118 Arbeiter-Jugend
Worenaustauſch, den Handel, kein Mehrwert erzeugt werden. Nur wenn bei dem
Austauſch Arbeit verrichtet wird (Transport, Lagerung, Hisponieren uſw.), bekommt
die Ware einen Wertzuwachs. Es muß jedem Unbefangenen einleuchten, daß ein
Quantum Weizen, das auf der Börſe innerhalb einer Stunde vielleicht durch ein
halbes Dußzend Hände geht, ſeinen Wert nicht verändert; der eine an dieſem Handel
Beteiligte gewinnt das, was die anderen verlieren, die Summe der Werte bleibt
unverändert. Daraus folgt, daß lediglich dur< das Produktionskapital,
aljo im Produktionsprozeß, neuer Wert erzeugt werden kann. Nur dort, wo
neue Warenhergeſtellt werden, entſteht Mehrwert, eine andere
Möglichkeit gibt es nicht. Und zwar erklärt ſich dies daraus, daß wir es im Pro»-
duktionsprozeß nicht nur mit lebloſen Dingen, mit den Produktionsmitteln zu tun
haben, ſondern daß hier die lebendige menſchliche Arbeitskraft die aus»
Ic<hlaggebende Rolle ſpielt. Die menſchliche Arbeitskraft iſt es, die dadurch, daß ſie
Rohſtoffe mit Hilfe der Werkzeuge in neue Gebrauchsgegenſtände verwandelt, dem
Wert der Waren eine neuen Wert zuſetzt. Die in den Produktionsmitteln IteFende
tote Arbeitskraft wird durch die lebende Arbeitskraft befruchtet und neu belebt. Und
jo entwidelt ſich aus dem alten Wert ein neuer Wert, ſo entſteht der Mehr»
Wert -- das ijt die große, weltbewegende Entde>ung von Marx und Engels, die
dem Proſetariat die Augen geöffnet und ihm die Wege zur Befreiung aus dem Jo
des Kapitalismus gezeigt hat,
Wenn die Kommuniſten kommen!
Von K,. Sorn,
YPS» ie fich unſere Leſer erinnern werden, haben die Führer der kommuniſtiſchen
H 8 8 vugend vor einiger Zeit der Arbeiterjugend Fehde angeſagt. Sie hatten
/Azieg/ ihre Anhänger aufgefordert, in unſere Vereine einzudringen und unſere An»
hänger „herauszuholen“. Inzwiſchen ſind ſeit dieſer förmlichen Kriegserklärung
wieder ein paar Monate ins Land gegangen, ohne daß man von der in ſo ſchre>en-
erregenden Worten angekündigten „Oſfenſive“ etwas Sonderliches vernommen hätte.
Das geht den kommuniſtiſchen Häuptlingen offenbar wider den Strich, und ſo ſuchen
ſie denn neuerdings, ihren Mannen etwas Feuer unter den Allerwerteſten zu legen.
Außerdem hat ſich in der Zwiſchenzeit auch auf unſerer Seite manches ereignet,
was den Brüdern von links nicht gerade angenehm in die Naſen zieht. Wir haben
die Ernte von Weimar eingebracht, und ſiehe da, ſie war nach der organiſatoriſchen
wie nach der ideellen Richtung hin ein glänzender Erfolg für unſere Sache. Allent»
halben, von den Großſtädten bis in die kleinſten Landorte wirkt ſic) reges, von Bes
geiſterung und Erkentnisdrang, von Kampfluſt und Jugendfreude getragenes Leben
in unſeren Vereinen aus; die Mitgliederzahlen ſind auf der ganzen Linie in ſtetigem
Steigen begriffen. Hell flattern unſere Fahnen im Wind, und unſern Auſſtieg bes
ſlügelt die Gewißheit, daß wir auf dem rechten Wege ſind.
Dagegen bei jenen ein grämliches, von allen Göttern der Jugend verlaſſenes
Treiben, ewige Spalterei, Zänkerei und Schimpferei, und der einzige Ehrgeiz, ihren
Alten jede Dummheit und jede Lumperei bis in die tleinſten Cinzelheiten abzugue>en
und nochzumachen. Und ihr Erfolg? Nun, ſie ſelber haben auf ihrer lezien Reichs»
konferenz eingeſtehen müſſen, daß ſie -- und ſie werden ſich gewiß nicht zu ihren
Ungunſten verrechnet haben -- im verfloſſenen Jahr nicht weniger als ein Drittel
ihrer Mitglieder eingebüßt haben. Heute ſchon können ſie an den Fingern einer
Hand den Zeitpunkt herauskalkulieren, in dem ſie, wenn ſie es ſo weitertreiben, den
leßten friſchen Arbeiterjungen aus ihren Reihen werden herausgegrault haben.