jieber mit dem kriegsheßenden Deutichnallonslen Jugendbunst 
Hom die Bölkerverſöhnung! Sinein in die Arbeiſerjugend? 
, „edp m 
Das Wereilein, 
Bon Gottfried Keiler, 
Dieſe ergreiſende Kinvergeſchichte, im Ton einer alten Chronit erzählt, 
Üaudet ſich im Gingang von Kellers Romon „Der grüne Seinrich*“. (Siehe 
dein Buſſa? „Zwei Nomane Gottſrieb Keller3* in vorliegender Nummer.) 
Die Werte ves großen Schweizer Dichters, vir jezt, dreißig Jähre nach 
ſeinem Tob, „freigeworden“ ſind, d. h. nachgedruc>t werden können, alloy 
zin billigen Ausgaben au? dem Büchermarki erſcheinen werden, ſollten 
künftig in keiner unſerxe Jugendbibliotheken fehlen. 
Fn meinem Heimatbvorf war in einer Erke der Kirchhoſsmauer eine kleine ſteinerne Tafel 
eingelaſſen, welche nichts als ein halb verwiitertes Wappen und die Jahreszahl 1713 
5 trug. Die Leute nannten dieſen Plaz das Grab des Hexenkindes und erzählten allerlei 
gbenteuerliche und fabelhafte Geſchichten von demſelben, wie es, ein vornehmes Kind aus 
ver Gtadt, in das Pfarrhaus, in welchem dazumal ein goitesfürdjtiger und ſirenger Mann 
wohnte, verbannt geweſen jei, um von ſeiner Gottloſigkeit und unbegreiflich frühzeitigen 
Hexerei geheilt zu werden. Dieſes jei aber nicht gelungen; vorzüglich habs es nie dazu ge- 
brach? werden können, die drei Namen der höchſten Dreieinigkeit guszuſprechen, und ſei im 
bieſer gottloſen Halsſtarrigkeit verblieben und elendiglich verſtorben. Es ſei ein außerordent» 
lich feines und fluges Mädchen in dem zarten Alter von ſieben Jahren und veſſenungeachtet 
die gallerärgſie Hexe geweſen, Beſonders hätte es erwachſene Mannsperſoren verführt und 
es ihnen angetan, wenn es ſie nur angebli>t, daß ſelve fic) ſterblich in das kleine Kind 
verliebt und Jeinetwegen böſe Höndel angefangen hätten. Godann hätte es ſeinen Unfug mit 
bem Geflügel getrieben und insbeſondere alle Tauben des Dorſes auf den Pſarrhoſ gelo>t 
und Jelbjt den jrommen Herrn perhext, daß er diejelben öſters einbehalten, gebraten und zu 

	        
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