Full text: Arbeiter-Jugend - 13.1921 (13)

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Die Verwirrung in der „Sozialittiſe)en 
Proletarierjugend“, 
Kürzlich fand in Berlin eine gemeinſame 
Konferenz von Jugendvertretern der „Sozig» 
Utiſchen Proletarierjugend“ und der Partei» 
fait der Unabhängigen Goziagldemofratie 
att. 
Dieſe Konferenz nahm nach längerer Aus»- 
ſprache mit großer Mehrheit folgende Reſo» 
Zution an: 
„Die Joztaliſtiſche Vroletarierjugend erbli>t in 
her U.S.P.D. die revolutionäre Nrbeiterpartei, 
bzren Verhalten fitx da38 Vorwärtsſchreiten der 
Sirbeiterbewegung bisher das fruchtbringendſtzs 
war. Sie wird anu3 dieſem Grunde mit dieſer 
Bartel zuſammenarbeiten, aber der pſycholo- 
giſchen Eigenheiten dex Jugend gedenken und 
bre Seſbijtändiagdeit als WJugenvdbewegung 
wahren.“ 
'Die „Sezialiſtiſche Proletarierjugend“ iſt 
ſomit nach zwei Jahren Trennung wieder zu 
ihrer Mutterpartei zurü&gekehrt, Damit hat 
fie olie die Aaitationsphraſen, mit denen ſie 
uns als „Barteijugend“, als „Noske- 
Jugend“ (1) bezeichnete, ſelbſt Lügen geſtraft, 
Do jie auch in der Praxis =- ſoweit ſie 
wirklich Jugendarbeit leiſtet =“ immer mehr 
gv der alten bewährten Tradition der Arbei» 
terjugend, aus der ſie hervorgegangen, zurück» 
kehrt, ſo mag ſie ſic) ſelber fragen, welchen 
vernünſtigen Sinn die ſeinerzeit mit ſo erhiß- 
ter Leidenſchaft betriebene Spaltung der 
Aſrbeiterjugendbewegung gehabt hat. 
Gänzlicher Zerfall? 
Nac<+ Leipzig ging die Hälfte der ohnehin 
eringen Anhängerzahl der „Sozialiſtiſchen 
Broldlarierjugenö“ zu den Kommuniſten 
über, doch mit dieſer radikalen Umgruppie- 
rung ſteht die Spaltungsentwielung in der 
S.P.I. nicht ſtill. Auch das oben wiederge- 
Gebene Abkommen zwiſchen den Führern der 
„Sozialiſtiſchen Proletarierjugend" und der 
Unabhängigen Partei bedeutet noch keinen 
Abſchluß dieſer Tendenz. In der „GSoziu- 
ſtiſchen Proſletarierjugend“ tobt der große 
Meinungsſtreit, der die geſamte internatio» 
nale Arbeiterſchaft zerklüftet, zur höchſten 
Leidenſchaft geſteigert, weiter aus. 
Das Zeitgeſchehen zwingt eben die prole»- 
tariſche Jugend aller. Richtungen, politiſch 
Stellung zu nehmen. Hier Arbeiterjugendbe»- 
wegung =-- dort Kommuniſtiſche Jugend! das 
pjird das Endreſultat dieſes Kampfgetümmels 
Lin Und was dann nod) an „proletarijchen 
TJugendorganiſationen“ übrig bleibt, wird 
fompfunfäöhige Großmäuſerei („Kommu- 
niſtiſche Ar beiter jugend") oder gänzlich 
Hedeutungsloſes Sektenweſen ſein. 
In der „Sozialiſtiſ<en Proletarierjugend“ 
Yrbeiter-Jugend 
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ſet ſich dieſer Klärungsprozeß zurzeit im ex» 
bitterien Kampf von nicht weniger als drei 
Nichtungen durd. Wir berichten var- 
über kurz nach der Darſtellung, die die „Frei» 
heit" von dieſen Auseinanderſezungen gad. 
Danach beſchäftigte ſich kürzlich in Groß-Bexrs 
fin eine Generalverſammlung der „GSoziu» 
Uſtiſchen Profetarierjugend“ mit der Berein» 
barung. von der wir einleitend Notiz nahmen. 
Dazu lagen ver Verſammlung drei Reſo» 
ſutionen vor. Die erſte forderte die Auf» 
(öjung der Drganijation und den 
Yebertritt zu anderen revolutionären Jugend 
organiſationen, d. 9. zu ven Kommuniſten. 
Mit 63 gegen 42 (zweiundvierzig!) 
Stimmen wurde dieſe Reſolution abge»- 
lehnt. Die zweite Reſolution „verwarf jede 
Anlehnung, ſei es in organiſatoriſcher oder 
ideeller Hinſicht, an eine Partei von links 
oder recgts. Gie erkannte die Notwendigkeit 
eines Zuſammenſchluſſes des geſamten revo» 
lutionören Rroletariats an“. Dieſe Reſolu»- 
tion wurde angenommen, und zwor 
gegen =«- null Stimmen. Das heißt alſo: ein 
großer Teil verer, die für die erſte Reſo» 
ſution geſtimmt hatten, ſowie die Anhänger 
der dritten Reſolution enthielten fich der 
Stimme. Damit war jene 'Vereinbarung der 
Funktionäre durch die Generalverſammlung 
der unabhängigen Jugend ſchroff abgelehnt. 
Die dritte Reſolution, die „ideelle“ Anleh»- 
nung an die U.S.P.D. verlangt, fiel zum 
großen G<merzg der „Freiheit“ glatt 
durd; nur ganz vereinzelte Stimmen waren 
dafür. Zum zweitenmal alſo hatte die Geo» 
neralverſammlung das Abkommen ihrer 
Funktionäre verworfen. 
Sie wollen vertuſchen. 
Dieſe Berliner Generalverſammlung be- 
feuchtet arell die heilloſfe Verwirrung in der 
„Sozialiſtiſchen Proletarierjugend“", das wüſte 
Durcheinander, das ſich) überall auch im Reich 
vemerkbar macht. Nun ſcheint die unabhän- 
gige Jugend den Zerfall ihrer Organi» 
ation zu fürchten. Kein Wunder, daß ſie, 
olange es irgend angeht, nach außen hin dis 
[hen inneren Gegenſäße zu vertuſchen 
u 
Die Berliner Organiſation der „Gozia- 
fiſtiſchen Proletarierjugend" hat ſich. deshalb 
no< einmal mit jener Vereinbarungs» 
reſolution ihres Reichsausſchuſjes und der 
Unabhängigen Partei befaßt. Und ſiehe da: 
Die Reſolution wurde vieſesmal angenom»- 
men. Dur welde Künſte und gegen welche 
Widerſtände dieſe Annahme durchgeſetzt 
wurpve, erfährt man leider nicht, denn die 
„Freiheit“ berichtet merkwürdig ?urz über 

	        
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