98 | Arbeiter-Jugend
zinander losgefaſſen, daß Millionen auf dem Schlachtfelb zerfeßt und zerſtümmelt werden,
daß Hunderttauſende von Frauen und Kindern in der Heimat am Hungertuch nagen müſſen.
Und nur deshalb, weil eine verbrecheriſche Geſellſchaftsklaſſe wieder zur alten Macht gelangt iti
älbasr das Entſebliche kann wieder Wirklichkeit werden, wenn allos ſo weiter geht wie jetz,
Die erwachſene Arbeiterſchajt, in ſechs BVarteien geijpalten, verwendet fünf Sechſtel ihrer
Kraft darauf, ſich gegenſeitig zu bekämpfen; nur ein Sechſiel ihrer Energig bleibt für den
Kampf gegen den gemeinſchaftlichen Feind In der proletariſchen Jugendbewegung ſieht es
fait genau ſo aus. Nur [9 iſi es auch möglich, daß es Orte gibt, in denen die Zahl do?
Mitglieder des D.N.Z, um ein vielfache» größer iſt als die der proletariſchen Jugendy
bewevungen. '
Tas kann nur dann gnders werden, wenn ſich. unſere Genoſſinnen und Genoſſen der
Aufgabe, die ihnen auf dieſem Gebiete geſtellt iſt, mit der uüußerſven Energie widmen. Unſer
Glaube an Bölkerverſöhnung und Völkerverbrüderung muß in jedes jugendliche Gemötd
getrogen werden. Wir als fühlende Menſchen können und wollen nicht auf Mitmenſchen
die Waſſen anſchlagen, die genau ſ5 fühlen wie wir, die wie wir gusgebeutet und geſchunden
werden von dem Gößken Kapital, der vie Welt beherrſcht umd die Menſchen aufeinanderheßi.
Unſere Loſung ſeien vie Worte Berta pv. Suttners: „Die Waſſen nieder!“ Und dieſe Loſung
Joli unjer Kampijruf ſein gegen jenes frevelhafte: „Dein Leben ſei dem Haß geweidt!" Mögen
ſic) dieſe Worte feſt einwurzeln in jedes Gemüt unſerer Mitgliever und unſere Sache vox»
würtstreiben zum Wohl der nach Erlöſung lechzenden Menſchheit!
Bor allem gber muß gegen die deutſchnationale Jugendvergiſtung Front gemacht werber,
die [yſtematiſch auf einen weuen Völkerkrieg hinarbeitet, Arbeitende Jugend, wache auff
Holt Eure Kameraden aus den Sportklubs, NRfadfinder- und Spielvereinen heraus! Line
Jugendbewegung, die die Monarchie wieder einführen und auſs neue ungezöhlte Millionen
dem Kriegsgoti opfern und dem Clend preisgeben will, iſt unjer erbittertſter Feind. Vor
gllem muß die ſchulentlaſjene Jugend in dieſem Ginne auſgeilärt werden, und das kann fie
Hloß in unſeren Arbeiterjugendvereinen!
Jieber mit dem kriegsheßenden Deutichnallonslen Jugendbunst
Hom die Bölkerverſöhnung! Sinein in die Arbeiſerjugend?
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Das Wereilein,
Bon Gottfried Keiler,
Dieſe ergreiſende Kinvergeſchichte, im Ton einer alten Chronit erzählt,
Üaudet ſich im Gingang von Kellers Romon „Der grüne Seinrich*“. (Siehe
dein Buſſa? „Zwei Nomane Gottſrieb Keller3* in vorliegender Nummer.)
Die Werte ves großen Schweizer Dichters, vir jezt, dreißig Jähre nach
ſeinem Tob, „freigeworden“ ſind, d. h. nachgedruc>t werden können, alloy
zin billigen Ausgaben au? dem Büchermarki erſcheinen werden, ſollten
künftig in keiner unſerxe Jugendbibliotheken fehlen.
Fn meinem Heimatbvorf war in einer Erke der Kirchhoſsmauer eine kleine ſteinerne Tafel
eingelaſſen, welche nichts als ein halb verwiitertes Wappen und die Jahreszahl 1713
5 trug. Die Leute nannten dieſen Plaz das Grab des Hexenkindes und erzählten allerlei
gbenteuerliche und fabelhafte Geſchichten von demſelben, wie es, ein vornehmes Kind aus
ver Gtadt, in das Pfarrhaus, in welchem dazumal ein goitesfürdjtiger und ſirenger Mann
wohnte, verbannt geweſen jei, um von ſeiner Gottloſigkeit und unbegreiflich frühzeitigen
Hexerei geheilt zu werden. Dieſes jei aber nicht gelungen; vorzüglich habs es nie dazu ge-
brach? werden können, die drei Namen der höchſten Dreieinigkeit guszuſprechen, und ſei im
bieſer gottloſen Halsſtarrigkeit verblieben und elendiglich verſtorben. Es ſei ein außerordent»
lich feines und fluges Mädchen in dem zarten Alter von ſieben Jahren und veſſenungeachtet
die gallerärgſie Hexe geweſen, Beſonders hätte es erwachſene Mannsperſoren verführt und
es ihnen angetan, wenn es ſie nur angebli>t, daß ſelve fic) ſterblich in das kleine Kind
verliebt und Jeinetwegen böſe Höndel angefangen hätten. Godann hätte es ſeinen Unfug mit
bem Geflügel getrieben und insbeſondere alle Tauben des Dorſes auf den Pſarrhoſ gelo>t
und Jelbjt den jrommen Herrn perhext, daß er diejelben öſters einbehalten, gebraten und zu