Arbeiter-Jugend 127
lange unbekannt und gelangte hierher erſt zur Eiſenzeit, in der auch) echte, geſchloſſene
Töpferöfen erweisbar ſind. | " -
' Un Textilmaterial verfügte der Menſch am Ausgang der Jungſteinzeit
über die biegſame Weide, den Baſt und die Rinde von Bäumen, das Halmſtroh, vor
üllem aber über die Wolle des Torſſchafes und den Flachs. Von dem letzteren hat
man: aus dem Schlamm der Schweizer Seen alle möglichen Erzeugniſſe heraus-
gefiſcht: Garne, Fadenknäuel, Schnüre, Seile, Knüpfarbeiten, Nee, Geflechte, Ge-
webe und Gtidereien. Es beſteht alſo kein Zweifel, daß unſere Altvorderen den
Flachs regelrecht zuzubereiten und zuj ſpinnen wußten, wie auch das Vorkommen
hölzerner Brechen, tönerner und ſteinerner Spinnwirtel, von Tonſpulen und ähne-
fichem beweiſt. Das Flechten führte unmerklich zum Weben; faſt immer erſcheinen
zwar die Produkte der letzteren Kunſt als Taftgewebe, die auf jedem Flechtrahmen
hergeſtellt werden konnten, voch ſind manche ſo regelmäßig, daß wohl ſchon in dieſer
jernen. Zeit auch eine Art primitiven Webſtuhls im Gehrauch geweſen ſein muß.
Aus der Jungſteinzeit überliefert ſind Reibſteine zum Mahlen des Ge»-
treides. Die Auffindung von Brotreſten in den Pfahlbauten legt die Frage
nahe, ob die Technik des Brotbac>ens in beſonderen Defen den Pfahlbauern
gleichfalls bereiis bekannt war. Irgendwelche Beweiſe dafür haben wir nicht. Die
ülteſfen bisher aufgefundenen Backöfen gehören der altgermaniſchen und - aliſlawi»
ſchen Zeit an. Es iſt wahrſcheinlich, daß in der Jungſteinzeit die Brote mit ein-
jachen Vorrichtungen gebacken wurden.
Was wir beim Wandern lernen können.
Von Iohann Charlek. "
AP Senn wir in den Feierſtunden hinauswandern in die ſreie Natur, dann
5 & Hſollen wir nicht planlos durch Wald und Feld, über Berg und Tal ſchweifen.
Arzl Mit wachen Sinnen müſſen wir das Land durchſtreifen; beobachten und
denfen ſollen wir auf unſeren Wanderungen, dann werden wir bereichert an Wiſſen
heimkehren und uns noch lange mit rechtem Genuß der Freuden des Wandertags
erinnern. Wir brauchen dabei nicht zu fürchten, daß uns von der Schönheit der
Natur etwas verloren geht, wenn wir uns gewöhnen, mit den Augen des Natur»
kundigen zu ſchauen. Ganz und gar nicht; vielmehr werden wir die Schönheit
ojt erſt dann recht verſtehen lernen, wenn wir ihre naturwiſſenſchaftlichen Umſtände
erfonnt haben. Oft wird uns die wiſſenſchoftliche Beobachtung auf den Wanderungen
auch da Schönheiten finden laſſen, wo wir vorher gar keine vermuteten, und wir
werden dadurch zu manchem unverhofften Genuß kommen, der uns deſto mehr
ergögt, weil er eben unverhofft iſt.
Um die Heimat recht kennen zu lernen, müſſen wir damit anfangen, das Erd»
gezimmer, das ſie bildet, zu beobachten. Je nachdem, ob wir im Gebirge oder im
Vlachlſand wandern, werden die Gelegenheiten verſchieden ſein, Einbli> in den
Aufbau des heimatlichen Bodens zu gewinnen. Jedod) dürfen wir nicht glauben,
daß wir nur dort etwas lernen können, wo uns die Natur in gewaltigen Gebilden
entgegentritt; juſt das Gegenteil iſt oft der Fall. Die kleinen, unſcheinbaren Wir»
fungen der Naturkräfte, die meiſt unbeachtet bleiben, zeigen uns viel beſjer die Art
und Weiſe, wie die Veränderungen im Antlig unſerer Mutter Erde vor ſich gehen.
Darum geht nie achtlos an den kleinen Dingen in der Natur vorüber; ſie können
Cu ofl viel mehr lehren, als es die großartigen Taturerſcheinungen vermögen.
Den beſten Einbli> in das Erdgezimmer geben uns die „Auſſchlüſſe“, die Stellen,
wo uns nicht nur die Oberſläche des Erdbodens entgegentritt, ſondern wo wir auch